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Flyeralarm gönnt sich eine Frischekur

Flyeralarm Logo
Flyeralarm Logo

Flyeralarm, eine 2002 gegründete Online-Druckerei mit Sitz in Würzburg, hat seit kurzem ein neues Erscheinungsbild. Es ist dies bereits das achte Mal, dass das Druckereiunternehmen seinen visuellen Auftritt ändert. Wenn in einem vergleichsweise so kurzen Zeitraum derart viele Redesigns vollzogen werden, färbt dies unweigerlich auf die Marke und das dahinter stehende Unternehmen ab. Alarmstufe Rot. Ein Kommentar.

Corporate Design benötigt Zeit. Zeit für die Konzeption und für die Kreation. Zeit bei der Implementierung – bei großen Unternehmen oder Städten sind dies schon einmal drei Jahre und mehr. Und vor allem braucht Corporate Design Zeit, um bei den Menschen den gewünschten Effekt zu erzielen. Denn die auf Nachhaltigkeit ausgerichtete Idee eines einheitlichen visuellen Erscheinungsbildes setzt tief in der Struktur eines Unternehmens an. Und der Weg von der Unternehmensphilosophie, zur Markenpositionierung, einer davon ableitenden visuellen Entsprechung, bis hin zu dem Zeitpunkt, an dem ein Corporate Design seine Wirkung entfalten kann, ist lang.

Mal ganz allgemein: Welchen Eindruck haben sie von Menschen, die schnell und oft ihre Meinung und ihren Standpunkt ändern? In der Regel keinen guten. Zwar ist unser Kopf rund, damit das Denken die Richtung wechseln kann, wie Picabia treffend schrieb. Allzu offenkundige Kehrtwenden werden von Volkes Mund jedoch mit dem Begriff Wendehals abgestraft. Nicht selten schadet eine opportunistische Haltung dem Ansehen der entsprechenden Person schwer, nicht nur in der Politik, hier allerdings in besonderem Maße.

Auch beim Corporate Design geht es um Haltung – die nämlich des Unternehmens. Eine ausgeprägte Wechselfreudigkeit steht im direkten Widerspruch zu allen Bemühungen in Sachen Branding. Wenn Marken/Unternehmen leichtfertig die über das Design kommunizierten Werte aufgeben/ändern, wird es nicht gelingen, gegenüber Kunden wie auch den eigenen Mitarbeitern Verlässlichkeit zu kommunizieren. Vertrauen in die Marke lässt sich auf diese Weise nicht aufbauen. Ich teile die Auffassung von Paul Friederichsen: Marken müssen sich verändern, damit sie als konstant wahrgenommen werden. Denn die Veränderung ist die einzige Konstante, die es gibt. Alles ändert sich, die Art wie wir leben und wie wir arbeiten, die Technik, und auch das Form- und Farbempfinden der Menschen. Was allerdings nicht heißt, dass Unternehmen ihr Erscheinungsbild beliebig oft und in sehr kurzen Zeitsprüngen ändern sollten. Turnusmäßige Überprüfungen des eigenen Corporate Designs in einem Zeitintervall von fünf bis sechs Jahren erscheinen sinnvoll. Was wiederum nicht heißt, dass nach einer solchen Zeitspanne auch ein Redesign zwingend vollzogen werden sollte/muss.

Denn natürlich birgt der Wechsel von Logo, Hausschriften und Hausfarben nicht nur Chancen, sondern auch Gefahren. Lufthansa – drei Wochen nach Vorstellung des neuen Erscheinungsbildes wird der Blauton nachjustiert – muss sich nun die Frage gefallen lassen, ob beim Designprozess die der Marke selbst zugesprochene Zuverlässigkeit und Präzision womöglich doch nicht in aller Konsequenz beherzigt wurde. Das Nachjustieren ist meines Erachtens allerdings kein Fauxpas, wie er von den Medien der Kranich-Airline zugesprochen wurde. Schon allein aus Kostengründen ist es besser, lieber jetzt Zähne-knirschend nachzujustieren, als in drei, vier Jahren alle Flugzeuge umlackieren und alle Printerzeugnisse erneuern zu müssen. Letzteres wäre tatsächlich Image-schädigend.

Menschen sind Gewohnheitstiere. Wir wollen nicht, dass sich die Dinge ändern und dass sich liebgewonnene Marken verändern. Erst wenn die Veränderung für uns als Kunde/Nutzer einen Vorteil bietet, etwa wenn dank verbessertem Aufbau eine Website leichter zugänglich ist oder wenn im Zuge eines Redesigns Informationen auf einem Schild besser lesbar sind, sind wir bereit den mit der Umstellung erforderlichen Aufwand (Zeit für die Anpassung/Orientierung, lernen!) ohne Murren hinzunehmen. Marken benötigen nicht alle halbe Jahre eine optische Frischekur. Was starke Marken wie Lufthansa auszeichnet, ist die klare Vorstellung, was genau mit Hilfe des Corporate Designs kommuniziert werden soll. Bei Flyeralarm ist angesichts des permanenten Herumwerkelns am Erscheinungsbild und der neuerlichen Umstellung auf eine gänzlich veränderte Optik eine solche Vorstellung bis dato nicht zu erkennen. Das ist es, was das schreiend rote F vermittelt. F wie flatterhaft.

Ein rotes F. War da nicht kürzlich etwas?

Flyeralarm Corporate Design (2018)
Flyeralarm Corporate Design (2018)

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Dieser Beitrag hat 51 Kommentare

  1. Wenn man mal überlegt auf welchen Werten dieses Unternehmen aufbaut, wen wundert denn dann noch sowas? Ich bin vielmehr erstaunt, wie sich ein Haus für billigste Druckproduktionen derart mausern konnte. Ich schätze für den Redesign-Intervall wurde das Prinzip einer sich häutenden Schlange adaptiert und multipliziert mit der Anzahl der Kundenaufträge. Beschleunigung auf allen Ebenen … irgendwo passt es ja zum ALARM im FLYER Business

    :D

  2. was, wenn mit dem redesign (hoffentlich/auwei) auch ganz andere lieferzeiten und preise einhergehen? das wäre dann doch legitim, oder?

    1. Oh. Danke für den Hinweis surfguard! Ich habe das entsprechende Plugin vorerst einmal deaktiviert, dass nun wieder das jeweils richtige Teaser-Bild angezeigt werden sollte.

  3. Hab ich einen Knick in der Optik? Der untere Querstrich kommt mir viel zu lang vor. Es ist mir klar, dass die beiden Querstriche gleich lang sind, weil das F ja aus gleich großen Quadraten und Dreiecken besteht. Aber müsste/sollte man das nicht optisch ausgleichen?

    Beispielsweise könnte man den unteren Querstrich rechts verkürzen (siehe: Mitte). Oder zusätzlich den Stamm unten gleichermaßen verkürzen (siehe: Rechts), damit die Diagonale im unteren Teil dabei erhalten bleibt? Eine Alternativ wäre vielleicht auch, den oberen Querstrich rechts einen Tick zu verlängern (keine Darstellung).

    Mir kommt die rein geometrische Lösung ein bisschen zu simpel vor. Ich will natürlich nicht unterstellen, dass nicht viele Varianten ausprobiert wurden und man sich dann bewusst für die strenge Karopapier-Lösung entschieden hat. Wie seht ihr das?

    1. Sowas kommt einem länger vor, wenn man über kein ausgeprägtes räumliches Sehvermögen verfügt. Also, das soll kein Angriff sein, aber wenn man logisch denkt, ist es auch richtig, dass der untere Querstrich länger wirkt. Deine Variante macht allerdings in Bezug auf das “F” mehr Sinn, weil das “F” in der Wortmarke ja auch keine gleichlangen Querstriche hat. Deine Variante ganz rechts macht es wieder unschlüssig, weil dann alles wieder geometrisch ist.

      1. Diese Unterstellung halte ich – trotz der Beteuerung, es sei kein Angriff – für etwas unverschämt, sorry. Die von Christian Z. erwähnte Kritik teile ich. Außerdem behaupte ich mal aus dem Blauen heraus, dass es wohl DER Hauptgrund in der Typografie ist, weshalb der untere F-Strich etwas kürzer ist. Es sieht einfach falsch aus, genauso wie man den Abstand nach einem L verkürzen muss, damit es passt. Betrachtet man das Logo allerdings nicht als Buchstabe, sondern als geometrische Bildmarke, dann sind auch derartige typografische »Fehler« erlaubt. Schöner finde ich aber trotzem auch Christians Beispiel.

    2. Schön, dass du das sagst. Deine mittlere Variante erscheint mir deutlich ‚perfekter’. Das war auch mein allererster Eindruck. Und ich finde auch, dass man dem Auge entgegenkommen sollte, wann immer man kann. Es soll richtig aussehen und nicht die Geometrie befriedigen.

  4. Hm das “F” an sich gefällt mir ganz gut, aber es passt überhaupt nicht zu dem Schriftzug “Flyeralarm”.
    Zum Corporate Design an sich: Haben die Geld oder Zeit zuviel, dass die sich jedes Jahr seit 2015 ein neues Corporate Design zulegen? Das kann sich doch nicht rechnen? Bin seit mehreren Jahren immer mal wieder Kunde und habe gerade mit Schrecken festgestellt, wieviele Redesigns ich in den ganzen Jahren verpasst habe. Schließe mich da Achim an, dass ist völlig wahnwitzig. Ein CD sollte man alle 5-10 Jahre überdenken. Und nicht jedes Jahr.

  5. Lieber Achim,
    Erst einmal Danke für diesen Artikel mal wieder. Ich muss sagen in Ihrer Stammtischparolen-Polemik: “Menschen sind Gewohnheitstiere” stimme ich Ihnen überhaupt nicht zu. Zumal Sie sich In Ihrem Pamphlet auf Flyeralarm ziemlich oft widersprechen & oft widersprechen ist das was sie Flyeralarm mit dem neuen Corporate Design ankreiden. Gehen Sie doch ein wenig mit der Zeit. Denn Die ist schnelllebig. Gerade in Bezug auf das web ändern sich Trends, Gewohnheiten und Standards rasant. Heutzutage kann es auch Konzept sein Brandings regelmäßig aufzufrischen und anzupassen “” und nicht alle 10 Jahre eine komplette Kehrtwende zu starten. Sie haben doch erfreulich festgestellt: Von Leuten die Ihre Meinung komplett ändern, hat man keinen guten Eindruck. „Auffrischen“ klingt doch ganz anders als Meinung ändern, finden Sie nicht? Mich nervt der konservative Ansatz in dem Artikel. Schon das Konzept eines Soft-Relaunch in Frage zu stellen ist einfach eine obsolete Meinung. Wie gesagt, gehen Sie mit der Zeit, sehen Sie das ein bisschen lockerer. Mit Konservativismus ist man in dem Job nicht gut dran.

    1. Es spricht nichts gegen einen Soft-Relaunch und es spricht auch nichts gegen die kontinuierliche Evolution als Konzept in der Markenführung. Beides setzt allerdings voraus, dass es kompetent umgesetzt wird. Man benötigt visuelle Brücken, die auch vom “normalen” Betrachter noch verstanden werden, damit der Wechsel akzeptiert und als professionell und geplant wahrgenommen wird.

      Flyeralarm hat sein vorhandenes Gestaltungs- und Farbkonzept über den Haufen geworfen, Punkt. Beim deep dive in die Website trifft man dann auf Altlasten, wie den nicht geänderten Thumbnails. Das wirkt (und ist) hektisch und voreilig. Und die Historie der Redesigns bestätigt dem (auch un-)geübten Auge dann, was das ist: generisch, marktschreierisch, planlos und aufgrund der durch CEWE belegten Farbe eine Kopie des Wettbewerbers.

      Falls das beabsichtigt war, würde mich die Intention dahinter brennend interessieren. Nachvollziehbar ist es für mich nicht.

    2. Lieber David,
      in 7 Jahren 7 mal das CD/CI zu ändern ist komplett banane. Punkt. Das zeugt davon, nicht zu wissen wo man hinwill und nicht im Ansatz zu verstehen, dass Interessenten und Kunden Zeit brauchen, eine neues CD/CI mit der Marke in Zusammenhang zu bringen. Zeig mir EIN erfolgreiches Unternehmen, das es wagt, so oft das Gewand zu wechseln. Also: Kritik daran ist kein Konservativismus oder obsolete Meinung (interessante Wortwahl btw) sondern im Sinne des Unternehmens dringend angeraten. Also ist eher deine Meinung hier obsolet.

  6. Oh eine Firma mit rotem Logo. Das ist ja mal was besonderes. Besser als dieses violett, das sieht man ja überall.

  7. Das logo passt jetzt zum Gurkenverein, das alte Erscheinungsbild war viel zu hochwertig für die gebotene Leistung.

    1. Puh, bin auch kein großer Verein des Unternehmens und noch weniger des Redesigns, aber hier werden die Äußerungen langsam wirklich ein bisschen deftig. Wieso schaffen es so viele nicht, wenigstens ansatzweise sachlich zu bleiben?
      Aber gut, mit solch entlarvenden Kommentaren tut sich keiner einen großen Gefallen.

      1. Was ist daran deftig? Ich habe selten ein Unternehmen mit dieser Support-Philosophie erlebt. Auf Fragen wird nicht eingegangen, die kostenpflichtige Option “Zahlung auf Rechnung” entpuppt sich auch als “Vorkasse”, da der Rechnungsbetrag sofort bei Auftragsbeginn fällig wird – das wird aber verschwiegen.

        Außerdem werden Termine nicht eingehalten, Facebook-Kommentare nicht freigeschaltet und Drucke sehen mies aus.

        Gut, es hat für Außenstehende nichts mit dem neuen Logo/Auftritt zu tun, für mich aber sehr viel! Die neue Erscheinung verstehe ich als Warnung, weil Minderwertigkeit propagiert wird. Mit dem “alten” Flyeralarm hat die aktuelle Firmenstruktur hinsichtlich Qualität und Fairness nichts mehr zu tun – die ständige Anpassung der Logos passt sehr gut dazu.

      2. @Alfons: Ich kann Ihre Behauptungen so nicht bestätigen, wir haben nur selten Probleme, dann war bisher der Support völlig in Ordnung und die Mitarbeiter am Telefon hilfsbereit und nett. Lieferzeiten wurden bisher eher unterboten, der Druck ist ok. Man bekommt was man bezahlt.

        Wir arbeiten mit Flyeralarm nur bei Produkten zusammen für die unsere Hausdruckerei ihre Maschinen nicht anstellen würde und andere Digitaldrucker horrende Summer verlangen.

  8. Mir erging es genauso. Ich sah gestern nur R*O*T!
    Das bisherige Erscheinungsbild von flyeralarm, mit Violettton als Basisfarbe, kam vergleichsweise sauber, klar, seriös und bodenständig rüber. Es war v.a. im Onlinedruckerei-Gewerbe unverwechselbar.
    Und gut lesbar.
    Seit meinem ersten Besuch auf der (neuen) Seite flimmert mir nur noch alles vor Augen. In der Usability ist die Seite plötzlich unübersichtlich (aufgrund des vielen Rots), sehr anstrengend in der Handhabung und wirkt vergleichsweise billig.
    Ob jetzt CEWE oder ein anderer Dienstleister aus ähnlichem Branchen-Zweig herhalten muss, sei mal dahingestellt – ich hatte gestern allein zwei Dienstleister im Browserfenster offen, die ebenfalls ein Rot in ihrem CI enthalten. Beide besser umgesetzt, deutlich übersichtlicher, aber eben auch ROT. Also, weshalb ständig verschlimmbessern? Ich verstehe es NICHT.

  9. Ausgezeichnet kommentiert, Achim ;-)
    Schade, dass die meisten Kommentare nur auf die formalen Dinge eingehen.

    Ich sehe es wie Joey, der schnellebige Wechsel ist Banane und wird kein Erscheinungsbild festigen. Der permanente Designwechsel zeigt mir klar auf, dass man sich nicht festlegen will oder kann. Genau das beschleunigt die zitierte Schnellebigkeit. Es geht nicht um die aktuelle Sommerkollektion, die im nächsten Jahr wieder out ist. Wenn das Design durchdacht ist, sollte es einige Jahre überstehen, auch ohne es alle vier Wochen zu hinterfragen. Hier steht eher zu vermuten, dass ein Mitbewerber aufgeholt hat oder ähnliche Farben nutzt und man sich wieder in Erinnerung bringen möchte – zur Not auch mehrmals im Jahr.

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