Der italienische Automobilhersteller Ferrari feiert im Jahr 2022 ein Jubiläum. Fünfundsiebzig Jahre nach Gründung durch den ehemaligen Rennfahrer Enzo Ferrari veröffentlicht das Unternehmen einen Markenfilm samt Jubiläumslogo.
Auszug der Pressemeldung
Fünfundsiebzig Jahre nachdem der berühmte 125 S aus dem Werk in Maranello gerollt ist, hat sich rund um die Marke Ferrari eine große Gemeinschaft von Fans, Kunden und natürlich auch Mitarbeitern entwickelt, die über alle Altersgruppen und Nationalitäten hinweg durch ein gemeinsames Gefühl der Zugehörigkeit und Leidenschaft verbunden sind. Diese Ferrari-Familie steht im Zentrum eines neuen Films, der das Logo zum 75-jährigen Jubiläum vorstellt, mit dem die fünfundsiebzig Jahre, in denen die Automobilwelt revolutioniert wurde, gefeiert werden. Im Film wird das Logo durch ein Mosaik von Mitarbeitergesichtern zum Leben erweckt, eine perfekte Art, die Menschen zu würdigen, die tagtäglich für den Erfolg von Ferrari sorgen. „Für dieses besondere Jahr haben wir eine besondere Ikone geschaffen: eine Skulptur, die aus Tausenden von Komponenten besteht, die hier in unserer Fabrik ‘geschmiedet’ und von meinen Ferrari-Kollegen Stück für Stück in Position gebracht werden“, erklärt Ferrari-Präsident John Elkann. „Sie ist ein Symbol des Ferrari-Geistes“.
Kommentar
Dass Ferrari eine einzigartige Automarke ist, lässt der zum Jubiläum veröffentlichte durchweg konventionell gemachte Markenfilm nicht erkennen. Meines Erachtens eine enttäuschende Präsentation, weil sie zeitgemäßes Story-Telling, Authentizität und handwerkliche Präzision vermissen lässt. Auch im direkten Vergleich mit Image-Filmen und Markenmanifesten anderer Automobilmarken wie Kia, Audi oder Tesla wird dies deutlich. Die von Ferrari-Präsident Elkann angesprochene „Skulptur“ entpuppt sich als gewöhnliches Puzzle. Bei genauem Hinsehen erkennt man zudem, dass es sich bei den im Markenfilm gezeigten Abbildungen von Mitarbeitern („Mosaik“) lediglich um Dummies handelt und nicht etwa um Fotos echter Mitarbeiter, so zumindest mein Eindruck.
Konzeptionell wie handwerklich finde ich das Ergebnis wenig überzeugend. Was Markenkommunikation betrifft, scheint Ferrari in den 2000er-Jahren stehen geblieben zu sein. Während im Grunde alle Automobilhersteller in den letzten 10 Jahren ihr Markenlogo überarbeitet haben, manche sogar mehrfach, was keinesfalls als positive Bewertung meinerseits missverstanden werden sollte, ist das aufbäumende zügellose Pferd („Cavallino Rampante“), das Markenzeichen von Ferrari, seit Jahrzehnten unverändert. Dies kann man nun als Zeichen von Verlässigkeit und Konstanz werten, oder aber als Ausdruck von Stagnation respektive Rückständigkeit. Im Zusammenspiel mit dem vorgestellten Markenfilm dominiert eher letzteres.
Mediengalerie
Weiterführende Links
Geht mir spontan auch so.
;) https://www.ev-akademie-thueringen.de/
Und? DER SPIEGEL feiert auch seinen 75. Andere ebenso …
Bezüglich des Jubliäumsvideos stimme ich Achim zu.
Der Grundgedanke zum Logo ist auch nicht falsch, allerdings glaube ich, dass das Ferrari Logo zu den letzten Logos auf der Welt gehört, die neu gedacht werden müssen. Jeder weiß: Pferd Emblem bei Autos = Ferrari. Ob man hier und da Details ausbessern sollte, ist glaube ich eine andere Baustelle.
Genau um die Überarbeitung – nicht die Veränderung – geht es ja im Kommentar. Als erfahrender Design-Kritiker weiß Herr Schaffrinna bestimmt, was er mit „neu denken“ aussagen möchte.
Ich schätze ihn und seine Kompetenz ebenfalls sehr. Das war auch gar nicht so gemeint, wie Sie es verstanden haben. Ich meine nur, ob es das wirklich braucht? Weder radikal neu gestalten noch ausbessern?
Pferd + Sportwagen = Porsche!
Ich klinke mich gerne einmal ein, auch um Missverständissen vorzubeugen.
Ich habe nicht geschrieben und bin zudem auch nicht der Meinung, dass das Ferrari-Logo „neu gedacht“ werden müsse. Und selbstverständlich „muss“ eine Marke wie Ferrari nicht deshalb ihr Logo modifizieren, weil es der Mittbewerb so macht. Das Logo von Coca Cola ist ebenfalls seit vielen Jahrzehnten unverändert. Der große Unterschied zwischen Coca Cola und Ferrari ist allerdings, um dieses Beispiel einmal aufzunehmen: bei Coca Cola wird kontinuierlich an der Markenidentität gearbeitet. Und das sieht man auch. Während der Brausehersteller sich in der Werbung oder über das Packaging Design immer wieder neu zu erfinden scheint, wirkt die Kommunikation beim italienischen Autobauer schwerfällig und seltsam „outdated“. Mit einem Facelift allein beim Markenlogo ist es da meiner Meinung nach nicht getan. Es müsste vielmehr darum gehen, die Markenkommunikation ganzheitlich zu verbessern. Auch die Darstellung der Modellbezeichnungen wirkt, als sei diese in den Nullerjahren hängen geblieben.
Fun Fact: das Pferdchen wurde mal in Stuttgart etwas “aufpoliert”. Ich kenne die Agentur von meinem Praxissemester, frühe 2000er…
https://www.seidldesign.com/2010/02/15/redesign-ferrari-logo/
Pferd + schnelles Auto = Ford Mustang.
Ich finde das Logo von Ferrari einfach zeitlos schön, da muss man nicht alle fünf Jahre etwas verändern. Wie beim Daimlerstern, da hat man den Fehler schnell erkannt und wieder korrigiert.
Ich persönlich finde die Silhouette des aufsteigenden Pferdes zeitlos und schön
(in klein und weit weg – also nur als Signet am Auto oder Schlüsselanhänger).
Die Gestaltung des Pferdchends selbst ist eher solala. Schaut man auf eine Großdarstellung – unvermeidbar im Digitalen Umfeld – offenbaren sich einige Mängel. Das merkwürdige Augenzwinkern, die wurst-/zapfenhafte Rossschweifhaare und das etwas verzerrte Rumpf/Hals Verhältnis. um nur das Gröbste aus meiner Sicht zu erwähnen.
Also das Video finde ich furchtbar. Furchtbar laut, furchtbar hektisch, nix ruhiges, edles, klassisches. Einfach nur Holzhammer und Motorenlärm. Furchtbar.
Ich hätte das ganze mit ruhiger klassischer Musik gestaltet, längere Takes, chronologisch die Highlights der 75 Jahre gezeigt. Ferrari hat so extrem schöne Autos, und davon sieht man hier nix.
Und zum Logo: die 75 finde ich cool gestaltet, aber die Überarbeitung des Logos ist unnötig bzw. empfinde ich sogar als Fehler.
Anhand welcher Informationen macht man fest, dass das keine echten Mitarbeiter sind? Und selbst wenn, die Elemente im Video sind so klein, dass man da eh nix erkennen könnte.
Herr Schaffrina meint hier eine gelungenes Redesign, d.h. das der Charakter des Logos bzw. der Marke nicht verändert wird.
Schön hier zu sehen:
https://www.designtagebuch.de/norwich-city-erneuert-vereinswappen/
Berichtigen Sie mich bitte, wenn ich falsch liege.
Mit freundlichem Gruß
Typisch italienisch, typisch überheblich, typisch laut, typisch kitschig … immer das bisschen etwas zu viel. Leider wenig bis keine Klasse, keine Finesse. Schade.
Porsche hat das bei seinen 70 Jahren DEUTLICH “schöner” und “besser” gemacht, finde ich.
Siehe:
https://www.strichpunkt-design.de/de/work/70-jahre-porsche
Schnittige Autos können Sie bauen, die Italiener. Aber von Logos sollten Sie besser die Finger lassen. Und damit meine ich nicht das Pferd. Es ist das Erkennungssymbol der Marke Ferrari und als solches weltweit bekannt. Kann man lassen.
Nein, es ist das Jubiläumslogo mit der Zahl “75”. Das Konglomerat wirkt wie aus der Zeit gefallen und könnte stilistisch auch aus dem Jahr 1975 stammen. Ein dilettantischer Erstsemester-Entwurf.
Und auch der Imagefilm kommt verkrampft und wenig überzeugend daher. Insgesamt alles sehr enttäuschend. Leider mal wieder eine vergebene Chance.
Arrogantester Kommentar 2022 schonmal sicher hier :)
Besonders weh tun mir diese diagonal gestellten Jahreszahlen. Nach dem Motto “schreibt das noch rein, sonst weiß keiner, wofür die 75 steht”.
Die “Skulptur” ist nach innen gerichtet eine tolle Idee, um Mitarbeiter/-innen mit zu nehmen. Im “epischen Imagevideo” wirkt sie aber verloren; oder, wie du bereits schreibst: “Enttäuschend”.
Ein lustiger Zufall ist übrigens die Ähnlichkeit der Ziffer “7” mit der aus deinem vorherigen Beitrag zur G7-Präsidentschaft von Deutschland. Vor allem in Verbindung mit der kreisrunden Form der 5 bzw. des Gs.
Bezugnehmend auf die “Dummy”-Fotos könnte ich mir durchaus vorstellen, dass es echte Mitarbeiter-Fotos sind, die mal für Werksausweise gemacht wurden. Dafür spricht die Haltung der Personen und die halbwegs einheitliche Kleidung in Firmenfarben (z.B. für Werker/-innen in der Fertigung).
Es könnte schon sein, dass es sich bei einer geringen Anzahl der Fotos um Abbildungen von tatsächlichen Mitarbeitern handelt. Fakt ist, dies ist bei genauer Betrachtung zu erkennen, dass im Rahmen der betreffenden Videosequenz Dubletten zum Einsatz kommen und eben auch nur Dummy-Grafiken, die lediglich aus einem Umriss bestehen. In dem gezeigten Mosaik wurden diese dann, offenbar um Aufwand zu vermeiden, recht hemdsärmelig zusammengefügt. Teilweise finden sich in dem Mosaik, wie die Grafik unten zeigt, sogar die gleichen Dubletten-Kombinationen.
Würde es sich bei dem Jubiläum um eine Autowerkstatt in Hintertupfingen handeln, könnte man über derlei handwerkliche Defizite hinwegsehen. Wer für sich jedoch Premiummarke beansprucht, sollte dies auch über die Kommunikation erkennen lassen können.
Sherlock ;)
Was mit tatsächlich – nicht nur bei Ferrari – immer häufig auffält, ist die falsche Verwendung der Social Media Logos. Ich habe das Gefühl, dass die jeweiligen Guidelines und vorgeschriebenen Darstellungsmöglichkeiten nicht beachtet werden. Facebook: altes Logo, inzwischen kreisrund. Instagram: hier wird das App Icon und nicht das Logo dargestellt. Twitter: Blauton ist zu hell. YouTube: Diese Variante ist keine offizielle Variante des Logos. LinkedIn: Negatives Logo nur in schwarz oder weiß, oder blaues Logo mit weißer Schrift. Kurzum: keines der im Video dargestellten Social-Media Logos ist korrekt.