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(fehlende) Inspiration für Globetrotter

Globetrotter Kataloge

Wo wir gerade beim Thema Reisen sind. Vielleicht hat es der ein oder andere dt-Leser ja schon mitbekommen, dass ich ein ausgeprägtes Faible fürs Reisen habe. Einmal im Jahr gönne ich mir eine Auszeit. Mit Rucksack und Zelt geht es dann in den Südwesten der USA, zum Wandern auf Teneriffa oder entlang des GR 20 auf Korsika. Vor jeder Reise steht die Planung. Für mich ist sie Teil der Reise. Ich kann stundenlang Reisebücher lesen, Karten wälzen und Kataloge (offline/online) nach Ausrüstungsgegenständen und Kleidung durchforsten. Dabei lasse ich mich unwahrscheinlich gerne von dem verwendeten Fotoartwork auf Reisen mitnehmen. Kurzum: Die meisten Outdoor-Kataloge sind ungemein inspirierend. Das gilt auch für die „Handbücher“ des größten Outdoor-Versandhandels in Deutschland, Globetrotter.

Tatsächlich war ein Covermotiv eines Handbuchs einmal für mich der Auslöser, eine Reise nach Norwegen anzutreten. Ich wollte unbedingt, nein ich musste auf diesem Ding stehen, diesem Stein, der in einer Felsspalte feststeckt und der rund 1.000 Meter senkrecht nach unten stürzen würde, so er denn den Kontakt zu den Felswänden verlieren sollte – „Kjeragbolten“ nennen ihn die Norweger. Und so stand ich einige Wochen später auf dem Kjeragbolten, mit wackeligen Beinen zwar, aber ich stand drauf.

Als ich dieser Tage die Sommerausgabe 2011 aus dem Briefkasten zog, war die Ernüchterung groß. Das Cover (rechts oben) lässt so gar keine Fernwehstimmung aufkommen. Anders als sonst, ist auf der Titelseite keine Landschaftsaufnahme zu sehen, sondern erstmalig ein Gemälde, das den Eindruck erweckt, als sei es von einem Foto abgemalt worden. Julian Huss, so erfährt man auf der Innenseite, hat es gemalt. Nun will ich ganz sicher nicht den Stab über einen Maler brechen, nichts liegt mir ferner. Was ich mich frage ist, was denn die Marketing-Abteilung von Globetrotter dazu veranlasst haben mag, dieses Motiv auf die Titelseite zu befördern? Das Motiv, die Stilistik und der gewählte Ausschnitt stellen mit Blick auf die bisherigen Cover einen Stilbruch dar.

Die gemalte Titelseite will so gar nicht zur bisherigen Linie passen. Im Vergleich zu den Fotoaufnahmen ist die Sogwirkung gleich null. Es zieht nicht, es fesselt einen nicht. Als Inspirationsquelle waren die Vorgänger-Kataloge deutlich stärker. Die Lust am Reisen wird mir der neue Katalog freilich nicht nehmen können. Die nächste Tour ist schon in Planung. Und weil das in der kalten Jahreszeit nicht Wenige tun, wünsche ich allseits viel Spaß dabei. Wer mag, schreibt in einem Kommentar, wo es hingehen soll. Vielleicht kommt ja doch noch eine inspirierende Fernwehstimmung auf.

Dieser Beitrag hat 42 Kommentare

  1. Ich schätze, man hat beim 2011er Motiv eine Inspiration im Kopf gehabt, hat es aber nicht geschafft, diese Gedanken entsprechend visualisiert zu bekommen. Ein mutiger Versuch, hat aber nicht gezündet.

  2. Ich bin schockiert – oder ist das ein Fake???

    Nein, im Ernst: Ich hatte mal auf dem Flohmarkt einen “Kraft-durch-Freude”-Kunstband gekauft, weil ich mich während des Studiums mit nationalsozialistischem Realismus beschäftigt hatte. Dort sind ganz ähnliche Illustrationen drin! – Und zudem noch schlecht illustriert!

    FURCHTBAR!!!

    Warum macht man so was, wo es doch so viele großartige Fotografien in diesem Bereich gibt???

  3. Meine erster Eindruck war auch “KdF”…. ich vermute auch, dass Globetrotter eher an die Reiselust der 50er-Jahre erinnern wollte (Wandertouren durch Natur und “heile” Welt)…dafür wären allerdings quietschbunte Farbbilder besser gewesen.

  4. Zum Reisethema: Neuseeland lässt mich nicht mehr los!
    Welcher Teil genau? Egal! Ob Nord- oder Südinsel – zu entdecken gibt es überall mehr als die Reisezeit hergeben könnte. Aber bis zum nächsten Trip muss ich wohl nich ein Weilchen warten.
    Achim: Wohin werden dich deine Planungen als nächstes verschlagen?

  5. Vielleicht haben die auch nur versucht, sich von den Reisekatalogen von grossen Reiseanbietern, die eigentlich auch alle gleich aussehen, zu unterscheiden. Dies ist gelungen, wenn auch nicht wie gewuenscht. ;-)

  6. … am härtesten, neben der gemalten Szenerie ist e.E. das verschämte “Träume leben”, was den Gesamteindruck aufkeimen lässt, “Globetrotter” traut sich nicht recht, Abenteuer zu verkaufen.

  7. Das Cover ist irgendwie komisch… stimmt… aber hey… auf den Inhalt kommt’s an. Wobei der neue Katalog auch innen etwas emotionsloser wirkt als der Vorgänger… oder täusche ich mich?

Kommentare sind geschlossen.

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