Nach einer mehr-wöchigen Übergangsphase stellt Facebook im Laufe des Tages nun alle Profilseiten und Fanpages auf ein neues Design um. Innerhalb eines Rundgangs werden die Neuerungen erklärt, so auch die neue Position der Hauptnavigation. Statt vertrauter horizontal angeordneter Reiternavigation, befindet sich nun unterhalb des Profilbildes eine mit Icons versehene Linkliste. Da das Profilbild maximal 540 Pixel hoch sein kann, rückt die Hauptnavigation damit auf vielen Seiten aus dem zentralen Blickfeld.
Facebook erklärt, die neue Position entspräche der Erwartungshaltung der Nutzer. Angesichts der vielen tausend Websites – allen voran den Nachrichtenportalen –, die in den vergangenen Jahren ihre Navigation aus dem linken Bereich hoch in den Header gezogen haben, darf man diese Aussage seitens Facebook durchaus einmal in Frage stellen. Und das machen wir dann auch einmal:
Viel wichtiger als die Position ist ja die Gestaltung. Die frühere Anordnung war klarer als »Hauptnavigation« zu erkennen. Die einzelnen Punkte erschienen größer und »wichtiger«.
Aber das alte System hat auch nur bei wenigen Menüpunkten funktioniert. Facebook wollte da sicher einfach aufräumen und ein System haben, dass bei 20 Menüpunkten noch genauso funktioniert wie bei 5.
Zunächst mal etwas grundsätzliches, entdeckt gestern beim ZAPP Medienmagazin (NDR Fernsehen):
Facebook: Undurchsichtiger Umgang mit Daten (von Jasmin Klofta)
Na, heute schon gepostet? Erstaunlich, wie viele Menschen ständig das Bedürfnis haben, banalste Erlebnisse, intimste Vorlieben oder peinlichste Fotos durch das Internet an die Gott und die Welt zu schicken. Nicht bei Facebook zu sein, gilt langsam schon als Makel. Und seit man sich auf dieser Internetseite verabredet, um arabische Regime zu stürzen, gilt Facebook sogar als eine Art Garant für Meinungsfreiheit. Wenn es allerdings um das eigene Unternehmen geht, dann hat man Opposition nicht so gerne. Kritiker werden massiv bekämpft. Und während Facebook vom unglaublichen Mitteilungsbedürfnis seiner Nutzer lebt, zeigt sich das Unternehmen selbst äußerst verschlossen.
Link zum Filmbeitrag
Facebooks Erklärung für die Änderung erscheint mir zwar etwas sonderbar, aber ich finde den Schritt logisch. Last.fm hat mal was ähnliches gemacht. Obwohl die Reiter-Navigation oben natürlich prominenter war, war sie mit sechs Buttons auch sofort vol. Und ich glaube die wenigsten haben geschaut, ob es »dahinter« noch mehr Reiter gibt. Diese waren ja unglücklicherweise nur über ein Aufklappmenü erreichbar. Mit der neuen Navigation können nun auch zehn oder mehr Buttons einen gleichberechtigten Platz finden, auch wenn dieser unter dem Avatarbild etwas unglücklich außerhalb des Sichtbereiches liegt.
Allesinallem finde ich die Lösung also praktischer, aber sicherlich immer noch verbesserungswürdig.
Ich verstehe sowieso nicht, warum alle die Navigation immer im Kopfbereich ansiedeln. In der Regel ist die horizontale Auflösung doch viel größer als die vertikale. Dann kann ich die Pixel für die Navigation doch lieber in die linke Seite packen!?
Gut, bei Facebook würde es nicht viel bringen, da die Seite nicht dynamisch in der Breite wächst und sich durch die Änderung kein Gewinn in der vertikale ergeben hat…
Ich finde die Änderung aber trotzdem gut, von der Auswahl der position, aber die Anzeige sollte man dominanter gestalten, sodass es besser als Hauptnavigation der Seite erkennbar ist.
Sich längere Inhalte durch vertikales Scrollen zu erschließen, ist allseits akzeptiert, horizontal scrollen nicht. Braucht man ein flexibles und nahezu beliebig erweiterbares Menü, so ist das nur schwer horizontal realisierbar. Insofern ist die Änderung für mich grundsätzlich nachvollziehbar.
Insgesamt finde ich das Navigationskonzept von Facebook aber grauenhaft. Ein Beispiel ist der Menüpunkt “Freunde”. Bin ich auf der Startseite, so verbirgt sich hinter dem Menüpunkt “Freunde” eine E-Mail-Account-basierende Suchfunktion nach weiteren Freunden. Unter Profil gibt es an der gleichen Stelle, den gleichen Menüpunkt “Freunde” mit exakt dem gleichen Icon. Klickt man das dort an, so hat der Menüpunkt aber eine ganz andere Funktion: die Auflistung der bestehenden Freunde. Wenn man auswendig lernen muss, in welchem Kontext ein und derselbe Button welche Funktion hat, dann ist das das Gegenteil von intuitiver Navigation.
@Benny: Ja eben. Ne vertikale Menüleiste nimmt dem Content im Prinzip mehr Platz in der Breite weg als ne horizontale, weil der Content ja selten das Menü umfliesst und darunter auf einmal breiter wird. Die klaut also generell mehr Platz als sie eigentlich braucht, da alles darunter auch selten durch andere Inhalte aufgefüllt wird. Und da müsste dann auch zwangsweise mehr gescrollt werden. Eine horizontale Leiste ist daher viel platzsparender, stört auch nicht so sehr und ist eher im Blickfeld.
Dafür muss ne horizontale Leiste auch aufgeräumter sein und gerade bei Facebook mit seinen 467416278 Funktionen wirds da schwer.
Über einzelne Veränderungen bei Facebook kann man streiten. Im Sinne einer Facebook-weiten Angleichung finde ich den Schritt ziemlich clever. Auch auf der Startseite gewinnt die Navigation links weiter an Bedeutung, und die vielen Punkte dort könnte man nur schwer in eine horizontale Leiste bekommen (und selbst wenn, wird das irgendwann schwer zu erfassen). Gewöhnt man sich also einmal an diese Anordnung, ergibt das plattformübergreifend Sinn.
Insgesamt merkt man, wie ich finde, immer deutlicher, dass Facebook Google viele herausragende Entwickler abwirbt. Zwar hat man noch gelegentlich mit Stabilitäts- und im Moment v.a. mit Spam-Problemen zu kämpfen, aber insgesamt, besonders in Usability-Fragen, entwickelt sich diese Plattform in sehr erfreulich.
Dienstag habe ich das neue Mail-System von Facebook verpasst bekommen, mit dem echte E-Mails (ja, username@facebook.com), Facebook-Messages und Chathistory zu einem Stream je Kommunikationspartner zusammengefasst werden. Gewöhnungsbedürftig, aber unterm Strich sehr gelungen, wie ich finde. Es bleibt spannend.
Im Gegenzug merkt man jüngst meines Erachtens auch, dass Google langsam uninnovativer wird: Die neue Google-Docs-Übersicht zum Beispiel mag mir nicht recht gefallen, sie ist einfach nicht so intuitiv und praktisch wie ältere Google-Produkte, etwa Gmail oder Chrome. Da mir Google als Unternehmen weit sympathischer ist als Facebook, finde ich diese Entwicklung schon etwas schade. Aber so ist eben der Lauf der Dinge.
@david, hast du schon mal orkut ausprobiert? Würde mich interessieren wie das so ist im Vergleich zu Facebook.
@Patrick, meistens nimmt die vertikale ebend keinen Platz weg, da eh schon etwas da war (wie z.B. bei Facebook das Bild). Ggf. könnte zum Beispiel die vertikale Navigation auch mitscrollen, sodass man zum navigieren nicht immer hochscrollen muss. Ich würde jedenfalls gerne mal wieder eine gute Webseite mit vertikaler Navigation sehen.
Interessant wären auch mal neue Navigationskonzepte. Mich würde zum Beispiel interessieren ob es möglich ist, eine gute Seite zu entwickeln die auf einem Navigationskonzept ähnlich Android/iOS oder Windows/MacOS ist. Sprich quasi ein Desktop mit Icons oder ähnlich einem Explorer / Finder.
Ich finde die neue Anordnung logisch. Auf der blauen Leiste oben kann man durch Facebook hindurch navigieren, auf der linken Seitenleiste durch die Seite hindurch. Der Inhalt ist in der Mitte und rechts sind Vorschläge. Jetzt fehlt nur noch, dass das neue Design auch auf Kommentar- und Bilderseiten übernommen wird.
Finde die Navigation links übersichtlicher und schöner. Siehe auch https://www.behance.net/. Komme gut damit zurecht. Ich finde, man kann diese Navigation garnicht als Standard-Hauptnavigation sehen sondern eher als Subnavigation zum Profil.
@Benny: Ich bezog mich da eher allgemein auf Websites, nicht Facebook speziell. Eine mitscrollende Navi gabs auch oft genug, hat sich aber nicht durchgesetzt, da sie nicht funktioniert, wenn bei kleinen Auflösungen nicht alles ins Fenster passt und dann abgeschnitten wird.
Es kommt halt immer auf den Umfang, die Anzahl der Punkte und die Art des Inhalts an, welche Variante besser ist und in den meisten Fällen hat sich eben die horizontale Version durchgesetzt.
Gut, aber was hätte denn dagegen gesprochen, die horizontale Navi mit einer zweiten oder gar dritten Ebene auszustatten, sodass sie strukturierbar wäre? Da wir überdies nur eine begrenzte Anzahl an Navigationspunkten erfassen können, ist eine Begrenzung auf 5–8 Punkte keinesfalls ein „Problem“, sondern vielmehr eine sinnvolle Maßnahme.
Mmh… und wie navigiert man unter iOS und Androide oder etwa auch innerhalb Coverflow-ähnlichen Applikationen und Webkarussell-Lösungen? Ich denke, beides kann man mittlerweile als „gelernt“ bezeichnen.
@david Dank Dir! Die Änderung bei Google-Docs hatte ich noch nicht bemerkt.
Ich denke, dass der Satz
sich nicht wie du es meinst allgemein auf Internetseiten, wie auch Nachrichtenportale, bezieht, sondern die Anordnung der Navigation innerhalb von Facebook. Denn dort herrschte lange Zeit eine gewisse Inkonsequenz, so war auf der Startseite ein Teil der Navigation links, auf Profil- und Fanseiten aber neben dem Profilbild horizontal.Mit diesem Schritt wird das Design in Facebook angepasst, nicht generell an die Erwartungen im WWW.
Wobei hier auch fraglich ist, wer sich nun an wen anpasst. Facebook hat über 500 Millionen Nutzer, könnte man nicht also auch denken, dass Facebook-Nutzer auf Nachrichtenportalen die Navigation vertikal links erwarten ?
hier zum groben oberthema:
https://vimeo.com/18929176
:-)
Mir gefällt die neue Navigation auf der linken Seite ganz gut. Wichtig ist mir nur, dass die Navi stärker als solche dargestellt werden sollte – sie geht doch ziemlich im Rest der Seite unter und wird vielleicht von einigen Usern als solche gar nicht erkannt. Jedenfalls ist diese Version nun besser als der Mischmasch aus “oben” und “links”.
@Guido: Ich stimme dir absolut zu, was den Menüpunkt „Freunde“ betrifft. Der hat meiner Meinung nach keinen Sinn: Ich will keine Freunde via Mail einladen, sondern meine Freundesliste durchsuchen. Wie soll man darauf kommen, dass man erst „Profil“ anklicken muss und dann denselben Menüpunkt „Freunde“? Das muss unbedingt gebessert werden!
… und weiter geht’s mit der begleitenden Berichterstattung zum Thema Facebook & Co.:
Ich klicke, also bin ich – wie mein „digitales Ich“ zur realen Gefahr werden kann
(ARD Monitor, 10.03.2011)
Habe ich was verpasst? Ich wüsste jetzt nicht wann die Navigation nicht unter dem Profil bild war??
Finde es fast ein wenig schade – der Durchsetzung des Blogdesigns sei Dank (?) – dass man im WWW fast nirgendwo mehr linke Menüleisten findet. Gerade bei Webmagazinen mit vielen Kategorien hatte diese Form der Navigation schon was für sich. So musste man nicht immer wieder nach oben scrollen, um Menüpunkte anwählen zu können, sondern hatte das Ganze direkt links neben dem Text. Kann diesbezüglich Benny nur zustimmen. Habe auch das Gefühl, dass hier auf vielen Seiten eine schicke zeitgemäße Optik der Usability vorgezogen wird. Vielleicht gelingt es Facebook ja Dank seiner Mächtigkeit tatsächlich ein Revival des linken Menüs zu forcieren. Hätte ich nichts dagegen. ;)
Der Kritik an der Benutzerfreundlichkeit von Facebook kann ich mich auch nur anschließen. Unglaublich nervig diese Freundesgeschichte. Wenn man schnell nem Freund eine Nachricht schreiben will, gelangt man über die eigene Pinnwand meist schneller zu dessen Profil als über die Navigation. Grundsätzlich ist Facebook immer unnötig kompliziert, wenn es um Funktionen über den Standard (Pinnwandeinträge) hinaus geht. Da gibt es noch ne Menge Nachholbedarf, gerade bei einer Seite, deren Klientel in weiten Teilen aus einem netzunaffinen Publikum besteht.
“Mmh… und wie navigiert man unter iOS und Androide oder etwa auch innerhalb Coverflow-ähnlichen Applikationen und Webkarussell-Lösungen? Ich denke, beides kann man mittlerweile als „gelernt“ bezeichnen.” (Zitat #12)
Jap, darauf wollte ich hinaus. Zumal horizontales scrollen auf nicht mobilen Geräten auch mal langsam kommen könnte. Mit einem Macbook oder MagicPad ja sowieso easy, aber die meisten normalen Mäuse unterstützen dies auch schon ewigkeiten.
Wenn ich meine Statistiken angucke, dann haben 90%+ eine horizontale Auflösung von 1200 und mehr Pixeln. Immerhin noch 50-60% haben 1600 Pixel und mehr. In der Höhe schwangt das Ganze aber nur zwischen 900 und 1100 Pixel (abzüglich der Adressleiste, Menüleiste etc.).
Bei dem großteil der User müsste also eine Webseite die breiter als 800-900 übliche Pixel ist, also ohne Probleme sichtbar sein. Alle anderen User (Mobile Phones, kleine Laptops) müssten halt mal horizontal scrollen. Aber man könnte ja ohne Probleme die wichtigsten Teile der Webseite in einen Bereich packen, der für die üblichen 1024 optimiert ist.
Wann wurde denn bitte dieser “Standard” etabliert, dass 1024 optimiert sein muss? Vor 8 Jahren? Alles wandelt sich, aber ausgerechnet das nicht? Wir haben Webseiten die alles mögliche können, aber alles muss in 900 Pixel gequetscht werden?
In die Diskussion würde ich gerne noch sehr konstruktiven Input von den Information Architects werfen: iA’s 2006 Facebook Designs, Redesigned. Sie gehen einen deutlich anderen Weg, für die Facebook-GUI, den ich sehr begrüße. Schade, daß das so nicht umgesetzt wurde.(c) March 8, 2010 by Oliver Reichenstein, http://www.informationarchitects.jp/
@Benjamin
Startseite gefällt mir schon sehr sehr gut. Bin mir nicht 100%ig schlüssig ob ich die Kommentarfunktion in der 3. Spalte so gut finde. Würde gerne noch mal unterseiten sehen, vor allem die Profilansicht.