Die Evangelische Landeskirche in Württemberg hat ihr Erscheinungsbild überarbeitet, erstmals seit 30 Jahren. Mit dem behutsam weiterentwickelten Corporate Design sieht sich die Landeskirche wieder auf der Höhe der Zeit.
Die Evangelische Landeskirche in Württemberg ist die fünftgrößte der insgesamt 20 Gliedkirchen der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD). Der Landeskirche gehören rund 1,8 Millionen Christen in 1.200 Kirchengemeinden an. Nach drei Jahrzehnten war es an der Zeit das visuelle Erscheinungsbild zu erneuern. Das im Sinne eines evolutionären Schrittes angepasste Corporate Design biete mehr Flexibilität und gestalterische Spielräume, so die Landeskirche.
Auszug der Pressemeldung
„Mehr Gestaltungsmöglichkeiten, größere Farbauswahl, eine gut lesbare Schrift und ein Logo mit frischer Anmutung: am Ende der Überarbeitung steht ein klares, schnell erfassbares und leicht wiedererkennbares Design, das auf der Höhe der Zeit ist“, so Oliver Hoesch, Leiter des Referats für Publizistik und Medienkompetenz im Evangelischen Oberkirchenrat in Stuttgart. „Gerade die neuen Möglichkeiten bei der Farbgestaltung lassen viel Spielraum für ansprechende Gestaltung. Die Kolleginnen und Kollegen aus dem Evangelischen Medienhaus haben einen tollen Job gemacht.“
Auch am Logo der Landeskirche wurde Hand angelegt. Das Kreuz bleibt als Wiedererkennungsmerkmal erhalten, allerdings ist es zukünftig in weiß gehalten und in eine violette Kreisfläche eingebunden. Die zweizeilige Wortmarke, bisher zentriert unterhalb der Kreuz-Bildmarke platziert, ist nun linksbündig gesetzt und rechts vom Kreuz positioniert. Statt in der schmal gestellten Helvetica Bold Condensed ist die Wortmarke nun in dem Open-Source-Font Sarabun gesetzt. Zudem wechselt die Schreibweise: statt in Versalien ist die Wortmarke in Gemischtschreibweise angelegt. Die Sarabun wird gleichzeitig die neue Hausschrift der Landeskirche.
Offiziell ablösen wird neue Corporate Design das bisherige Erscheinungsbild zum 1. Advent 2024. Entstanden ist das neue Corporate Design in Zusammenarbeit mit dem Evangelischen Medienhaus, einer hundertprozentigen Tochtergesellschaft der Landeskirche.
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gefällt! Wiedererkennbarkeit gewahrt, aber wirkt deutlich harmonischer.
Täuscht der Eindruck, oder hat man beim Kreuz nicht nur die Farben invertiert, sondern auch an den Strichstärken und Proportionen des Kreuzes Hand angelegt?
Eine kleine aber feine Optimierung. Was mir positiv ins Auge sticht ist, daß der Querbalken des Kreuzes etwas runtergesetzt wurde und somit die “Oberlänge” etwas ausgewogener wirkt.
Durch die Gemischtschreibweise hat man die etwas unglücklichen aussehenden Kapitälchen gut umschifft.
Als evangelischer Christ fände ich es angesichts der kontinuierlich sinkenden Mitgliederzahlen besonders wichtig, dass sich unsere Kirchen visuell einheitlich präsentieren und nicht als einzelne Gliedkirchen darstellen. Nur so können sie in Zukunft in einer immer säkularer werdenden Gesellschaft noch wahrgenommen werden. Deshalb ist mir unverständlich, weshalb die Kirche in Württemberg in einem Purpurton erscheint, während die traditionelle Farbe der evangelischen Kirche bzw. der EKD ein dunkleres Violett ist.
Interessanter Punkt! Darüber habe ich auch schon nachgedacht (Hast Du da Mega-Churches vor Augen, oder wie kommst Du darauf?).
Dann aber wohl konsequent einheitlich im EKD-Look, oder? Der bräuchte dann aber auch erstmal etwas Erfrischung.
Hallo Roger,
die meisten Mega-Churches stellen ein spiegelbildliches Gegenstück zu unserer evangelischen Amtskirche dar: Sie sind inhaltlich konservativ bzw. fundamentalistisch, nutzen aber die ganze Bandbreite zeitgemäßer medialer Vermittlung. So zeigen sie ein klares Profil, auch wenn dies hier bei uns oft als abschreckend wahrgenommen wird. In unserer ev. Kirche wirkt äußerlich das meiste noch wie zur Zeit Luthers, die Theologie ist aber so liberal, dass sie von vielen schon als unkenntlich angesehen wird. Die Auffächerung in viele Landeskirchen trägt zusätzlich dazu bei, dass es kein erkennbares Bild in der Öffentlichkeit gibt. Ein einheitliches Identity Design würde zumindest visuell etwas Wiedererkennbares schaffen. Die Chancen wären wohl tatsächlich auf Basis eines modernisierten EKD-Auftritts am höchsten, der auch die relativ bekannte Evangelische Flagge aufgreift (lila Kreuz auf weißem Grund).
Meine Beobachtungen sind da ähnlich. Tja, da wären wir wieder bei der Substanz, ohne die es eben auch nicht geht. Und ja, die kann ich auch manchmal kaum noch erkennen bei der evangelischen Kirche. Nur etwas äußerliche Kosmetik wird da wohl nicht reichen. Und dennoch ist die Kraft eines gut gemachten, erfrischenden Designs und einheitlichen Auftritts nicht zu unterschätzen, da dieser auch visionär und aktivierend nach innen wirken kann.
Ein Baukastensystem aus Dachmarke und kompatiblen Landeskirchen wäre gut. So wie es die katholische Kirche in Fulda und Münster gemacht haben.
https://www.designtagebuch.de/link-tipp-taugt-das-fulda-muenster-logo-als-dachmarke-auch-fuer-andere-bistuemer/
Nur auf alle Gliederungsebenen im Land. Parteien machen das schon recht gut vor.
@Stefan Dein Vorschlag passt in einer Zeit, in der “evangelisch” zunehmend als leere Worthülse für theologisch beliebig gewordene Kirchen steht.
Dabei sollten die Landeskirchen eigentlich eine Landschaft aus unierten, reformierten und lutherischen Kirchen sein.
Eine einheitliche Außendarstellung beschleunigt mMn nur das Schleifen der feinen Unterschiede.
„Eine einheitliche Außendarstellung beschleunigt mMn nur das Schleifen der feinen Unterschiede.“
Das verstehe ich noch nicht so recht. Kannst Du erläutern, weshalb?
Hallo Tobias,
nichts gegen die Bedeutung der feinen Unterschiede. Als Designer sehe ich insbesondere den ikonoklastischen Umgang mit Symbolen bei den Reformierten als interessant und herausfordernd an. In einer Zeit aber, in der Menschen aus Protest gegen die Macht des Papstes aus der evangelischen Kirche austreten, wäre es doch ein aussichtsloses Unterfangen, diese Feinheiten mit den Mitteln Visueller Kommunikation nach außen darstellen zu wollen.
Ich bin in diesem Blogpost besonders darüber gestolpert, dass man in puncto Schrift von einer Helvetica Condensed hin zu einem Google-Font, nämlich Sarabun geht. Ich finde das sehr interessant, weil ich sonst eher wahrnehme, dass üblicherweise bislang immer noch unterschieden wird zwischen Schriften für digitale Anwendungen und den klassischen Rest und man eben versucht da möglichst ähnliche Pendants, vor allem bei Google Fonts zu finden. Wie sehen hier eure Erfahrungen aus? Ist das etwas, was vermehrt gemacht wird oder wird dann doch eher versucht mit für alle Zwecke lizensierten Fonts für Digital und Print zu arbeiten?