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Einführung der 9. Schweizer Banknotenserie – so sieht die neue 50-Franken-Note aus

Ein Gestaltungsprozess, der sich bis heute über mehr als 11 Jahre erstreckt hat, erlebt seinen vorläufigen Höhepunkt. Die Schweizerische Nationalbank beginnt am heutigen Dienstag mit der Ausgabe einer neuen Banknotenserie. Den Anfang macht die 50er-Note. Im dt beschreibt die verantwortliche Gestalterin Manuela Pfrunder was die größte Herausforderung bei einem solchen Megaprojekt ist.

Anfang 2005 lud die Schweizerische Nationalbank zwölf Grafiker dazu ein, im Rahmen eines Banknoten-Ideenwettbewerbs Vorschläge für die Gestaltung einer neuen Serie einzureichen. Den ersten Preis erreichte seinerzeit der Gestalter Manuel Krebs. Anfang 2007 gab die Bank bekannt, eine neue Schweizer Banknotenserie weiterführen zu wollen, und zwar mit der Grafikerin Manuela Pfrunder, die bei dem Ideenwettbewerb mit ihren Entwürfen einen zweiten Platz belegt hatte. Bei der Weiterentwicklung der damals eingereichten Arbeiten der drei Preisträger habe sich gezeigt, wie es von Seiten der Bank heißt, dass Pfrunders Entwürfe für eine Realisierung besonders geeignet seien. Bis zur Produktionsreife wurden diese jedoch sowohl gestalterisch wie aus technischer Hinsicht grundlegend überarbeitet.

Es ist dies die 9. Banknotenserie der Schweizerischen Nationalbank. Mehr als 20 Jahre sind seit der letzten Emission vergangen. Seitdem sei technologisch ein Quantensprung erfolgt. Um den hohen Sicherheitsstandard der Banknoten auch weiterhin aufrecht zu erhalten und Menschen vor Fälschungen zu schützen brauche es neue Banknoten. Die neue Serie sei moderner und noch sicherer. Die bisherigen Banknoten behalten auch weiterhin ihre Gültigkeit (so sieht übrigens die bisherige 50er-Note aus, die, erstmals 1995 ausgegeben, von Jörg Zintzmeyer entworfen worden ist).

Auf der Website der Schweizerischen Nationalbank wird die neue 50er-Note wie auch der Entstehungsprozess hin zu der 9. Banknotenserie ausführlich dokumentiert. Empfehlenswert ist insbesondere die sogenannte „Notenbroschüre“ (PDF, 6,8MB), in der alle Gestaltungs- und Sicherheitsdetails vorgestellt werden.

Auszug aus der aktuellen Pressemeldung:

Das Thema der neuen Banknotenserie lautet «Die vielseitige Schweiz». Jede Note stellt eine für die Schweiz typische Seite vor, die jeweils durch verschiedene grafische Elemente illustriert wird. So zeigt die 50-Franken-Note die erlebnisreiche Seite der Schweiz. Das Hauptelement ist der Wind, der diesen Erlebnisreichtum darstellt. Prägende Motive der neuen Banknoten sind die Hand und der Globus, die auf jeder Note zu finden sein werden.

Als nächste wird die Emission der 20-Franken-Note im Frühling 2017 folgen. Die Emission der neuen Serie soll 2019 abgeschlossen sein.

Manuela Pfrunder über die Gestaltung der Banknotenserie

dt: Ein 11 Jahre währender Prozess geht am heutigen Dienstag zu Ende. Seit wann genau sind die Entwurfsarbeiten an der 50er-Note abgeschlossen?

Pfrunder: Nach meiner Wettbewerbseingabe im Jahr 2005 waren die Konzeptions- und Bildfindungsarbeiten noch lange nicht abgeschlossen. Auf ausdrücklichen Wunsch der Nationalbank mussten alle Teilnehmenden der 2. Wettbewerbsrunde (die ersten drei Prämierten der 1. Wettbewerbsrunde) das Gestaltungskonzept der Gesamtserie im Hinblick auf Kohärenz und Stimmigkeit überarbeiten.

Aber auch in den darauf folgenden Jahren, in denen die Gestaltung zur Produktionsreife vorangetrieben werden sollte, war die Gestaltung permanent gefordert. Der Grund hierfür ist das Folgende: Technik und Kultur sind die beiden Hauptkonstituenten des Sicherheitsdesigns. Und es ist die Gestaltung, die die beiden zusammenführt. Das bedeutet aber auch: Ändert sich die Technik oder ändert sich die Kultur, so muss sich auch die Gestaltung ändern. In den elf Jahren stellte sich so manche technische Herausforderungen, die nach einer Änderung verlangte. Zum anderen wurde aber auch der kulturelle Fokus des übergeordneten Hauptthemas von der »weltoffenen Schweiz« hin zur »vielseitigen Schweiz« geändert. Da sich also innerhalb der 11 Jahren sowohl in technischer als auch in kultureller Hinsicht so einiges geändert hatte, war auch die Gestaltung während dieser Zeit permanent gefordert. Vor ungefähr einem Jahr wurde dann die finale Druckauflage des neuen 50ers Sicherheitsdruckerei gestartet.

dt: Was war für Sie die größte Herausforderung im Rahmen der Entwurfsarbeiten?

Pfrunder: Es war die Länge des Projekts, welche die größten Ansprüche an mich und mein Team stellte. Sich die notwendige Frische für kreative Einfälle und die nötige Distanz zu bewahren, um den Gesamtüberblick nicht aus den Augen zu verlieren, war eine immense Herausforderung.

dt: Die Gestaltung der Schweizer Franken Banknotenscheine ist für eine/n Gestalter/in eine große Ehre. Wie war seinerzeit Ihre Reaktion, als es 2007 hieß, die Bank wolle mit Ihnen die Gestaltung der Noten weiterführen?

Pfrunder: Zum einen fühlte ich mich geehrt. Zum anderen bestürmten mich aber auch Zweifel, ob ich der bevorstehenden Aufgabe gewachsen wäre. Ich zog mich für ein paar Tage in die ruhige Bergwelt zurück, um zu einer Entscheidung zu gelangen.

dt: Verraten Sie mir an welcher Note bzw. welchen Noten Sie derzeit arbeiten?

Pfrunder: Wir arbeiten derzeit an den letzten beiden Notenwerten (“letzte” im Sinne der Chronologie des Erscheinungsdatums), d. h. am 1000er und am 100er.

Schweizer Franken 50er-Note

Die 50er-Note, Entwürfe Rasterzellensujets im Hintergrund

Grafiker bei der Arbeit, RS 50er-Note auf dem Bildschirm

Atelier Manuela Pfrunder

Schweizer Franken Banknotenserie

Schweizer Franken Banknotenserie

https://youtu.be/sP60PgxbE5Y

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Dieser Beitrag hat 25 Kommentare

  1. Sehr gelungene Entwürfe wie ich finde. Eine schöne Idee, die die Klammer bildet, dazu feine Farbigkeiten und ein tolle gestalterische Umsetzung. Die Scheine hochkant zu gestalten ist für mich das i-Tüpfelchen, dadurch hebt sich die Gestaltung nochmal weiter ab. Ich bin gespannt auf die weiteren Banknoten der Serie. Chapeau!

    1. Danke, Simon! Sehr interessant, die anderen Entwürfe im Vergleich zu sehen und auch die Ursprungsidee von Frau Pfrunder! Aus meiner Sicht war schon ihr Ursprungsentwurf deutlich der beste. Respekt!

    2. Danke! Schade, dass die eigentlichen Entwürfe (die wirklich toll sind) so wenig mit dem letzedlichen Endergebnis zu tun haben!

  2. Bestimmt ist vieles den Sicherheitsmerkmalen und Anforderungen geschuldet, und bestimmt sind es sehr viele Köche, die im Brei herumrühren, aber ich finde das Design furchtbar überladen – vor allem in Anbetracht des kleinen Formats. Warum braucht es mit Hand, Globus, Pusteblume, Luftströmung, Berge, Gleitschirm und Höhenlinien so viele visuelle Ideen, um “Vielfalt” darzustellen. Dazu gibt es in der Gestaltung zu viele sich überlagernde Ebenen, Strukturen und Textelemente. Die Vorderseite (?) bekommt etwas Ruhe durch den weißen Streifen, aber die Rückseite ist totales Chaos. Hier hätte man sich etwas auf die schweizerischen Gestaltungsideale von Klarheit und Reduktion verlassen sollen.

    1. Das ist leider wirklich die größte Schwachstelle – aus aus meiner Sicht. An sich manchen die Scheine einen wirklich guten Eindruck, aber warum um alles in der Welt sind die (insbesondere die Rückseite) so hoffnungslos überfrachtet? Wie du schon sagst: Gerade die Schweizer haben doch eine schöne Designtradition die von Reduktion lebt.

    2. Das sind nicht viele visuelle Ideen sondern eine herausragende Allegorie, die den Schein zu einem Meisterwerk – ja fast schon einem Kunstwerk – erhebt. Direkt nach NY ins MoMa damit. Das was du als Chaos bezeichnest hat einen wunderbaren Effekt. Bei jedem hinschauen entdeckt man neue Details und ist fasziniert von der Vielfalt. Ein Geldschein nach Brockmannschen Gusto, sprich Klarheit und Reduktion ist für dieses Medium schlicht ungeeignet.

      1. Sehe ich genauso, Ed. Wo, wenn nicht bei Geldscheinen ist ein optisch spektakuläres, ja, vielleicht überladenes Design durchaus ein absolut stimmiges Stilmittel? Ruhe, Weißraum, Reduktion, reduziertes Farbigkeit … wenn ich mir ein Briefing für neue Banknoten vorstelle, kämen mir solche Werte nicht in den Sinn. Und, es soll ja am Ende auch optisch fälschungssicher sein. :)

  3. Eine wunderschöne Arbeit. Da wird man ganz traurig, um die Tatsache, dass Bargeld abgeschafft werden soll. Hoffentlich dauert das noch Jahrzehnte ;-)

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