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Eindhoven erhält eine neue visuelle Identität

Eindhoven Logo
Eindhoven Logo, Quelle: Stadt Eindhoven

Die Stadt Eindhoven bekommt eine neue visuelle Identität. Regional, national und international tritt Eindhoven zukünftig unter einer Art Flaggensymbol auf, das nach Auffassung der Verantwortlichen die drei Säulen der Stadt verkörpert: Technologie, Design und Wissen. Mit Hilfe des vor wenigen Tagen vorgestellten Corporate Designs soll eine solche Positionierung betont werden. Der Launch des neuen Designs ist der vorläufige Höhepunkt eines bereits vor zwei Jahren vom Stadt-Marketing eingeleiteten Prozesses, den eine besondere Art der Zusammenarbeit auszeichnet.

Dass Städte sich zunehmend ihrer Bedeutung als Marke bewusst werden und zum Teil große Anstrengungen unternehmen, sich auch visuell zu profilieren, davon zeugen die zahlreichen, in der Vergangenheit hier im dt vorgestellten Redesigns beziehungsweise Launchs neuer Markenauftritte (siehe Stockholm, Kassel, Düsseldorf, u.v.a.). Allein in der Vorgehensweise, ein verändertes Profil zu erreichen, unterscheiden sich die Städte. Während man etwa in Düsseldorf eher auf kurzfristige Kampagnen-Effekte hofft, setzen andere städtischen Gemeinden auf ganzheitliche, stärker vom Corporate Design getriebene Lösungen.

Auch Eindhoven verfolgt, indem es sukzessive alle Medien, offline wie online, auf die neue visuelle Identität umstellen wird, eine langfristige und nachhaltige Strategie. Die Einführung des neuen Stadtlogos wird sich, wie es heißt, möglichst kostenschonend über einen Zeitraum weniger Jahre erstrecken. Der gesamte Entstehungsprozess ist unter merkeindhoven.nl einsehbar.

Eindhoven Logo - vorher und nachher

Der Entstehungsprozess ist bemerkenswert, weil man in Eindhoven ganz bewusst einen anderen Weg gegangen ist. „Statt sich von fünf oder sechs Agenturen im Rahmen eines Pitchs Entwürfe präsentieren zu lassen, haben wir Kreative rund um Eindhoven eingeladen, mit uns zusammen zu arbeiten“, so Peter Kentie, Marketing Director bei Eindhoven365. Eindhoven365 wurde erst vor wenigen Jahren gegründet. Das zunächst einmal von der Stadtverwaltung unabhängige, fünf-köpfige Team verantwortet die üblichen Aufgaben städtischen Marketings.

Die Startphase des Projektes beschreibt Kentie wie folgt: „Wir haben taltentierte Kreative, die in der Vergangenheit ihre Liebe zur Stadt auf vielfältigste Weise unter Beweis gestellt haben, in eine ’Virtual Design Agentur’ berufen, um mit ihnen gemeinsam eine Lösung zu entwickeln. Wenn man bedenkt, dass einige der Kreativen durchaus Konkurrenten im Markt sind, kann ich nur sagen, dass die Zusammenarbeit hervorragend funktioniert hat.“

Jedes Teammitglied, wie Kentie mir gegenüber erläuterte, besetzte unterschiedliche Kriterien und brachte seine individuellen Fähigkeiten in das Projekt ein. Nach Fertigstellung einer Disziplin, etwa der Gestaltung der Schrift, klinkten sich die jeweiligen Verantwortlichen nach und nach aus, bis schließlich nur noch eine Kerngruppe übrig geblieben ist. Die Pflege und Überwachung des Corporate Designs, wie auch die Implementierung selbst, übernimmt Eindhoven365, die zudem während des gesamten Designprozesses moderierend wirkten.

„Uns war es wichtig, dass Eindhoven mit nur einem Design und einem Logo in Verbindung steht“, so Kentie. „Zu viele Logos verwirren nur“. Lobende Wort fand Kentie für den Markenauftritt der Stadt Bonn. „Die Art und Weise, wie man in Bonn sowohl Bürger, wie auch Touristen und Investoren mit nur einem Erscheinungsbild anspricht, gefiel uns. Schnell war klar, dass wir in Eindhoven ein ähnliches Konzept verfolgen würden.“ Das Ergebnis kann sich sehen lassen, davon ist auch Kentie überzeugt. Vielleicht findet das in Eindhoven verfolgte Konzept ja auch Nachahmer hierzulande. Wünschenswert wäre es.

Eindhoven Brand – Grid

Die aus drei Einzelsegmenten bestehende Eindhoven-Flagge basiert auf einem aus Vertikalen, Horizontalen und Diagonalen bestehendem Raster. Der Raster bildet sowohl die Grundlage für die Form des neuen Stadtlogos und er erlaubt die Gestaltung von Hintergrundmustern, wie sie auf unterschiedlichen Medien eingesetzt werden. Gleichzeitig unterstreicht das Raster-Konzept die von den Machern verfolgte Positionierung im Bereich Technologie. Die Vorliebe niederländischer Kreativen für Raster war übrigens schon Ende letzten Jahres im dt zu beobachten, als die Hogeschool voor de Kunsten Utrecht (HKU) ihr neues Design vorstellte.

Eindhoven Brand – Medien

Ziel aller Bemühungen der beteiligten Personen ist es, Eindhoven als eine „energetische Marke“ darzustellen. Energie ist das Schlüsselwort, auf das sich das gesamte visuelle wie sprachliche Kommunikationskonzept hin ausrichtet. Ein dynamisches, viele Spielarten zulassendes Corporate Design unterstützt dieses Vorhaben sicherlich. Die Farbe Rot kennzeichnet zwar als Konstante die Stadtverwaltung, ebenso kommen jedoch auch andere Farben zum Einsatz.

Eindhoven Wortmarke

Ungewöhnlich ist auch die speziell entwickelte Schriftart. An den pixel-artigen Aussparungen in zahlreichen Buchstaben (E, D, O, B, etc.), bleibt das Auge sprichwörtlich hängen. Nicht Jeder wird die Wortmarke „schön“ finden, was zweifellos auch keineswegs das wichtigste Kriterium darstellt. Erfreulich, dass sich die Verantwortlichen nicht ausschließlich von Fragen der Ästhetik haben führen lassen, sondern insbesondere auch den Fokus auf Originalität gerichtet haben.

Eindhoven Brand – Typeface

Zu nennen wären natürlich noch die Mitglieder der „Virtual Design Agentur“: EDHV (Research & Grafik), Raw Color (Farbe und Material), heyheyhey (Grafik und Animation), Scherpontwerp (Werbung und Strategie), La Bolleur (Soziales und Intervention), Miriam van der Lubbe (Produkt und Konzept), Studio Rau (Mode), Marc Maurer (Architektur), Eric de Haas (Grafik).

„Merk Eindhoven“ / Marke Eindhoven

Design / Anwendungsbeispiele

Weiterführende Links:

 

Dieser Beitrag hat 19 Kommentare

  1. interessanter neuer ansatz der ’Virtual Design Agentur’ mit einem sehr guten ergebnis. was mich interessieren würde wie man das mit den honoraren der ’Virtual Design Agentur’ geregelt hat? auch virtual…? :)

  2. Ja cool, wieder so ein Postermodern-Retro-Ding aus Holland.
    Hatten die nicht kürzlich schon mal so was… ich erinnere mich da an so ein variables Rastermusterdings….

  3. ich finds ja eigentlich ziemlich cool, auch wenn ich bei der schrift erst zweimal zwinkern musste, bis ich bemerkte, dass das absicht und nicht darstellungsfehler ist mit den ecken ;-)

    was mich allerdings stört: hat die bildmarke (und andere elemente) jetzt schatten und wird dadurch räumlich oder nicht? oben ist’s platt, unten bei den werbemitteln scheint es dreidimensional zu sein. auch im film wechselt es sich ab.

    ps: kann sihc irgendwer vorstellen, das eine deutsche stadt jemals so ein stylisches video für ein neues logo macht? ich leider nicht…

  4. Finde ich auch sehr gelungen! Vor allem die Wortmarke gefällt mir, sehr eigenständig, aber trotzdem gut lesbar.

  5. Eine der besten Arbeiten, die ich hier bislang gesehen habe. Sehr ausgereift, schlüssig und stimmig in den Anwendungen. Insbesondere der durchaus gewagte typografische Weg ist toll. Der Präsentationsfilm ist klasse – kurz aber klar.
    Complimenti an die Kollegen, die daran beteiligt waren! Tolle Ergebnisse.

  6. Sehr frisch und prägnant! Mir gefällt auch, dass verschiedene Kreative zur Zusammenarbeit eingeladen wurden. Das findet man selten.

    Die verschiedenen Varianten des Logos (mit und ohne Schatten) verwirren mich etwas. Aber wenn die Variationsvielfalt nicht ausartet sondern sinnvoll gelenkt wird, kann sie durchaus bereichernd sein.

    Ob wir wohl das Design-Manual hier auf dt zu sehen bekommen? Würde ich sehr begrüßen!

  7. Statt sich von fünf oder sechs Agenturen im Rahmen eines Pitchs Entwürfe präsentieren zu lassen, haben wir Kreative rund um Eindhoven eingeladen, mit uns zusammen zu arbeiten

    Diese Vorgehensweise gefällt mir ausgesprochen gut. Wunderbar.
    Das Pseudo-Gepitche (im Ernst: wieviele Ausschreibungen sind nicht im vorneherein schon ausgekartelt und amigo-mäßig unterwegs…) bringt leider oft richtige Fehlentwicklungen hervor.

    Zur Logodesign selbst:
    Für eine Gemeinde/Stadt mit rund 220.000 Einwohnern ein mutiges, avantgardistisch anmutendes Logo.

    Und ja, die Pixeleinsparungen in der Schrift wirken etwas nervös angebissen und sind tatsächlich ziemlich gewöhnungsbedürftig (obwohl ich solche Experimente liebe), aber genau das macht es aber auch merkfähig.

    Alte Binse: Das eine (gewöhnungsbedürftig) und das andere (merkfähig) bedingt sogar einander. Ein Umstand, der bei vielen Logoentwicklungen außer acht gelassen wird. Es gibt zu viel ausschließlich Gefälliges/Geschmäcklerisches auf der Welt.

    [Notiz an mich: Schließe da mein eigenes Designbüro-Logo durchaus mit ein: möglicherweise zu gefällig, zu darauf bedacht, die Eyecandy-liebende KMU-Kundschaft nicht zu verschrecken. Der blödsinnige Neben-Effekt ist mir auch klar: zu nett, zu wenig eigenständiges Branding. Genau zu wissen: no branding -> no standing hilft aber trotzdem nichts, wenn es die Kundschaft nie goutieren wird. Eine immerwährende Zwickmühle…. Einzig funktionierende Branding Lösung: Kundschaft wechseln :-) ]

    Nebengedanken:
    Daneben bin ich jedoch trotzdem skeptisch, ob jede Stadt ungedingt und immer eine “Marke” werden soll. Ich denke nicht. Egal, ob das jeweilige Logo nun gelungen ist oder nicht. Aber das ist eine müßige Grundsatzdiskussion, die man zwangsweise bei jeder grafisch-fachlichen Stadtmarketinglogo-Diskussion hier führt, wenn man es darauf anlegt.

  8. Der mit der gezackten Bildmarke erzielte Dreiklang,
    der für

    – Technologie
    – Design
    – Wissen

    stehen soll, wäre meines Erachtens bereits mit etwas erreicht gewesen, das es schon gibt:

    https://commons.wikimedia.org/wiki/File%3AFlag_of_Eindhoven.svg

    Drei Horizontalen ergeben ein E. Das E für Eindhoven schon mit drin. Klasse.

    Im Grunde hat man mit den dekorativen Dreifachzacken das Message-Rad nur “energetisch” neu erfunden. Der wilde Origami-Zackenteppich der Vorgänger-Bildmarke stand vermutlich Pate.

    Nachteil des Flagen-E: in der Durchdeklinierung auf die drei “Fachbereiche” der Stadt wäre die E-Flagge nicht probat gewesen, denn man will ja die unterschiedlichen Ausrichtungen, z.B. Technologie et al. farblich betonen. Da sträubt sich eine konsistent bodenständige E-Flagge dann doch. Weil sie durchgängig rot bleiben müsste.

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