Das Superwahljahr wird auch aus Sicht der Gestaltung interessant. In einem Wettbewerb auf der Crowdsourcing-Plattform “Jovoto” wird dazu eingeladen ein Signet für Frank Steinmeier zu entwerfen, seines Zeichens Außenminister. Die SPD bringt ihren Spitzenkandidaten in Position. Auf der Plattform MeineSPD.net findet sich der folgende Aufruf:
“Steinmeier ko-operativ – Seit Willy Brandt besteht zwischen Künstlern und Kreative einerseits und der Partei andererseits ein von beiden Seiten gesuchter, fruchtbarer Gedankenaustausch – seit Jahren auch in den Neuen Medien. Bis zum 17. März 2009 sind freie Designer in der Crowdsourcing- Community des Berliner StartUps Jovoto aufgerufen, im Rahmen eines Jovoto-Contests das Signet für den SPD-Kanzlerkandidaten Frank Steinmeier zu entwerfen. Die Idee: Gemeinsam das Beste rausholen. Die gegenseitige Öffnung ermöglicht eine multilaterale Kooperation, die allen nützt und schöpferische Energien freisetzt. So entwickeln freie Designer im geschützten Raum einer virtuellen Gemeinschaft ihre grafische Vision für die SPD und ihren Spitzenkandidaten. Der künstlerischen Freiheit sind kaum Grenzen gesetzt, Kommentare zu den einzelnen Entwürfen hoch erwünscht.”
In diesem Zusammenhang darf natürlich ein Link auf das Schäfer-Gümbel-Logo nicht fehlen, das Ende letzten Jahres durch die Medien ging. Nicht um als gestalterische Vorlage zu dienen, sondern um noch einmal auf die Problematik mit Doppelnamen hinzuweisen. *augenzwinker*
- www.jovoto.de
huhu, der link heißt meineSPD.net :-)
grüße!
Ist korrigiert. Danke Nils.
Ist doch immer wieder derselbe Unfug der da veranstaltet wird. Was hat Kommunikationsdesign mit einem Wettbewerb zu tun? Was nützen 2000 Logo Varianten, die nicht zum Konzept passen? Zu einem Gesamtkonzept gehören neben Farben, Typo und Images auch Text und Claim. Das alles muss auf eine Kampagne abgestimmt sein, deren Ziele und Aussagen ersteinmal ausgearbeitet werden müssen. Unglaublich das die Kreativen das noch nicht begriffen haben und immer noch wahllos irgendwelche Wettbewerbe veranstalten um danach festzustellen, dass „oh Wunder“ nichts passendes dabei ist.
Oder ist die Luft in den Kreativabteilungen inzwischen so dünn, dass JEDE IDEE die ein Argument enthält, Herrn Steinmeyer zum Bundeskanzler zu wählen, einen Ausweg aus der Sinnkrise der SPD darstellt? :-)
“radikal neuen Weg der Ideenkreation” und “faire Vergütung”.
Da bin ich aber man gespannt^^. Log mich mal probehalber ein, mach evtl. hinterhältig-wallraffig mit und berichte (kurz hier und vor allem auf meinem Blogdings).
Ich bin mir zwar noch nicht klar, weshalb jetzt wahlkämpferisches Hochpersonal jeder ein eigenes “superkreatives” Logo zusätzlich zum Emblem seiner Partei braucht, aber wer`’n schon wissen. Wenns schee macht. (Übersetzung: Granatenblödsinn…)
Aber, früher hatte auch jeder Wanderritter sein Wappen, so gesehen… Vielleicht sollte man ganz einfach Familien – und Personenwappen wieder einführen. Ein Heraldik-Boom gäbe notleidenden Grafikern wenigstens wieder ordentliche Jobs und keine Null-Wettbewerbe und gehorchten erfreulicherweise einer alten bewährten Stil- und Symbollehre, die nur sparsam “kreativ” gebrochen werden darf. Nur was für Kenner und nix für wilde selbsternannte krautgesurste Pseudokreative (Hach, die gute, alte Zeit…).
Dass man sich bei jovoto anscheinend zwingend erst registrieren muss, um überhaupt irgendwas zu sehen ist für mich schon ein Grund, die Seite nicht zu mögen.
Bin gespannt, ob ein Signet 1:1 aus den Vorschlägen verwendet, oder doch nur die Idee übernommen und zurechtgebogen wird.
Naja. Frankensteinmeier nennt man ihn ja eh schon.
Unser Land braucht:
STEINmEIER
Das war leicht. :-)
Ich danke der Jury, meinem Manager, meiner Mama, … …
Nun… hier gab es auch schon spannendere Neuigkeiten :/
sicher wieder nur so’n paar schnorrer… *gähn*
Offenbar war das Thema Verzicht des Zweitnamens eine Presseente.
sorry, wer spd zeigt muss auch cdu zeigen.
laaaaaaaaaaaangweilig diese “contests”
Die SPD ist meines Erachtens die einzige halbwegs ernstzunehmende Partei, die sich nicht mit Alternativen zur Existenzsicherung durch Lohnarbeit beschäftigt und weiterhin auf Vollbeschäftigung setzt.
Von Konzepten wie dem bedingungslosen Grundeinkommen kann man selbstverständlich halten was man will; Interessant ist trotzdem, dass sich gerade die SPD mit solchen Crowd-Sourcing-Aktionen fleißig an der Zersetzung des Prinzips “Arbeit muss bezahlt werden” beteiligt. “Nachhaltige Politik” (bla-bla) ist das nicht.
Und dass das Fischen im Trüben nach einem zufällig passenden Signet (dessen Entwurf kein intensives, persönliches Briefing vorausgeht) zu einer nachhaltigen Kommunikation beiträgt, wage ich auch zu bezweifeln.
Ein interessantes Vergütungsmodell wäre übrigens:
Jeder Einsender erhält eine Spendenquittung über eine geldwerte Leistung in Höhe des Entwurfshonorars gemäß der AGD-Richtlinen; Vom Gewinner werden zusätzlich die uneingeschränkten Nutzungsrechte erworben.
Billiger geht’s nicht.
Das Ding (jovoto.de) ist übrigens ein Berliner Jungmannen-Startup. Ich will jetzt nicht den Alphonso geben und die schomma vorsorglich in den Boden stampfen, weil sie ein Startup sind und Berliner und noch grün hinter den Ohren – doch als ich mich brav und ordentlich mit Klarnamen wie es sich gehört, registriert habe, kam von denen nix wie versprochen. Keine Einladung, kein nix.
Vielleicht bin ich in der einschlägigen Crowdsourcer-Szen als Madame Wallraffine bekannt, aber das glaube ich nicht. Ich glaub eher, das sie überfordert sind (jovoto jetzt).
Frage: Wer von euch hat da mal versucht, sich da bei denen zu registrieren. Hat es geklappt? Wenn ja, wie schnell?
Habe mich registriert, eine Antwort bekommen, kann mich aber nicht einloggen. Wenn ich ein neues Passwort zu meiner E-Mail-Adresse (an die die Antwortmail ging) anfordere, erhalte ich die Nachricht, dass diese Adresse nicht registriert ist.
Interessant,von wem sich die SPD so bedienen lässt. Aber dass sie’s nötig haben, wissen wir ja eh. Aber die ganze Geschichte ist mir zumindest eine Entscheidungshilfe für die Wahl.
einige frage die hier auftauchten löst vielleicht mein blogpost dazu, auch falls jemand noch zu jovoto und diesem wettbewerb eingeladen werden will:
https://kosmar.de/archives/2009/02/04/steinmeier-crowdsourced/
Hallo Kosmar, danke für den Einblick. Das klingt zumindest um einiges besser als erwartet.
Danke Kosmar,
habe mich jetzt einloggen können. So weit ganz prima.
Der Eindruck ist noch mal so unseriös bei Jovoto selbst. Kann gar nix gegen Jovoto sagen, wunderbar. Schaumer ma.
Einzigstes meiner Problemchen derzeit:
Das Briefing von Frank-Walter Steinmeier selbst zum Logo. Dafür kann Jovoto ja nichts.
Nur soviel, aber generell, was mir beim Steinmeier-Briefing arg aufgefallen ist, welches ich hier wierdergeben will, gehört sich nicht: Warum wird bei Briefings (ist bei vielen Auftraggebern, das ist SPD-Steinmeier in bester geisteskulturferner Gesellschaft) das Wichtigste vergessen, das Banalste:
DAS ZIEL. (= Was will man mit dem Logo/der Aktion erreichen, was/welchen Eindruck/welche Information/welche Gefühle soll das Logo hervorrufen.)
Häufigster Fehler +dozier+ : ZIEL wid immer gern mit AUFGABENSTELLUNG verwechselt.
In der Praxis schreiben diese Leute dann beim Listenpunkt Aufgabenstellung rein: Aufgabenstellung: Broschüre. Oder Aufgabenstellung: Es soll ein Logo erstellt werden. +stöhn+
Mit Verlaub, liebe Freunde und Kupferstecher hier :-), mit Verlaub lieber Herr Steinmeier: Genau das ist himmelschreiender Blödsinn. Denn: wissmer ja grade schon, fein. Was wir Gestalter nicht wissen: Der Gestalter braucht IHR ZIEL.
Oder ist die SPD ziellos.
Mit verpeilten Grüßen an den lieben Herrn Steinmeier
:-D
Edit: Es fehlen zwei “nicht”:
1. “Der Eindruck ist noch nicht mal so unseriös bei Jovoto selbst.”
2. “Nur soviel, aber generell, was mir beim Steinmeier-Briefing arg aufgefallen ist, welches ich hier nicht wiedergeben will, …”
Jetz passts wieder.
Hinter Jovoto steckt unter anderem Publicis als Geldgeber – meines erachtens sollte man diese Plattform(en) nicht unterstützen, sie sind letztendlich noch kreativitäts-ausbeutender als das gängige Praktikanten-Agentur-gequetsche…
Danke PS für deine Stellungnahme.
Habe mal nach jovoto + publicis gegoogelt, fand aber nix über den gemeinsamen roten Faden; außer, dass Jovoto für Publicis Berlin auch einen Job macht.
Dochdoch, kann dennoch sein, dass du Recht hast, denn Google ist nicht allwissend. (Im Gegenteil, sogar mancnmal recht flach und blöd…)
Übe die angeblich fairen Bedingungen hat mein Köpfchen nach dem Einloggen (war seitdem nicht mehr drauf) noch nachgetickert.
Was mich stören würde:
1. Es gibt null Aufwandsentschädigung. D.h. alles was man stunden- oder tagelang kreiert und einreicht, hat man zum Nulltarif gemacht. Kann man sich als kleines Studio echt nicht leisten.
So ist aber die Praxis und das Risiko bei Pitches draußen längst. Es wäre Traumtänzerey, würde man da Szenarien beschwören, die es nicht mehr gibt.
2. Ganz versteh ich deren Bewertungssystem nicht (technsich und vom System her). Wer garantiert einem, dass da kein Schmu getrieben wird. Und man mehrmals Stimmen (für sich selbst?) abgeben kann – oder durch aktivierte Freunde und Peer-Groups. Ich würde mir eine unabhängige Jury wünschen, sonst habe ich einfach kein gutes Gefühl dabei.
Ob also Publicis dabei ist oder nicht, der Gesamteindruck muss einem taugen oder nicht.
Das muss jeder selbst entscheiden. Das Dumme ist, verglichen mit anderen (unterirdischen!) Crowdsource-Wettbewerben, erscheint einem dieser plötzlich um Meilen besser. Warum wohl.
Mir fällt bei so etwas immer das österreichische Sprichwort ein: “Heut tu ich meinem Hund etwas richtig Gutes: Erst schlag ich ihn recht – und dann lass ich ihn in Ruhe!”
Gemeint ist, dass es drauf ankommt, auf welchem Level man gerade steht (geschlagen werden), oder ob man etwas als gut und Wohltat empfindet (ihn Ruhe gelassen zu werden) oder als unakzeptablen Stillstand oder Rückschritt.
:-(
Spannende Diskussion hier auch wenn gänzlich unwahre Behauptungen zu lesen sind, die man einfach mal klarstellen muss:
Hinter jovoto steckt weder Publicis als Geldgeber noch eine andere Werbeagentur.
Es hat lediglich ein gemeinsames Projekt für den Kunden easyJet gegeben und man sitzt in Berlin im gleichen Gebäude, übrigens mit weiteren Agenturen wie S+F oder Aperto.
[…] im Web: Frank-Walter Steinmeier möchte nicht nur deine Stimme für die Wahl, sondern auch deine Logo-Idee für den Wahlkampf. Deshalb betreibt er feinstes Crowdsourcing beim Berliner StartUp Jovoto, und am […]
[…] auf die böseste Art an den Tätern rächen sollte. Vroni nennt diese Spezies übrigens im Designtagebuch liebevoll »wilde selbsternannte krautgesurste […]
Steinmeier Signet – Gewinner stehen fest!…
Jovoto.com ist ein Portal für Kreative. Unternehmen stellen der Community per Briefing vor, was sie von den Kreativen erwarten, die können Vorschläge machen und sich untereinander bewerten und diskutieren. Zum Schluß entsteht auf Gr…
[…] Logowettbewerb, durchgeführt von Jovoto ist nun beendet. Die beste Bewertung der Jovoto-Nutzer hat der oben […]
[…] (via designtagebuch) […]
[…] Logo bestimmt, das aus seiner Sicht das beste ist. Im Design Tagebuch wurde eingehend über den bei Jovoto durchgeführten Wettbewerb berichtet. Der Siegerentwurf aus Sicht der Jovoto-Community hatte in […]
[…] Steinmeier, Sie wissen schon, hat eine neue Website kreiert bekommen. Und was befindet sich links unten in der Ecke? Genau. Da […]
tatsäclich ist jovoto ein spin-off des Institute of Electronic Business (IEB) der UdK – glorreich steuerfinanziert und lieblingsgeldfraßmaschine der öffentlichen hand, inkl. deutsche bahn, db stiftung, stiftung lesen, etc. … als ob’s das besser machen würde…