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Ein neues Logo für das Europäische Parlament … macht noch lange keine visuelle Identität

Europäisches Parlament – Logo

Das Europäische Parlament hat ein neues Logo. Seit Anfang des Jahres wird es schrittweise eingeführt. Angesichts des Sammelsuriums von Absendern, die das EU-Parlament nach wie vor nutzt, bleibt momentan allerdings festzuhalten, dass noch einige Schritte zu gehen sind. Ein Logo allein macht eben noch lange kein visuelles Erscheinungsbild – umfangreiche Guidelines hin oder her.

Nachdem im vergangenen Jahr der Rat der Europäischen Union ein neues Logo erhalten hatte, ist nun das Europäische Parlament an der Reihe. Wie die Pressestelle der EU-Kommission auf Nachfrage mitteilt, wurde das Design mittels „interner Ressourcen“ in Kooperation mit dem sogenannten Publications Office of the European Union (OP) realisiert. Für die Umrüstung insbesondere der Beschilderung in und an Gebäuden kalkuliere man mit einer Summe in Höhe von 120.000 Euro.

Zweifelslos ein sinnvoller Schritt, vor allem die Harmonisierung unterschiedlicher Absender der EU-Institutionen (siehe Abb). Vor gut einer Woche hat das Büro des EU-Parlaments zudem entsprechende Logo-Guidelines (PDF) veröffentlicht, die den Einsatz des Signets dokumentieren und die den Gebrauch der Myriad Pro als Hausschrift der EU-Institutionen gewissermaßen zementieren.

Wie schon im bisherigen Logo, das Mitte der 1990er Jahre entworfen worden ist und das seit 2004 als offizielles Logo des EU-Parlaments fungiert, finden sich auch im neuen Signet die Sitzreihen eines Plenarsaals in stilisierter Form abgebildet. Dabei ist das neue Zeichen, das der besseren Darstellung wegen insbesondere auf Bildschirmen nun über glatte Linienränder verfügt, weniger abstrakt als das Vorgängerlogo.

Das Bemühen um Einheitlichkeit ist erkennbar. Mit der Einführung eines neuen Logos ist es allerdings noch lange nicht getan, wie die nachfolgende Darstellung aktueller EU-Parlaments-Absender verdeutlicht.

aktuelle Logos/Absender des Europaparlaments (04/2015)
aktuelle Logos/Absender des Europaparlaments (04/2015)

Das EU-Parlament – ein bunter Haufen. Passt ja, könnte man süffisant einwerfen. Ziel sollte es allerdings sein, trotz politischer, kultureller und gesellschaftlicher Vielfalt/Heterogenität, die innerhalb des Parlaments besteht, als EINE Institution wahrgenommen zu werden. Sich auf YouTube, Twitter, Facebook etc. mit jeweils anderen Absendern/Profilbildern zu präsentieren, obwohl es ja offensichtlich seit Anfang des Jahres ein neues Logo gibt, ist in Bezug auf die Außenwahrnehmung wenig hilfreich. Auch Publikationen und vom Parlament veröffentlichten Dokumenten fehlt es an Konsistenz. Bliebe dieses Wirrwarr bestehen, hätte man sich die Mühe um ein neues Signet gleich sparen können.

Einmal mehr zeigt sich, wie wesentlich die Phase der Implementierung ist. Erst wenn ein neues Design tatsächlich medienübergreifend implementiert wurde, lassen sich die damit verbundenen Ziele wie etwa die Verbesserung der Wahrnehmung erreichen. Es ist richtig, die Logos der Institutionen zu vereinheitlichen. Mehr noch als ein neues Logo, bräuchte man bei der EU ein funktionierendes Brand-Management, das das visuelle Erscheinungsbild der jeweiligen Institutionen und Organisationen betreut und dafür sorgt, die in Guidelines definierten Regeln nicht nur zu überwachen, sondern diese auch durch- bzw. umzusetzen. Aufgaben, zu denen oben genanntes OP-Büro eigentlich befähigt sein müsste. In der Praxis stellt sich dies allerdings etwas anders dar.

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Dieser Beitrag hat 24 Kommentare

  1. Die Beobachtung, dass die EU-Flagge und das Logo insgesamt immer sehr nüchtern umgesetzt wird ist richtig, aber vielleicht steht da ja auch eine bestimmte Auffassung von Repräsentation bzw. von der Institution an sich dahinter. Vielleicht will man ja gerade national-pathetisch aufgeladene Symbolik vermeiden.

    Abgesehen davon ist es manchmal einfach sehr schwierig, für offizielle Staatsorgane Medien zu gestalten oder ein Logo zu erstellen. Gerade bei einem Parlament wird da mit Argusaugen draufgeschaut, um nicht aus Versehen eine (partei-)politische Aussage zu transportieren. Aus eigener Erfahrung kann ich sagen, dass da z.B. schon für Publikationen, die mit der eigentlichen politischen Arbeit nichts mehr zu tun haben, bestimmte Farben für den Einband nicht in Frage kommen. Einfach weil das Parlament als solches auch visuell neutral bleiben will (bzw. alle Parteien umfasst). Da verengt sich halt automatisch der Gestaltungsspielraum.

    Nationalstaaten haben da halt noch irgendwie eine historische Symbolik auf die man zurückgreifen kann, aber die hat die EU im Prinzip nicht. Abgesehen halt von der Flagge, die aber auch noch recht neu ist.

Kommentare sind geschlossen.

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