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Ein Logo für den Klimawandel #itsnotwarming

 

Der globale Klimawandel hat nun ein Logo. Designer Milton Glaser, der Ende der 1970er mit dem „I?NY“-Logo weltweit Bekanntheit erlangt hat, hat ein Zeichen entwickelt, das nach Ansicht des Gestalters den Klimawandel besser charakterisiert als die verharmlosende Bezeichnung „Erderwärmung“.

„It’s Not Warming, It’s Dying“ – unter diesem Motto will Glaser, Aufsichtsratvorsitzender der „New York School of Visual Arts“, auf die Auswirkungen globaler Erderwärmung aufmerksam machen. Mit der Kampagne sowie dem hierfür entwickelten kreisrunden Signet möchte der Initiator die Dringlichkeit in Bezug auf Klimaschutzmaßnahmen unterstreichen. Gegenüber dem Magazin Dezeen macht Glaser deutlich, dass der Klimawandel jeden Menschen betrifft.

Eine schwarz-grüne Kreisfläche symbolisiert die vom Klimawandel betroffene Erdkugel. Auf der zugehörigen Kampagnen-Website ist der Kreis animiert und färbt sich zusehends schwarz. Glaser über seine Idee: „I can never answer the question of how ideas originate, and apparently, neither can anyone else, but, symbolically, the disappearance of light seemed to be an appropriate way to begin.“

Glaser hofft, dass die Kampagnenidee möglichst viele Unterstützer findet und Menschen unter dem Hashtag #itsnotwarming entsprechende Nachrichten schreiben, um auf diese Weise Politiker und Interessenvertreter von der Dringlichkeit in Sachen Klimaschutz zu überzeugen.

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Dieser Beitrag hat 44 Kommentare

  1. Blau oder grün, auf den Punkt oder knapp daneben – who cares … dieser grüne Punkt hat ein ganz anderes Problem.

    Zunächst einmal ist es kein Logo für den Klimawandel – sondern ein Logo für eine Kampagne, die darauf aufmerksam machen soll, dass es den Klimawandel gibt. Das muss aus zweierlei Gründen betont werden, denn: Zum einen braucht der Klimawandel kein Logo, keine Identity, Brand Guidelines oder sonstige andere Dinge aus dem Handwerkskasten des Markenberaters. Die Headline ist so gesehen ein bisschen ungerecht gegenüber Milton Glaser, den das auf den ersten Blick doch reichlich naiv aussehen lässt. Zum anderen ist diese Kampagne für die USA gedacht – und dort gibt es viel mehr Menschen als in Europa, die bestreiten, dass es so etwas wie menschengemachten Klimawandel überhaupt gäbe und dass – sollte es doch so sein – diese Tatsache ein Problem darstellen würde.

    So weit, so gut … (die Tatsache, dass die Kampagne dafür wirbt, für 5 US$ Buttons zu bestellen (Stückpreis ca. 20 Cent), möchte ich an dieser Stellen außen vor lassen).

    Mich irritiert etwas anderes. Den Button können sich nun alle anstecken, die davon überzeugt sind, dass der Klimawandel stattfindet. Diejenigen, die vom Gegenteil überzeugt sind, tun das nicht (oder machen einen eigenen Sticker). Und das war’s dann auch schon. Als kommunikative Strategie laufen solche Kampagnen ins Leere … John Thackara nennt diese Art von Bildern “Doomer Porn” – das emotionale Aufladen von Untergangszenarien mit dem Zweck, Menschen zu einer Änderung ihrer Handlungsweisen zu bewegen. Das Problem ist nur: sie tun es nicht und die Frage steht im Raum, warum das so ist.

    Der Artikel von Thackara ist durchaus lesenswert und ich will das hier nicht alles wiederholen – im Kern geht es darum, ob es eine Art von Gestaltung gibt, die zu Aktionen führen kann anstatt passiv zu machen. Man kann den Text unter diesem Link nachlesen (eine Rede im Rahmen der »Puma Sustainable Design Lecture« im Design Museum in London 2013):

    https://www.doorsofperception.com/art-perception/desert-of-the-real

    Bei aller Sympathie für Milton Glaser und bei allem Respekt für seine Lebensleistung als Grafik-Designer hätte ich mir gewünscht, dass er dieses Logo bzw. diese Kampagne nicht publiziert hätte. Glaser ist eine so herausragende Figur, dass dieses Logo seinen Weg durch die Blogs, Foren und die Presse finden wird. Es wird der Eindruck entstehen, dass das die Art von Antwort ist, die man von einem Designer erwarten kann, wenn er sich mit einem derart komplexen Problem wie dem Klimawandel und seinen möglichen Folgen beschäftigt: Gib mir eine Frage und ich gebe dir ein Bild/Logo/Farbsystem/ …

    Dabei gibt es so viele andere Designer unterschiedlichster Disziplinen, die in diesem Zusammenhang weitaus raffiniertere und vielschichtigere Antworten entwickeln und erfolgreich implementieren (Beispiele: wefarm.info oder das HCD Toolkit von IDEO).

    Schade, schade …

    1. Das ist ein angemessener Kommentar auf die VÖ dieses Kampagnen-Key-visuals. Danke auch für den Link, den ich mir heute mal durchlese. Mir scheint dieser Entwurf auch eine schale Antwort auf die Probleme, die die Diskussion rund um den Klimawandel mit sich bringt. Vielleicht sollten wir das “Kreisding” einfach mal auf sich beruhen lassen.

    2. »Es wird der Eindruck entstehen, dass das die Art von Antwort ist, die man von einem Designer erwarten kann, wenn er sich mit einem derart komplexen Problem wie dem Klimawandel und seinen möglichen Folgen beschäftigt: Gib mir eine Frage und ich gebe dir ein Bild/Logo/Farbsystem/ … «

      Genau das ist ja das Problem, wenn sich Designer ausschließlich als Gestalter wahrnehmen/oder wahrgenommen werden und dies oft genug genauso kommuniziert wird. Solche Fehlgriffe, speziell von solchen Persönlichkeiten führen dazu, dass diese Sichtweise weiter gefestigt wird. Leider wird diese »Kampagne« wieder mehr Aufmerksamkeit bekommen, als viele bessere Projekte bezgl. des Themas.

  2. naja, das Logo ist aber nicht gerade gut reproduzierbar. es lässt sich schlecht auf Folie plotten, man kann es nicht in sw-tönen verwenden (Stempel), stanzen sieht auch schlecht aus…ein gutes Logo sollte auch immer auf (fast) jedem Medium (Material) verwendbar sein.

    1. Dann werden wir uns wohl damit begnügen müssen, das Logo nur auf in kambodschanischen Kinderfabriken hergestellten T-Shirts zu sehen, die zum Färben in Giftbrühe nach Vietnam, zum Zusammenlegen und Eintüten nach China, zum Verkauf nach New York und dann zum Tragen nach Berlin geflogen werden. Ist doch immerhin was.
      Hoffentlich drucken sie dann aber auch einen Beipackzettel auf den T-Shirt-Rücken, weil das Logo mal nur durch Abwesenheit eines erkennbaren Sinns zu glänzen versteht.

      Computer, Sarkasmus aus.

      1. @C.W.
        Großartig! Applaus. Denn genau so ist es. Wir Menschen sind einfach nicht dafür gemacht, die Welt zu verbessern.

  3. Johann Tetzel hätte damals auch so tolle Designer gebraucht, als er gegen die Fegefeuerverharmloser vorging. So war er leider erfolglos und konnte der Protestantisierung keinen Einhalt gebieten, obwohl das Ende der Welt und das jüngste Gericht vor der Tür stand.

    Die Global-Warming-Sekte kann da von den Fehlern der katholischen Kirche lernen. Das erfolgreiche Konzept des Ablasshandels haben sie ja schon übernommen.

    Vielleicht sowas wie die Eisbärenuhr (www.welt.de/article130997372/). “Sie haben heute schon 100 Liter CO2 ausgeatmet. Sie haben Ihr heutiges CO2-Zertifikat verbraucht. Weiteratmen nur gegen erneute Üebrweisung.”

  4. Wenn Milton Glaser das Logo entwirft, applaudieren die Experten. Hätte das der Achim hier als Beispiel eines Entwurfs einer x-beliebigen Ausschreibung von Irgendjemanden gepostet, wäre der der Aufschrei groß gewesen…

    Ich kann mit dem Logo nix anfangen. Es spricht mich weder optisch noch inhaltlich an.

  5. Werbung, Marketing, Kampagnen, Logos, Branding etc. sind integraler Bestandteil der kapitalistischen Weltordnung, die ursächlich für die rasante Ressourcenverschwendung verantwortlich ist, die u.a. den Klimawandel herbeiführt, und solange diese Systemfrage nicht gestellt wird, bleibt alles beim alten, indem es immer schlimmer wird. Daran ändert eine solche Kampagne nicht nur nichts, sie trägt letztlich noch dazu bei, die Konsumenten moralisch zu entlasten, damit sie nachher die Karre umso ungehemmter in den Schlamm setzen.

    Aber hier geht es ja nicht um Politik, sondern um die Gestaltung: Grün als die Farbe des Lebens, Schwarz als die des Todes, ein Kreis für die Erde, das ist alles richtig, ergibt in der Kombination aber irgendwie keinen schlüssigen Sinn. Die rauchige Animation erklärt zwar einiges (aber warum von oben nach unten?), ist aber auf den nach Modeschmuck aussehenden Buttons nachher nicht mehr zu sehen. Bleibt also nur die Hoffnung, dass die Kampagne erfolgreich genug ist, damit der Claim in Verbindung mit dem Logo in den Köpfen bleibt und somit wenigstens der Euphemismus mit der (in nördlichen Regionen durchaus als positiv empfundenen) Erwärmung infrage gestellt wird. Die Amis glauben ja zu einem erkleckrigen Teil noch nicht mal an die. Und selbst wenn: was kann schon der kleine Mann auf der Straße dagegen tun? Gibt es dafür jetzt eine Handreichung? Nein … s.o.

  6. Also ich verstehe sehr wohl, warum Glaser sich für Grün entschieden hat. Hier geht es nicht um die biologisch korrekte Darstellung, zumal das ein Signet ist.

    Vielmehr wird hier Fokus auf Leben/auf ein Lebewesen gelegt, auf eine zarte Pflanze. Es sieht für mich tatsächlich sehr bedrohlich aus, als würde eine Pflanze sterben oder Lebensmittel schimmeln. Grafisch jetzt nicht das Nonplusultra, aber das verlangt auch niemand. Es hat auf jeden Fall einen Eindruck bei mir hinterlassen

  7. In unserem Garten lassen sich versteinerte Seeigel finden. Unser Grundstück war also bereits mal Meeresboden. Wurde zuvor schonmal nicht genug Öko-Absolutions-Steuer an die Oberen abgeführt und deshalb geflutet“½

Kommentare sind geschlossen.

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