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Ein grüneres Erscheinungsbild für RWE

RWE Logo (2019), Quelle: RWE
RWE Logo (2019), Quelle: RWE

Der Energieversorgungskonzern RWE hat im Zuge einer strategischen Neuausrichtung sein Erscheinungsbild verändert. Der Schriftzug wurde abgerundet und die Corporate Farben um Grün und Grau erweitert. Im dt wird exklusives Bildmaterial gezeigt und hinterfragt, inwieweit RWE mit dieser Maßnahme Greenwashing betreibt.

Im Rahmen einer Pressekonferenz wurde Anfang der Woche die Neuausrichtung des Energieversorgungskonzerns RWE verkündet. Für das Unternehmen beginne, so RWE-Chef Rolf Martin Schmitz, ein neues Zeitalter. Bis 2040 wolle der Konzern klimaneutral sein und zum „global führenden Unternehmen bei erneuerbaren Energien“ werden. Investitionen in Höhe von 1,5 Mrd. Euro pro Jahr werde man in den Ausbau regenerativer Energien vornehmen.

Durch die im März 2018 beschlossene Übernahme der erneuerbaren Energien von Innogy ist RWE gewissermaßen über Nacht zu einem führenden Produzenten von grünem Strom geworden. Bereits heute ist RWE, nach Iberdrola (Spanien), Next Era Energy (USA) und Enel (Italien), weltweit der viertgrößte Produzent von grünem Strom, so berichtet das Handelsblatt. Weitere Windanlagen und Solarparks mit einer Leistung von 2,6 Gigawatt seien derzeit im Bau. Von 2012 bis 2018 habe RWE den CO2-Ausstoß bereits um rund ein Drittel reduziert.

Im vergangen Jahr sorgte die von RWE verfolgte geplante Rodung des Hambacher Waldes für massive Proteste seitens der Bevölkerung. Vielen Klimaschützern gilt RWE als Inbegriff für Raubbau an der Natur. RWE-Chef Schmitz wurde vom Naturschutzbund Deutschland (NABU) aufgrund der nach Auffassung des Bundes begangenen Umwelt-Fehlleistungen zum „Dinosaurier des Jahres 2018“ gekürt. „Zeiten ändern sich. Gesellschaft ändert sich. Unternehmen ändern sich.“, wie eine Frauenstimme in dem kürzlich veröffentlichten Image-Video erklärt. Noch im Herbst 2018 vertrat Schmitz die Ansicht, dass der Hambacher Forst nicht zu retten sei. Ein Jahr später gibt RWE im Rahmen der Pressekonferenz bekannt, sich von fossilen Energieträgern verabschieden zu wollen. Da Deutschland spätestens bis 2038 aus der Kohleförderung und -verstromung aussteigen wird, wie die Bundesregierung in ihrem jüngst verabschiedeten Klimapaket bekräftigt, bleibt dem Unternehmen auch gar keine andere Wahl.

Auszug der Pressemeldung

„Wie zeigen mit unserem neuen Auftritt, dass RWE für Innovation, Wandel, Transparenz und Nachhaltigkeit steht. Dabei war es uns wichtig, diese Aussagen glaubwürdig mit den Stärken des bisherigen Markenauftritts zu verbinden, der für Stabilität und Sicherheit steht.“, erklärt Stephanie Schunck, Leiterin Unternehmenskommunikation & Energiepolitik.

Die neue RWE – „Klimaneutral bis 2040“, Quelle: RWE
Die neue RWE – „Klimaneutral bis 2040“, Quelle: RWE

Das Logo besteht auch weiterhin aus den drei Großbuchstaben RWE – allerdings wurden die Kanten der Lettern abgerundet. Die Corporate Farben wurden um Grün und Grau erweitert. Für einen unverwechselbaren Markenauftritt sorgen soll die neue Corporate-Schrift namens RWESans, die die bisher verwendete RWEText ablöst. Als neues Gestaltungselement werden zwei sich überlagernde und ständig verändernde Linienstrukturen genutzt, vom Unternehmen als Energiefelder bezeichnet – diese stünden für Transformation und Wandel und sollen zudem verdeutlichen, wie wichtig Energie für unsere Gesellschaft sei, wie es im Pressetext heißt. Erst im vergangenen Jahr verpasste sich RWE ein Brand-Refresh (dt berichtete).

Der veränderte Markenauftritt entstand in Kooperation mit der Agentur Scholz & Friends Identify. Der Webauftritt (Screenshot) wurde umfassend relauncht und auch andere digitale Medien/Kanäle wurden entsprechend des veränderten Designs aktualisiert.

Kommentar

Die Versuchung, sich als Unternehmen oder als Marke einen grünen Anstrich zu verpassen, mit dem Natürlichkeit und Ökologie konnotiert sind, das wird auch in diesem Fall deutlich, ist auf Seiten der Verantwortlichen einfach zu groß. Die Skepsis gegenüber RWE hinsichtlich der angekündigten Neuausrichtung, ist nachvollziehbar. Denn ein grünes Gewand macht noch lange kein „grünes“ Unternehmen. Verständlich, dass auch der BUND den Wandel vom Braunkohleverstromer zum Ökostrom-Anbieter als unglaubwürdig bewertet. Und dennoch muss man sich als grundsätzlich und zurecht kritisch eingestellter Mensch gegenüber derlei in Bezug auf ökologische Aspekte zum Teil rücksichtslos agierenden Energiekonzernen eingestehen: genau dieser Wandel ist es doch, der allenthalben gefordert wird und der auf Seiten der Bevölkerung auf breite Unterstützung trifft. Weg von fossilen Brennstoffen und von Raubbau an der Natur, hin zu erneuerbaren Energien.

RWE vorzuhalten, es betreibe mit dem Wechsel auf ein grüneres Erscheinungsbild Greenwashing, wäre sehr einfach. Die Grenze zwischen Übertreibung und Lüge ist in der Werbung wie auch im Corporate Design fließend. Mit Greenwashing werden Methoden bezeichnet, die darauf zielen, einem Unternehmen in der Öffentlichkeit ein umweltfreundliches und verantwortungsbewusstes Image zu verleihen. So gesehen betreiben in der aktuell hoch sensibilisierten Debatte über Klimawandel und Naturschutz fast alle Unternehmen Greenwashing. Seien wir mal ehrlich. Fast alle suggerieren, was nicht ist beziehungsweise noch nicht ist, machen sich größer, geben sich smarter und verkaufen sich als Innovationsführer oder als Vorreiter in Sachen Klimaschutz. Klimaneutralität ist das Ziel, das heute mehr denn je als erstrebenswert erachtet wird, nicht nur seitens großer Teile der Bevölkerung, sondern zunehmend auch von den Unternehmen selbst. Denn sie spüren den neuen, von einem schwedischen Mädchen zusätzlich angefachten scharfen Wind, der ihnen spätestens seit dem letzten Frühjahr entgegenweht. Und das ist gut so.

Der Vorwurf des Etikettenschwindels lässt sich leicht erheben. Die Herausforderung liegt meines Erachtens darin, Unternehmen wie RWE zuzutrauen, dass sie ihre angestrebten und unterstützenswerte Ziele auch erreichen können. RWE wird in den Folgejahren den Beweis liefern müssen, dass das neue Erscheinungsbild kein Greenwashing darstellt. Sollte RWE in den folgenden Jahren die angestrebten Ziele verfehlen, weiterhin Abholzungen betreiben und sich damit die Ankündigungen in Lügen verkehren, wäre ein weiterer immenser Image-Verlust die Folge.

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Dieser Beitrag hat 17 Kommentare

  1. Das neue Logo ist deutlich besser, und dennoch erkennt man die Marke wieder. Auch die Farben, die das blau in ein maritimes Grün übergehen lassen, ist angesichts der vielen Windparks im Meer sehr clever gelöst worden. Typo ist auch um Längen besser, und mit den Feldern haben die echt einen Sprung nach vorne gemacht. Bin gespannt ob RWE den Weg jetzt auch als Unternehmen konsequent geht, ihr neues Design ist auf jeden Fall schon da.

Kommentare sind geschlossen.

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