Domradio eckt mit neuem Senderlogo an
Der christliche Hörfunksender Domradio, seit 2000 offizieller Sender des Erzbistums Köln, bekommt derzeit mehr Aufmerksamkeit als es den Betreibern recht sein dürfte. Ein auf der Spitze stehendes, rotes Dreieck, wie es zur Kennzeichnung von Häftlingen in Konzentrationslagern verwendet wurde, ist zum Entsetzen vieler Hörer das neue Logo des Radiosenders. Die Verantwortlichen im Sender sehen hingegen keinerlei Zusammenhang.
Interpretationen des Kölner Doms in Logoform gibt es unzählige (siehe dt-Beitrag Stadt Köln erhält ein weiteres Markenzeichen). Nicht nur die Stadtverwaltung nutzt den Dom als Erkennungszeichen, ebenso zahlreiche Verbände, Institutionen und Unternehmen. Umso größer ist die Herausforderung, der großen Anzahl an Dom-Logoformen ein weiteres, eigenständiges und wiedererkennbares Zeichen hinzuzufügen. Um jegliche Verwechslung mit anderen Logos zu vermeiden, wurde eine denkbar einfache Form gewählt: die Bildmarke besteht aus einem roten, auf der Spitze stehenden Dreieck.
Kurz nach Einführung des Logos hagelte es auf der Facebook-Fanpage des Senders Kritik. Viele Nutzer sehen in dem roten Wimpel ein Erkennungszeichen, wie es Häftlinge in Konzentrationsl…






Ein, wie ich finde, treffender Kommentar von Dipl.-Theologin Petra Lorleberg.
Jede Form löst etwas im Mensch aus. Das nennt man Resonanz. Der eine sieht ein Häftlingszeichen, jemand anders erinnerte es an Apollinaris oder einfach nur an ein Dreieck.
Es ist eine persönlich Frage, die man sich stellen sollte, warum man dieses oder jenes sieht und andere eben nicht. Veränderung fängt immer bei einem selber an. Wie sagt Voltair mal so schön:
“aber wir müssen unsern Garten bestellen”. Stört dich das was du siehst… ändere Dich.
@Torsten
Stimmt ja alles mit dem Rezipienten, unbestritten.
Die Kunst des guten Designers ist aber genau die:
Eben drum Ideen und Formensprachen zu entwickeln, welche die Big Fails unter den Resonanzen und Assoziationen ungünstiger Art vermeiden.
Wenn einer sagt, das ginge nicht, weil jeder Rezipient doch nur das sieht, was er dank seiner Persönlichkeit sehen will.
Nein, das geht größtenteils schon.
Mit einer guten bis hervorragenden Allgemeinbildung in Stilkunde, Kunstgeschichte und Historie wird man die meisten solcher unangenehmen Fails erst gar nicht entwerfen. Es bedarf also Bildung über den rein grafischen Tellerrand der CC Suite hinaus.
Es braucht auch Wissen über Semiotik und Semantik. Ich weiß gar nicht, ob das überhaupt noch gelehrt wird.
Jedenfalls stelle ich in meiner unnachahmlichen Arroganz als alter Dackel fest, dass zunehmend sich keinen Deut darum geschert/geschoren? wird, wenn ich aktuelle Gestaltungen sehe.
An Bildung oder Herzensbildung und dem Willen, etwas Durchdachtes zu gestalten, das Hand und Fuß hat und nicht quick’n dirty ist, mangelt es anscheinend zunehmend.
Oh ja, ich weiß, an was es häufig liegt: Nicht nur Gestalter sind Schlamper mit wenig breiter Allgemeinbildung, sondern auch Kunden wollen oft schnell, billig, quick’n dirty …, mit oft erchreckend wenig Allgemeinbildung, allen voran fallen negativ auf: viele BWL-Absolventen …
Interessiert aber keinen, dass BWLer (kurz danach manche Journalisten) möglicherweise die ungebildete
Geld-GeierGrobiane sind. Nur wir Grafikdesigner sind am Ende doch wieder die Doofen – in einer Art medialer Sippenhaftung – wenn man mit undurchdachten Fehlgriffen am Ende unsere Branche wieder mal nicht mit Ruhm bekleckert hat. Mit Image-Spirale nach unten.>> Die Kunst des guten Designers ist aber genau die:
>> Eben drum Ideen und Formensprachen zu entwickeln, welche die Big Fails unter den
>> Resonanzen und Assoziationen ungünstiger Art vermeiden.
Das ist DEINE persönliche Auffassung von Design. Da gibt es noch viele andere und das ist auch gut so, sonst wäre die Designlandschaft doch recht öde.
Letztendlich möchte ich mir keine Form wegnehmen lassen nur, weil ein paar Verrückte diese missbraucht haben. Vielmehr sollte man sich diese Formen zurückerobern.
@Torsten:
„Vielmehr sollte man sich diese Formen zurückerobern.“
Das finde ich gut. Dennoch: Geschichte und Zielgruppe müssen abgeglichen werden.
Ein christlicher Hörfunksender ist sicher nicht rein großelterlich, aber die betroffene Generation ist stark vertreten. Ein Techno-Sender hätte hier sicher kein Problem in dieser Art.
Einerseits ist eine absolute Grundform der Geometrie per se neutral. Andererseits tut man sich keinen Gefallen damit auf durchaus nachvollziehbare Kritik rein defensiv zu reagieren – per Definition sollte ein Werbeauftritt, zu dem ein Logo zentral gehört, für ein Angebot positiv werben und keine Kontroversen wecken. Egal, wie man subjektiv letztlich zu der Kontroverse stehen mag. Das braucht man so dringend wie ein sprichwörtliches Loch im Kopf.
Und schon gar nicht ist das die Art von Publicity die man sich für den Relaunch seines Designs wünscht.
Ich persönlich wäre hier als Auftraggeber sehr ungehalten gegenüber dem Designer der mir das so konzeptioniert hat.
Nun, wir wissen nicht ob’s ein externer oder interner Designer war.
Es kann alles ganz anders gewesen sein.
Was wir wissen:
Den Web-Relaunch hat Cologne Digital gemacht. (Die machen öfter was fürs Kölner Bistum, können sich wohl dann auch keinen allzugroßen Widerstand leisten …)
Wie es gelaufen sein kann:
Möglich, dass es die Redaktion des Radios selbst war, die dieses Dreieck ersann und interne, weisungsgebundene Mitarbeiter haben es ausgearbeitet.
Anders kann ich mir das Nichtreagieren der Domradio-Leitung auf die Kritik nicht erklären.
Aber das sind alles Spekulatius …
[…] Für viele User ist klar, dass hier eine Art Nazi-Symbolik zur Anwendung kommt. Viele andere Menschen hingegen sehen in der Darstellung keinerlei Problem. Wer gezielt danach Ausschau halte, so ihre Gegenkritik, könne in allem und jedem Nazi-Symbole erkennen. Ein häufig vorgebrachter Einwand, der im Grunde jeglicher differenzierten Betrachtungsweise den Nährboden entzieht. Wer in einem solchen Zeichen Nazi-Symbolik erkenne, solle sich mal Gedanken hinsichtlich der eigenen Gesinnung machen, so ein weiterer ziemlich plumper Einwand. Um den geschichtlichen Bezug herleiten zu können, muss man sich zunächst einmal mit der Geschichte befasst haben. Tut man dies, wird man recht schnell zu der Erkenntnis gelangen, dass bestimmte Symbole, Zeichen und Anmutungen fest mit geschichtlichen Ereignissen verknüpft sind und somit bestimmte Assoziationen wecken. Assoziationen, aufgrund derer kürzlich auch der kirchliche Radiosender Domradio in die Kritik geraten ist. […]
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Ein Dreieck ist ein Dreieck ist ein Dreieck. Man sollte nicht ständig zu viel interpretieren. Das Dreieck wurde so auch schon von anderen verwendet. Der Musiksender VIVA nutzt gleich vier davon. Und drei davon auch auf dem Kopf und hier und da mal in Farben, die ebenfalls zur Markierung von Häftlingen während des Nationalsozialismus genutzt wurden. Ich glaube aber ganz sicher, dass sowohl VIVA als aber auch jetzt DOMRADIO keine bewusste Absicht verfolgen. Und ohne einen entsprechenden Hinweis würden auch ein Großteil der Menschen von alleine nie auf den Zusammenhang kommen. So schlimm der Nationalsozialismus und alle seine schrecklichen Folgen auch war, sollten wir trotzdem mal die Kirche bzw. in diesem Fall den Dom im Dorf bzw. in diesem Fall in Köln lassen ;-)
P.S.: Ist nur meine persönliche Meinung.
Weil ich gerade über diesen Artikel gestolpert bin und nach einem Blick in die “Häftlings-Kennzeichen-Tabelle” ist mir aufgefallen, dass der Kommentar von Achim:
>>>Designer sollten genügend Geschichtskenntnisse mitbringen, um zu wissen, welche Zeichen politisch besetzt sind.<<< plötzlich eine ganz andere brisanz aufzeigt. Der Tabelle nach wäre Apollinaris dann nämlich ein Wehrmachtsangehöriger! Wenn man also auf grundlage dieser Tabelle das Domradio für die Logowahl rügt, dann müsste man aber auch bei dem Wasseranbieter (bzw. dem Gestalter des Logos) ebenso kritisch nachfragen!
Im übrigen bin ich einer Meinung mit dem Autor und möchte diesen Kommentar auch nicht als offensiv verstanden wissen. Lediglich als Zusatz zu dem, zutreffenden und richtigen Zitat von Achim.
Für Bibelleser wäre es ja das korrekte Dreieck gemäß KZ Ordnung VIOLETT; und Wiederholungstäter mit nem Strich dazu.