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Domradio eckt mit neuem Senderlogo an

Domradio Logo
Domradio Logo

Der christliche Hörfunksender Domradio, seit 2000 offizieller Sender des Erzbistums Köln, bekommt derzeit mehr Aufmerksamkeit als es den Betreibern recht sein dürfte. Ein auf der Spitze stehendes, rotes Dreieck, wie es zur Kennzeichnung von Häftlingen in Konzentrationslagern verwendet wurde, ist zum Entsetzen vieler Hörer das neue Logo des Radiosenders. Die Verantwortlichen im Sender sehen hingegen keinerlei Zusammenhang.

Interpretationen des Kölner Doms in Logoform gibt es unzählige (siehe dt-Beitrag Stadt Köln erhält ein weiteres Markenzeichen). Nicht nur die Stadtverwaltung nutzt den Dom als Erkennungszeichen, ebenso zahlreiche Verbände, Institutionen und Unternehmen. Umso größer ist die Herausforderung, der großen Anzahl an Dom-Logoformen ein weiteres, eigenständiges und wiedererkennbares Zeichen hinzuzufügen. Um jegliche Verwechslung mit anderen Logos zu vermeiden, wurde eine denkbar einfache Form gewählt: die Bildmarke besteht aus einem roten, auf der Spitze stehenden Dreieck.

Kurz nach Einführung des Logos hagelte es auf der Facebook-Fanpage des Senders Kritik. Viele Nutzer sehen in dem roten Wimpel ein Erkennungszeichen, wie es Häftlinge in Konzentrationslagern auf den Ärmeln trugen. Das Zeichen sei ebenso wie das Hakenkreuz und die Doppel-Siegrune eindeutig besetzt. Daher verböte sich die Verwendung dieser Form innerhalb eines Logos, insbesondere wenn es als Absender eines christlichen Hörfunksenders fungieren soll. Ein unsensibler Fauxpas also, wie es ein Nutzer auf Facebook schrieb?

Kennzeichnung der Häftlinge in Konzentrationslagern
Kennzeichnung der Häftlinge in Konzentrationslagern, Quelle: Wikipedia
Obwohl mittlerweile über 170 zumeist negative Kommentare auf Facebook abgegeben wurden – vor ein paar Jahren nannte man das noch einen Shitstorm –, sah sich der Sender bislang nicht dazu veranlasst, auf die geäußerte Kritik zu antworten. Gegenüber dem Kölner Express erklärte Ingo Brüggenjürgen, Chefredakteur des Domradio: „Es ist bekannt, dass die Nationalsozialisten nahezu alle Formen und Farben eingesetzt haben. Aber das Dreieck steht eben auch für eine zutiefst christliche Symbolik, beispielsweise für die Dreifaltigkeit Gottes.“ Alle zuständigen Gremien des Senders hätten das neue Logo abgesegnet. Ich wollte es genauer wissen und bat den Sender um eine Stellungnahme.

dt: Das neue Senderlogo erntet derzeit viel Kritik. Wurde die Ähnlichkeit des Logos mit der in Konzentrationslagern verwendeten Häftlings-Kennzeichnung im Rahmen des Designprozesses thematisiert?

Brüggenjürgen: Selbstverständlich haben wir vor der Veröffentlichung unserer neuen Wort-Bild-Marke die Deutungsmöglichkeiten geprüft. Wir sehen keinen Zusammenhang zwischen dem neuen Logo unsers Multimediasenders DOMRADIO.DE (was ja nicht nur aus einem roten Dreieck besteht!) und einem Häftlingskennzeichen der Nationalsozialisten. (Selbst das unabhängige Votum der Express-Umfrage zeigt, dass 77% hier keinen Zusammenhang erkennen können.)

dt: Sind sie von den Reaktionen der Facebook-User, die das Domradio-Logo mit Nazi-Symbolik in Verbindung bringen, überrascht? Können sie die Kritik nachvollziehen?

Brüggenjürgen: Lediglich 0,4 Prozent unserer Facebook-Abonnenten haben sich bis dato kritisch mit unserem Logo auseinandergesetzt. Bis dato haben uns nur vier kritische Mails erreicht – unsere Onlineseite wird täglich von über 10.000 Usern besucht (siehe IVW-Onlinedaten!). Bei der Fülle der von den Nationalsozialisten eingesetzten Zeichen und Symbole lässt sich aber immer ein Zusammenhang finden, wenn man ihn denn sucht.

dt: Ist in Anbetracht der zum Teil heftigen Kritik denkbar, dass die Domradio-Leitung das neue Logo noch einmal überdenkt und überarbeiten lässt?

Brüggenjürgen: Wir nehmen alle Rückmeldungen unserer Hörer, Zuschauer und Online-User ernst und werden die Wirkung unserer neuen Wort-Bild-Marke immer wieder neu überprüfen. Auch sind wir als Multimediasender natürlich immer darum bemüht, unsere Kommunikation zu optimieren. Der Relaunch ist in allen Umsetzungsprozessen unserer verschiedenen mediale Kanäle derzeit auch noch nicht abgeschlossen.

Domradio Logo – vorher und nachher, Bildquelle: Domradio, Bildmontage: dt
Domradio Logo – vorher und nachher, Bildquelle: Domradio, Bildmontage: dt

Das neue Domradio-Logo besteht aus dem in einem roten Rechteck eingefassten Schriftzug „DOMRADIO“ sowie einem vorgestellten roten Dreieck. Das Dreieck wird im Sinne einer Bildmarke auf Facebook als alleiniger Absender verwendet.

Kommentar / Einordnung

Die Kritik, das auf der Spitze stehende rote Dreieck sei besetzt und könne/sollte daher nicht als Logo verwendet werden, ist aus meiner Sicht berechtigt. Wer den historischen Zusammenhang gänzlich abstreitet, muss sich den Vorwurf gefallen lassen, geschichtsvergessen zu sein. Die Kennzeichnung für KZ-Häftlinge bestand nun einmal aus einem auf der Spitze stehenden Dreieck. Die Frage ist jedoch, wie relevant diese Tatsache heute noch in Bezug auf die Gestaltung von Signets ist. Nun – sie ist sehr relevant. Designer sollten genügend Geschichtskenntnisse mitbringen, um zu wissen, welche Zeichen politisch besetzt sind. Neben den vom deutschen Strafrecht erfassten rechtsextremen Symbolen und Zeichen, deren Verwendung strafbar ist, gibt es weitere von den Nazis verwendete Zeichen, die man als Gestalter auf dem Schirm haben sollte, beispielsweise den sogenannten Judenstern oder eben die Kennzeichnung der Häftlinge in Konzentrationslagern.

Kölner Dom – Winkel der TürmeMeines Erachtens spräche gegen ein auf der Spitze stehendes Dreieck als Erkennungszeichen des Domradios grundsätzlich nichts, wenn es sich denn tatsächlich auf die Form des Doms beziehen würde. In der bestehenden Form ist das rote Dreieck lediglich ein rotes Dreieck, ein politisch besetztes obendrein. Türme werden mit diesem Zeichen nicht beschrieben, weder unmittelbar noch subtil über die Negativform. Um in den weißen Rändern des Dreiecks Türme erkennen zu können, braucht unser Auge weitere Bezugspunkte, etwa eine erweiterte rote Fläche wie sie beispielsweise im Stadtlogo von Köln) angelegt ist. Erst wenn die weißen Flächen von beiden Seiten eingefasst werden, sei es durch eine Outline oder eben eine Fläche, treten Türme hervor. Es gibt einen weiteren Grund, weshalb sich viele Menschen schwer tun, in dem roten Dreieck den Dom zu erkennen. Der Winkel, den die Turmspitzen des Kölner Doms beschreiben, ist nämlich ein völlig anderer (siehe Darstellung links) als der in der Domradio-Bildmarke dargestellte (60 Grad). Auch deshalb kann die Bildmarke den Dom nicht in gewünschter Weise repräsentieren.

Die Logoherleitung in Videoform aufzubereiten (siehe unten) ist nicht mehr als der Versuch, einem Zeichen, das aufgrund seiner generischen Form über keinerlei Wiedererkennbarkeitsqualität verfügt, eine Sinnhaftigkeit anzudichten, die es nicht hat. Ein Logo, das auf eine solche Weise erklärt werden muss, verliert seine Daseinsberechtigung. Sicherlich sind auch der Nike-Swoosh oder der Apfel von Apple nicht selbsterklärend. Diese Markenzeichen verfügen jedoch, im Gegensatz zum Domradio-Dreieck, über die notwendige Eigenständigkeit, um als eindeutiger Absender der jeweiligen Marken wirken zu können. Die Bildmarke des Domradios kann dies nicht zu leisten.

Die alleine wäre bereits Anlass genug, von dieser Grundform als Logo bzw. als Bildmarke abzusehen. Um als Logo fungieren zu können, braucht es mehr als eine Grundform. Erst wenn eine solche Grundform, ein Kreis, ein Viereck oder ein Dreieck, um individuelle Merkmale ergänzt wird, wie etwa beim Absender des Österreichischen Bundesheeres oder der Mineralwassermarke Apollinaris geschehen, entsteht ein Logo, das eine Identität zu transportieren vermag.

Was zudem in der schlichten Dreiecksform des Domradio-Logos fehlt, ist der Bezug zum Sender. Es geht ja nicht darum, ein Markenlogo für den Kölner Dom zu entwickeln, sondern es geht um ein Zeichen, das den Radiosender als solchen repräsentiert. Hier wäre die Frage: wo ist der Bezug zum Programm, zur Musik und zu den Gottesdiensten, die übertragen werden? Das Prinzip der Dreifaltigkeit ließe sich ganz sicherlich auch anders interpretieren, eigenständiger, originärer, kreativer und mit stärkerem Bezug zum Radiosender.

Mein Fazit: Den geschichtlichen Zusammenhang gänzlich abzustreiten und auf die Kritik der Facebook-Nutzer nicht zu reagieren, wirkt hilflos. Es gibt viele Gründe, die gegen das rote Dreieck in dieser Form als Erkennungszeichen/Bildmarke sprechen: 1. kein erkennbarer Bezug zum Sender, 2. fehlende Erkennbarkeit der Domtürme, 3. zu geringe Schöpfungshöhe, 4. wenig überzeugende Ästhetik und nicht zuletzt 5. der kritische geschichtliche Kontext, der eine besondere Sensibilität im Umgang mit einem solchen Zeichen erforderlich macht. Diese Sensibilität kann ich nicht erkennen. Wenn ein solches Ergebnis alle Gremien passieren kann, ohne dabei anzuecken, liegt meines Erachtens ein systemisches Problem vor. Die Möglichkeit zur Nachjustierung besteht immer – in diesem Fall erscheint sie mir ratsam.

Dieser Beitrag hat 91 Kommentare

  1. @ Marc H.: Ich denke, dass Populisten versuchen alles in ihrem Sinne nutzbar zu machen; da ist das Thema und der Umgang damit fast einerlei. So etwas sollte niemanden davon abhalten ein fruchtbares Gespräch zu führen. Die “rechten” behaupten immer es würde so viel verboten und das verschiedenes nicht gedacht und gesagt werden darf – die meisten anderen sind jedoch einfach der Überzeugung, dass die Verniedlichung oder sogar die Verherrlichung von Verbrechen, Gewalt, Krieg, oder deren Symbolik keine Grundlage für eine friedliche und freie Gesellschaft sind. Und es ist ganz und gar kein Makel an der Stelle sehr sensibel zu sein, genau das ist dann eine gute Grundlage für friedliches Miteinander.
    Soft-Skill-Kram: Empathie, Rücksichtnahme, dieses Zeug :-) Damit bricht sich keiner etwas von sich ab. Gibt ja dann immer noch Quadrat und Kreis #bauhaus100 :-)

    1. Gute Güte, pff.
      Manchmal habe ich Gedanken und warte dann, bis jemand wie du kommt und sie schön ausformuliert (klappt eigentlich erstaunlich zuverlässig).
      Von mir ein mehrfaches “ausgezeichnet kommentiert” an dich und:
      Danke! :-)

    2. Indem die Leute sich immer über die Rechten aufregen, die sagen, dass man vieles nicht mehr sagen darf, geben sie denen ja eigentlich automatisch Recht. Das ist halt dämlich.
      Nach dem Motto “Man darf hier nichts mehr sagen” -“halt den Mund, das ist falsch”.

  2. Au Mann… also echt mal Leute. Das Logo ist langweilig und nichtssagend, ja, und auch wenn ich den Satz schon mehrmals hier im dt geschrieben habe: Man sollte endlich mal aufhören, simple geometrische Grundformen mit etwas in Verbindung zu bringen, was auch diese Form besitzt oder früher besaß. Niemand hat diese Formen für sich zu beanspruchen! Wer in einem nach unten zeigenden Dreieck panischen Verfolgungswahn bekommt, sollte sich mal auf die Couch legen…

    Für mich hat das Dreieck mit Spitze nach unten eher einen negativen Effekt, im Sinne von »herunter, Minus, schlecht, etc.« Die Erklärung mit den beiden Türmen des Doms finde ich Blödsinn, da kein Winkel hierauf passt. Hätte man als christliches Medium lieber mit »nach oben offenen, anbetenden Armen« oder mit »die Größe Gottes im Vergleich zu Welt« argumentiert, hätte es sicher mehr Sinn gemacht.

    1. Im Davidstern bedeutet das nach unten weisende Dreieck bis heute “das von Gott geschenkte Leben”.

      1. Ich muss bei Kreisen auch immer sofort an Brüste denken und kichern. Das ist menschlich, mein lieber zottel. :-)

    2. Warum sollte man damit aufhoeren? Die Anschlussfrage ist doch dann: Sollte sich ueberhaupt jemand mit Geschichte befassen? Oder ist es Zeit sich gar nicht mehr mit Vergangenheit auseinanderzusetzen? Fruehe oder neuzeitliche oder juengere? In meinen Augen waere das nur dumm.

  3. @zottel: Ich habe nie behauptet, dass man aufhören soll, die Geschichte (und gerade die deutsche) mahnend in Erinnerung zu behalten. Ich sage, dass ein Dreieck, welches z.B. Nazis zu einem Sträflingssymbol machten, deshalb nicht zu einem NS-Symbol oder grundsätzlich bösartig wurde. Sowas und vorallem die Unterstellungen, die man daraufhin Leuten macht, die nicht gleich mit dem Finger auf das vermeintlich schlimme Symbol zeigen, sind in meinen Augen “dumm”.

    1. Welche Unterstellung?
      Ich hatte den Text so verstanden, dass man aufhoeren solle symbole wie dieses mit historischem in verbindung zu bringen. Wenn das dann nach einer Weile gelingt, hat die verdummung schon begonnen. Etwas nicht zu wissen ist kein makel, etwas nicht wissen zu wollen ist etwas dumm

      1. Das “Unterstellung” war allgemein gehalten, nicht auf Dich bezogen. Damit meinte ich, dass es Leute gibt, die wegen einer ungünstigen Ähnlichkeit von Symbolen den Verantwortlichen bzw. Beteiligten beim Logo-Entwurf eine gewisse Neigung vorwerfen… Unwissenheit oder fehlendes Feingefühl beim Entwurf kann auch ohne Hintergedanken passieren… Nur das. ;-) Freundliche Grüße.

      2. Aber warum soll man in einem Fall wie hier auf die Geschichte hinweisen? Es gibt keinen geschichtlichen Bezug und sogar eine Erklärung, wie es gemeint ist. Was soll also das Gerede von Nazisymbolik? Das hat nichts mit “das darf nicht vergessen werden” zu tun.

  4. Ich habe mich privat recht intensiv mit dem Nationalsozialismus auseinandergesetzt und tue das noch. Und ich erinnerte mich bei Lektüre des Artikel an die Kennzeichnungen Inhaftierter – von alleine hätte ich diese Assoziation aber nie im Leben vollbracht. Dazu ist die Form des Dreiecks viel zu archetypisch, zu stark, zu elementar und zu abstrakt.
    Die sehr spezielle Nutzung des Symbols in einer Verbrechensherrschaft hat in meinen Augen keinerlei Bestand gegenüber derlei Symbolen, die quasi das Fundament menschlicher Kultur bilden: Kreis, Quadrat, Dreieck. Symbole, die quasi verwendet werden seitdem der Mensch die Mathematik erfunden hat.
    Meine Meinung: Ja, der Vorwurf ist eindeutig zu weit hergeholt – selbst mit dem Wissen um die Verwendung dieses Zeichens zu dieser Zeit würde ich völlig bedenkenlos Dreiecke einsetzen.
    Der Vorwurf der mangelnden Sensibilität oder Unachtsamkeit erscheint mir unredlich und willkürlich (beliebiges Gegenbeispiel: Wahlplakate der Partei die “LINKE”? – Wo bleibt hier der “Shitstorm”?).

    PS: Die gestalterische Qualität des Signets empfinde ich allerdings ebenfalls als unterwältigend und nicht überzeugend.

    1. Gegenbeispiel: Wahlplakate der Partei die „LINKE“?

      Oh, dass die Farbkombination Schwarz, Weiß, Rot alles andere als politisch unbelastet ist, darauf bin ich, auch im Zusammenhang mit den LINKEN, in der Vergangenheit sehr wohl eingegangen, beispielsweise im Rahmen der Wahlplakatbesprechung zur Bundestagswahl 2009.

      Noch einmal. Es geht nicht darum, Farben und Zeichen zu stigmatisieren, wie es einige Kommentatoren hier zum Teil doch recht plump unterstellen. Um Farben und Zeichen zielgerichtet einsetzen zu können, auf dass sie in gewünschter Weise wirken, ist es unerlässlich, diese vorher auch in einen geschichtlichen Kontext gestellt zu haben. Zu wissen, was Zeichen und Farben früher oder auch in anderen Kulturen bedeuten beziehungsweise bedeutet haben, hilft uns Gestaltern dabei, geeignete Mittel und Formen etwa für Erscheinungsbilder auszuwählen. Das ist doch die Grundlage jeglicher ernsthafter Gestaltung. Aus eigener Erfahrung weiß ich, dass eine solche Einordnung im Hochschulbetrieb heutzutage viel zu selten geschieht. Umso wichtiger ist es, sich gewissermaßen in Selbstaneignung mit der Geschichte von Zeichen und Formen vertraut zu machen. Genau dazu möge der Artikel anregen.

  5. Ich persönlich gehöre zu einer Gruppe die damals ins KZ kam und mit eben so einem Winkel gekennzeichnet wurde. Daher sind mir die Winkel durchaus ein Begriff und wäre er nun in “meiner” Farbe, würde ich das absolut als störend empfinden, evtl. sogar als beleidigend. Dennoch – meine erste Assoziation war wie bei einigen hier “Apollinaris”. Da ich als “Betroffener” nichtmal diese Assoziation hatte, zeigt vielleicht dass das auf dem Kopf stehende Dreieck nicht mehr unbedingt mit dieser Verwendung in den KZs in Verbindung gebracht wird. Dennoch ist es fraglich ob es besonders klug ist, diese Form zu verwenden – es wird ja angedeutet dass dies in den Vorabgesprächen durchaus thematisiert wurde. Trotzdem hat man sich für die Verwendung entschieden, was zumindest unsensibel ist. Jede minimale Variation derselben Grundform hätte die Diskussion vermieden und die gestalterische Idee hätte dennoch umgesetzt werden können. Fazit für mich: Nicht clever aber auch kein Riesenskandal.

  6. Sehr geehrter Herr Schaffrina, Sie haben mir ja erklärt, dass man ernst nehmen muss, wenn 170 von 86000 Facebook User negativ kommentieren. Wenn mein Count-Service für Sie korrekt ist, dann unterstützen Ihren Beitrag 9 Kommentare unter Ihrem Artikel. Aber was bedeutet jetzt für Sie und Ihre These, dass 22 Kommentare sagen, dass man einen Zusammenhang zwischen dem Dreieck und einem Zeichen aus der NS- Zeit entweder nicht herstellen muss oder herstellt kann. Wir nähern uns mit den Prozentzahlen übrigens dem Ergebnis des Express Voting.

    1. Mehrheit ist kein Garant für Richtigkeit. Dies einmal vorneweg.

      Wie bereits erwähnt, taugt die Umfrage bei Express aufgrund diffuser Auswahlmöglichkeiten lediglich dazu, ein paar Klicks zu generieren. Von einem fachlich begründeten Urteil ist das Umfrageergebnis soweit weg wie das Domradio-Logo von ausgezeichneter Gestaltung. Die Gründe hierfür wurden in aller Ausführlichkeit dargelegt, auch von anderen Kommentatoren. Wohingegen die Kritik an der im Artikel vertretenen Position beispielsweise so aussieht:

      Oh mein Gott! DAS sind solche Geschichten, die sich gelangweilte Menschen im Unterhemd sitzend vor dem Rechner aus dem Finger saugen. Man wird zu JEDEM Symbol irgendeine negative Assoziation finden.

      „Kritik“ in dem Sinne ist dies freilich nicht, eher plump vorgetragene Meinung.

      Die Motivation für das Schreiben einer Negativkritik, einer negativen Rezensionen oder einer Position, die konträr zu der vom Autor vertretenen Auffassung ist, so die Erkenntnis aus der Medienpsychologie, ungleich größer als die für das Schreiben einer Positivkritik bzw. einer Zustimmung. Vereinfacht formuliert: erst wenn uns etwas nicht passt, werden wir aktiv, schreiben wir eine Negativrezension. Darüber hinaus wissen wir: Negativkritik zu üben fällt uns generell leichter als lobende Worte auszusprechen. Beides im Hinterkopf zu haben, hilft bei der Einordnung von derlei Umfragen. Bezogen auf dieses Medium bedeutet dies, dass selbst, aus meiner Sicht wirklich überzeugende Arbeiten es hier im dt schwer haben, mehrheitlich positive Reaktionen hervorzurufen. So entsteht der Eindruck, wir Designer seien ein Volk von Nörglern. Tatsächlich ticken Designer in diesem Punkt grundsätzlich ähnlich wie Andere.

      Als Autor nehme ich jede Gegenposition ernst, sofern grundsätzliche Diskussions-Gepflogenheiten eingehalten und die eigene Position mit Hilfe stichhaltiger Argumente dargelegt werden. Ich nehme wahr, dass einige dt-Leser der Auffassung sind, es bestünde keinerlei geschichtlicher Bezug bzw. der hergestellte geschichtliche Bezug sei unsinnig oder gar peinlich. Stichhaltige Argumente, mit der die Gegenposition unterfüttert würden, konnte ich hingegen bislang nicht bzw. kaum ausmachen.

      Zur Frage: was bedeutet der bisherige Diskussionsverlauf für die von mir im Artikel vertretene Position? Für mich als Autor ist eine kontroverse Diskussion wie diese offen gesagt das Salz in der Suppe. Aus der Diskussion leite ich eine große Motivation ab, auch weiterhin Aspekte anzusprechen, die mir hilfreich, sinnvoll und wertvoll erscheinen. Selbst wenn diese anscheinend nur von einer Minderheit als hilfreich, sinnvoll und wertvoll erachtet werden. Abgesehen davon sehe ich, dank der jüngsten Kommentarbeiträge, das Verhältnis von Pro und Kontra eher ausgeglichen.

      1. Sollte man dann nicht gerade hier meinen, dass das egal ist? Negative Kritik kommt schneller als positive, trotzdem sind es hier nichtmal 200 Leute, die was zu meckern haben.

        Außerdem: Es ist ein Dreieck. Eine geometrische Grundform. Und kein Hakenkreuz oder sowas. Und wenn das diskutabel ist könnte man ja mal fragen, was die sich bei Apollinaris, VIVA, Varta, Playstation und allen anderen Firmen, die irgendwo Dreiecke benutzen, so gedacht haben. Dreiecke haben so vielfältige Bedeutungen, auch gerade im Design, warum wird dann die Tatsache, dass Nazis irgendwo mal Dreiecke benutzt haben über alles andere gestellt?

        1. warum wird dann die Tatsache, dass Nazis irgendwo mal Dreiecke benutzt haben über alles andere gestellt?

          Diese Fokussierung findet sich ausschließlich in jenen Kommentaren, in denen der geschichtliche Bezug für überflüssig bzw. unsinnig erachtet wird.
          Die Kernaussage des Artikels ist: Es gibt viele Gründe, die gegen das rote Dreieck in dieser Form als Erkennungszeichen/Bildmarke sprechen: 1. kein erkennbarer Bezug zum Sender, 2. fehlende Erkennbarkeit der Domtürme, 3. zu geringe Schöpfungshöhe, 4. wenig überzeugende Ästhetik und last but not least 5. der kritische geschichtliche Kontext.

          Wer sich in einem Kommentar einzig auf den fünften und letzten Punkt bezieht, übersieht dabei leider die Kernaussage des Artikels: das Domradio-Zeichen ist als Logo ungeeignet, in besonderem Maße deshalb, da es einzig aus einer geometrischen Grundform besteht. Um als Logo funktionieren zu können, bedarf es einer Modifikation, einer Individualisierung der Grundform, etwa so wie sie in den genannten Marken (Apollinaris, VIVA, Varta, CVJM) oder beispielsweise auch innerhalb der Markenzeichen der Commerzbank, von GoogleDrive u.v.a. realisiert wurde. Erst dann werden Zeichen wiedererkennbar und können im Sinne eines Logos eine Identität vermitteln. Das Domradio-Zeichen ist als Logo ungeeignet, weil es jegliche Individualität vermissen lässt.

      2. Punkt 1 bis 4 wären für mich hier die einzigen, die da wirklich wichtig sind. (und die auch wirklich zu kritisieren sind) Der geschichtliche Bezug ist für mich nicht von Belang, weil es einfach nur ein Dreieck ist und dieser Radiosender inhaltlich absolut nichts mit dieser Epoche zu tun hat. Warum also unbedingt diesen Zusammenhang ausgraben?

  7. An dieser Logo-Diskussion sieht man deutlichst:

    Mit extremem Minimalismus – geometrische Allerwelts-Basisfigur ohne echte Ideenerweiterung und ohne echte Zutat – kann man sich als Designer und Auftraggeber bequemst in Schwierigkeiten aller Art bringen:

    Punkt 1. Die Gefahr, dass es das so schon gibt, ist ungefähr 100%.

    Da brauchen nur Apollinaris et alii mit ihrem Dreieck die Nizza-Klassen für Bildung belegt haben dann hast du ein bereits geschütztes Zeichen verwendet – falls es überhaupt eine Schöpfungshöhe hatte oder, ganz schlimm: eingetragen war – und aus die Maus.

    Brief vom Abmahnanwalt … Nicht nur der Auftraggeber kann dann eins aufs Dach kriegen mit finanziellen Folgen, sondern auch sein Designer ist in der Haftung. Falls das Gericht ihm bescheinigen sollte, dass er als studierter Gestalter öffentlicher Zeichen genügend Bildungswissen hätte haben müssen und seinen Semantiken/Semiotiken/Symboliken igorierenden Auftraggeber hätte informieren müssen …

    Besonders nett ist die Designerhaftung dann, wenn er ein Freiberufler ist. Da haftet er nämlich mit seinem ganzen privaten Vermögen.

    Falls dieses Argument 1) noch Irgendjemandem, Uneinsichtigen nicht ausreichen sollte, davon endlich seine puristisch-verknöcherten Logo-Finger zu lassen:

    2. Die Gefahr, dass so ein geometrisches Basiselement ohne jede weitere grafische Zutat in einem absolut unerwünschten negativen Bezug interpretiert werden kann, dürfte so ziemlich 50% sein. Konsequenz: Hands off. Pfötchen weg. So einfach kann das sein.

    Diese 2 Punkte und dazu diese schlechte, unmotivierte, platte Ausführung sind eines etablierten Kirchenradios nicht würdig. Da darf man zu Recht etwas mehr Sensibilität erwarten als bei einer Würstchenbude am Rhein mit Pommes Schranke.

    Die Nazikeule braucht es fast nicht, obwohl sehr naheliegend, zugegeben. Dieses Aua- Logo ist ohne diese Keule bereits ein saftiges “Bußgeld” wert ;-)

    ________________
    Persönlich habe ich bereits einem Auftraggeber eine Logoidee mit “88” verweigert und ihn darauf hingewiesen, dass es einen unangenehmen Geschichtsbezug hat. Wurde akzeptiert und man rückte von diesem “Naming” ab. War jedoch eine schwierige Situation, bereits in der Kennlernphase (noch kein fertiger Vertrag) mit Gehtnicht!-Argumenten zu kommen. Braucht Haltung.

  8. “Bei der Fülle der von den Nationalsozialisten eingesetzten Zeichen und Symbole lässt sich aber immer ein Zusammenhang finden, wenn man ihn denn sucht.” – Stimmt!!

    “Meines Erachtens spräche gegen ein auf der Spitze stehendes Dreieck als Erkennungszeichen des Domradios grundsätzlich nichts, wenn es sich denn tatsächlich auf die Form des Doms beziehen würde.” – Stimmt total!!

    “Aber das Dreieck steht eben auch für eine zutiefst christliche Symbolik, beispielsweise für die Dreifaltigkeit Gottes.” – Stimmt in diesem Zusammenhang meines Erachtens so nicht ganz. Wird das Dreieck als Symbol für Dreifaltigkeit verwendet, ist es aufrecht stehend und leitet den Blick gen Himmel (auch ein Grundsatz in gothischer Sakralarchitektur). Umgedrehte christliche Symbolik wird eher meist von Anti-Strömungen verwendet.

    1. Umgedrehte christliche Symbolik wird eher meist von Anti-Strömungen verwendet.

      Wenn das stimmt, wird’s interessant …

      Nach ein bisschen Recherche über den Sender: Dieser katholische Sender versteht sich tatsächlich als subversiv, bissi anti. ^^ Zumindest wenn man im Netz einigen Interviews und Selbstdarstellungen von Ingo Brüggenjürgen folgt.

      Ich frage mich nur, ob ihnen beim umgestülpten Dreieck dieses Anti wirklich bewusst war. Ich denke nicht.

      Irony on: Vermute, irgendjemand dort hat sich mit der Dreieck-Idee pseudo-progressiv vergaloppiert und sie geben die Schlampigkeit in Idee und Ausführung der nicht gelungenen “schematischen Andeutung” an den Kölner Dom jetzt nur nicht zu. Weil sie die mediale Aufmerksamkeit … und sie sind doch sowieso subversiv ^^.
      Flucht nach vorn.

      Für mich ist Schlampigkeit jetzt noch nicht subversiv.

  9. Sehr geehrter Schaffrinna, es freut mich, dass Sie Kommentare und Diskussionen als Salz in Ihrer Suppe verstehen. Und in diesem Sinne möchte ich ein letztes Mal Salz in Ihre Suppe streuen.

    Mittlerweile haben mehrere Artikel auf Ihren Betrag verwiesen und das hat mit dazu geführt, dass “Domradio” im Internet jetzt mit dem Tag “KZ” verknüpft ist. Dabei wird der Eindruck erweckt, dass Sie und einige Kommentatoren, um diesen Zusammenhang herzustellen, nur eins und eins zusammenzählen mussten, was vom Domradio aus Nachlässigkeit, Unprofessionalität, Unwissenheit oder aus Kalkül nicht gemacht worden ist. Ich war vor kurzem auf einem interessanten Kongress zum Thema künstliche Intelligenz, der von IBM organisiert wurde. Ein Schwerpunkt dabei war auch, wie Algorithmen das Berufsbild des Journalisten verändern werden. Viele hielten dass für eine Zukunftsvision, dabei weiß ich, dass heute schon aktuelle Sportberichte über alles ab der zweiten Bundesliga von Algorithmen verfasst werden, ohne das Fußballfans das überhaupt bemerken. Bei Umfragen loben Fans sogar das journalistische Engagement und den sauberen Stil der Berichte. Und natürlich die Geschwindigkeit, in dem die Spielberichte nach Abpfiff erscheinen. Wer als Journalist, Blogger oder Poster unter Beiträgen nur eins und eins zusammenzählt, wird in Zukunft von Algorithmen ersetzt oder für einen solchen gehalten werden können. Was sich bei der Podiumsdiskussion jedoch ebenfalls herausbildete, war die Erkenntnis, dass ein paar Merkmale des Qualitätsjournalismus so schnell nicht von Algorithmen übernommen werden können. Nämlich das Abwägen, wem man mit einem Bericht schadet und wer von einem Bericht profitiert. Gute Journalisten zählen nicht eins zu eins zusammen, sondern helfen ihren Lesern dabei, das Ergebnis einzuordnen. Und gute Journalisten haben auch Verantwortung für die Person oder das Thema im Mittelpunkt der Geschichte.

    Haben Sie dem Domradio lediglich die drei Fragen gestellt? Oder haben Sie drum gebeten, Einblick in ein Designmanual zu bekommen, falls es so etwas gibt? Haben Sie sich damit aufeinandergesetzt, welche Arbeit das Domradio macht und was dabei bedeuten könnte, wenn eine Person mit Ihrer Reputation schreibt, dass es einen Zusammenhang zwischen einem Zeichen der Nationalsozialisten und dem neuen Logo von Domradio gibt?

    Nun fragen Sie sich, ob ich mit dieser Geschichte die Reputation und das Engagement von Ihnen oder einer Ihrer Kommentatoren in Frage stellen will? Das müssen Sie selber entscheiden.
    Ich habe vor 30 Jahren im Vorläufer des Domradios Zivildienst geleistet und habe die Institution und die Macher wirklich schätzen gelernt. Die machen im Themenkontext Kirche einen sehr sehr guten und engagierten Job. Deshalb habe ich mir Ihre Berichterstattung über das Logo von Domradio einmal mithilfe der mir zur Verfügung stehenden Algorithmen vorgenommen. Auf Ihrem Blog haben Sie Mediadaten und die Meldung hinterlegt, dass man auf Ihrer Plattform werben kann. Entsprechend sind Sie für einen Algorithmus als jemand zu erkennen, der an Zugriffszahlen interessiert ist. Weiter zeigen meine Tools, dass Sie sich bis zu dem aktuellen Beitrag vorher nicht für das Domradio oder deren optischen Auftritt interessiert haben – beides fällt ziemlich aus Ihrem Jagdmuster. Der Algorithmus findet jedoch etliche Verknüpfungen von “Designtagebuch” + “Nationalsozialismus”. Der Algorithmus prüft daraufhin, ob der Zusatz “Nationalsozialismus” zu niedrigeren oder höheren Klickzahlen führt. Mit dem Ergebnis, dass der Tag “Nationalsozialismus” in der Regel zur Verkaufsförderung bei Beiträgen und/oder Diskussionen dient. Der Algorithmus kommt zu dem Schluss, dass Sie auf den Vorgang zum neuen Logo von Domradio gekommen sind, gerade weil es schon Verknüpfungen mit dem Tag “Nationalsozialismus” gab. Und das Sie diese Verknüpfung nutzen, um Zugriffszahlen auf Ihrer Seite zu generieren. Sollte der Algorithmus damit Recht haben, dann sind Sie und Ihr Geschäftsmodell in sehr guter Gesellschaft. Denn der von mir journalistisch hochgeschätzte Spiegel macht einen Großteil seines Umsatzes auch mit Filmtiteln wie “Der Krieg in Farbe”, “Die Todfeinde von Omaha Beach”, “Die Rekruten Des Heiligen Krieges”, für die es eine ganz spezielle Klientel gibt. Aber trotz der bisher aufgeführten schlüssigen Sichtweise (m)eines Algorithmus würde ich es für unverantwortlich halten, Ihnen zu unterstellen, dass Sie aus reinem geschäftlichen Kalkül der Reputation des Domradios geschadet haben.

    Nun könnten Sie eine Unschuldsgeste machen und sich darauf zurückziehen, dass Sie ja gar kein Journalist sondern Designkritiker sind und es um ein aus Ihrer Sicht schlechtes Logo geht.
    Dafür schenke ich Ihnen jetzt eine Premiere – die weltweite exklusive Diffamierung der Logos zweier angesehenen Bewegungen. Eine Diffamierung, die aus meiner Sicht jeglicher Grundlage entbehrt. Aber in Zeiten, in denen man sein Wissen, seine Erfahrungen und seinen Verstand an Google auslagern und gegen Copy und Paste tauschen kann, wird man für alles denkbare und undenkbare eine passende Rechtfertigung und eine große Zahl an Gleichgesinnte finden.
    Bitte schauen Sie sich jeweils zuerst die verlinkten Bilder an und lesen Sie dann die jeweils folgenden Erläuterungen.

    https://cdntattoofilter.com/tattoo/860/l.jpg
    Seit den 1970er Jahren ist das Fischsymbol millionenfach als christliches Zeichen auf Autos, Motorrollern und anderen Gegenständen zu sehen, anfangs vor allem im evangelikalen Bereich. Außerdem erscheint das Symbol immer öfter in kirchlichen Logos und Grafiken, bis hin zum (Wal-)Fisch des CVJM auf der Expo 2000 in Hannover oder zum Leitsymbol des Deutschen Evangelischen Kirchentags 2007 in Köln, als die Hohenzollernbrücke über den Rhein als überdimensionaler Fisch gestaltet war.

    https://www.planet-wissen.de/gesellschaft/krankheiten/aids/dieroteschleifesymbolfuersolidaritaet100~_v-ARDFotogalerie.jpg
    Die Solidaritätsschleife wurde erstmals 1980/81 im Zusammenhang mit der Geiselnahme von Teheran verwendet. Im Golfkrieg 1990/91 war sie Ausdruck der Verbundenheit der Vereinigten Staaten mit ihren fern der Heimat kämpfenden Truppen. Die Rote Schleife wurde 1991 von der New Yorker Künstlergruppe Visual AIDS geschaffen.

    https://moonandserpent.com/userdata/gfx/f996a24bf375cc8388e3efb906f526f6.jpg
    Im Zweiten Weltkrieg bzw. im Nationalsozialismus wurde die Odal-Rune von der 7. SS-Freiwilligen-Gebirgs-Division „Prinz Eugen“, der Hitler-Jugend (HJ) und dem Rasse- und Siedlungshauptamt als Kennzeichen verwendet. Sie ist heute ein verbreitetes Erkennungssymbol in der Neonazi-Szene und war das Abzeichen von Wiking-Jugend und Bund Nationaler Studenten (BNS).

    Ich würde persönlich nie, nie, nie nur einen Gedanken daran verschwenden, diese drei Bilder in einen kausalen Zusammenhang zu stellen. Also Menschen, die aktiv und sichtbar für Ihren Glauben oder für Solidarität mit Aids-Kranken stehen, vorzuwerfen, dass deren Icons dem aktuellen von Neonazis ähneln bzw. die Menschen bei der Wahl ihrer Logos unprofessionell gearbeitet und zu wenig in der Nazizeit recherchiert haben. Aber alleine, in dem ich das hier schreibe, wird Designtagebuch auf dem Radar von Algorithmen der Neonaziszene erscheinen, egal, ob Sie das verdient haben, egal ob Sie das wollen und egal ob das meine Intention war oder nicht. Aber vielleicht ist der Nutzen ja größer als der Schaden.

    In diesem Sinne Ihnen ein schönes Weihnachtsfest und gutes 2018

    Timo Lock

    1. Vielen Dank für Ihren Kommentar. Wenngleich dieser das übliche Maß überschreitet, antworte ich Ihnen gerne.

      Zunächst möchte ich eine Ihrer Behauptungen richtig stellen.

      Mittlerweile haben mehrere Artikel auf Ihren Betrag verwiesen und das hat mit dazu geführt, dass „Domradio“ im Internet jetzt mit dem Tag „KZ“ verknüpft ist.

      Hier stimmt der Kausalzusammenhang nicht. Wenn „Domradio“ mit dem Tag „KZ“ verknüpft ist, dann deshalb, weil der Express wie auch der Focus unter der etwas reißerischen Überschrift „KZ-Symbol oder Kölns Wahrzeichen? Wirbel um neues Domradio-Logo“ über das Thema berichtet hatten, wohlgemerkt mehrere Tage bevor der Beitrag hier im dt erschienen ist. Korrekt ist hingegen, dass mittlerweile auch andere Medien, etwa katholisch.de, auf den Beitrag hier im dt verweisen. Das freut mich.

      Es wird deutlich, wie sehr Ihnen, lieber Herr Lock, das Thema am Herzen liegt. Ihre Verbundenheit zum Domradio, die sich offenbar aus Ihrer beruflichen Vergangenheit erklärt, sollte jedoch nicht der Anlass dafür sein, mir als Autor zu unterstellen, wenn auch nur andeutungsweise zwischen den Zeilen, ich hätte im Rahmen des Artikels die Macher des Senders persönlich kritisiert. Das ist nicht der Fall. Ich lege Wert darauf, dass weder im Artikel noch an irgendeiner Stelle innerhalb der Kommentare meinerseits Kritik an den für die Gestaltung verantwortlichen Personen geäußert worden ist. Die Kritik richtet sich an die Gestaltungsarbeit. Dies gilt es zu differenzieren. Begrifflichkeiten wie Diffamierung, egal in welchem Zusammenhang, sei es anspielend oder als Vorwurf, sind fehl am Platz.

      Haben Sie sich damit aufeinandergesetzt, welche Arbeit das Domradio macht und was dabei bedeuten könnte, wenn eine Person mit Ihrer Reputation schreibt, dass es einen Zusammenhang zwischen einem Zeichen der Nationalsozialisten und dem neuen Logo von Domradio gibt?

      Ich habe mich im Rahmen der Recherche auch mit der Arbeit des Senders vertraut gemacht. Für das initiale Herstellen des Zusammenhangs sind, um es richtig zu darstellen, die Hörer des Senders bzw. die Facebook-Fans des Senders verantwortlich, die in signifikanter Anzahl auf den geschichtlichen Kontext hingewiesen haben, ohne dass der Sender darauf reagiert hätte. Der Kölner Express wiederum hat das Thema aufgegriffen.
      Schon allein deshalb, da ich ein solch sensibles Thema nicht einzig in einem Boulevardmedium sehen möchte, erschien es mir sinnvoll – und erscheint es mir heute mehr denn je –, das Domradio-Zeichen hier im dt zur Diskussion zu stellen, damit es auch von Fachleuten beleuchtet und bewertet werden kann, sachlich, fair und auf Basis von Argumenten. So kommt in dem von mir veröffentlichen Beitrag der Chefredakteur des Senders ausführlicher zu Wort als im Express. Es war übrigens eine bewusste Entscheidung meinerseits, auf ein Umfrage-Tool, wie es im dt durchaus hin und wieder zum Einsatz kommt, zu verzichten, um stattdessen Raum einzig für Argumente, Positionen und Gegenpositionen zu schaffen.

      Dass der dt-Beitrag auch von den Suchmaschinen-Spidern erfasst und ausgewertet wird, ist selbstverständlich gewünscht. Die beste Art in einer von Algorithmen immer stärker bestimmten Medienlandschaft zu bestehen, ist es, so denke ich doch, eine klare Position zu beziehen und Haltung zu zeigen. Gerade wenn Klick-Baiting, Hate-Speech, rechte Parolen, Meinungsmache und irreführende Umfragen allerorten mehr und mehr Raum einzunehmen scheinen, ist es doch eminent wichtig, in einem Forum wie dem dt in der Sache hart aber fair miteinander streiten zu können.

      Ich danke Ihnen, lieber Herr Lock, für Ihre Beiträge und ihr beharrliches Nachhaken.
      Auch Ihnen eine frohe Weihnachtszeit und ein gutes Jahr 2018.

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