Domradio eckt mit neuem Senderlogo an
Der christliche Hörfunksender Domradio, seit 2000 offizieller Sender des Erzbistums Köln, bekommt derzeit mehr Aufmerksamkeit als es den Betreibern recht sein dürfte. Ein auf der Spitze stehendes, rotes Dreieck, wie es zur Kennzeichnung von Häftlingen in Konzentrationslagern verwendet wurde, ist zum Entsetzen vieler Hörer das neue Logo des Radiosenders. Die Verantwortlichen im Sender sehen hingegen keinerlei Zusammenhang.
Interpretationen des Kölner Doms in Logoform gibt es unzählige (siehe dt-Beitrag Stadt Köln erhält ein weiteres Markenzeichen). Nicht nur die Stadtverwaltung nutzt den Dom als Erkennungszeichen, ebenso zahlreiche Verbände, Institutionen und Unternehmen. Umso größer ist die Herausforderung, der großen Anzahl an Dom-Logoformen ein weiteres, eigenständiges und wiedererkennbares Zeichen hinzuzufügen. Um jegliche Verwechslung mit anderen Logos zu vermeiden, wurde eine denkbar einfache Form gewählt: die Bildmarke besteht aus einem roten, auf der Spitze stehenden Dreieck.
Kurz nach Einführung des Logos hagelte es auf der Facebook-Fanpage des Senders Kritik. Viele Nutzer sehen in dem roten Wimpel ein Erkennungszeichen, wie es Häftlinge in Konzentrationsl…






Ich sehe das ganze noch etwas gemischten Gefühlen.
Mir wurde dieser Beitrag über Twitter angezeigt. Mir ist das Dreieck sofort in Auge gefallen. Das soll an dieser Stelle aber kein Lob an den Grafiker sein. Es ist mir als Symbol an der Häftlingskleidung aufgefallen. Das liegt aber daran, dass es einzeln für sich steht und jeglicher Zusammenhang zum Produkt fehlt. Deshalb finde ich die hier genannten Punkte zum Vergleich aus der Nazi-Zeit berechtigt.
Grundsätzlich bin ich dagegen, immer gleich mit Vergleichen zur Nazizeit zu kommen. Ich empfinde es meist als Torschlagargument (sorry, das ich diesen Begriff wählen musste). Bei dem “Logo” ist es berechtigt. Das liegt aber daran, dass es für sich alleine stehen soll. Ich glaube, niemand erkennt den Bezug zum Kölner Dom (auch wenn man weiß, dass dieser Bezug da sein soll). Niemand erkennt den Bezug zum Radio, die wenigsten den Bezug zur Kirche. Abgesehen davon: “Mach mal ein Logo, da wir in Köln sind muss der Dom rein”… Das ist doch schon ausgelutscht und ich frage mich, ob die Agenturen keine Ideen mehr haben?
Die genannten Postings auf der FB-Seite würde ich nicht als Maßstab ansetzen. Ich persönlich ziehe immer 25% der Stimmen ab, da gerade solche Diskussionen die Trolle anlockt, die einfach nur mal was sagen wollen.
Alles im Allen ist das “Logo” der bekannte Griff in die Keramik. Es sagt nix aus, es hat kein Alleinstellungsmerkmal, es führt auf Verwirrung auf verschiedenen Medien (“Lass uns mal ein Shirt drucken mit dem Logo auf der Brust”), das “Logo” ist unruhig, da es droht zu kippen. Es wirkt einfach hingerotzt, Ideenlos und keine 5 Meter weiter gedacht.
Ich finde nicht, dass der Vergleich berechtigt ist. Es ist ein gleichseitiges Dreieck, eine geometrische Grundform. Die Nazis haben diese in verschiedenen Farben und Richtungen benutzt. Wenn man so denkt hat ja fast alles irgendwo nen Nazibezug.
Leider nicht verstanden, worum es mir geht…
Es ist der Kölner Klassiker: kein Logo ohne Dom! Mal stark, mal weniger stark umgesetzt. Dabei darf man den Designern keinen Vorwurf machen. In Köln gibt es leider zu viele Menschen, die der Meinung sind, nur weil sie an entscheidender Stelle sitzen, haben sie auch den alles entscheidenden Sachverstand. Ich bin mir sicher, dass hier während der Präsentation ein oder zwei Typen sich dahingehend stillisiert haben, wie man “das” jetzt macht. Vielleicht waren aber auch unglaubliche Dialektiker am Werk, die mit der Ähnlichkeit zum KZ-Winkel klar machen wollten, dass auch in der katholischen “Anti-Nazi-Stadt” Köln genug Menschen die Schnauze gehalten haben, und dem braunen Mob Tür und Tor geöffnet haben: Auch wenn der Kölner nicht gerne darüber redet, wurden die demokratischen Amtsträger schon vor der Gleichschaltung aus ihren Positionen verjagt.
Wenn der Entwurf zu einer Art ehrlicher Vergangenheitsbewältigung beiträgt, ist doch schon was gelungen. Allein ich glaube es nicht.
Nach meiner Erfahrung, ist die Designszene gut beraten um Köln einen großen Bogen zu machen. Egal mit welcher Idee man an den Auftraggeber herantritt – es muss immer irgendwas mit Dom und Rhein zu tun haben. Genügend Beispiele zeugen davon. Dieses Amateurdenken und Ignoranz gilt es zu brechen. Ich kenne nur wenige deutsche Städte, die so einfältig in ihrer Selbstdarstellung sind. Das aktuelle Beispiel bestätigt die Regel.
Wobei der Bezug zum Dom nicht zuletzt aufgrund der Namensgebung in diesem Fall natürlich deutlich stärker ausgeprägt ist, als beispielsweise beim Sportinternat Köln, der Handwerkskammer zu Köln oder dem Schachverband von 1920, um nur drei Beispiele zu nennen, deren Logos jeweils eine Domdarstellung beinhalten, obwohl zwischen dem Bau und der jeweiligen Einrichtung so gut wie keine Verbindung existiert, außer das diese in Köln ansässig sind. Im vorliegenden Fall ist es schon nachvollziehbar, dass man den Dom zitiert sehen wollte. Allein das Ergebnis …
Hier geht es ja ja hoch her…
Also handwerklich und fachlich halte ich das Logo für nicht gut. Einem einfachen Dreieck fehlt einfach die Abgrenzung. Das hätte man sicher eleganter lösen können.
Dass hier auf den Dom eingegangen wird, auch mit Blick auf die Fülle an Kölner Logos, ist für mich hingegen nachvollziehbar, da hier ein direkter Bezug zum Namen besteht.
Den politischen bzw. historischen Bezug möchte ich jedoch in Frage stellen. Ein rotes Dreieck in einem Logo per se zu “verbieten”, ist sicher nicht der richtige Weg. Deutschland hat die Verantwortung sich über Generationen hinaus mit seiner Geschichte und dem Nationalsozialismus auseinanderzusetzen, aber wenn dies in der breiten Öffentlichkeit ankommt, wird unnötigerweise wieder einmal eine Bühne für nationalistisch gesinnte geboten, die wiederum weitere Unentschlossene in ihre Gesinnungsrichtung ziehen wollen. Platt gesprochen: “Jetzt werden hier schon rote Dreiecke verteufelt, was kommt als nächstes? Also da haben die anderen (Rechten) gar nicht mal so unrecht. Man kann es auch übertreiben!” Und das halte ich für sehr viel bedenklicher, als das neue Logo des Dom-Radios.
Sehe ich genau so! Gestalter, wahrscheinlich ein Gutteil der Leser hier, sind aber Experten in Symbolik und sind sich mindestens über den Einsatz, die Geschichte, die Bedeutung der Zeichen im klaren. Aus reinem Unwissen in das eine oder andere Fettnäpfchen zu treten spricht nicht für gestalterische Qualität.
Meisterhaft mit Zeichen umgehen zu können gelingt nicht jedem!
Nebenbei ist die Wort-Bild-Marke unfassbar langweilig!
Nachtrag:
Wieso verteufelt? Hier wird in Teilen recht feinsinnig erörtert ob und in wieweit historisch belegte Zeichen eingesetzt werden dürfen. Zeichen erzählen etwas! Daran entzündet sich ein Gespräch über Vergangenheit Gegenwart und vielleicht die Zukunft. Was ist daran “teuflisch”? Das ist Zivilisation, Kultur, und, ja, pathetisch: Friedensarbeit.
Bitte auch den Teil davor lesen. ;-) “Platt gesprochen”. So könnte es in der breiten Öffentlichkeit ankommen. Und wie anfällig große Teile der Bevölkerung dafür sind, sieht man im Allgemeinen bei Facebook und an den Wahlergebnissen für die AfD.
https://codepen.io/elalemanyo/full/KyLoyj/
@ Marc H.: Ich denke, dass Populisten versuchen alles in ihrem Sinne nutzbar zu machen; da ist das Thema und der Umgang damit fast einerlei. So etwas sollte niemanden davon abhalten ein fruchtbares Gespräch zu führen. Die “rechten” behaupten immer es würde so viel verboten und das verschiedenes nicht gedacht und gesagt werden darf – die meisten anderen sind jedoch einfach der Überzeugung, dass die Verniedlichung oder sogar die Verherrlichung von Verbrechen, Gewalt, Krieg, oder deren Symbolik keine Grundlage für eine friedliche und freie Gesellschaft sind. Und es ist ganz und gar kein Makel an der Stelle sehr sensibel zu sein, genau das ist dann eine gute Grundlage für friedliches Miteinander.
Soft-Skill-Kram: Empathie, Rücksichtnahme, dieses Zeug :-) Damit bricht sich keiner etwas von sich ab. Gibt ja dann immer noch Quadrat und Kreis #bauhaus100 :-)
Gute Güte, pff.
Manchmal habe ich Gedanken und warte dann, bis jemand wie du kommt und sie schön ausformuliert (klappt eigentlich erstaunlich zuverlässig).
Von mir ein mehrfaches “ausgezeichnet kommentiert” an dich und:
Danke! :-)
Indem die Leute sich immer über die Rechten aufregen, die sagen, dass man vieles nicht mehr sagen darf, geben sie denen ja eigentlich automatisch Recht. Das ist halt dämlich.
Nach dem Motto “Man darf hier nichts mehr sagen” -“halt den Mund, das ist falsch”.
Au Mann… also echt mal Leute. Das Logo ist langweilig und nichtssagend, ja, und auch wenn ich den Satz schon mehrmals hier im dt geschrieben habe: Man sollte endlich mal aufhören, simple geometrische Grundformen mit etwas in Verbindung zu bringen, was auch diese Form besitzt oder früher besaß. Niemand hat diese Formen für sich zu beanspruchen! Wer in einem nach unten zeigenden Dreieck panischen Verfolgungswahn bekommt, sollte sich mal auf die Couch legen…
Für mich hat das Dreieck mit Spitze nach unten eher einen negativen Effekt, im Sinne von »herunter, Minus, schlecht, etc.« Die Erklärung mit den beiden Türmen des Doms finde ich Blödsinn, da kein Winkel hierauf passt. Hätte man als christliches Medium lieber mit »nach oben offenen, anbetenden Armen« oder mit »die Größe Gottes im Vergleich zu Welt« argumentiert, hätte es sicher mehr Sinn gemacht.
Im Davidstern bedeutet das nach unten weisende Dreieck bis heute “das von Gott geschenkte Leben”.
Ich habe tatsaechlich als allererstes an weibliche schambehaarung gedacht, kein scherz
Ich muss bei Kreisen auch immer sofort an Brüste denken und kichern. Das ist menschlich, mein lieber zottel. :-)
Warum sollte man damit aufhoeren? Die Anschlussfrage ist doch dann: Sollte sich ueberhaupt jemand mit Geschichte befassen? Oder ist es Zeit sich gar nicht mehr mit Vergangenheit auseinanderzusetzen? Fruehe oder neuzeitliche oder juengere? In meinen Augen waere das nur dumm.
Meine erste Assoziation war Apollinaris…
@zottel: Ich habe nie behauptet, dass man aufhören soll, die Geschichte (und gerade die deutsche) mahnend in Erinnerung zu behalten. Ich sage, dass ein Dreieck, welches z.B. Nazis zu einem Sträflingssymbol machten, deshalb nicht zu einem NS-Symbol oder grundsätzlich bösartig wurde. Sowas und vorallem die Unterstellungen, die man daraufhin Leuten macht, die nicht gleich mit dem Finger auf das vermeintlich schlimme Symbol zeigen, sind in meinen Augen “dumm”.
Welche Unterstellung?
Ich hatte den Text so verstanden, dass man aufhoeren solle symbole wie dieses mit historischem in verbindung zu bringen. Wenn das dann nach einer Weile gelingt, hat die verdummung schon begonnen. Etwas nicht zu wissen ist kein makel, etwas nicht wissen zu wollen ist etwas dumm
Das “Unterstellung” war allgemein gehalten, nicht auf Dich bezogen. Damit meinte ich, dass es Leute gibt, die wegen einer ungünstigen Ähnlichkeit von Symbolen den Verantwortlichen bzw. Beteiligten beim Logo-Entwurf eine gewisse Neigung vorwerfen… Unwissenheit oder fehlendes Feingefühl beim Entwurf kann auch ohne Hintergedanken passieren… Nur das. ;-) Freundliche Grüße.
Aber warum soll man in einem Fall wie hier auf die Geschichte hinweisen? Es gibt keinen geschichtlichen Bezug und sogar eine Erklärung, wie es gemeint ist. Was soll also das Gerede von Nazisymbolik? Das hat nichts mit “das darf nicht vergessen werden” zu tun.