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Domradio eckt mit neuem Senderlogo an

Domradio Logo
Domradio Logo

Der christliche Hörfunksender Domradio, seit 2000 offizieller Sender des Erzbistums Köln, bekommt derzeit mehr Aufmerksamkeit als es den Betreibern recht sein dürfte. Ein auf der Spitze stehendes, rotes Dreieck, wie es zur Kennzeichnung von Häftlingen in Konzentrationslagern verwendet wurde, ist zum Entsetzen vieler Hörer das neue Logo des Radiosenders. Die Verantwortlichen im Sender sehen hingegen keinerlei Zusammenhang.

Interpretationen des Kölner Doms in Logoform gibt es unzählige (siehe dt-Beitrag Stadt Köln erhält ein weiteres Markenzeichen). Nicht nur die Stadtverwaltung nutzt den Dom als Erkennungszeichen, ebenso zahlreiche Verbände, Institutionen und Unternehmen. Umso größer ist die Herausforderung, der großen Anzahl an Dom-Logoformen ein weiteres, eigenständiges und wiedererkennbares Zeichen hinzuzufügen. Um jegliche Verwechslung mit anderen Logos zu vermeiden, wurde eine denkbar einfache Form gewählt: die Bildmarke besteht aus einem roten, auf der Spitze stehenden Dreieck.

Kurz nach Einführung des Logos hagelte es auf der Facebook-Fanpage des Senders Kritik. Viele Nutzer sehen in dem roten Wimpel ein Erkennungszeichen, wie es Häftlinge in Konzentrationslagern auf den Ärmeln trugen. Das Zeichen sei ebenso wie das Hakenkreuz und die Doppel-Siegrune eindeutig besetzt. Daher verböte sich die Verwendung dieser Form innerhalb eines Logos, insbesondere wenn es als Absender eines christlichen Hörfunksenders fungieren soll. Ein unsensibler Fauxpas also, wie es ein Nutzer auf Facebook schrieb?

Kennzeichnung der Häftlinge in Konzentrationslagern
Kennzeichnung der Häftlinge in Konzentrationslagern, Quelle: Wikipedia
Obwohl mittlerweile über 170 zumeist negative Kommentare auf Facebook abgegeben wurden – vor ein paar Jahren nannte man das noch einen Shitstorm –, sah sich der Sender bislang nicht dazu veranlasst, auf die geäußerte Kritik zu antworten. Gegenüber dem Kölner Express erklärte Ingo Brüggenjürgen, Chefredakteur des Domradio: „Es ist bekannt, dass die Nationalsozialisten nahezu alle Formen und Farben eingesetzt haben. Aber das Dreieck steht eben auch für eine zutiefst christliche Symbolik, beispielsweise für die Dreifaltigkeit Gottes.“ Alle zuständigen Gremien des Senders hätten das neue Logo abgesegnet. Ich wollte es genauer wissen und bat den Sender um eine Stellungnahme.

dt: Das neue Senderlogo erntet derzeit viel Kritik. Wurde die Ähnlichkeit des Logos mit der in Konzentrationslagern verwendeten Häftlings-Kennzeichnung im Rahmen des Designprozesses thematisiert?

Brüggenjürgen: Selbstverständlich haben wir vor der Veröffentlichung unserer neuen Wort-Bild-Marke die Deutungsmöglichkeiten geprüft. Wir sehen keinen Zusammenhang zwischen dem neuen Logo unsers Multimediasenders DOMRADIO.DE (was ja nicht nur aus einem roten Dreieck besteht!) und einem Häftlingskennzeichen der Nationalsozialisten. (Selbst das unabhängige Votum der Express-Umfrage zeigt, dass 77% hier keinen Zusammenhang erkennen können.)

dt: Sind sie von den Reaktionen der Facebook-User, die das Domradio-Logo mit Nazi-Symbolik in Verbindung bringen, überrascht? Können sie die Kritik nachvollziehen?

Brüggenjürgen: Lediglich 0,4 Prozent unserer Facebook-Abonnenten haben sich bis dato kritisch mit unserem Logo auseinandergesetzt. Bis dato haben uns nur vier kritische Mails erreicht – unsere Onlineseite wird täglich von über 10.000 Usern besucht (siehe IVW-Onlinedaten!). Bei der Fülle der von den Nationalsozialisten eingesetzten Zeichen und Symbole lässt sich aber immer ein Zusammenhang finden, wenn man ihn denn sucht.

dt: Ist in Anbetracht der zum Teil heftigen Kritik denkbar, dass die Domradio-Leitung das neue Logo noch einmal überdenkt und überarbeiten lässt?

Brüggenjürgen: Wir nehmen alle Rückmeldungen unserer Hörer, Zuschauer und Online-User ernst und werden die Wirkung unserer neuen Wort-Bild-Marke immer wieder neu überprüfen. Auch sind wir als Multimediasender natürlich immer darum bemüht, unsere Kommunikation zu optimieren. Der Relaunch ist in allen Umsetzungsprozessen unserer verschiedenen mediale Kanäle derzeit auch noch nicht abgeschlossen.

Domradio Logo – vorher und nachher, Bildquelle: Domradio, Bildmontage: dt
Domradio Logo – vorher und nachher, Bildquelle: Domradio, Bildmontage: dt

Das neue Domradio-Logo besteht aus dem in einem roten Rechteck eingefassten Schriftzug „DOMRADIO“ sowie einem vorgestellten roten Dreieck. Das Dreieck wird im Sinne einer Bildmarke auf Facebook als alleiniger Absender verwendet.

Kommentar / Einordnung

Die Kritik, das auf der Spitze stehende rote Dreieck sei besetzt und könne/sollte daher nicht als Logo verwendet werden, ist aus meiner Sicht berechtigt. Wer den historischen Zusammenhang gänzlich abstreitet, muss sich den Vorwurf gefallen lassen, geschichtsvergessen zu sein. Die Kennzeichnung für KZ-Häftlinge bestand nun einmal aus einem auf der Spitze stehenden Dreieck. Die Frage ist jedoch, wie relevant diese Tatsache heute noch in Bezug auf die Gestaltung von Signets ist. Nun – sie ist sehr relevant. Designer sollten genügend Geschichtskenntnisse mitbringen, um zu wissen, welche Zeichen politisch besetzt sind. Neben den vom deutschen Strafrecht erfassten rechtsextremen Symbolen und Zeichen, deren Verwendung strafbar ist, gibt es weitere von den Nazis verwendete Zeichen, die man als Gestalter auf dem Schirm haben sollte, beispielsweise den sogenannten Judenstern oder eben die Kennzeichnung der Häftlinge in Konzentrationslagern.

Kölner Dom – Winkel der TürmeMeines Erachtens spräche gegen ein auf der Spitze stehendes Dreieck als Erkennungszeichen des Domradios grundsätzlich nichts, wenn es sich denn tatsächlich auf die Form des Doms beziehen würde. In der bestehenden Form ist das rote Dreieck lediglich ein rotes Dreieck, ein politisch besetztes obendrein. Türme werden mit diesem Zeichen nicht beschrieben, weder unmittelbar noch subtil über die Negativform. Um in den weißen Rändern des Dreiecks Türme erkennen zu können, braucht unser Auge weitere Bezugspunkte, etwa eine erweiterte rote Fläche wie sie beispielsweise im Stadtlogo von Köln) angelegt ist. Erst wenn die weißen Flächen von beiden Seiten eingefasst werden, sei es durch eine Outline oder eben eine Fläche, treten Türme hervor. Es gibt einen weiteren Grund, weshalb sich viele Menschen schwer tun, in dem roten Dreieck den Dom zu erkennen. Der Winkel, den die Turmspitzen des Kölner Doms beschreiben, ist nämlich ein völlig anderer (siehe Darstellung links) als der in der Domradio-Bildmarke dargestellte (60 Grad). Auch deshalb kann die Bildmarke den Dom nicht in gewünschter Weise repräsentieren.

Die Logoherleitung in Videoform aufzubereiten (siehe unten) ist nicht mehr als der Versuch, einem Zeichen, das aufgrund seiner generischen Form über keinerlei Wiedererkennbarkeitsqualität verfügt, eine Sinnhaftigkeit anzudichten, die es nicht hat. Ein Logo, das auf eine solche Weise erklärt werden muss, verliert seine Daseinsberechtigung. Sicherlich sind auch der Nike-Swoosh oder der Apfel von Apple nicht selbsterklärend. Diese Markenzeichen verfügen jedoch, im Gegensatz zum Domradio-Dreieck, über die notwendige Eigenständigkeit, um als eindeutiger Absender der jeweiligen Marken wirken zu können. Die Bildmarke des Domradios kann dies nicht zu leisten.

Die alleine wäre bereits Anlass genug, von dieser Grundform als Logo bzw. als Bildmarke abzusehen. Um als Logo fungieren zu können, braucht es mehr als eine Grundform. Erst wenn eine solche Grundform, ein Kreis, ein Viereck oder ein Dreieck, um individuelle Merkmale ergänzt wird, wie etwa beim Absender des Österreichischen Bundesheeres oder der Mineralwassermarke Apollinaris geschehen, entsteht ein Logo, das eine Identität zu transportieren vermag.

Was zudem in der schlichten Dreiecksform des Domradio-Logos fehlt, ist der Bezug zum Sender. Es geht ja nicht darum, ein Markenlogo für den Kölner Dom zu entwickeln, sondern es geht um ein Zeichen, das den Radiosender als solchen repräsentiert. Hier wäre die Frage: wo ist der Bezug zum Programm, zur Musik und zu den Gottesdiensten, die übertragen werden? Das Prinzip der Dreifaltigkeit ließe sich ganz sicherlich auch anders interpretieren, eigenständiger, originärer, kreativer und mit stärkerem Bezug zum Radiosender.

Mein Fazit: Den geschichtlichen Zusammenhang gänzlich abzustreiten und auf die Kritik der Facebook-Nutzer nicht zu reagieren, wirkt hilflos. Es gibt viele Gründe, die gegen das rote Dreieck in dieser Form als Erkennungszeichen/Bildmarke sprechen: 1. kein erkennbarer Bezug zum Sender, 2. fehlende Erkennbarkeit der Domtürme, 3. zu geringe Schöpfungshöhe, 4. wenig überzeugende Ästhetik und nicht zuletzt 5. der kritische geschichtliche Kontext, der eine besondere Sensibilität im Umgang mit einem solchen Zeichen erforderlich macht. Diese Sensibilität kann ich nicht erkennen. Wenn ein solches Ergebnis alle Gremien passieren kann, ohne dabei anzuecken, liegt meines Erachtens ein systemisches Problem vor. Die Möglichkeit zur Nachjustierung besteht immer – in diesem Fall erscheint sie mir ratsam.

Dieser Beitrag hat 91 Kommentare

  1. Alles ist immer eine Frage der Perspektive und der Recherche:
    von 1987-2007 war BMG drittgrößte Musikverlag der Welt, hielt die Rechte an mehr als einer Million Musiktiteln. Bertelsmann Firmenpatriarch Heinrich Mohn war ein förderndes Mitglied der Waffen-SS, hatte sehr gute Beziehungen zum Propaganda-Ministerium, zur
    nationalsozialistischen Partei, und hat diese Beziehungen genutzt, um Geschäfte zu machen. Sein Unternehmen war der größte Buchproduzent für die
    Wehrmacht. Bertelsmann hat zu Zeiten des Nazi-Regimes zu großen Teilen antisemitische Belletristik produziert. Zu dieser Erkenntnis ist die „Unabhängige
    Historische Kommission zur Erforschung der Geschichte des Hauses Bertelsmann im Dritten Reich” gekommen. BMG hat bis zum Schluss ein Rotes Dreieck mit der Spitze nach unten in seinem Logo und es gibt im Netz keine einzige Reaktion oder von Ihnen in Ihrem Artikel einen Verweis dazu.
    Varta wurde 1887 in Hagen, Günther Quandt (BMW) war ab Juni 1923 Aufsichtsratsvorsitzender. Varta produzierte ab 1938 Akkumulatoren für U-Boote und Torpedos Im Zweiten Weltkrieg. In Varta-Betrieben Hagen, Hannover-Stöcken, Posen und Wien wurden neben ausländischen Zwangsarbeitern und Kriegsgefangenen auch Häftlinge aus Konzentrationslagern eingesetzt. In Hannover gehörten die Häftlinge zum Außenlager KZ Stöcken (Akkumulatorenwerke) des KZ Neuengamme. Das Lager bestand zwischen Juli 1943 und April 1945 direkt neben dem Werksgelände der Akkumulatorenfabrik. Rund 400 der durchschnittlich 15.000 Häftlinge starben an den schlechten Lebens- und Arbeitsbedingungen sowie einem Todesmarschzum KZ Bergen-Belsen im April 1945. Etwa 600 marschunfähige Häftlinge wurden nach Gardelegen transportiert, wo sie in der Isenschnibber Feldscheune ermordet wurden. Varta führte bis vor kurzem ein nach unten weisendes Dreieck im Logo und es gibt im Netz keine einzige Reaktion oder von Ihnen einen Verweis in Ihrem Artikel dazu.
    Sie sprechen von “es hagelt Kritik”. Ich habe mir für Sie die Mühe gemacht und einfach einmal bei Facebook nachgeschaut: es sind genau 0,4 % der Abonnenten, die sich zum Logo geäußert haben. Und es gibt genau einen einzigen Zeitungsartikel: den im Express. Es gibt zwar noch einen unter dem Label Fokus, aber dort ist sogar der Rechtschreibfehler übernommen worden, die den Chefredakteur zum Chfredakteur machen. Der Express arbeitet mit Sätzen wie “offenbar ist der Versuch, dabei etwas Neues, Originelles zu erschaffen, nach hinten losgegangen: Handelt es sich bei dem neuen Erkennungszeichen um ein Nazi-Logo? – Quelle: https://www.express.de/28986502 ©2017. Und der Expreess hat extra ein Voting eingerichtet, wo er die Frage stellt: Finden Sie die Kritik am neuen Logo berechtigt? Über 3/4 der nicht als pro Kirche bekannten Express-User beantworten diese Frage mit “Quatsch. So ein Dreieck gibt es überall.” Nun zu meiner Meinung: sollte ein Zeichen noch immer oder schon wieder benutzt werden, um Menschen für ihr Geschlecht, ihre Religion, ihre Herkunft oder ihre Meinung auszugrenzen, dann werde ich mir dieses Zeichen aus Solidarität an meine Jacke heften und mich freuen, wenn es meine Kirche auch tut. Und bis dahin können Sie gerne über gestalterische Aspekte schreiben. Aber bitte bei politischen Themen etwas genauer recherchieren.

    1. Ich finde die Argumentation sehr interessant und informativ. Danke. Und verstehe auch gut, dass vielleicht vieles über das neue “Logo” vom Domradio viel heißer gekocht wird als es muss.

      Nichtsdestotrotz betrachte ich die Logos von “Varta” und “BMG” mal unter gestalterischen Aspekten: Das gelbe Dreieck bei “Varta lässt sich für mich eindeutig, auch in geistiger Verbindung mit dem Schriftzug, als “V” (Volt und Varta) definieren. Bei “BMG” ist die Verwendung des roten Dreiecks oberhalb des Buchstaben “M”, auch geschichtlich betrachtet, die Nadel des Tonabnehmers eines Schallplattenspielers, das “M” demzufolge die Rille auf dem Vinyl.
      Betrachte ich das Logo vom Domradio unter gestalterischen Aspekten, dann fällt mir auf, dass es zum eigentlichen Verwendungszweck keinerlei Bezug hat, auch nicht entfernt. Ich habe aber sicherlich nicht den Bezug zum NS-Regime und der Verwendung im KZ hergestellt. Viel eher hab ich überhaupt keinen Bezug gesehen. Ein rotes Dreieck ist doch in etwa oder genauso wirkungsvoll wie ein gelber Kreis.

      Logo ist wirklich nicht gut find ich. Aber auch absolut nicht nazionalsozialistisch oder rechtsextrem wirkend.
      Ciao :-)

      1. Das war auch mein Anliegen: gerne über Ge- oder Missgestaltung diskutieren, aber das doch bitte von einem politischen Kontext lösen. Denn wenn Unternehmen mit einer so starken aktiven Verbindung zum NS-Regime wie auch immer gestaltete Dreiecke verwenden können ist die Frage, warum jemand überhaupt denken sollte, dass das Dreieck heute noch “belastet” ist. Warum gerade beim Domradio die politische Karte ziehen? Meint irgendjemand, dass das Domradio damit in irgend einer Form den Umgang mit den Gefangenen der NS Zeit kommentieren, diffamieren oder verharmlosen will???

        1. gerne über Ge- oder Missgestaltung diskutieren, aber das doch bitte von einem politischen Kontext lösen.

          Da Design per se politisch ist, mal stärker mal weniger, sollte und darf man, wie ich finde, die Gestaltung nicht vom politischen Kontext lösen. Denn wir wollen hier schließlich nicht übers Styling sprechen.

      2. Dem kann ich voll und ganz zustimmen.

        Ergänzen möchte ich nur noch, das in dem beiden im Kommentar genannten Beispiele Varta und BMG nicht nur eine viel eindeutigere Sinnhaftigkeit dahinter steht. Zudem sind die “Dreiecke” auch – wie schon bei den im Artikel genannten Beispielen Österreichisches Bundesheer und Apollinaris um individuelle Merkmale ergänzt.
        Bei Varta gibt es zum gelben Dreieck noch die blauen Elemente, die die Bildmarke zum Quadrat formen und damit noch zusätzlich die Assoziation zu einer Batterie hervorrufen.
        Bei BMG ist es die schon angesprochene Kombination aus Dreieck und dem M.

    2. Herzlichen Dank für Ihren Kommentar.

      Die vielleicht größte Herausforderung beim Schreiben wie auch bei der Recherche ist es, wesentliches von unwesentlichem zu trennen. Das habe ich versucht. Sehen Sie es mir also nach, wenn ich beispielsweise nicht auf das Voting beim Express gesondert eingegangen bin. Das Voting ist meiner Meinung nach wenig aussagekräftig, weil die zu Wahl stehenden Antworten „Ja, da hätte man sich vorher informieren sollen.“ und „Quatsch. So ein Dreieck gibt es überall.“ einzig darauf angelegt sind, ein möglichst polarisierendes Ergebnis zu generieren. Denn natürlich gibt es Dreiecksdarstellungen an vielen Stellen, sei es als Play-Button, als Verkehrszeichen oder, wir befinden uns inmitten der Adventszeit, als vereinfachte Tannenbaumdarstellung. Hier sollte man schon differenzieren und nicht, wie dt-Leser René schrieb, Äpfel mit Birnen vergleichen. Abgesehen davon finde ich es bemerkenswert, dass man sich seitens des Senders auf das Voting-Ergebnis stützt, denn schließlich wird dem Domradio-Logo auf diese Weise attestiert, dass es ein Allerweltszeichen ist, was es in gewisser Hinsicht auch aus meiner Sicht darstellt.

      Was die in Ihrem Kommentar genannten Logobeispiele betrifft (BMG, Varta), so unterscheiden sich diese von dem hier diskutierten Fall darin, dass deren Bildmarken und Wortmarken jeweils als untrennbare Einheit in Erscheinung treten bzw. traten, während das Domradio-Dreieck auch separat zur Anwendung kommt. Losgelöst von einer Wortmarke und womöglich jeglichem Kontext transportiert das Zeichen eine andere Botschaft, entsteht eine andere Konnotation, schwingt die historisch bedingte Bedeutung stärker mit. Das ist wichtig zu wissen.

      1. Ihre Worte: “Kurz nach Einführung des Logos hagelte es auf der Facebook-Fanpage des Senders Kritik.”
        “Obwohl mittlerweile über 170 zumeist negative Kommentare auf Facebook abgegeben wurden – vor ein paar Jahren nannte man das noch einen Shitstorm –, ”

        Meine Worte: lediglich 0,4 Prozent der Abonnenten haben kommentiert , ein einziger Zeitungsartikel zur Sache durch den Express, ein Votingergebnis auf der Seite des Express, die die Kritik des Express nicht teilen.

        Shitstorm? Und Sie sagen, dass Sie wesentliches von unwesentlichem trennen?

        1. Meine Worte: lediglich 0,4 Prozent der Abonnenten haben kommentiert

          Mir ist nicht klar, weshalb Sie 1:1 die Aussage des Chefredakteurs übernehmen. Erstens ist sie falsch, denn kommentiert wurde der besagte Beitrag auf Facebook bislang 174 mal, überwiegend negativ. Würden sich 0,4 Prozent der Abonnenten zum Logo äußern, wäre das eine beachtliche Anzahl. Abgesehen davon: wenn sich tatsächlich 346 Nutzer/Hörer – dies entspricht bei der aktuellen Abonnentenzahl von über 86.000 einem Anteil von 0,4 Prozent –, mehrheitlich negativ zum Logo äußerten, würde ich das als Betreiber/ nicht als Nichtigkeit ansehen. Denn schließlich erhofft man sich von einem neuen Erscheinungsbild, das es überwiegend positiv wahrgenommen wird.

      2. Es ist Ihr Bericht, wenn sie 170 von über 80.000 für einen Shitstorm halten und meinen, die 170 auch richtig recherchiert zu haben ist doch alles gut.

        1. Ich halte 170 Negativkommentare keinesfalls für einen Shitstorm. Im Artikel heißt es lediglich, vor ein paar Jahren hätte „man“ (gemeint sind Teile der Journaille, insbesondere die Boulevardpresse) diesen Umstand als einen Shitstorm bezeichnet. Ich würde vielmehr sagen, 170 Negativkommentare sind ein Indiz für ein nicht gänzlich überzeugendes Ergebnis.

          Eine rhetorische Frage: wie groß müsste Ihrer Ansicht nach denn die Anzahl an kritischen Kommentaren sein, eh Sie sich Gedanken machten?

      3. Da antworte ich ein letztes mal und ebenfalls rhetorisch: haben Sie als erfahrener Blogger denn im Rahmen Ihrer Recherche Erfahrungen sammeln können, wie viele negative Kommentare und welche Umgangsformen standardmäßig so üblich sind, wenn Reizthemen zu Politik oder Religion ohne Zensur kommentiert werden dürfen? Nur um die von Ihnen genannte Zahl qualitativ einschätzen zu können. Und sind Ergebnisse für Sie gänzlich überzeugend, wenn sich von 86000 keiner dazu meldet? Oder sind sie vielleicht so unsichtbar und nach allen seiten Kompatibel, dass sich keiner daran stört, weil es keiner bemerkt und ein Logo damit seinen Zweck nicht erfüllt?

  2. Dreiecke sind im Grafik-Design – sofern nicht als Warnzeichen gedacht – oft unangebracht, weil die Form spitz, instabil und aggressiv wirkt. Auf der Spitze stehend kippt es um.
    Den NS-Bezug kann man zur Kenntnis nehmen, man muss ihn aber nicht erzwingen oder herbeireden. Da es sich um eine archaische Grundform handelt, wird sich das Dreieck ganz bestimmt auch in Zukunft nicht vereinnahmen lassen.
    Als Logobestandteil (das freistehende Dreick stellt nur eine Variante dar) halte ich es im Übrigen für ungeeignet, da ich das Thema Radio/Sender mit runden, strahlen- oder wellenförmigen Elementen in Verbindung bringe.

  3. Find das auch eher lächerlich, ich würde mal sagen, dass über 90% der Leute nichtmal wissen, dass so ein Logo in KZs benutzt wurde und da wird zum Teil so getan, als wäre das die wahrscheinlichste Herleitung. Ich hab da eher an Apollinaris in andersrum gedacht und das auch nur aufgrund der Farbe und weils die gleichen Winkel hat. Und das dann auch nur in der alleinstehenden Version, mit dem Textblock daneben fällt sogar diese Assoziation weg.

  4. Einige der Symbole, die im Nationalsozialismus zur Stigmatisierung missbraucht wurden, verwendeten Überlebende nach dem Krieg, um ihrer ermordeten Mithäftlinge zu gedenken. So auch der rote Winkel, der das Zeichen der Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes (www.vvn-bda.de) ist. Vielleicht sollte der Sender in Kooperation mit diesem Verband prüfen, ob durch sein neues Logo die Erinnerung an die Opfer beeinträchtigt wird. Dies ist aus meiner Sicht die einzig entscheidende Frage.

  5. Ich sehe das ganze noch etwas gemischten Gefühlen.

    Mir wurde dieser Beitrag über Twitter angezeigt. Mir ist das Dreieck sofort in Auge gefallen. Das soll an dieser Stelle aber kein Lob an den Grafiker sein. Es ist mir als Symbol an der Häftlingskleidung aufgefallen. Das liegt aber daran, dass es einzeln für sich steht und jeglicher Zusammenhang zum Produkt fehlt. Deshalb finde ich die hier genannten Punkte zum Vergleich aus der Nazi-Zeit berechtigt.
    Grundsätzlich bin ich dagegen, immer gleich mit Vergleichen zur Nazizeit zu kommen. Ich empfinde es meist als Torschlagargument (sorry, das ich diesen Begriff wählen musste). Bei dem “Logo” ist es berechtigt. Das liegt aber daran, dass es für sich alleine stehen soll. Ich glaube, niemand erkennt den Bezug zum Kölner Dom (auch wenn man weiß, dass dieser Bezug da sein soll). Niemand erkennt den Bezug zum Radio, die wenigsten den Bezug zur Kirche. Abgesehen davon: “Mach mal ein Logo, da wir in Köln sind muss der Dom rein”… Das ist doch schon ausgelutscht und ich frage mich, ob die Agenturen keine Ideen mehr haben?
    Die genannten Postings auf der FB-Seite würde ich nicht als Maßstab ansetzen. Ich persönlich ziehe immer 25% der Stimmen ab, da gerade solche Diskussionen die Trolle anlockt, die einfach nur mal was sagen wollen.

    Alles im Allen ist das “Logo” der bekannte Griff in die Keramik. Es sagt nix aus, es hat kein Alleinstellungsmerkmal, es führt auf Verwirrung auf verschiedenen Medien (“Lass uns mal ein Shirt drucken mit dem Logo auf der Brust”), das “Logo” ist unruhig, da es droht zu kippen. Es wirkt einfach hingerotzt, Ideenlos und keine 5 Meter weiter gedacht.

    1. Ich finde nicht, dass der Vergleich berechtigt ist. Es ist ein gleichseitiges Dreieck, eine geometrische Grundform. Die Nazis haben diese in verschiedenen Farben und Richtungen benutzt. Wenn man so denkt hat ja fast alles irgendwo nen Nazibezug.

  6. Es ist der Kölner Klassiker: kein Logo ohne Dom! Mal stark, mal weniger stark umgesetzt. Dabei darf man den Designern keinen Vorwurf machen. In Köln gibt es leider zu viele Menschen, die der Meinung sind, nur weil sie an entscheidender Stelle sitzen, haben sie auch den alles entscheidenden Sachverstand. Ich bin mir sicher, dass hier während der Präsentation ein oder zwei Typen sich dahingehend stillisiert haben, wie man “das” jetzt macht. Vielleicht waren aber auch unglaubliche Dialektiker am Werk, die mit der Ähnlichkeit zum KZ-Winkel klar machen wollten, dass auch in der katholischen “Anti-Nazi-Stadt” Köln genug Menschen die Schnauze gehalten haben, und dem braunen Mob Tür und Tor geöffnet haben: Auch wenn der Kölner nicht gerne darüber redet, wurden die demokratischen Amtsträger schon vor der Gleichschaltung aus ihren Positionen verjagt.
    Wenn der Entwurf zu einer Art ehrlicher Vergangenheitsbewältigung beiträgt, ist doch schon was gelungen. Allein ich glaube es nicht.
    Nach meiner Erfahrung, ist die Designszene gut beraten um Köln einen großen Bogen zu machen. Egal mit welcher Idee man an den Auftraggeber herantritt – es muss immer irgendwas mit Dom und Rhein zu tun haben. Genügend Beispiele zeugen davon. Dieses Amateurdenken und Ignoranz gilt es zu brechen. Ich kenne nur wenige deutsche Städte, die so einfältig in ihrer Selbstdarstellung sind. Das aktuelle Beispiel bestätigt die Regel.

    1. Das aktuelle Beispiel bestätigt die Regel.

      Wobei der Bezug zum Dom nicht zuletzt aufgrund der Namensgebung in diesem Fall natürlich deutlich stärker ausgeprägt ist, als beispielsweise beim Sportinternat Köln, der Handwerkskammer zu Köln oder dem Schachverband von 1920, um nur drei Beispiele zu nennen, deren Logos jeweils eine Domdarstellung beinhalten, obwohl zwischen dem Bau und der jeweiligen Einrichtung so gut wie keine Verbindung existiert, außer das diese in Köln ansässig sind. Im vorliegenden Fall ist es schon nachvollziehbar, dass man den Dom zitiert sehen wollte. Allein das Ergebnis …

  7. Hier geht es ja ja hoch her…

    Also handwerklich und fachlich halte ich das Logo für nicht gut. Einem einfachen Dreieck fehlt einfach die Abgrenzung. Das hätte man sicher eleganter lösen können.

    Dass hier auf den Dom eingegangen wird, auch mit Blick auf die Fülle an Kölner Logos, ist für mich hingegen nachvollziehbar, da hier ein direkter Bezug zum Namen besteht.

    Den politischen bzw. historischen Bezug möchte ich jedoch in Frage stellen. Ein rotes Dreieck in einem Logo per se zu “verbieten”, ist sicher nicht der richtige Weg. Deutschland hat die Verantwortung sich über Generationen hinaus mit seiner Geschichte und dem Nationalsozialismus auseinanderzusetzen, aber wenn dies in der breiten Öffentlichkeit ankommt, wird unnötigerweise wieder einmal eine Bühne für nationalistisch gesinnte geboten, die wiederum weitere Unentschlossene in ihre Gesinnungsrichtung ziehen wollen. Platt gesprochen: “Jetzt werden hier schon rote Dreiecke verteufelt, was kommt als nächstes? Also da haben die anderen (Rechten) gar nicht mal so unrecht. Man kann es auch übertreiben!” Und das halte ich für sehr viel bedenklicher, als das neue Logo des Dom-Radios.

    1. Ein rotes Dreieck in einem Logo per se zu „verbieten“, ist sicher nicht der richtige Weg.

      Sehe ich genau so! Gestalter, wahrscheinlich ein Gutteil der Leser hier, sind aber Experten in Symbolik und sind sich mindestens über den Einsatz, die Geschichte, die Bedeutung der Zeichen im klaren. Aus reinem Unwissen in das eine oder andere Fettnäpfchen zu treten spricht nicht für gestalterische Qualität.
      Meisterhaft mit Zeichen umgehen zu können gelingt nicht jedem!

      Nebenbei ist die Wort-Bild-Marke unfassbar langweilig!

      1. Nachtrag:

        „Jetzt werden hier schon rote Dreiecke verteufelt, was kommt als nächstes? Also da haben die anderen (Rechten) gar nicht mal so unrecht. Man kann es auch übertreiben!“

        Wieso verteufelt? Hier wird in Teilen recht feinsinnig erörtert ob und in wieweit historisch belegte Zeichen eingesetzt werden dürfen. Zeichen erzählen etwas! Daran entzündet sich ein Gespräch über Vergangenheit Gegenwart und vielleicht die Zukunft. Was ist daran “teuflisch”? Das ist Zivilisation, Kultur, und, ja, pathetisch: Friedensarbeit.

      2. Bitte auch den Teil davor lesen. ;-) “Platt gesprochen”. So könnte es in der breiten Öffentlichkeit ankommen. Und wie anfällig große Teile der Bevölkerung dafür sind, sieht man im Allgemeinen bei Facebook und an den Wahlergebnissen für die AfD.

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