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„Discover the routes of life“ – Neuer Markenauftritt für Moldawien

Ein neuer Markenauftritt soll die Attraktivität Moldawiens als Reiseziel verbessern. Noch steckt die Touristikbranche im Land, das im Osten an Rumänien und zu jeder anderen Seite an die Ukraine grenzt, in den Kinderschuhen. Auch dies ein Grund, weshalb Moldawien, laut Lonely Planet, das am wenigsten bereiste Land in Europa ist.

Im Sommer letzten Jahres schrieb die Tourismusbehörde das Rebranding respektive Branding der Tourismusmarke öffentlich aus. Gefördert wird die Maßnahme im Rahmen des Entwicklungsprogramms „Competitiveness Enhancement and Enterprise Development II (CEED II)“ durch die US-amerikanischen USAID-Behörde. Seit den 1990er Jahren unterstützen die Vereinigten Staaten die Souveränität und territoriale Integrität Moldawiens. Das bisschen Marketing, das man in der Vergangenheit betrieb, ließ bis heute kein erkennbares Profil entstehen. Die offizielle Tourismus-Website (tur.md/eng) etwa verharrt noch in den 1990er Jahren. Ziel musste es sein, Moldawien als Tourismusmarke zu positionieren, im Grunde erstmalig.

Erst seit 1991 ist Moldawien ein eigenständiger Staat. Politisch strebt das Land Richtung EU/Nato, was seit der Auflösung der Sowjetunion von der russischen Führung kritisch verfolgt werden dürfte. Vor diesem Hintergrund kann man das nun vorgestellte neue Markenkonzept, mit dem die Tourismusbehörde Moldawiens der Touristikbranche im Land auf die Beine helfen will, als Annäherung an den Westen einstufen. Gezielt werden Europäer adressiert, etwa auch über die Schaltung von TV-Spots auf Euronews, um reiselustige Besucher ins Land zu locken. Auch auf der im März in Berlin stattfindenden Reisemesse ITB wird man sich mit dem neuen Markenauftritt präsentieren.

Als Sieger der eingangs erwähnten Ausschreibung hervorgegangen ist Publicis (Moldawien), das Moldawien als ein Land voller Pfade/Reiserouten visuell inszeniert. Im Mittelpunkt des Erscheinungsbildes steht der „Baum des Lebens“ als Bildmarke. Eine Formensprache, die sich auf landestypische Ornamentik bezieht und die den zugehörigen Claim „Discover the routes of life“ gestalterisch unterstreicht. 2013 wählten die „Lonely Planet“-Leser Moldawien auf Platz 2 in der Kategorie „off the beaten path“, hinter Bhutan. Insbesondere Individualreisende hat man mit dem neuen Markenauftritt im Visier.

Ein stimmiges Gesamtkonzept, bei dem auf Basis kultureller Gegebenheiten und nationaler Spezifika ein Markenprofil kreiert wurde, das gekonnt mutmaßliche Defizite (geringe Besucherzahlen) in erstrebenswerte Attribute (unerforscht) umwandelt. Eine wunderbare und zweifellos viel besser passende (Logo)Gestaltung, als das bisherige 08/15-Sonnenlogo, das suggeriert, Moldawien befände sich am Schwarzen Meer. Eine sehr sympathische Erscheinung, dieses Moldawien.

MoldawienTourismuslogo €“ vorher und nachher

Moldova Brand €“ Discover the routes of life

Moldova Brand €“ Discover the routes of life

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Dieser Beitrag hat 12 Kommentare

  1. Das finde ich wirklich gelungen. In der Flut beliebiger Tourismus-Logos ist das endlich mal ein Zeichen, was eine visuelle Identität darstellt. Glückwunsch.

  2. Die Herausforderung, ein ganzes Land in seiner Vielfalt in einem einheitlichen Branding zu fassen, finde ich hier ganz gut gelungen. Der Bezug auf traditionelle Ornamentik schafft einen Bezug und wirkt trotzdem modern und zeitgemäß. Die gezeigten Vorlagen verwenden allerdings eher gedeckte Farben, während die neue Gestaltung ziemlich bunt und dadurch etwas kindlich wirkt.

    In den Publikationen finde ich die Anwendung passend, das Logo selbst ist meiner Ansicht nach aber viel zu komplex und im Druck mit den multiplizierten Farben vermutlich schwer zu reproduzieren. Auf einem Kugelschreiber kann ich mir das nicht vorstellen. Auch wenn hier Vielfalt ausgedrückt werden soll, hätte eine vereinfachte Form zu einem klareren Symbol geführt.

    Die Typografie finde ich im Vergleich dazu wenig prägnant. Wofür es das “M“ braucht ist mir nicht ganz klar – einzelne Buchstaben sind so universell (Münchener Flughafen, Pariser Metro), dass sie kaum als Symbol für ein Land taugen. Für das Wort “Moldova“ hätte eine eine kantigere Schrift gewählt, um einen Kontrast zur Bildmarke zu schaffen.

    In den Anwendungen wäre es schön gewesen, aus den 45-Grad-Winkeln und den sich überlagernden Linien Muster oder Icons abzuleiten, um mehr Vielfalt in der Gestaltung zu erreichen. Immer nur das Logo in verschiedenen Varianten und Größen einzusetzen finde ich ein bisschen eindimensional.

    1. … ihr immer mit euren Kugelschreibern; ist das heutzutage immer noch das Marketing-Maß aller Dinge? Außerdem kann ich mir sehr gut vorstellen, wie sich das Ornament um einen Stift herumrankt. Vielleicht ist das auch nur eine Frage der Vorstellungskraft?

      Das Zeichen ist sehr stark (prägnant und vergleichsweise einzigartig). Auch der Hoodie ist für ein touristisches Design sehr gut gelungen – er ist bis auf das kleine Logo wirklich tragbar (hätte man besser am Nacken oder am Waschzettel “verstecken“ sollen.

      Es steckt alles in allem sehr viel Potential in dieser Idee, durchaus verfolgenswert …

      1. Lustig. Genau das gleiche dachte ich mir auch. Dann muss man halt auf die Kugelschreiber verzichten oder verwendet eine leicht modifizierte Form. Ein ansonsten sehr gut gelungenes Konzept nur wegen der Kugelschreiber zu verwerfen wäre nicht gerechtfertigt.

      2. Ich verstehe die Antwort nicht. Für mich zeigt sich die Qualität eines Logos, neben Ästethik und Einzigartigkeit, vor allem in der Flexibilität (vor allem bei einem Branding für ein Land): also der Einsatz in allen erdenklichen Publikationen, Werbeformen, Medien, Größen und Betrachtungssituationen (der Kugelschreiber war dafür nur ein Beispiel). Und das scheint mir bei einer derart komplexen und detaillierten Form, so vielen Farben und multiplizierten Farbflächen nicht gegeben. Ich finde, Illustration und Logo sind einfach nicht dasselbe.

      3. @Andreas:

        es ist in vielen Fällen bisher nichts ungewöhnliches gewesen, Logos in kleinen Darstellungsgrößen in modifizierter Form anzubieten; das könnte, falls nötig, auch in diesem Fall greifen. Ich sehe da bisher keine grundsätzlichen Probleme in dem Konzept – kommt auf die Lösung an; kann gut sein, oder schlecht. Weder das eine noch das andere ist für uns aus den Entwürfen ohne weiteres ableitbar.

  3. Ohne jetzt das ganz große »Was ist ein Logo«-Fass aufmachen zu wollen, denke ich das Logos inzwischen nicht mehr grundsätzlich auf Stempel, Fax und Kugelschreiber reduziert werden müssen.
    Die Zielgruppe sowie die Hauptanwendung sind doch maßgeblich für die Grenzen der Gestaltung.

    Das täglich wechselnde Google-Logo, die animierten Logos von Filmgesellschaften, das durchsichtige Skylogo, das in etlichen Farben und Mustern verwendete Logo von Melbourne…
    sie alle zeigen doch das Branding heute mehr als EIN ZEICHEN, mehr als ein Symbol ist.

    Wer die Vielfältigkeit eines Landes, einer Kultur und eine Volkes in nur einem simplen Zeichen darstellt wird der Sache nicht gerecht. Es geht ja nicht um ein zweites Staatswappen…

  4. Das größte Problem der Moldauer mit Blick auf Deutschland ist doch erst einmal nicht die visuelle Identität, sondern die Vereinheitlichung des Landesnamens. Solange das Land (wie auch hier im Blog) sprachlich immer noch als Sowjetrepublik behandelt wird, statt den Namen “Moldau” zu verwenden, den die Region vorher trug und seit der Unabhängigkeit wieder trägt, ist das Werben um Touristen ohnehin ziemlich schwierig. (Im Englischen hat die Rückkehr von “Moldavia” zu “Moldova” offenkundig recht problemlos geklappt.)

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