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Die Sprache im Webauftritt

Sprache im Webauftritt

Ich sammle heute einmal Begriffe, die im Zusammenhang mit Internetauftritten im Einsatz sind. Oft sind dies englische Begriffe, die sich im Laufe der Zeit durchgesetzt haben und als “gelernte” Wörter gelten dürfen. Manchmal finden sich aber auch üble denglische Begriffe darunter, also scheinbar englische Wörter, die von irgendeinem denkfaulen Journalisten in die Welt gesetzt wurden und so weit weg von der englischen Sprache sind, wie Russland von der Meinungsfreiheit.

Angeregt durch Gerrit van Aaken, der eine Sammlung von Berufsbezeichnungen zusammengetragen hat möchte ich an dieser Stelle die aus meiner Sicht gängigsten und besten Wörter aufführen, die innerhalb oder im Zusammenhang mit einem Internetauftritt Verwendung finden. Eure Anregungen und Kritiken sind sehr willkommen.

Internetauftritt auch Webauftritt oder Website

Ich benutze gerne Website, weil es im Gegensatz zu Internetauftritt schön kompakt ist. Allerdings stelle ich immer wieder fest, dass dieses Wort in Gesprächen mit Menschen, die nicht täglich im Netz unterwegs sind, oft Missverständnisse auslöst. Eine Webseite ist wohlgemerkt eine einzelne Seite innerhalb der Website. Unsere Sprache ist immer in Bewegung. Vielleicht sprechen wir zukünftig auch von meiner Webseite im Sinne von meinem Internetauftritt. Es gibt viele Sites, die sich selbst genauso bezeichnen z.B: Bundesliga.de – Die offizielle Webseite, was mir wesentlich besser gefällt als Offizielle Regina Halmich Homepage. Ebenfalls gut gemeint aber übers Ziel geschossen ist der Auftritt der FIFA, der im Titel eine unbrauchbare Version mit Bindestrich aufführt: FIFA – Die offizielle Web-site…. Welche Sprache soll das sein? Auffallend ist: überall, wo es offiziell wird, ist die Webseite nicht fern. Vor allem bei den vielen neuen Kinofilmvorstellungen und Fanseiten ist der deutsche Begriff mindestens ebenso präsent wie der englische. Ich vermute, dass es in einiger Zeit keine Unterscheidung mehr zwischen Website und Webseite gibt. Was im Austausch unter Fachleuten – also Designern, Entwicklern, Konzeptern etc. – noch eine Relevanz hat, spielt in der Kommunikation mit oder zwischen weniger internetaffinen Menschen keine Rolle. Vermutlich bestand hier noch nie ein Unterschied, was dafür sprechen könnte, dass beide Wörter auch in Fachkreisen immer mehr inhaltlich verschmelzen werden. Der Link “Über die neue Seite” auf dem kürzlich neu aufgesetzten Sportportal EurosportYahoo belegt diesen Trend. Wenn ein Kunde eine neue Webseite erstellt haben möchte, dann wir er sicherlich zukünftig mehr erhalten, als nur eine Seite. Ich sehe das Wort Web übrigens – wie sich anhand der Schreibweise ablesen lässt – als eingedeutscht an. Der Beruf nennt und schreibt sich also Webdesigner.

Startseite

Home oder Homepage wird nicht benötigt. Homepage klingt fast schon nostalgisch und hat was von einer Retro-Kultur. Vielleicht liegt’s auch daran, dass ich eine Abneigung gegen Homepage-Baukästen habe. So etwas fasse ich einfach nicht an. Es kennzeichnet in den meisten Fällen eine persönliche und private Website mit Hauptnavigationsbegriffen wie “Unsere Familie, Hobbys, Urlaub, und Unser Haustier”. Deutsche Unternehmensauftritte, die ein „Homepage“ vor dem Namen im Titel tragen wirken einfach wie ein Anglerverein. Bedauerlicherweise gehören auch unsere Sprachhüter zu dieser Sorte. Canoo macht’s besser. Umgangssprachlich wird sich der Begriff Homepage wohl auch die nächste Dekade behaupten. Fragen wie “Hast Du eine eigene Homepage?” wird es weiterhin geben. Das ist allerdings kein Grund im Titel ein Homepage mitzuführen. Nicht nur aus Gründen der Suchmaschinenoptimierung ist dies unnötiger Ballast, den man über Bord werfen sollte. Für die erste Seite eines Auftritts ist demnach der deutsche Begriffe Startseite einfach am treffensten. Im Seitentitel hat aber auch er nichts zu suchen. Richtig lustig wird es, wenn man den eigenen Auftritt Hompage nennt – also ohne e – wie z.B. memmelsdorf.de. oder hamburger-wochenblatt.de. Da erfährt man schon während des Ladevorgangs anhand des Titels in der Browserleiste mit wem man es zu tun hat. Sehr praktisch.

Herunterladen

Wenn Unternehmen ihren Besuchern auf der Website mitteilen “Geschäftsberichte können hier gedownloadet werden” oder “Das Anmeldeformular können sie als PDF downloaden”, dann hat die Hausagentur als Kommunikationspartner versagt. Microsoft ist ja bekannterweise federführend in Bezug auf schlechte Übersetzungen und in Sachen Sprachbaustellen. Wie dem auch sei. Statt sich nur den Kopf darüber zu zerbrechen, welche Farbe ein Link bekommt, sollte man als Designer mal kurz innehalten und sich fragen, ob der gewählte Begriff überhaupt der bestmögliche ist. Die beiden oben genannten gehören nämlich mit Sicherheit nicht dazu. Umgangssprachlich mag es hinnehmbar sein, wenn man Dateien downloadet. Dagegen ist kein Kraut gewachsen. Angenehmer und sympatischer finde ich es allerdings, wenn mir ein Freund erzählt er habe den neuen Song von XY im iTunes-Store gezogen. Manchmal sagt er auch er habe sich das Video schon gesaugt. In der Unternehmenskommunikation haben diese lebendigen Wörter aber ebenso wenig etwas verloren, wie die denglischen Wortunfälle. Wenn der Duden als Sprachempfehlung für die Vergangenheitsform von downloaden “Ich habe gedownloadet” ausgibt, hat er in meinen Augen als Leitbild versagt, denn der bessere Wortlaut heißt natürlich “Ich habe heruntergeladen”.

Der Bereich, in dem herunterladbare Dateien aufgelistet werden, wird in der Hauptnavigation als Download oder Downloads bezeichnet. Der Link, der ein PDF herunterlädt benenne ich vorzugsweise “herunterladen” alternativ “download” aber nur dann, wenn es explizit vom Kunden gewünscht wird. Manchmal hört man Sätze wie: “Damit wir in allen Länderauftritten einheitlich auftreten soll es überall download heißen”. Das ist in meinen Augen falsch verstandene Internationalität. Von wem stammt noch einmal die Redewendung: “Den Römern ein Römer sein”? Jedenfalls… Die Franzosen betiteln ein PDF mit “Télécharger” – also “fernladen”. Genauso selbstverständlich dürfen wir hierzulande “herunterladen” als bevorzugte Bezeichnung vergeben. Wer von seinen Kunden verstanden werden will, sollte zunächst einmal ihre Sprache sprechen. Dies ist nicht zuletzt auch eine Frage des guten Stils. Ein Beugen des Wortes download in deutscher Sprache gehört für mich nicht dazu.

Dieser Beitrag hat 68 Kommentare

  1. Kürzlich habe ich mir die Augen mit dem Lesen der Computerbild verrenkt. Doch ich stelle fest, dass man sich dort augenscheinlich um deutsche Begriffe bemüht. Nicht für Unternehmen, sondern für den “Kleinen Mann”. Und da finde ich:

    Download bzw. Upload: “überspielen”

    Mein Vorschlag: “übertragen” – das geht in beide Richtungen. (Rein technisch gesehen ist es ja eine “Datenübertragung”.)

  2. Netter Artikel, der zum Nachdenken anregt.

    Allerdings gibt es bei der “Eindeutschung” von z.Bsp. englischen Begriffen einige Proble, die man zumindest kennen sollte.

    Es ist dem Deutschen eigen, Worte möglichst zusammenzuziehen. So entstand wohl auch der Begriff “Webdesigner”. In der englischen Sprache ist das nicht so. Hier gibt es ursprünglich nur den “Web Designer”. Und nur diese Form wird durch assistive Tools nach erfolgter Sprachauszeichnung auch korrekt wiedergegeben.

    In einem Medium, welches sehr dominant durch den englischen Sprachraum geprägt ist, halte ich daher die Verwendung der ursprünglichen (engl.) Schreibweisen derzeit noch für die bessere Lösung. Ich bin mir nicht sicher, ob eine “Verdeutschung” fremdsprachiger – besonders der englischen – Begriffe sinnvoll und richtig ist.

    Eine korrekte Umsetzung ins Deutsche sollte beim o.g. Begriff dann vielleicht besser “Webdiesainer” lauten ;-) , dann hatte die Sprachausgabe sicherlich kein Problem damit…

    Allerdings muß auch angemerkt werden, dass sich die Vorleseprogramme (Screen oder Web Reader) und deren eingebauten Wörterbücher weiterentwickeln und zunehmend die Möglichkeit bieten, eigene Begriffe zu definieren. Technisch läßt sich das Problem also schon langfristig lösen, allerdings scheint es mir eher ein philosophisches Thema zu sein….

    BTW: Die Schreibweise “Design Tagebuch” habe ich als Bild-Textmarke empfunden….

  3. Toller Artikel. In meinen Augen fehlt aber noch ein solcher Begriff in deiner Liste: “Relaunch” wird von dir exzessiv verwendet und zählt meiner bescheidenen Meinung nach nicht zu den “erlernten” Begriffen.

  4. Ich bin sehr dankbar für diesen Artikel denn als ich noch jung und unerfahren mein Logo kreierte, hatte ich mir um solche Fragen tatsächlich keine Gedanken gemacht.
    Mir ist schon lange bewußt, das ich keine einheitliche Logosprache habe, aber auch ich bin kein Hüter der deutschen Sprache.
    Nun sehe ich ein eine gute Gelegenheit.
    Was wäre die korrekte Schreibweise von: designadelt ? (Design das adelt, oder geadeltes Design)
    In meinem Logo sind die Wörter durch ein Signet getrennt und beide Anfangsbuchstaben groß geschrieben, aber wenn ich den Name aufschreibe, schreibe ich ihn zusammen – designadelt.
    Was mich ins Schleudern bringt ist: Der Begriff ist bewußt doppeldeutig, da “Adelt” mein Nachname ist.

    Ich würde mich sehr freuen wenn die Diskussion sachlich bleiben könnte.

  5. Die Doppeldeutung Deines Namens kommt aber nur in der Kleinschreibweise zum Tragen. In der getrennten Form und groß geschrieben ist es “nur” ein Name. Der Effekt verpufft. Ich mag ja die Schreibweise Deiner E-Mail-Adresse und der Domain. Gefällt mir besser als innerhalb Deines Logos. Gerade der Einsatz Deines Namens als Adjektiv am Ende finde ich eine schöne Idee, der Dir und dem Wort etwas Eigenes verleiht. Sicher braucht man eine Spur länger, um diese Wortschöpfung, wie in der E-Mail-Adresse verwendet, zu lesen. Aber genau dieses Beschäftigen mit dem Wort führt dazu, dass der Name in Erinnerung bleibt. So ist jedenfalls mein Eindruck. Ich würde vermutlich entweder alles in Minuskeln und getrennt schreiben, so kommt das Adjektiv in Spiel, oder eben als EIN Wort zusammen. Auch hier eher in Kleinbuchstaben. Das Signet zwischen den beiden Wörtern untergräbt IMO ebenfalls den spielerischen Ansatz mit dem Namen.

  6. Vielen lieben Dank Achim, für Deine Antwort.
    In der Tat habe ich das so noch gar nicht gesehen.

    Ich empfand die getrennte Schreibweise immer als “zusammengehörender” als das tatsächlich zusammengeschriebene Wort. Das hängt wohl damit zusammen das, dadurch das Adelt mein Nachname ist, ich kein subjektives Empfinden dafür entwickeln kann.

    Also ist Dein Vorschlag: design adelt (sieht komisch aus *ggg*) oder designadelt

    Dann schon eher designadelt. Tja, dann ist wohl ein Relaunch fällig :-)

    P.s. Ich finde Deinen Artikel auch sehr gelungen!

  7. Ich finde das Diskussionsthema klasse, denn über “gedownloadet” bin ich auch schon oft gestolpert.

    Manchmal hat (D)Englisch aber auch die schönere Formulierung, “getaggt” ist doch wohl flotter als das zugegeben nicht unsympathische “verschlagwortet”, ein “Feed” ist für mich mehr als nur ein “Dynamisches Lesezeichen” und wenn Daten “gestreamt” werden, klingt das doch viel besser als Daten, die “während der Wiedergabe kontinuierlich heruntergeladen werden”.

    Über Deppen Trennung, Zonen-Gabi’s Apostrophenliebe und Minus-Wahn gibt es eigene Kolumnen und Bücher von Bastian Sick – eher was für Schreiberlinge als für Webbdesigner.

  8. Also ich finde die Überfrachtung mit Angelismen gerade im Zusammenhang mit dem Netz/internet problematisch. Selbstverständlich gibt es Begriffe,die im Englischen besser den Kern der Sache treffen. Eine deutsche Entsprechung halte ich dennoch für sinnvoll und unbedingt erforderlich, gerade weil der Verfall und Verlust des Deutschen rasant zunimmt. Mein Familie kam aus Schweden, meine Schweste spricht noch ihre Muttersprache und dort kann man es ebenfalls vielfach beobachten, wie sehr englische Begriffe die schwedische Sprache ausbremsen. Ich finde dieses Thema nicht nur besonders gut und einmal bedenkenswert, sondern es ist zwingend, hier deutlich dagegenzusteuern.

  9. @ola: Es muss ein Ruck durch Deutschland gehen – so ein ehemaliger Präsident. Ich schätze Schweden / Skandinavien kann man nicht mit D-land vergleichen. Hierzulande bekommt man Englisch nicht direkt mit der Muttermilch und generell ist die Scheu vor Fremdsprachen höher. Der grund liegt auch einfach daran, dass man mit Deutsch in Europa ja gut beraten scheint. Aber auch manche andere kleinere Nationen (Italien, Spanien z.B.) sind fremdsprachenscheuer als die Skandinavier.

    Wenn man fließend Englisch spricht, ist die “Gefahr” der Verwässerung eventuell größer. Ich meine das englische Begriffe 1 zu 1 in die Sprache eingehen. In Deutschland lacht man zwar über die, die schlechtes Englishc sprechen, aber man bevorzugt die Anglizismen und Eindeutschungen. Vielleicht auch (noch) ein Generationsproblem.

    Ich finde manche Fachbegriffe wie “Traffic” sollten keine Eindeutschung erhalten. Das Wort “Webauftritt” macht mir Angst. Was ist das Problem an Website. Wenn ich professionell wirken will, sollte ich auch wissen was das heißt. Homepage, was wirklich biederer und gesitig schlichter wirkt hat sich ja auch eingedeutscht, wie das Handy, das eher “cellular” oder “mobile” ist.

    “Gedownloadet” oder “für sie designed”, da dreht sich mir Magen und Zunge um. Dafür sollte es harte Strafen des Instituts für deutsche Sprache und der englischen Botschaft geben. Wer so etwas druckt, ist verblendet, wortverlegen oder wahlweise einfach dumm. “Herunterladen”, hier geht es doch einfach. Für “designed” gibt es Synonyme (einfach mal googlen, haha) wie etwa “gestaltet”. Und dann das ganze neu “photoshoppen”.

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