Nachdem vor wenigen Tagen im ersten Teil der Wahlplakatanalyse die Kampagnen von DIE GRÜNEN, Piratenpartei und CDU begutachtet wurden, stehen nun die SPD, Die Linke, die Alternative für Deutschland und die FDP im Mittelpunkt.
SPD
Selten hat eine Wahlplakatkampagne derart stark polarisiert wie die der SPD im Europawahlkampf 2009. Die in spritzigen Illustrationen verpackten Motive mit Slogans wie „Finanzhai würde FDP wählen“ schlugen in den Medien seinerzeit die zu erwartenden und wohl auch erhofften hohen Wellen. Hohe Wellen produzieren, sprich eine hohe Aufmerksamkeit erzeugen, wird in der Werbebranche gerne als Erfolg gewertet. Ob das Schiff dabei vorankommt, in wie weit die Kampagne tatsächlich effizient ist, ist dabei weniger entscheidend, sollte es aber.
Die SPD holte bei der Wahl 2009 20,8 Prozent der Stimmen, 0,7 Prozentpunkte weniger als 2004. 2014 erhofft man sich wohl mehr, vor allem auch, da man mit Martin Schulz den Spitzenkandidaten der S&D stellt. Innerhalb der ersten Plakatserie, die hier im dt nun vorgestellt wird, spielt Schulz zunächst keine Rolle. Im Mittelpunkt stehen andere Menschen, um genau zu sein sind es jeweils zwei Personen, die pro Plakat in Szene gesetzt werden. Paar statt Großfamilie – durchaus ein Lebensmodell, das in unserer heutigen Gesellschaft weit verbreitet ist.
Wenn die Plakate der SPD ein wenig an Werbung von Apple erinnert, dann liegt dies vor allem an der Schriftauswahl. Bereits Anfang des Jahres hatte die Partei durchblicken lassen – siehe mein Tweet vom 27.01.2014 –, dass sie mit der Helvetica in den Wahlkampf ziehen wird, zunächst nur in den zur Europawahl. Ob die konformistischste aller grotesken Schriften die neue Hausschrift der SPD wird (siehe CD-Manual zur Europawahl), dazu mag man sich derzeit bei der SPD nicht festlegen. Apple hatte, indem es die Helvetica im iOS 7 zur Standardschrift machte, für eine Rekultivierung der von Max Miedinger 1956 entworfenen Schrift gesorgt. Die Popularität der Helvetica ist freilich schon lange vor Apples Zutun in der Werbung und im Design ablesbar gewesen. Zuletzt führten unter anderem Beiersdorf und Germanwings neue Firmenlogos ein, die in der Helvetica gesetzt sind. Ihr derzeitiger Erfolg, von dem sich offenbar auch die SPD eine Scheibe abschneiden möchte, begründet sich in dem nach wie vor sehr klassischen und zugleich zeitgemäßen Schriftbild.
Die Plakate der SPD zur Europawahl verfügen über einen unverwechselbaren Stil. Die jeweils zu zweit abgebildeten Personen stehen vor farbigem Hintergrund, der wiederum am rechten Rand stets einen Ausschnitt eines Raums zeigt und so einen Einblick in das jeweilige häusliche Milieu gestattet. Auch die nicht-gespielt wirkenden abgelichteten Menschen vermitteln Vertrautheit und Geborgenheit, indem sie sich umarmen beziehungsweise berühren. Für die jeweiligen politischen Aussagen ist ausreichend Platz, Texte sind auch aus der Entfernung und trotz schmaler Buchstaben gut lesbar. [edit 13.05.2014: siehe Kommentar] Konzeptionell, handwerklich wie auch gestalterisch top!
Fazit
Welch ein Kontrastprogramm zur eingangs angesprochenen 2009er-Kampagne! Ein Miteinander, statt des Gegeneinanders – was nach einem durchschnittlich einfallsreichen politischen Statement klingt, könnte auch das Zugeständnis sein, nicht mehr auf den politischen Gegner einschlagen zu wollen, sei es verbal oder in Kampagnen. Obs an der gemeinsamen Arbeit mit CDU/CSU innerhalb der Bundesregierung liegt, dass die SPD nun in Frottee eingepackt auf Schmusekurs geht? Gestalterisch und fotografisch mit das beste, was von der SPD bis dato auf Plakaten zu sehen gewesen ist, zudem die überzeugendste Kampagne im Rahmen der Europawahl 2014.
Konzept und Kreation kommen von KNSK.
Die Linke
Gestalterisch knüpft die Europawahlkampagne der Linke nahtlos an den Bundestagswahlkampf 2013 an. Grundsätzliche Aspekte wie Anordnung, Schriftauswahl (Helvetica Inserat) und Duktus wurden beibehalten, der Zeilenabstand ist identisch. Die bislang rein typographische Lösung wurde dahingehend erweitert, dass nun Piktogramme den Leitsprüchen zur Seite gestellt wurden. Leichter zu erfassen sind die Botschaften dadurch nicht, im Gegenteil. Wenn selbst ein aus nur zwei Wörtern bestehender Leitspruch wie „Rüstungsexporte verbieten!“ relativ schwer lesbar ist, dann stimmt etwas mit der Gestaltung nicht.
Für Verständigungsprobleme sorgt auch das Großflächenplakat (Abb. oben), bei dem, auch in Ermangelung an Satzzeichen, unklar ist, was genau mit „passt auf“ gemeint ist. Denn in der gewählten Schreibweise und Anordnung ist nämlich auch die folgende Lesart möglich: „Passt auf DIE LINKE (auf)!“. Dabei ist es eine Frage der Perspektive, ob man der Partei zutraut, in Europa für Furore zu sorgen oder man besorgt ist, dass die Partei keine Dummheiten anstellt. Wie man es dreht – in Bezug auf den Text passt das nicht.
Wozu es einer Domain hier-und-in-europa.de bedarf, erschließt sich angesichts der Tatsache, dass es sich hierbei lediglich um eine Weiterleitung auf die Startseite die-linke.de handelt, nicht so recht. Wenigstens auf die entsprechende Unterseite zur Europawahl hätte man verweisen können, dafür hätte allerdings auch eine URL a la „die-linke.de/eu2014“ vollkommen ausgereicht. Wenn die Abbildung der Domain der Versuch ist, digitale Kompetenz zu vermitteln, so muss man diesen als gescheitert ansehen.
Fazit
Nach wie vor eine Gestaltung, und das ist das Plus der Kampagne, die eine Differenzierung zu anderen Parteien erlaubt. Zwar fallen die Plakate von „Die Linke“ auf, mitunter verhindert beziehungsweise erschwert die Gestaltung die Verständlichkeit politischer Aussagen. Nicht immer wird anhand der Plakate klar, was die Partei will.
Verantwortlich für die Gestaltung der Plakate ist, wie schon bei der Bundestagswahl 2013, DiG Berlin.
Alternative für Deutschland (AfD)
Erstmals werden im Rahmen einer Analyse im Design Tagebuch auch Plakate der AfD, der Alternative für Deutschland vorgestellt. Wie steht es um die Gestaltung der Plakate? Schauen wir uns im Detail an, ob die Botschaften klar kommuniziert werden. Laut einer Umfrage von Bild am Sonntag liegt die AfD derzeit bei 6%. Ungeachtet möglicher Umfragehochs ist die Europawahl ein guter Anlass, um festzuhalten, wo die AfD derzeit visuell steht.
Es liegt in der Natur der Sache, dass eine so junge Partei in Bezug auf ihr visuelles Erscheinungsbild noch nicht so weit ist, wie die etablierten. Da ergeht es der AfD nicht anders als vor zweieinhalb Jahren der Piratenpartei. Vieles von dem, was man im Wahlkampf zu Gesicht bekommt, seien es Transparente, Flyer oder Wahlkampfmobile wirken nach wie vor gestalterisch anspruchs- und lieblos. Exemplarisch dafür ist das, was die Partei ihr Logo nennt. Das Parteilogo lässt jegliches Gespür für Formgebung vermissen, ebenso ein Bewusstsein für Markenführung.
Wenn auf den Plakaten die Futura als Schrift zum Einsatz kommt, dann wohl in erster Linie des symbolträchtigen Namens wegen, nicht der Form zuliebe, denn die arg zusammengeschobenen Buchstaben stellen keinesfalls ein Ideal in Bezug auf die Lesbarkeit der Aussagen dar. Nein, in Sachen Makrotypographie überzeugen kann die Gestaltung nicht, das wird deutlich, wenn man schaut, wie die unterschiedlichen Textkomponenten auf der zur Verfügung stehenden Fläche angeordnet werden. Linksbündig, mittig, rechtsbündig – alles ist mit dabei, und genau das wirkt konzept- und hilflos.
Der jedoch, meiner Ansicht nach, interessanteste Aspekt innerhalb der Gestaltung aktueller Medien der AfD ist die scheinbar unbedeutende Hervorhebung von „EU“ im Wort „DEUTSCHLAND“ mittels gelber Europasterne. Man könnte dies als geschickten visuellen Kniff bezeichnen, versucht die Partei doch auf diese Weise all denjenigen den Wind aus den Segeln zu nehmen, die der AfD nationalistisches Gedankengut attestieren. Seht her! Bei uns steht (auch) die EU im Mittelpunkt, so die Botschaft. Gleichzeitig gelingt es der Partei auf diese Weise, übrigens als einzige der hier vorgestellten Parteien, das Wort „Deutschland“ auf all ihren Plakaten zu platzieren, gar zweimal, da im Parteilogo bereits enthalten. Das Wort „Europa“ kommt hingegen, anders als bei allen anderen hier im dt vorgestellten Parteien, auf keinem der AfD-Plakate vor.
Fazit
Die Kampagne ist in vielerlei Hinsicht ausbaufähig. So präsentiert sich eine Partei, die noch im Werden befindlich ist. In einem Punkt hat die AfD allerdings bereits alle anderen Parteien überholt: Keine Partei hat auf Facebook mehr Fans, 96.355 sind es! Zum Vergleich: Piratenpartei 89.499, CDU 77.650, SPD 69.881, Die Linke 60.538, Die Grünen 48.150, FDP 27.332. Bei Twitter ist die AfD allerdings in Bezug auf die Anzahl an Follower derzeit Schlusslicht.
FDP
In hohem Bogen aus dem Bundestag geflogen sammeln die Liberalen rund um ihren Spitzenkandidaten Alexander Graf Lambsdorff ihre Kräfte, um bei der Europawahl den für die Partei so wichtigen Erfolg einzufahren. Dabei präsentierte und positionierte sich die FDP auf ihrem Europaparteitag Anfang des Jahres als eine Partei, die allein gegen alle kämpft. Die Wahl ist auch für den Parteivorsitzenden Christian Lindner von großer Bedeutung, wird sich doch anhand von Zahlen zeigen, ob der Generationswechsel sich ausgezahlt hat.
Erklärend sei gesagt, dass die hier vorgestellten Plakate das einzige Material ist, das seitens der FDP zur Verfügung gestellt worden ist. Während alle anderen Parteien dieser Tage ihre Wahlkampagnen vorgestellt hatten, sei es im Rahmen einer Presseveranstaltung und/oder im Web, gab es bis heute keine solche Veröffentlichung seitens der FDP. Daher fehlen leider Themen- bzw. Großplakate.
„Graf Lambsdorff“ ist ein Begriff. Den Namen kennt man, den haben selbst diejenigen schon einmal gehört, die sich kaum oder nicht für Politik interessieren. Insbesondere diese Gruppe von Menschen zu adressieren, ist eine der Hauptziele von Wahlkampagnen. Eben drum geht die Werbung, gehen die Parteien dort hin, wo die Menschen sind: auf die Straße. Warum nun ausgerechnet der Neffe des früheren Bundesministers Otto Graf Lambsdorff derjenige sein soll, „den unserer Europa bracht“, vermögen die Wahlplakate der FDP nicht zu (er)klären. In der Ecke auf einem sichtlich gebrauchten Designklassiker von Arne Jacobsen sitzen ist jedenfalls nicht Ausdruck gesteigerter Aktivität.
Ungeachtet der Tatsache, dass der FDP-Spitzenkandidat seit vielen Jahren dem Politikbetrieb angehört, hält sich seine Wahrnehmung in der breiten Öffentlichkeit, so mein Eindruck, in Grenzen. Umso größer die Aufgabe, ihn im Rahmen der Kampagne ins Bewusstsein der Wähler zu rücken respektive ihn in nur sechs Wochen dort hinein zu katapultieren. Es ist fraglich, ob die Kampagne die hierfür erforderliche Mobilisierung wird erreichen können. „Chancen“ – damit warten auch die CDU und die SPD auf ihren Plakaten auf. Europa verbunden sehen sich alle demokratischen Parteien –¦ auf ihre jeweilige Art und Weise –¦ so irgendwie. Die gelben Sternchen als europäische Komponente sind keinesfalls ein Alleinstellungsmerkmal. Gleiches lässt sich über die Gestaltung der Plakate insgesamt sagen – handwerklich ordentlich und funktional, aber doch nur durchschnittlich auffällig, weil das überraschende, das kreative Moment fehlt und eben auch weil ein bekanntes Gesicht fehlt.
Für die Gestaltung der Plakate zeichnet die Agentur Brand Lounge verantwortlich.
Fazit
Aufgrund der Tatsache, dass nicht alle FDP-Kampagnenmotive vorgestellt werden können (siehe einleitender Hinweis), muss das Fazit leider entfallen.
Hinweis: Sofern mir die für die Gestaltung der Plakate der AfD verantwortliche Agentur genannt wird, reiche ich den Namen noch gerne nach.
“Gestalterisch und fotografisch mit das beste, was von der SPD bis dato auf Plakaten zu sehen gewesen ist, zudem die überzeugendste Kampagne im Rahmen der Europawahl 2014.”
Wie bitte? Gut fotografiert sicher, aber gestalterisch alles andere als top. Ich sage nur, unterschiedlich große Köppe; Schrift, die manchmal und unerklärlicherweise ins Bildmotiv läuft; Ballistofarben; null Lesbarkeit bzw. Fernwirkung …
08/15 und nicht mehr. Von zu vermittelnden Inhalten spreche ich hier noch gar nicht.
“… einen Einblick in das jeweilige häusliche Milieu gestattet.”
Das kann doch nicht dein Ernst sein?!
Wieso wird denn bei der Linken anhand der Plakate nicht klar, was die Partei will? Klarer kann man das doch nun wirklich nicht formulieren. Die hochgelobte SPD-Kampagne hingegen verliert sich in Platitüden ohne auch nur den Versuch einer konkreten politischen Aussage.
Bei der AfD ist die Gestaltung so idiotisch wie die ganze Partei. Hier ist nichts “im Werden begriffen”, außer vielleicht eine Protestpartei für ein paar Unverbesserliche. “Die Schweiz ist für Volksentscheide.” Na und? Die Schweiz ist auch dafür, Gelder von Verbrechern möglichst gut zu verstecken.
Die SPD wirkt zwar modern aber eben mit vielen Kleinigkeiten, die stören. Eben der Text, der manchmal in die Personen reinläuft oder dass Logo/Claim auf den Personen platziert wurde und nicht links auf der einfarbigen Fläche, wo man das viel besser lesen könnte. Und wie schon gesagt, von weitem sicherlich alles schlecht lesbar.
Die Linke ist eigentlich am eindeutigsten, wobei das dieses Mal wenigstens nicht ganz so billig nach BILD-Design aussieht, die Icons werten das schon klar auf.
Bei den AfD-Sachen denke ich immer an ne Werbung von ner Spedition aus den 80ern oder sowas (liegt wohl an der Futura in Kombination mit dem Hellblau) und deren Nike-Logo in Rot kommt auf der Farbe auch nicht gerade gut.
Bei der FDP wirken die Fotos irgendwie unbeholfen. Nach dem Motto “setz dich mal da hin und mach irgendwas”. Und warum wir gerade DEN für Europa brauchen hab ich mich auch gefragt.
Bzgl. der SPD-Plakate bin ich anderer Meinung: hier wird in Schönheit gestorben. Auf größere Distanz sind diese Außenplakate, die fast immer auf größere Distanz gesehen werden, schlecht lesbar. Und dann wird der Anfängerfehler begangen, im Text ein Gegensatzpaar aufzuführen: “Ein Europa der Menschen, nicht des Geldes.”
Im Kopf hängen bleibt “… des Geldes” (und danach sehen die Plakate auch aus). Verbunden mit einem inkonsequenten politischen Kurs warnt hier die SPD vor sich selbst (https://bit.ly/1i4a8l3)
Aber, zugegeben, sie sind schön, die Plakate, der Parteivorstand dürfte sich auch dazu gratulieren.
Also ich finde Teil 1 dieser Serie insgesamt besser. Die AFD-Plakate finde ich überhaupt nicht ansprechend. Völlige Langeweile. Und die Plakat von den Linken sehen ein bisschen nach Windows-Paint aus :-)
Ich muss jedes Mal weinen, wenn jemand den Unterschied zwischen Prozentpunkten und Prozent bei Differenzen nicht versteht. 0,7% weniger != 0,7 Prozentpunkte weniger.
Was will uns Alex von Lambsdorff mit seiner Reminiszenz an Christine Keeler sagen?
Nichtsdestotrotz braucht es auch eine Partei wie die FDP, auch wenn die Piraten die kreativeren Plakate haben.
Bei den SPD Plakaten fiel mir sofort der gute alte Erik Spiekermann ein und sein Statement zu iOS7.
http://www.youtube.com/watch?v=Sw0syzCeH4Q&feature=youtu.be
[…] Achim Schaffrinna im Design-Tagebuch […]
Schöner Artikel, aber mit kleinen Schönheitsfehlern. Bei der SPD wurden hier nur die Großflächenplakate beurteilt – wohl auch, weil die SPD ihre “normalen” Themenplakate auf ihrer Internetseite nicht veröffentlicht hat. Das sind aber letztlich nicht die Plakate, die in großer Zahl vor unser aller Haustür hängen und damit die Kampagne prägen. Zumindest hier in Niedersachsen dominieren vor allem die Personenplakate, die meiner Meinung nach nicht so gut gelungen sind. Zumindest erinnern sie mich optisch doch eher an die AfD. Ansehen kann man sich das beispielsweise beim Landesverband Berlin:
https://www.spd-berlin.de/europawahl-2014/europawahl-2014-die-plakate/
Daniel, berücksichtigt werden innerhalb der Besprechungen stets nur die Plakate, die bundesweit zum Einsatz kommen. Plakate mit regionalen Kandidaten, die mitunter gestalterische Eigenheiten aufweisen, spielen hierbei keine Rolle.
Das Die-Linke-Bashing fällt diesmal ja recht moderat aus. Aber dass man die Inhalte der eindeutig formulierten Forderungen angeblich nicht immer eindeutig erfassen kann, kann ich nicht bestätigen. Bei welchem Plakat besteht da Erklärungsbedarf? Auch die Annahme, dass die Doppeldeutigkeit mit dem »passt auf« nicht genau so beabsichtigt ist und falsch verstanden werden wird, teile ich nicht: dass jemand den völlig anders gesetzten Parteinamen in den Text einbezieht, halte ich für unwahrscheinlich und konstruiert. Die Piktogramme hätte man aber sicher kleiner halten sollen. Oder größer machen.
Die SPD-Plakate find ich auch angenehm anzuschauen, wundere mich aber über die leichten Überlappungen von Schrift und Figuren. Da hab ich nun wieder Verständnisschwierigkeiten: man hätte es ja mit minimalen Skalierungen und Verschiebungen beheben können oder, wenn es denn Absicht ist, deutlicher machen können. Aber nur so ein Punkt oder ein halber Buchstabe ins Haar … merkwürdig.
Der Kram der AfD sieht billig aus. Das passt. Und die FDP wirft einen Haufen Kleinkram auf die Plakate, der nicht so recht zusammenpassen will: schräge Textblöcke in verschiedenen Farben, mit und ohne Schatten, ein Parteilogo mit Reliefkante, perspektivisch verzerrte Europasterne mit ebenen Schlagschatten.
[…] Die Plakate zur Europawahl 2014 – Teil 2 | Design Tagebuch – Damit ist die Bewertung dann komplett. […]
Autsch, selten so viele sachliche Fehler in einem Absatz gelesen.
Das wäre merkwürdig, weil Apple in der Werbung die Myriad benutzt, die um 2002 herum die Apple Garamond ablöste, eine schmaler laufende ITC Garamond.
Und welche Schrift war die Standardschrift von iPhone OS 1 bis iOS 6?
Genau: Helvetica.
Richtig ist, dass Apple im Jahre 2007 mit dem iPod Nano der 3. Generation von der Podium Sans, einer angepassten Myriad, zur Helvetica als Screenfont for Mobilgeräte gewechselt ist. Also kein ganz neuer Trend.
Aus dem von Dir verlinkten sowie verfassten Artikel geht hervor, dass Beiersdorf die Helvetica “seit 35 Jahren” als Logofont nutzte. Seit 2014 ist die Helvetica im Logo so stark modifiziert, dass sie kaum als solche zu erkennen ist – der umgekehrte Trend.
Ist “Graf” eigentlich der zweite Name von Herrn Lambsdorff? :)
Das Plakat lässt es vermuten.
FDP – Wir lieben Lebensmittel
Achim, das ist ja richtig, aber die Themenplakate in A1/A0 sind tatsächlich Teil der bundesweiten Kampagne. Und bei den Kandidatenplakaten gibt es zwar nicht einheitliche Kandidaten, doch aber eine einheitliche Gestaltung. Und da irritiert mich doch die Farbgebung sehr, weil man einen sehr ähnlichen Blauton wie die AfD gewählt hat.
In München hängt das wohl schlechteste Plakat einer großen Partei des ganzen Jahres:
https://www.dropbox.com/s/gkxchfkfzmoe31x/IMAG1125_1.jpg
Also mal ganz rein auf die Ästhetik runtergebrochen: Chapeau SPD (bzw. KNSK)!
[…] Urteil von designtagebuch.de ist eindeutig: Die Gestaltung der AfD-Plakate ist „konzept- und hilflos“. […]
[…] Designtagebuch urteilt im Beitrag Die Plakate zur Europawahl 2014 – Teil 2 zu den Plakaten der SPD wie […]
[…] natürlich geht es um Macht – die Ausübung von Macht mit Hilfe der Sprache. Die Versprechen im Wahlkampf zur Europawahl werden so weich und unkonkret wie nur möglich verpackt. „Für ein Europa, in dem niemand […]
Die Plakatreihe der Linken ist wie der IE unter den Browsern. Abgesehen von den bereits genannten Verwirrungen, erinnert die starke Typo doch sehr an eine der erfolgreichsten Tageszeitungen. Die Verbindung lässt einen Skandal vermuten, aber keine Aufforderung zum Wählen und erst recht keine Aufforderung diese Partei zu wählen.
Auf dem Foto sieht man recht gut, was das Problem der hier hochgelobten SPD-Kampagne ist.
Und auch wenn Fernwirkung/Lesbarkeit nicht mehr hip ist, die Plakate der Linken funktionieren gut.
Das muss man als Gestalter honorieren.
@AndieArbeit Du hast vollkommen recht. In der Praxis stellt sich das Thema Kontrast anders da, als ich es auf Grundlage des hochauflösenden Bildmaterials beschrieben habe. Insofern bin ich Dir dankbar, dass Du das Foto eingestellt hast. Beim flüchtigen Hinsehen ist so gut wie nichts auf den Themenplakaten zu erkennen. Das ging mir dieser Tage ähnlich. Der kräftige Orangeton, wie in der Besprechung der Plakate zu sehen, zeigt sich im Betrieb fast schon als Sonnengelb, sodass die in weiß und in der Helvetica light gesetzten Buchstaben kaum zu entziffern sind. Ganz klar ein Defizit, das den Gesamteindruck schwächt.
[…] von „Es geht um unser Land“ ab, ist vergleichsweise eigenständig. Bedenkt man, wo die FDP noch vor drei Jahren stand, ist dies, bezogen auf das Erscheinungsbild der Partei, ein beachtlicher Wandel, der die Marke FDP […]