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Die gruseligsten Seiten im Netz – Kathrein

Die gruseligsten Seiten im Netz - Kathrein

Das Grauen beim Besuch einer Website war wieder einmal so groß, dass ich mich heute gerne im Gegenzug mit dem Spooky-Award revanchieren möchte. Auf der Suche nach einer Zimmerantenne bin ich bei der Marke Kathrein gelandet. Kaum jemand kommt, wenn es um das Thema Radio- und Fernsehempfang geht, am “weltweit führenden Anbieter in der Antennensystemtechnik” vorbei. Umso gruseliger ist es, wie sich der Marktführer im Netz präsentiert. Das Erscheinungsbild und die technische Umsetzung der Website sind derart veraltet, dass sich einem als Besucher die Haare hochstellen. Offenbar besitzt der Branchenprimus keinerlei Empfangseigenschaften in Bezug auf die Bewegungen in den digitalen Medien.

Die gruseligsten Seiten im Netz - Kathrein

Während andernorts erheblicher Aufwand in Sachen Produktinszenierung betrieben wird – Stichwort Emotionalisierung – konfrontiert Kathrein seine Besucher unter anderem mit einer unattraktiven und unvorteilhaften Produktübersicht. Mühsam muss man im Dickicht der Textzeilen nach relevanten Informationen suchen, um etwa vom gewünschten Produkt ein Bedienungsanleitung herunterzuladen. Gut aufbereitete Produktinformationen bekommt man in jedem zweiten Onlineshop, aber Bedienungsanleitungen gibt es meist nur beim Hersteller, und so ist man auch als Privatkunde auf die Kathrein-Website angewiesen.

Die gruseligsten Seiten im Netz - Kathrein

Unterseiten wie die des Planungs-/Pegelberechnungstools legen die ganze Web-Misere frei. Auf „90 Jahre Innovation“ kann der Antennenhersteller zurückblicken. Seit mehr als 7 Jahren befindet sich das Unternehmen im Dornröschenschlaf, zumindest auf das Internet übertragen, denn so alt ist der Webauftritt. Technikprodukte und Design sind wohlgemerkt keine sich abstoßenden Pole. Produkte von Samsung, Siemens, Sennheiser oder auch Festo und vielen Anderen sind Beleg für die immer größer werdende Bedeutung von Design. Letztendlich fußt der Erfolg von Apple maßgeblich nicht auf Funktionalität, sondern auf Design. Zugegeben: Zimmerantennen sind keine Lifestyle-Produkte, schick aussehen dürfen sie natürlich trotzdem. Und was für die Produkte gilt, darf gerne auch auf den Webauftritt zutreffen. Dieser liegt jedoch schon lange brach. Stillstand bedeutet im Web allerdings Rückschritt. Die Präsenz Kathrein.de schadet in der jetzigen Form dem Unternehmen mehr, als dass sie einen Service bietet. Und Service findet heutzutage nun einmal auch, und vor allem, im Web statt.

Die gruseligsten Seiten im Netz - Kathrein

Der Designwert hat sich, bislang zumindest, noch nicht bis zu den KATHREIN-Werken in Rosenheim herumgesprochen. Die auf der Startseite mit einem üblen Relief-Effekt ausgestattete Weltkarte zeigt in erster Linie die Defizite in Sachen Gestaltung. Visuell formulierte Ansprüche eines global aufgestellten „big players“ kann die Grafik und der gesamte Auftritt nicht transportieren. Wer Know-how im Design beweist, hat es leichter Kompetenz in anderen Disziplinen zu vermitteln.

Auch der Blick in den Quellcode verheißt nichts Gutes. Produkte, die per veralteter Frameset-Technik präsentiert werden, haben es doppelt schwer, uns von ihrer ausgezeichneten Qualität zu überzeugen. Das ist in etwa so, als wollte ein ungepflegter, übellauniger und unmotivierter Fachverkäufer einen zum Kauf eines Highend-Plasma-Gerätes bewegen. Das funktioniert einfach nicht. CSS, PHP und SEO sind Bereiche, in denen der Anbieter von Kommunikationstechnik noch nicht vorgedrungen ist. Ebenso wenig sendet eine solche Fehlermeldung (Screenshot) positive Signale. Von der Qualität der Produkte von Kathrein, zeugen die zahlreichen Testsignets, die tatsächlich auch aktuell eingepflegt werden. Dieses Niveau kann der Unternehmensauftritt allerdings nicht ansatzweise halten.

„Qualität macht ihren Weg“ lautet der Slogan des Unternehmens. Die nicht vorhandene Qualität des Webauftritts verhilft Kathrein nun zum Spooky-Award des Monats November 2010. Dazu recht herzlichen Glückwunsch!

  • www.kathrein.de

Dieser Beitrag hat 48 Kommentare

  1. hehe, chapeau! ich vermute ja einen geschickten guerilla marketing schachzug dahinter, denn um diese satire zu produzieren, bedarf es schon willentlicher anstrengung und einer gehörigen portion schaffenskraft. die geschickte vermeidung jeglichen ästhetischen grundgespürs sowie technischer standards sind jedenfalls nicht per zufall zu erreichen, sondern ein meisterwerk der neuzeit, dessen kunsthistorischen wert vermutlich erst generationen nach uns erahnen können.

  2. Danke für diesen gelungenen Start in den Morgen! Ich kann es, ehrlich gesagt auch nicht glauben, wenn ich da ohne Vorkenntnisse gelandet wäre, hätte ich vermutet, es handelt sich vielleicht um den Bastler nebenan … Komplette Fassungslosigkeit!

  3. Hallo Achim,
    vielen Dank dafür ;-) wieder einmal mehr als verdient der Award. Was mich wirklich interessieren würde, ob Du Deine Bewertung auch dem entsprechenden Unternehmen zukommen lässt, damit diese – soweit das überhaupt gewollt ist – auch eine Möglichkeit haben etwas zu ändern?
    Danke, mach weiter so!

  4. Jaaa: der Spooky ist zurück! ;-)

    Ich hätte ja gedacht, dass die Ihre Seite einfach vergessen haben. Aber es tauchen ja immerhin Zahlen von 2009 auf …

    @ Metteo: Ich fand Satan auf dem Dach schon immer cool! ;-)

  5. hmm. Da hat der Tischler um die Ecke mittlerweile eine bessere Website.
    Ich frage mich immer, ob solche Unternehmen keine Werbeagentur beauftragen, denn Produktverpackungen machen sich ja auch nicht von allein. Und sollte das ein Werk einer Agentur sein, dann rate ich zu einer neuen.

    Laut Denic-Auskunft ist der technische Ansprechpartner ebenfalls bei Kathrein beschäftigt, was mich zu der Vermutung führt, dass der IT-ler wohl auch für die Website zuständig ist. Zwei Fliegen mit einer Klappe. Zudem ist die Website über die Telekom registriert worden.

    @Matteo: Oha. Die Geschäftsführung sind wohl Gothics. ;)

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