Der BDG Honorar- und Gehaltsreport 2012 gibt nach 2010 zum zweiten Mal Einblick in das Arbeitsleben der Kreativen. 1.880 Designer haben an der zugrunde liegenden Umfrage im vergangenen Herbst teilgenommen. „Wir haben mit ernüchternden Zahlen gerechnet und sind zum Glück ordentlich überrascht worden. Es gibt unter den Kommunikationsdesignern nicht wenige, die gut von ihrer Arbeit leben können. Wir sehen darin einen funktionierenden Markt, der allerdings einen nicht zu übersehenden prekären Vorhof hat.“ so ein Auszug aus dem Report.
- 75 % der Angestellten verdienen monatlich maximal 3.000 € brutto
- über die Hälfte (56,31 %) war bei zwei bis vier verschiedenen Arbeitgebern fest angestellt
- 62 % der Selbstständigen arbeiten für einen Stundensatz < 60 Euro
- 35,75 % der selbständigen Kommunikationsdesigner arbeitet für 1 bis 3 Auftraggeber
Der BDG-Report belegt die im Rahmen der Studie „Designer und ihre Arbeit“ ermittelte Aussage: selbstständige Designer sind glücklicher als angestellte.
Hier gibt es den Report als Download:
Aus dem »BDG Honorar- und Gehaltsreport 2012«:
Oder die Designer haben schon mal versucht einem Kunden (oder gar einer Agentur) zu erzählen, sie hätten gerne 80€/h, worauf diese Ihnen ins Gesicht gelacht haben. Ich denke die meisten Designer sind sich klar darüber, dass sie mehr Geld pro Stunde verdienen sollten. Aber das bedeutet noch lange nicht, dass sie dieses auch bekommen.
Solange wir Designer keine Lobby in Berlin/Brüssel haben wie ALLE anderen Branchen welche bis zum Trachtenverein von den Steuerzahlern subventioniert werden, werden wir immer die letzten Deppen sein und uns wundern wenn wir die Verdienstmöglichkeiten in anderen Branchen sehen.
Laut einer Wirtschafts Woche Tabelle verdient der Grafiker grade mal so viel wie ein Personaler, während der Anwalt ein gedrucktes Buch hat in dem steht wieviel er ergauern kann.
Leute, lest mehr Wirtschaftspresse und erkennt das wir dringend eine Gewerkschaft bzw eine gute Interessesgemenschaft brauchen wie unsere Kunden.
Leider versteht aber der Designer von wirtschaftlichem Denken nichts und wundert sich von den ehrenwerten Kaufmännern über den Tisch gezogen zu werden mit den Folgen von Altersarmut.
Wer keine Lobby hat wie zB der Zahntechnker in meiner Nachbarschaft der eine AUDI R8 und Q5 fährt und sich grade ein zweites Haus gekauft hat muss alles hinnnehmen und sich ausbeuten zu lassen.
Wenn ich mir dann noch anschaue das sich zB Handwerker in Oberbayern ein freistehendes Haus mit ca 1000m2 Garten leisten können überkommt mich die Wut das wir uns so mies behandeln lassen.
https://www.facebook.com/bdgdesigner
und 372 Gefällt mir Klicker zeigt auch offensichtlich das Desinteresse an Interessensgruppen die für uns kämpfen.eigendlich eine Bankrotterklärung.
Schade das wir für andere Werben können, aber nicht um uns :(
Fazit:
Eine Branche voller intelligenter Menschen mit Bildung schafft sich ab und ist zu deppert die Realität zu erkennen.
Da haben auch die Fachhochschulen, an denen die Ausbildung zum Kommunikationsdesigner stattfindet, noch erheblichen Nachholbedarf. 5 Wochenendtermine für Projektmanagement im gesamten Studium, Kurse zu solidem kaufmännischen Verhalten gibt es gar nicht. Da gibt es lediglich Vorlesungen zum Thema Recht, die eher theoretischen Wert haben, aber wenig Anwendung im Praxisfall vermitteln.
Das ist vor allem in Anbetracht der hohen Zahl an Selbständigen unter den Studienabgängern, nicht zu erklären und da wundert es auch nicht, wenn es viele Designer gibt, die nachher in prekären Situationen arbeiten.
Ein Dozent aus meiner Studienzeit meinte sogar, dass sei auch gar nicht Aufgabe des Studiums. Das sehe ich anders.
Warum aber auch in Agenturen teilweise schlecht bezahlt wird, kann wohl nur an der Nachfrage liegen, dass viele in dem Bereich arbeiten wollen, und das um jeden Preis.
Da gibt es Agenturen – und wenn man ihren Webauftritten folgen kann sogar sehr, sehr erfolgreiche (z. B. Telekom, Siemens, Uvex, Audi und co im Portfolio) – da verdienen die Designer nur 1700 € brutto. Da bleibt nach Abzug der gesetzlichen Abgaben nicht mehr viel übrig: je nach Stadt in der man in Deutschland lebt, etwas mehr oder weniger als das Existenzminimum.
Eine Lobby wird nix nützen, wie man an den Architekten sieht, da ist das Honorar gesetzlich festgesetzt, Lobbyorganisationen gibt’s auch (Architektenkammern) – und wenn du 2600 brutto kriegst, bist du als Angestellter schon Spitzenverdiener.
man muss sich im rahmen dieser diskussionen die marktsituation anschauen: viele unternehmen “brauchen” keinen designer sondern lediglich schnelle pixelbienchen um etwas werbung zu machen und eine webseite am laufen zu halten. und wenn sie dann einen doofen finden der alles kann und tut-um so besser. das effizenz- streben ist in deutschland sehr ausgepraegt. design wird meist nur im zusammenhang mit statussymbolen geschaetzt (porsche). das allerdings einschlaegige grosse designagenturen sich in unbezahlten pitches gegenseitig die marktpreise druecken finde ich immer noch erschreckend. nur weil einer von der bruecke springt muss man es ihm noch lange nicht gleich tun.
Mich würde es mal interessieren, wie es in anderen Ländern aussieht.
Sind dort ähnliche Verhältnisse?
Ich habe lange Jahre in Agenturen gearbeitet, um dann mit Ende 30 zu hören, dass ich für den Job zu alt wäre und gerade als Frau nicht mehr kreativ. Da ist eben die Selbstständigkeit der bessere Ausweg, selbst wenn man damit keine Reichtümer anhäuft …
@ Delia
Das mit dem “…zu alt wäre und gerade als Frau nicht mehr kreativ.”
Unglaublich.
Da wundert man sich über nichts mehr.
Hat man sich auch sauber erklären lassen, wie sie zu dieser unglaublich #sexistischen Aussage kommen? Von mir hätte so ein Agenturfuzzie retour eine ausgesprochen kreative* verbale Watschn bekommen.
* Kreativ im Sinn von: Sitzt, wackelt und hat Luft – ist aber trotzdem nicht justiziabel, hrhr.
@ Peter Köller
In dieses Horn glaube ich auch reintuten zu müssen.
Im Unterschied zum BDG denke ich (ähnlich wie Sie), dass es weniger die mangelnden Kalkulationsgeschicke sind (die schon auch), als eher die bescheidene Marktlage.
Käufermarkt, sagt das irgendwem was? Dem BDG wohl eher nicht. Die sind – nach ihren Interpretationen ihrer eigenen Studie – anscheinend auf dem stupenden Trip, dass das stilvoll verarmte Grafikerlein nur besser rechnen können müsse und fast alles wird gut.
Wird es nicht.
@ an den BDG
Den Umstand, dass doch einige wenige Designer an der Spitze (dank ausgiebigem Ego-Marketing vermutlich) ein gutes Auskommen hätten, vom BDG als Beleg dafür zu nehmen, dass “der Markt doch funktioniere” halte ich für gelinde gesagt mutig.
Und dass der Rest dann halt “prekärer Vorhof eines im Grunde doch funktionierenden Marktes” sei, wenn man die Aussage freundlich betrachtet zumindest naiv und ebenfalls von wenig Rechen- und Interpretationsvermögen getrübt. Wenn man sie unfreundlich betrachtet für äußerst gewagt bis arrogant.
So wird das nix mit der Mitgliedschaft.
Warum sollte ausgerechnet ein Designer mehr verdienen als andere? Wozu braucht er ein dickes Auto und ein großes Haus? Was schafft er denn, wem nützt er denn, wer braucht ihn denn? Gestaltung ist ja ganz nett, wenn man sichs leisten kann, aber doch beileibe nichts lebensnotwendiges. Also kommt mal wieder runter. Oder lernt was anständiges. Oder seid eben froh, dass ihr einen viel interessanteren und cooleren Job habt als andere.
Ich muss Floda in gewisser Weise zustimmen. Wir gehören zu der Berufsgruppe die ihren Job mit Passion macht und aus Überzeugung (hoffentlich). Dann gehören zu der Gruppe von Sozialarbeitern, Polizisten, Feuerwehrleuten, Krankenschwestern etc. die überarbeitet und unterbezahlt sind, aber ihren Job (oft) aus Leidenschaft tun.
Anders allerdings gehts uns wie den vielen Schauspielern und Musikern die auch am Existenzminimum leben und ihre Sache trotzdem mit Überzeugung machen. Und genau wie bei diesen Berufen gibt es die Möglichkeit viel Geld zu verdienen. Dann muss aber neben seiner Überzeugung aber auch noch eben das Ziel haben der Beste in seinem Fach zu werden.
Ich kann das mit der Überzeugung leider nicht mehr recht hören. Andere Berufsgruppen arbeiten auch mit Überzeugung und setzen sich dennoch für ein anständiges Salär ein.
Das musste ja kommen.
(“anständiges” schreibt man übrigens groß.)
Dass das ein Beruf ist, der intellektuell fordert, technisch (und zwar nicht nur Mac-Knöpfle drücke gelle) und zu 80% handwerklich ausgelegt ist, davon ist allzuselten die Rede.
Das zum Thema Wertschätzung.
@ Sebastian
Erst wenn man der Beste ist, darf man mal was verdienen?
Das könnte DSDS-Denke sein.
Die Bohlens dieser Welt wirds freuen.
@Vroni:
Seit wann setzt sich bei DSDS der Beste durch? Den Bohlens der Welt ist die Qualität doch egal, hauptsache irgendwie fließt das Geld. Generell hat sowas wenig mit Casting Shows zu tun. Schließlich geht es hier um das echte Leben.
Ich würd eher sagen, dass diese Denke amerikanisch ist. Wer viel leistet und Gutes/Neues generiert sollte dafür auch entlohnt werden.
Ich finde es eher schwach sich darüber zu beschweren dass der Markt so ungerecht sei und Papa Staat doch bitte bitte dafür sorge, dass auch wir armen Mediengestalter mehr Geld kriegen. Wenn es um Beschäftigungsverhältnisse in Agenturen geht, kann ja noch okay sein. Aber in der Selbstständigkeit unterwirft man sich halt direkt dem freien Markt und muss auch damit leben. Wenn du nichts ordentliches leistest, kriegst du halt auch wenig. Da geht es uns wie all den anderen Künstlern/Architekten/Schauspielern oder auch handwerklichen Berufen…
@ Vroni # 9 (zweiter Teil: @ an den BDG …)
Liebe Vroni, bitte lies genauer – z.B. auf unserer Website und im dort als PDF bereitstehenden Honorar- und Gehaltsreport 2012:
»Reichtümer häufen die wenigsten an. Immerhin knapp zwei Drittel der Teilnehmer an der BDG-Umfrage zu Honoraren und Gehältern im Kommunikationsdesign kommt mit ihrem Einkommen zurecht. Der alarmierende Rest – und das ist gut ein Drittel – gibt an, nur schlecht oder gar nicht von ihrem Einkommen leben zu können. So erklärt jeder siebte unter den selbständigen Designern, ein jährliches Einkommen von weniger als 10.000 Euro zu erzielen.«
Etwa zwei Drittel, die sagen »passt schon« bis »komme sehr gut zurecht«, interpretieren wir nicht wie du als »einige wenige an der Spitze« sondern als deutliche Mehrheit – zwei Drittel eben. Hier sehen wir einen funktionierenden Markt.
7% bzw. 11% (Angestellte bzw. Selbständige) der Befragten geben an, nicht zurecht zu kommen, der verbleibende Rest (24% bzw 30%) kommt immerhin noch »gerade so zurecht«. Diesen Bereich haben wir »prekären Vorhof« genannt und finden die Zahlen alarmierend.
In den Ergebnissen unserer Umfrage sehen wir mit Sorge, dass scheinbar ein Drittel der Branche in prekäre Verhältnisse abgedriftet ist. Unser Präsident Christian Büning hat das so ausgedrückt: »Die Branche befindet sich im Spagat zwischen einem funktionierenden Markt und einem nicht zu übersehenden prekären Vorhof«
Weshalb sind wir in deinen Augen naiv, rechenschwach, arrogant?
@floda
du hast voellig recht. ich lerne jetzt etwas anstaendiges und bin viel zufriedener als vorher. ich freue mich jetzt schon auf die ueppige rente, mein auto etc. diese hippen kreativen interessieren mich nicht die bohne.
waere besser wenn man berufseinsteigern von dieser branche abraten wuerde. trotz fleiss keinen preis.
und zwar ganz im ernst und ohne ironie.
Was Wünschedesign gesagt hat, kann ich nur unterstützen. An Fachhochschulen wird das Thema Bezahlung fast nie in ausreichendem Maße besprochen.
Wenn ich mich zurückerinnere waren die Ratschläge, die von meinen Dozenten kamen, dass man sich doch nach dem Studium doch direkt selbstständig machen solle. Der Kurs, in dem es um Selbstständigkeit und Bezahlung ging hangelte sich lediglich am Formular des Finanzamtes entlang und uns wurde erklärt, welche Kästchen wir anzukreuzen haben, und dass ein Stundensatz um 50 Euro (immerhin!) ganz in Ordnung wäre. Desweiteren gab es Projekte, bei denen für reale Auftraggeber kostenlose Dienstleistungen erbracht werden.
So lernt man bestimmt nicht, dass Design einen Wert hat. Und man lernt durch sowas auch nicht, dass ich nicht mein ganzen Leben damit verbringen kann, bunte Buchstaben zu malen (ist jetzt bewusst Provokativ formuliert!). Ich muss mich und meine Arbeit dem Kunden gegenüber ordentlich präsentieren, damit mich bezahlt und ich später was zu Essen auf dem Tisch habe. Und wenn ich bei dem Kunden mit einem rostigen Fiat Panda auf den Parkplatz rolle, wird er garantiert versuchen den Preis zu drücken. Will sagen: auch das Auftreten als Designer muss vertrauenswürdig und kompetent sein, und somit muss man da auch ein paar Klischees bedienen – und die Kosten dafür (Hornbrillen, Rollkragenpullover, dicker Audi ;) ) sind auch nicht zu unterschätzen.
Die große Schwierigkeit die ich darin sehe, ist dass viele Studenten sich tatsächlich, blauäugig wie sie sind, direkt nach dem Studium selbstständig machen, an Pitches teilnehmen, und Preise runterdrücken. Entweder, weil sie nie gelernt haben, wie man kalkuliert, oder weil sie bestimmte Jobs unbedingt als Referenz brauchen. So geht der Designmarkt auf Dauer kaputt. Nun kann man zwar sagen, dass sich ein übersättigter Markt selbst reinigt, jedoch passiert dieses dann meistens auf Kosten der Unternehmer oder Agenturen, die ihre Preise ordentlich kalkulieren.
Somit hoffe ich einfach, dass unsere Designfakultäten da mal endlich wach werden und Handeln. Einen 1,0 Bachelor-Abschluss kann ich nicht essen.
@ Arne
Es ist alles eine Sache der Argumentation und der Definition, was “der Markt” ist.
Für mich ist “der Markt” für Designer der Markt, auf dem insgesamt Designleistungen angeboten werden. In dem bewegt er sich. Dazu gehören auch – auch wenn es nicht schmeckt – die Designenlassen-Angebote & Co., das noch halbwegs lukrative Corporate Publishing wie auch die Standard-“Königs”-Disziplinen Logo – und Corporate Design, für kleine (komplett eingebrochen), mittlere (teilweise eingebrochen) und manchmal für größere Firmen, B2B, B2C.
Mengenlehre
Man kann durchaus hergehen und behaupten, dass wenn lediglich ein Teil dieses Marktes funktioniert, DER MARKT noch funktioniere. In meinen Augen geht da aber schon die Unredlichkeit los. Da funktionierte eben nicht mehr der (ganze) Designer-Markt, wenn ein Drittel davon im “prekären Vorhof” sich befindet.
Erzähle das mal ein Wirtschaftsjournalist über des Deutschen Lieblingsbranche, dem Maschinenbau, falls der zu einem Drittel auf dem Level “es reicht grade noch” (= kurz vor der Kurzarbeit) herumknapsen würde, dass da “der Markt” noch funktioniere.
@ Sebastian
Seit wann funktionieren (viele) Designwettbewerbe anders als DSDS?
Undurchschaubare Jury, seltsame Auswahl. Teure Anmeldung (ADC).
The better wins?
Ne nä.
Bohlen is always and everywhere.
Hallo Arne,
Vielen Danke für eure Initiative und den Gehaltsreport. Ich vermute mal dass die recht eindeutige Reaktion in den einschlägigen Foren nicht wegen des “prekären Vorhofs”so laut wird (gabs den nicht schon immer?), sondern vielmehr wegen dem dramatisch niedrigen Einkommen in den Bereichen “darüber”.
Der Report offenbart, dass man selbst als ein im Branchenvergleich wirtschaftlich erfolgreicher Designer hinter jedem Handwerker monetär zurückbleibt. (ich bitte da keine Diskreditierung der Handwerker herauszulesen). Ich zähle mich, den Angaben im Report nach, zu den erfolgreicheren Anbietern – und trotzdem haben mir die Zahlen in dem Werk kalte Schauer über den Rücken gejagt.
Die “Branche” setzt jedes Jahr mehr um, aber die Fachkräfte der Branche verdienen jedes Jahr weniger! Irgendwo läuft da etwas falsch, und als Fachkraft in der Branche habe ich noch nicht sicher herausgefunden kann wie ich mich vor dieser Entwicklung schützen kann. Das macht nachdenklich!
Der Punkt ist doch, dass in Designbüros und Agenturen die Schere zwischen Inhaber/Geschäftsführung und dem einfachen Angestellten sehr weit auseinander geht. Es ist nicht so, dass sich nicht viel Geld verdienen ließe – das Problem ist, dass es in den Taschen weniger Leute landet.
Danke für diese Studie und Danke für diesen Artikel. Mich reizt es in unserer FH (Niederrhein) ein Seminar anzubieten. Hier würde ich den Absolventen eine Kostenaufstellung – heruntergebrochen auf einen Monat – vor den Latz knallen, dass die sich künftig gar nicht trauen weniger als € 65 / h anzubieten. Büromiete + NK, Wohnung + NK, Eigenwerbung (inkl. Pitchteilnahme), Versicherungen, Kosten für Mobilität, Komminkationskosten, Hard- und Software und das Bier nach Feierabend – all das kostet Geld, viel Geld.
Richtig, Feierabend gibt’s ja auch, also mal einen 8h-Tag planen anstatt 24h-Tag + Nacht. Am Tag ist der Designer aber eher 6h produktiv, denn Telefonate, E-Mails, Webseitenpflege, Steuer- und Behördengedöns müssen auch erledigt werden. “Leider” zählt auch nicht jeder Tag als Arbeitstag, denn Feiertage (Besonders hier in NRW), Urlaubstage, Weiterbildungen und auch mal ein bis fünf Krankheitstage werden gerne nebst Wochenenden von den ganzen Tagen im Jahr abgezogen. Das ist wahrscheinlich hier jedem klar und auch nix Neues, aber den Absolventen würde ich das mal gerne verklickern. Besonders wenn diesen – wie ich hier gelesen habe – von Profs oder Lehrbeauftrageten nahegelegt wird, sich sofort nach Abschluss in die Selbstständigkeit zu begeben.
Dann lese ich im Report auch: “Passt schon, aber eine Familie ist nicht drin” und “Würde Ihr Gehalt/Einkommen für eine Familienplanung reichen? Nein, nicht möglich! + Wäre möglich, aber hartes Brot!” = 59,45%. Über die Hälfte können sich nicht “relativ sorgenfrei” ein Familienleben vorstellen? Hammer! Ohne Familie wäre z.B. mein Leben trotz Traumberuf nicht ausgefüllt. Wenn sich also die Absolventen darüber im Klaren sind, dass ein fininaziell labiles Fundament Auswirkungen auf ihre künftige Lebensalage hat, dadurch auch langfristig Auswirkungen auf Leistungswille und -fähigkeit (besonders in kreativen Branchen!) hat, dann wird vielleicht aus dem Tunnelblick (“Der Prof hat’s mir geraten. Ich hab gut Design studiert, bin motiviert und sowieso alles easy – ich hole jetzt den Gewerbeschein!”) ein Weitwinkelblick, der dazu einläd für sich den ganz persönlichen Kosten-/Nutzenfaktor zu errechnen. Dazu gehört allerdings auch seine Fixkosten inkl. Steuern für Gewerbe, Einkommen, KFZ usw. genau zu kennen und sein gewünschtes Honorar zu verteidigen bzw. sich selbst zu vermarkten. Und das fällt vielleicht vielen schwer, die keine Erfahrungen haben. Ist vielleicht auch eine Typfrage. Aber man muss “Verkäufer” sein, auch wenn die Aufträge – wie der Report zeigt – zu einem sehr großen Teil durch Mundpropaganda generiert werden.
Ich finde diesen Report wichtig und danke nochmals für den Artikel. Frohes Schaffen allerseits
Axel
Ich konnte den diesjährigen Honorar- und Gehaltsreport leider noch nicht vollständig, sondern bisher nur in Auszügen lesen. Wohin die Reise bei den Stundensätzen geht, ist schon seit Jahren klar. Großen Anteil an den Zuständen haben die Grafiker / Designer / Mediengestalter, die
a) ihren tatsächlichen Bedarf nicht berechnen können
b) den Konflikt mit Interessenten / Kunden scheuen (mangelndes Verhandlungsgeschick?)
c) die Selbstverwirklichung als Lohnersatz sehen
Und gerade der letzte Punkt ist – sorry – Quatsch. Ich mag meine Arbeit (sehr sogar!), aber von der Selbstverwirklichung allein werde ich weder satt, noch kann ich Raten bezahlen, meinen Hobbys nachgehen und meiner allgemeine Lebensplanung vorantreiben.
Vroni hat natürlich Recht, sich über die Marktsituation zu ärgern. Ich ärgere mich auch häufig genug darüber und hätte es lieber, weniger Stolpersteine in den Weg gelegt zu bekommen und die Qualität meiner Arbeit nicht wieder und wieder erklären und predigen zu müssen. Mir wäre es auch lieber, dass ich jeden Tag ohne Kampf in Ruhe arbeiten kann und entspannt meine 75 € / Std. auf die Rechnung pfeffere. Noch mehr ärgere ich mich aber über meine Mitbewerber, die oft trotz Studium keine konkurrenzfähige, geschweige denn qualitativ angemessene Arbeit leisten können und dieses Defizit über den Preis ausgleichen wollen. Als jemand, der kein FH- und kein Hochschulstudium hat, ist es gerade zu erschreckend, wie unprofessionell viele Kollegen kalkulieren und arbeiten. Auch das trägt zum Laissez-faire-Ruf unserer Zunft bei.
Das Ende vom Lied lautet dennoch: wem der Markt nicht gefällt, wer damit nicht klar kommt, wer davon nicht anständig leben kann oder wer seine Lebensplanung dadurch bedroht sieht, der soll die Branche, den Beruf oder sein Anspruchsdenken ändern. Bitte!
Den Markt kann man nicht radikal beeinflussen. Man kann
– sich Nischen suchen
– Marketing in eigener Sache betreiben
– vor allen Dingen lernen, Aufträge auch mal abzulehnen
Man kann lernen, den Wert seiner Arbeit korrekt einzuschätzen und diesen mit seinen eigenen Bedürfnissen in Einklang bringen. Nicht jede Arbeit eines Designer ist es wert, mit 70-90 € Honorar verrechnet zu werden, auch wenn ich es jedem gönnen würde.
*Volker Pispers
Ich frage mich immer wenn ich solche Studien lese, wo kommen die Leute unter, wenn Sie “in die Jahre kommen” so mit 40… . Die wechseln dann doch nicht alle den Beruf, oder?
@ Axel
Einverstanden.
Kleine Korrektur dennoch: Ein Designer muss nicht zwingend bei Beginn der Selbständigkeit ein Gewerbe anmelden, samt Gewerbeschein etc. Er muss sich lediglich als Freiberufler anmelden beim Finanzamt. (“Erkärung einer freiberuflichen Tätigkeit”) und sich das vom Finanzamt attestieren lassen. Auch nix IHK-Zwangsbeiträge.#
Nur wenn man gewerblich tätig ist, also nicht-Künstlerisch tätig ist, kauft, weiterverkauft, Leute vermittelt, etc.
@ Stefan
Mir geht es gar nicht so sehr um den stellenweise ‘schizzophrenen’ Markt, der mich zur Zeit stört. Der ist doch nichts Neues; die Meldungen und auch der BDG-Report gleichen sich doch von Jahr zu Jahr, gähn.
Was erzählt mir der BDG-REport aber noch – außer der Botschaft, dass immer weniger immer weniger ordentlich verdienen, dafür ein stabiler Rest doch.
Das hätte man mal etwas vertiefen können. Fragen wie: In welchen Fachbereichen wird noch verdient, in welchen nicht. Sitzt der Gutverdienende nur durch Zufall in den richtigen Gegend, hat er mehr Vitamin B als andere äh ist besser vernetzt hust, akquiriert der besser oder akquiriert der klugerweise aktiv und die Gerupften nicht, oder ist er in einem lukrativeren Teilbereich wie Kundenmagazine beschäftigt, etc. Und außer der Klage, viel zu viele Absolventen würden ahnungslos auf den Markt gehen bzw. losgelassen.
Der letzte Punkt ist doch seit Jahren quälend bekannt. (Und geändert hat sich dennoch nichts.)
Der BDG-Report ist gut designt – keine Frage; hat sicher auch viel Arbeit gemacht, das würdige ich. Wer die Reports von GULP kennt: https://www.gulp.de/kb/tools/gulpometer.html, der weiß aber möglicherweise was noch geht. GULP kümmert sich nicht nur regelmäßig ebenfalls wie der BDG in Reports um die Einkunftssituation seiner Mitglieder sondern in Marktbereichen um die aktuellen Ups and Downs. Und um die Interpretation der Zusammenhänge und die verschiedenen fachlichen Ausrichtungen des Marktgeschehens.
Ich verlang ja keinen Monatsindex, das ist schon recht luxuriös. Muss nicht.
Doch beim BDG werden die Fächer zusammengeworfen und die Interpretationen zu monokausal angelegt auf das mangelnde Kalkulationskönnen.
Nur wenn man die Ursachen wirklich kennt und die sind so gut wie immer multifaktoriell (nicht nur die schlechte Betriebswirtschaft vor allem junger unerfahrener Mitglieder, die hat GULP auch), kann man sich an eine Lösung machen. GULP hat nur den Vorteil, dass die freiberufliche IT-Branche insgesamt besser dasteht, Finanz-Unerfahrene oder Bürokratie-hassende Mitglieder haben sie sicher auch nicht zu knapp
GULP II
https://www.gulp.de/knowledge-base.html
Da reinlesen lohnt sich auch für Designer, die mit IT zu tun haben.
@ Vroni:
vielen Dank für deinen Beitrag. Genau so hatten wir uns das vorgestellt mit dem Report. Wir wollen die Zahlen liefern und dazu Vorschläge für die Analyse, aber eigentlich wollen wir eine Diskussion anstoßen, warum die Branche so tickt, wie sie gerade tickt.
GULP ist eine gute Inspiration und liefert wirklich fundierte Daten. Allerdings arbeitet GULP mit ca. 160 festen Mitarbeitern und einer gewinnorientierten GmbH im Hintergrund. Der BDG arbeitet als Verein mit ehrenamtlichen Mitgliedern und ist darauf angewiesen, dass sich jemand bereit erklärt, für den BDG zu arbeiten, so z.B. vonzweidesign aus München, die den Report hervorragend gestaltet haben.
Wir leben vom Engagement der Designer für ihre Branche, da zähle ich deine meinungsfreudigen Zurufe gerne dazu. Wir sind offen für alle, die sich engagieren wollen und begrüßen jeden, der seinen Hirnschmalz über den eigenen Tellerrand bemühen will. Vielleicht können wir dann auch alle Forderungen, die an uns herangetragen werden, tatsächlich einmal umsetzen.
@ Stefan #22: Das sehe ich genau so. Der Markt ändert sich nicht von den Auftraggebern her, sondern von den Designern. Das ist das dickere Brett zu bohren, aber das einzige, das wir haben.
Ich finde auch, dass es den Designer nicht schlecht geht. Klar will man mehr verdienen und sieht was in anderen Branchen möglich ist. Aber vergleicht euch doch mal mit anderen Berufen, die deutlich mehr leisten müssen aber noch viel weniger Anerkennung/Gehalt bekommen! Bestes Beispiel ist da immer die Krankenschwester. Ohne sie läuft nix (es ist nicht der Arzt der im Regelfall Leben rettet), ihre “Kunden” sind noch unerträglicher, schlecht bezahlt, Schichtdienst und körperlich harte Arbeit.
Da nehm ich mir doch im Leben mich als Designer als arme Wurst hinzustellen.
Mediengestalter oder Azubis, die sind wirklich arm dran in vielen Agenturen. Als Designer hat man da eher noch die Wahl oder Möglichkeiten Forderungen zu stellen (zumindest in vielen Agenturen)—>aus eigener Erfahrung.
Beste Grüße und ich hoffe natürlich auch, dass es irgendwann wieder etwas mehr Gehalt werden wird.
< 60€, ihr habt mein Mitleid. echt jetzt. ihr Optiker könnt einem echt leid tun. Gruss & schränkt Euch nicht zu sehr ein. Das Leben soll ja trotz Armut ein wenig Spass machen.
ich würd am liebsten wild rumhüpfen, schreien und Euch die 50€Scheine in den Mund designen bis Euch die Muse nicht mehr erreicht. Und ich weiss etliche Berufszweige hinter mir, die was das angeht ähnlich kreative Designideen haben. Schon mal drüber nachgedacht, dass es viele Menschen gibt, die Euren Stundensatz am Tag verdienen? Und dabei produktiveres leisten als irgendwelche Buchstabe ausrichten und CDs zu planen? Nehmt die Kohle, von mir aus, aber beschwert Euch nicht über die Wenigkeit, sondern kauft still und heimlich irgendwelche Dinge die sich sechzig Prozent der Bevölkerung nicht leisten können… Meine Fresse.
hab ein n vergessen. Feuersteineffekt.
Liebe Wutbürger,
setzt euch erstmal mit den Grundsätzen des selbständigen Einkommenserwerbs auseinander, dann ruft nacheinander einen Möbelschreiner, einen Installateur, einen KFZ Meister und einen Elektriker an, bittet sie um einen Ortstermin und besprecht dort deren Stundensätze – dass alles nur um das (auch mein) Gejammer ins Verhältnis zu setzen.
Daürberhinaus kann weiss ich nicht wieso ich nicht den Wunsche hegen darf mehr zu verdienen? Ist das verboten? MIt der Realität setze ich mich jeden Tag mehrstündig auseinander, da darf man zwischendrin auch mal nachdenken was es jenseits des Schreibtischkante noch so geben könnte.
Ich habe einen Beruf, von dem ich wusste dass er mich nicht “reich” macht – aber für das Niveau “Sorgenfrei” bin ich durchaus noch bereit zu streiten. Auch mit Kollegen, die sowieso die einzigen Sind die man hier anspricht, die Auftraggeberseite macht schliesslich sowieso was sie will (oder kann).
Saustark, wie jetzt einzelne Berufsgruppen gegeneinander ausgespielt werden.
(Gilt für die Postings von dLTexid , Plautze und teilweise von Daniel)
Es gibt Leute, die merken innerhalb ihres eigenen Tellerrands einfach nicht, wie beruflicher Mittelstand insgesamt im Laufe der Jahre schlechter dasteht und sich dann lieber gegenseitig an die Gurgel gehen, statt zusammenzuhalten. (Vielleicht ist das gegenseitige Zermürben ja auch im Sinne der Erfinder des Downsizings und des Lohndumpings, will aber keine übertrieben paranoiden Theorien zur Diskussion stellen, das lädt gerne Trolls ein.)
Natürlich sollte eine Krankenschwester, ein junger Assistenzarzt oder ein Busfahrer für das, was sie in zermürbendem Schichtdienst leisten mehr verdienen. Das ist doch gar keine Frage.
Kein Grund, einem Designer, der leistet und leisten will, als nur zu anspruchsvollen Tagträumer zu veunglimpfen. Ich glaubs ja nicht.
Ich möchte auch meinen Senf hinzufügen und einen neuen oder erweiterten Ansatz ansprechen: Ich bin lange festangestellt gewesen und seit 6 Jahren frei. Ich glaube nicht – wie einige hier – daß sich in Agenturen ein paar Leute die Taschen voll machen und die anderen arm abgespeist werden ( Ausnahmen bestätigen die Regel). Klar verdient die Geschäftsführung mehr, dafür trägt sie (jetzt mal die ganz großen Netzwerkläden ausgenommen) auch die Verantwortung, hat den ganzen Kram aufgebaut und möchte eine Entlohnung dafür haben. Meine Erfahrung mit GFs von Agenturen ist nciht die, daß die megareich sind. Verglichen mit den meisten anderen Branchen arbeiten auch die superviel für das, was sie leisten. Wer immer denkt “die da oben sind die bösen und können gar nichts”, haben meistens sowiso noch nicht verstanden, worum es eigenltich geht. Meiner Ansicht nach sind die immer knapper gehaltenen Budgets der Kunden der Hauptgrund für die ganze Misere. Die unbezahlten Pitches, die mal gerne über 6 Monate laufen und Agenturkosten von etlichen 10.000 € anhäufen, die Budgets in die immer mehr Leistung reingeknallt wird, egal was die Agentur argumentiert.
Natrülich könnte die Agentur auch sagen (wie sich einige das hier so einfach vorstellen): unbezahlte oder schlecht bezahlte Pitches machen wir nicht. Aber in Zeiten, wo es nur noch Projektgeschäft gibt, auch Agenturen nie kalkulieren können, wie die nächsten Jahre aussehen,
wo um jede Visistenkarte gepitcht wird, ist es so schwer. Ich seh das jeden Tag, erlebe es auch selber und bin immer wieder geschockt.
Wenn ich es mir wünschen könnte, dann wäre das hier meine Lösungsidee:
1.Selektion:
Es gibt viel zu viele Designer, mindestens die Hälfte ist nicht gut. Das Übermäß versaut die Preise für feste und freie Leute.
Das gibt es so nicht in Skandinavien oder GB, da ist die “natürliche Auslese” härter, aber auch besser fürs die Berufssparte
und die Designergebnisse.
2. Edukation:
Bessere Bildung der Designer, was ihren wirklichen Wert/Preis angeht (fest sowie frei).
Zu berechnen aufgrund der Lebenshaltungskosten ABER AUCH AN DER EIGENEN QUALITÄT & BEGEHRLICHKEIT (vor allem für freie).
3. Agenturen:
Auch hier gibt es zu viele mittelmäßige/schlechte Läden, die die Preise und das Gestaltungsniveau ruinieren. Auch hier Selektion.
Vor allem aber: Ich wünschte mir eine übergeordnete Kooperation aller (oder der meisten) Agenturen, sich gemeinsam für folgendes einzusetzen:
– keine no budget/low budget PItches mehr.
– adäquate Mitarbeiterbezahlung und – Behandlung
– bessere Kostenkalkulation
– bessere Kundenerziehung
All das funktioniert in so vielen anderen Ländern. Warum nicht auch hier?
Und an die ganzen branchenfremden Motzkis hier:
Wenn man keine Ahnung hat, einfach mal die Schnauze halten.
Hell No!
So drastisch will ich dir gar nicht widersprechen, da ich deine Aussagen weitestgehend für richtig halte. Allerdings halte ich deinen Wunsch nach einer Auswahl der Designdienstleister nach Qualität für utopisch.
Das fängt schon beim grundsätzlichen an: Wer bemisst Designqualität? Die Ausbilder? Berufsverbände? Die Auftraggeber? Und nach welchen Kriterien?
Ich persönlich bin zwar auch der Meinung dass an im Alltag viel zu oft schlechte Designlösungen zu sehen bekommt, aber die Ursachen dafür liegen in meinen Augen bei dem allgemeinen Verständnis von Gestaltung/Design/Ästhetik bei der Auftraggeber/Konsumentenseite.
Das scheint mir hierzulande nur sehr schwach ausgeprägt zu sein, daher überwiegen bei der Entscheidungsfindung oftmals “harte” Kriterien: der Preis, der Service, die Zuverlässigkeit oder der persönliche Kontakt.
Wenn die Auftraggeberseite den Unterschied zwischen einem ClipArt aus dem Netz und einem konzeptionell fundierten und erarbeiteten Erscheinungsbild nicht versteht, bzw. den Wert von letzterem nicht nachvollziehen kann, ist es schwer Budgets zu verargumentieren.
Es geht doch auch “so”…
Und wenn wir Designer ehrlich sind, müssen wir zugeben, es geht ja auch “so”. Nur eben nicht so gut, aber das “gut” steht bei allzu vielen nicht so hoch im Kurs…(Aber Apple-sachen und so finden ja alle super)
@Jürgen:
so true. aber auch traurig.
Die hier diskutierte Problematik ist doch exemplarisch für eine gesamtgesellschaftliche Entwicklung. Das wirklich dramatische ist die Entkoppelung von „Leistung“ und „fiananzieller Teilhabe“. Daß diejenigen, die die eigentliche Leistung auch bringen auch die finanziellen Profiteure sind, ist inzwischen eher die Ausnahme. Das darf auch nicht verwundern angesichts der Tasache, daß inzwischen über 90% aller finanziellen Transaktionen bar jeglichen realwirtschaftlichen Hintergrundes und also rein spekulativ sind. Das Kapital kumuliert in immer weniger Hände und diejenigen, die damit rumjonglieren haben sich in eine erpresserische Machtposition gehieft. Wir werden nicht umhinkommen dafür einzutreten, daß gesellschaftlich sinnvolle Leistung und finanzelle Teilhabe wieder in eine venünftige Balance gerät.
@ Jürgen
Word!
Die Clipartherits – vor kurzem nur bei Privatauftraggebern und Kleinkunden daheim – hat sich endemisch ausgebreitet. Motto: “Es geht auch so”.
Zusätzlich ist eine grassierende Apple-Mania dazugekommen: Fast alles muss so aussehen wie die Apple-Site und die Apple-Produkte. Wurstegal, ob es wirklich zum konkreten Angebot passt. Passt halt oft nicht und wird zur optischen Eyecandy-Massenware. Welche natürlich ‘jeder’ hinkriegt: puristisch, Helvetika. Färtisch. Kann auch meine Katze.
Ist das in anderen Nationen auch so? Irgendein spanischer oder niederländischer Designer am Lesen hier?
@ koni
So ist es.
Guter Beitrag über den typischen Designer-Tellerrand hinaus.
Stimme “Hell Yeah” (#33) nicht in allem zu, besonders was die “Selektion” angeht, aber gerade der letzte Punkt ist entscheidend.
Würden das alle flächendeckend so handhaben und sich untereinander absprechen bzw. darauf verständigen, wäre schon sehr viel für die Branche getan. Da wärs mir auch schon fast egal, ob man später wirklich mehr verdient, Hauptsache diese unbezahlten Pitches und Mitarbeiterausbeutung hat ein Ende.
Jan,
Zustimmung.
Bessere Kalkulation, adäquatere Mitarbeiterbezahlung, ja sogar unbezahlte Pitches nicht nur meiden sondern gar nicht machen, ist alles machbar. Ich frage mich ebenfalls, warum man da nicht endlich gemeinsam an einem Strang zieht, besonders bei den Pitches.
Den Kunden erziehen, das halte ich für schwieriger. Nicht für gänzlich unmöglich, doch es setzt den Willen auf beiden Seiten voraus, länger miteinander zu können und sich für bessere Ergebnisse zusammen zu ‘raufen’.
Die Tendenz bei der Vergabe: immer mehr Einzelprojekte (ja sogar Pitches um kleine Einzelprojekte) und immer weniger dauerhafte Aufgaben arbeitet dem zusätzlich entgegen. Bei Einzelprojektkundschaft schwinden die Chancen auf den doch eine gewisse Zeit brauchenden Prozess ‘Erziehung’ gegen Null.
Gleich zu Beginn des Kontakts/der Arbeiten einen verbindlichen Kontext setzen wäre eine vernünftige Lösung und enthebt einen der mühsamen Missionierung.
Die oft auch von wenig Erfolg gekrönt ist, denn wer lässt sich schon gerne missionieren und welcher Designer hat noch Zeit, seine Kunden zu christianisieren. Kontextuieren bedeutet: Zusammenhang herstellen, rasch und verbindlich. Von Anfang an aufzeigen, an was man glaubt und wie man zusammenarbeiten möchte und wie nicht.
Zur Zeit übernimmt das Kontextuieren oft der Kunde. Er ist einfach schneller (und auch sonst ein flüchtiges Wesen ^^). Und das geht dann so (überspitzt, aber nicht ganz unwahr): “Entweder du machst, was wir wollen und hältst ansonsten die Fresse, oder wir sind weg. Und was wir wollen, wissen wir zwar noch gar nicht genau. Also lege vor, bis dein Arm weh tut. Sonst macht es ein anderer.” Wer das dann als Designer mit seinem eigenen Kontextuieren erwidert, erntet in der milden Form dieses Machtspiels ein Grinsen, in der mittelschweren Form dieses Machtspiels Entrüstung, in der harten Form harsche Ablehnung bis Aggression.
ich möchte nicht desillusionierend klingen – aber kann es sein, dass die “branche” evtl. schon längere zeit scheintot ist und nur künstlich am leben gehalten wird? in deutschland will niemand für ausschließlich “schöne dinge” bezahlen. nun gut. neu ist allerdings diese “geiz ist geil” mentalität. auch wenn ein offensichtlicher nutzen besteht. dann sollen die kunden und unternehmen eben mit ihren cliparts rumwursteln. back to the 90s! und das “nicht-mitmachen” ist dennoch die einzige option. entweder es gelingt oder man muss sich weiter umschauen. kompromisse gehören auf jedenfall dazu. es gibt millionen von perspektiven auf unsere welt. wir müssen nicht die meinung mit unseren kunden teilen, sondern nur verstehen wie er das meint was er sagt. ich glaube nicht, dass bloße honig-um-den-mund-schmierereien zum gewünschten erfolg führen. (=back to the 80s).
Hmm, dass 75% der Angestellten unter 3000 Euro BRUTTO pro Monat verdienen, daß überrascht mich allerdings. Der Durchschnittsverdienst in Deutschland lag 2012 bei etwa 2700 Euro Brutto im Monat. Deshalb hätte ich den Anteil auch bei etwa 55% vermutet.
Angestellte Designer sind damit wohl leider eher den unterdurchschnittlich verdienenden Berufsgruppen zuzuordnen, hätte ich anders vermutet.
@stephan Ich finde den Einwand richtig, das viele Designer sich zu wenig Gedanken über den Stundensatz machen und sich dann ärgern das es am Monatsende nicht reicht. Man sollte sich die Mühe machen alle Kosten mal zusammen zu nehmen und dann ausgehend von der Kalkulation seine Preise zu machen. Hiermit z.B. https://www.mein-tagwerk.de/app/stundensatzrechner.html
Dann hat man zumindest eine vernünftige Grundlage für die Diskussion mit dem Arbeitgeber. Und wenn mehr Freiberufler reale Stundensätze kalkulieren wird auch die Vergütung insgesamt steigen.
Nein, die Vergütung wird nicht steigen
Zuviel Anbieter am Markt, ganz einfach.
Wann hört die Grafikbranche auf, sich mit dieser
“Wenn-sie-nur-besser-kalkulieren-könnten-Theorie” in die Taschen zu lügen?
Diese Diskussion hatten wir doch schon hundertmal, bis zum Erbrechen.
Fröhliche Montagsgrüße