Im März dieses Jahren hatten sich die beiden Verlage De Gruyter und Brill zu De Gruyter Brill zusammengeschlossen. Zeitgleich zur Buchmesse in Frankfurt präsentiert sich das Verlagshaus nun erstmals mit einem neuen, gemeinsamen Markenauftritt.
Der Verlag De Gruyter wurde 1919 von Walter de Gruyter in Berlin aufgebaut. Die Geschichte des niederländischen Wissenschaftsverlags Brill wiederum reicht bis in das Jahr 1683 zurück. Mit der fortschreitenden Digitalisierung des wissenschaftlichen Publizierens und der Umstellung auf Open Access werde die Verlagsgröße, wie es in einer Anfang März veröffentlichten Pressemeldung des Verlags heißt, zu einem immer wichtigeren Faktor, um wettbewerbsfähig zu bleiben, künftige Investitionen zu finanzieren und Effizienzsteigerungen zu erzielen.
Die Bündelung der Kräfte mache das neue Verlagshaus wirtschaftlich resilienter, ermögliche effektivere Vertriebs- und Marketingaktivitäten und erhöhe die Fähigkeit, die besten Mitarbeitenden zu gewinnen und zu halten. Unter dem Dach des gemeinsamen Verlags veröffentlicht De Gruyter Brill pro Jahr mehr als 3.500 Bücher und 800 Zeitschriften, mit einem Fokus auf Geistes- und Sozialwissenschaften und in weiteren Fachgebieten in Naturwissenschaft, Technik, Ingenieurwesen und Mathematik.
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Auf der diesjährigen Buchmesse in Frankfurt präsentiert sich De Gruyter Brill erstmals mit neuem Markenauftritt. Mit dem Zusammenschluss von De Gruyter und Brill beginne ein aufregendes neues Kapitel in der langen Geschichte zweier Traditionsverlage.
Als Erkennungszeichen und visueller Absender dient fortan ein aus drei Anführungszeichen bestehendes Monogramm. Wobei es sich in diesem Fall um sogenannte halbe Anführungszeichen handelt (siehe Info auf typolexikon.de: Anführungszeichen.

Im Frühjahr wurde aus den beiden bisherigen separaten Verlagslogos von De Gruyter und Brill zunächst ein kombiniertes Bildzeichen geschaffen, das bis vor kurzem als Absender des neuen Verlagshauses diente. Auf Nachfrage wurde dem dt seitens der Kommunikationsstelle bei De Gruyter Brill hierzu mitgeteilt:
„Wir hatten Anfang 2024 entschieden, dass wir zum Stichtag, an dem wir den Zusammenschluss offiziell verkünden würden können, mit einer Interimswebsite online gehen wollen, die den Merger ankündigt und die Story dahinter erzählt. Wir hatten uns bewusst dagegen entschieden, mit einem fertigen Logo oder CD zu diesem Zeitpunkt rauszugehen, weil wir nur wenige Wochen Zeit hatten und wir uns für das finale CD und Logo mehr Zeit nehmen wollten. Diese Website und die Logo-Animation bzw. das kombinierte Bildzeichen waren also von vorneherein als Interimslösung gedacht, und kurz nach dem Launch haben wir mit der Arbeit am langfristigen / finalen CD begonnen, mit dem wir jetzt gelauncht sind“. Pablo Dominguez Andersen, Director Communications De Gruyter Brill
Seit wenigen Tagen tritt De Gruyter Brill nunmehr mit einer gänzlich neu geschaffenen Wortbildmarke in Erscheinung. Die aus drei Anführungszeichen bestehende Bildmarke bildet die Grundlage für ein flexibles Designsystem, das sowohl eine Gestaltung mit einzelnen Akzenten erlaubt wie auch flächendeckende, aus Akzenten bestehende Muster ermöglicht, sei es kontrastreich und multicolor oder dezent und monochromatisch.
Als Primärfarben kommen Flieder und Dunkelblau zum Einsatz. Im Kontext der Verlagswebsite (degruyterbrill.com), im März 2024 erstmals online gegangen, bilden seit wenigen Tagen nun nach erfolgtem Relaunch die serifenlose Haffer im Zusammenspiel mit der Serifenschrift RecklessNeue, beide (Displaay Type Foundry), das typographische Fundament.
Die bestehenden Einzelmarken De Gruyter und Brill sowie ihre jeweiligen Imprints und Verlagsprogramme werden weitergeführt, ebenso die jeweiligen Websites brill.com sowie degruyter.com.
Entstanden ist der Markenauftritt von De Gruyter Brill in Zusammenarbeit mit Stan Hema (Berlin). Gleiches gilt für die im März 2024 gelaunchte Website degruyterbrill.com wie auch für den vor wenigen Tagen erfolgten Relaunch.
Kommentar
Ein gängiges Schriftzeichen als einen bildhaften Markenabsender zu etablieren, ist ob dessen Verbreitung nicht einfach. Der schweizer Kanton Fribourg nutzt seit 2010 ein Komma als Bildmarke (dt berichtete). Die Komma-Bildmarke symbolisiert, so die Herleitung, als verbindendes Element den Dialog zwischen gleichberechtigten Partnern; Staat und Bürger stehen auf Augenhöhe. Doch es dauert viele Jahre, bis die repräsentierende Eigenschaft dieses Zeichens, die Funktion als Absender der Landesregierung, als verstanden und gelernt angesehen werden kann. In den meisten Anwendungskontexten dürfte das Zeichen diese Funktion im Zuge der Rezeption erst in Verbindung mit der zugehörigen Wortmarke erschließen.
Bei dem neu geschaffenen Markenzeichen von De Gruyter Brill dürfte der Prozess des Verstehens schneller von statten gehen, die Bedeutungsebene der Repräsentanz zügiger erschlossen werden. Einerseits da die Bildmarke aus drei Anführungszeichen besteht, somit schon einmal ein Ensemble darstellt, andererseits aufgrund der Anordnung und wechselnden Ausrichtung der Anführungszeichen: eine ungewöhnliche, eigenständige Konstellation, dennoch schlicht in der Form und im Aufbau, und somit als Zeichen merkfähig. Das darauf basierende Designsystem ist grafisch-spannend, zum Themenkontext passend und obendrein ästhetisch.
Übrigens: bereits bei der im Oktober 2023 von De Gruyter geschaffenen Verlagsdivision Paradigm Publishing Services fungiert das Anführungszeichen, hier allerdings einzeln vorkommend, als Markenabsender.
Mediengalerie
- De Gruyter / Brill Logo – vorher und nachher, Bildquelle: De Gruyter / Brill, Bildmontage: dt
- De Gruyter Brill Logo, Quelle: De Gruyter Brill
- De Gruyter Brill Logo, Quelle: De Gruyter Brill
- De Gruyter / Brill Corporate Design – Catalogs, Quelle: Stan Hema
- De Gruyter / Brill Corporate Design – Logos, Quelle: Stan Hema
- De Gruyter / Brill Corporate Design – Bags, Quelle: Stan Hema
- De Gruyter Brill Brand Family, Quelle: De Gruyter Brill
- De Gruyter Brill Logo Bildmarke, Quelle: De Gruyter Brill
Ich hatte den neuen Markenauftritt von De Gruyter Brill schon vor einigen Tagen auf Social Media Kanälen via Stan Hema entdeckt. Es hatte mein Interesse geweckt, weil es irgendwie interessant aussah, trotz oder vielleicht auch gerade wegen der „Einfachheit“ durch die drei Anführungszeichen. Passt ja inhaltlich ganz gut zu einem Verlag. Dass die Bildmarke als Grundlage für viele (auch dekorative) Elementde des neuen Corporate Designs zum Einsatz kommt, ist nicht bahnbrechend, aber sehr gelungen umgesetzt. Das die Bildmarke vermeintlich einfache Anführunsgzeichen in Ihrer Ausrichtung eine Spannung erzeugen, ist sehr klug gelöst und zeichnet eine besondere Qualität aus. Wenn man nun aber auch noch die Grundformen von den Kleinbuchstaben „dgb“ darin lesen kann, dann wird klar, dass hinter dieser äußerst gelungenen Ästhetik ein sehr intelligentes Konzept steckt. Besser kann man es wohl kaum lösen. Respekt und Gratulation!
Kann mich dem Lob von dir, Jürgen, nur komplett anschließen. Finde die Umsetzung auch clever und ansprechend. Top!
Danke Jürgen. Wie immer ein gutes Auge.
Dass die Bildmarke nicht nur aus drei Anführungszeichen besteht, sondern darüber hinaus auch das Akronym „dgb“ abbildet (de gruyter brill ), sollte und darf natürlich nicht unerwähnt bleiben. Ich habe diese subtile „hidden message“ tatsächlich erst aufgrund Deines Kommentars gesehen. Ich gebe Dir völlig recht: ein Design, das nicht nur über eine formal-ästhetische Qualität verfügt, sondern darüber hinaus auch konzeptionelle Tiefe erkennen lässt.
So unterschiedlich sind die Sehgewohnheiten, für mich war sofort klar, dass die einzelnen Anführungszeichen die Buchstabenfolge wiedergeben und dachte auch, dass das in deinem Kommentar mitschwingt. Beim nochmaligen Lesen habe ich jetzt auch gesehen, dass dies so nicht war. Wie gesagt, mein Lob bezog sich auch auf diese geniale Verknüpfung von Inhalt und Form.
Ja, für mich ist es auch sofort ersichtlich gewesen, weshalb ich es auch gleich gemocht habe. Wären da einfach nur drei Anführungszeichen, würde ich es nicht besonders gelungen finden.
Finde dieses Formspiel auch sehr spannend und eine wirklich tolle Idee. Mit den Abständen habe ich aber so meine Probleme. Mal enger, mal weiter… Generell aber, dass der Abstand dg optisch kleiner ist, als gb. Vielleicht sähe es aber tatsächlich schlimmer aus, wenn man hier ungleiche Abstände verwendet hätte?
Sehr guter neuer Markenauftritt. Ich kann mich den Vorrednern nur anschliessen.
Wie Paddy S. schon erwähnt hat, wollen mir die Abstände in der Bildmarke auch nicht so recht gefallen, sie sind mir ein bischen zu eng gesetzt. Bei kleineren Darstellungen kann es hier schwierig werden. Aber nichtsdestotrotz ein super Design.
Ich habe auf den ersten Blick direkt eine Eule gesehen und dachte, das passt ja wunderbar zu einem Verlag in Verbindung mit den Kommata. Und tatsächlich ist auf dem alten Brill-Logo eine Eule zu sehen. Das macht es meiner Meinung nach noch großartiger.
Stimmt, jetzt wo du die Eule erwähnt hast, sehe ich sie auch. Witzig. Ich habe im letzten Anführungszeichen etwas die Form des Helms aus einem der alten Logos wiedererkannt.
Oha, spannend! Vermutlich hätte ich die Eule auch erkannt, stünde das g-Komma so wie ein g auch auf der Grundlinie. Dann wäre auch das g besser als solches identifizierbar, aber der jetzige Rhythmus verloren. Das sind sie dann, die kniffligen Entscheidungssituationen eines Gestalters die oft unerkannt und unterschätzt bleiben.
OMG! Wow, das macht das Logo ja noch viel, viel besser! Danke für’s teilen deiner Sicht.
Guten Tag in die Runde
Selten so ein gelungenes Ergebnis gesehen.
Anführungszeichen auch als “Buchstaben” für dgb zu gestalten und auch die fröhliche Art, dieses Design in gestalterisch unterschiedlich (Farben etc) weiterzuspielen – ich mag das. Also kann man sagen, das dies ein schönes Ergebnis zu dem Thema “less is more” ist.
Sehr gut getroffen, auf den Punkt. Chapeau!
Mir ist das mit den “dgb”-Initialen direkt aufgefallen und ich find die Idee so simpel und genial. Chapeau!
wow, selten waren die (ersten) Kommentare sich unisono einig über eine Gestaltung…
Ich bin da tatsächlich auch bei der Mehrheit – das Logo ist wirklich gut gemacht, die Farben sind schön, und das “dgb” ist wirklich wunderbar umgesetzt. UND das “Komma” für sich ist auch noch flexibel einsetzbar.
Was mir auch noch gefällt ist, dass keine der Linien, die im Logo irgendwo angefangen werden, so komplett verloren gehen. Jede Linie hat ihren Sinn und wird, wenn möglich, an anderer Stelle am Logo wieder aufgefangen und weitergeführt, was für mich ein gutes, zusammenhängendes Logo ergibt.
Witziger Zufall: Unmittelbar vor dem Lesen dieses Beitrags war ich auf das App-Signet der Jobplattform Glassdoor gestoßen und bin vom tollen “gd”-Logo begeistert gewesen, siehe hier:
… und dann öffnet man das dt und sieht fast das gleiche Logosignet nochmal. Das ändert nichts daran, dass das Signet toll ist. Aber es ist doch frustrierend, dass jede gute Logo-Idee schonmal da war. Nur: Ausgerechnet mit Anführungszeichen hat doch jede/r von uns schon herumgespielt … da ist die Unverwechselbarkeit schnell gefährdet. Egal. Munter bleiben :)
Wow, die Ähnlichkeit ist schon frappierend. Beim dgb-Logo hatte ich mich ursprünglich gefragt, warum das „g“ nicht auf die Grundlinie gesetzt wurde. In Anbetracht des gd-Logos gehe ich nun mal davon aus, dass man hier eine noch größere Ähnlichkeit vermeiden wollte.