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Das neue Streaming-Portal von ZDF – ein Überblick über die Änderungen mit Fokus auf UX Design

ZDF Streaming-Portal – Kategorien, Quelle: ZDF
ZDF Streaming-Portal – Kategorien, Quelle: ZDF

Nachdem das ZDF nach langer Vorlaufzeit den Relaunch seiner digitalen Angebote vollzogen hat, steht das Medienangebot, vom ZDF nunmehr als „Streaming-Portal“ bezeichnet, in einer technisch, inhaltlich, funktional wie auch optisch weiterentwickelten Version bereit. Ein Überblick über die Änderungen mit Fokus auf UX Design.

Unter dem Motto „Ein ZDF für alle“ unternimmt das ZDF einen bedeutenden Schritt in Richtung Bündelung der digitalen Angebote. Damit vollzieht das Zweite Deutsche Fernsehen auch den Abschied von der „TV-Mediathek“, zumindest sprachlich. Als das ZDF im Oktober 2016 den letzten umfassenden Relaunch des digitale Angebotes unternahm – seinerzeit wurde die klassische ZDF.de-Website mit der Mediathek verschmolzen –, verkündete das ZDF mit einem Ausdruck von Pathos, man habe die „dienstälteste TV-Mediathek in Deutschland generalüberholt“.

In Zeiten von Streaming klingt all dies freilich wenig einladend und ansprechend, weshalb in Pressetexten und redaktionellen Beiträgen nun wahlweise „Streaming-Portal“ oder „Streaming-Plattform“ als bevorzugte Selbstbezeichnung verwendet wird. „Stream dir mehr“.

ZDF Streaming-Portal, Quelle: ZDF
ZDF Streaming-Portal, Quelle: ZDF

Sprachlich und inhaltlich wendet sich das ZDF mit dem runderneuerten digitalen Angebot jüngeren Zielgruppen zu, diese gilt es anzusprechen und abzuholen. Stars und Hits findet und feiert die Generation Z bei Streaming-Diensten wie Netflix, Twitch, TikTok, Spotify und YouTube. Das klassische lineare Fernsehen, einschließlich der Angebote des ZDF, spielt bei den unter 20-Jährigen nur eine sehr geringere Rolle. Nach der Vorstellung des ZDF soll und muss sich dies ändern.

Dass nun sowohl das Design wie auch die Sprache / das Wording angepasst werden, ist Teil der Strategie und folgerichtig. In Form der neu gestalteten digitalen Plattform wird die strategische Ausrichtung sichtbar und erlebbar. Wie sich das User-Interface im Zuge des Relaunchs verändert hat, lässt sich anhand der nachfolgenden Vorher-Nachher-Gegenüberstellungen ablesen.

Startseite – vorher und nachher

ZDF Startseite – vorher, Quelle: ZDF
ZDF Startseite – vorher, Quelle: ZDF
ZDF Startseite – nachher, Quelle: ZDF
ZDF Startseite – nachher, Quelle: ZDF
  • Die Bildschirmfläche wird besser/mehr ausgenutzt, insbesondere in Bezug auf die Hauptbühne (Hero)
  • Im Vergleich zu bisher ist der Aufbau gleichmäßiger, weniger rythmisch / Teaser/Thumbnails verfügen über eine einheitliche Größe. Ein Aufbau, der teils als klar, teils als monoton wahrgenommen wird (siehe vereinzelt Kommentare z.B. auf YouTube).
  • Die neue Oberfläche ist dunkler, und entspricht nun einem Dark Mode (Netflix, Prime Video, u.a. nutzen ebenfalls einen Dark Mode)
  • Textinformationen (Titel, Beschreibungen, Meta, Navigation) sind demnach, von wenigen Ausnahmen abgesehen, nun weiß
  • Der Kontrast von Text zu Hintergrund ist in vielen Fällen größer als bisher
  • Hauptnavigation und Logo nehmen weniger Platz in Anspruch
  • Im Webauftritt (zdf.de) ist die Navi oben (ebenso auf Apple TV), auf Smart-TVs ist die Navi links (siehe Screen), auf Smartphones und Tablets ist die Hauptnavigation im Footer. Somit ein situatives auf den jeweiligen Anwendungskontext zugeschnittenes Interface.
  • Die Hauptnavigation besteht nunmehr einzig aus den Menüpunkten „Startseite“, „Kategorien“, „Kinder“ und „Live & TV“ (alle linksbündig), sowie „Suche“ und „Mein ZDF“ (beide rechtsbündig)
  • Ein zweite Hierarchieebene, wie im Fall des Sub-Menüs bisher bei „Rubriken“, existiert nicht mehr
  • Lediglich noch bei „Suche“ und „Mein ZDF“ kommen Icons zum Einsatz (Lupe, User Avatar). Eine gute Entscheidung, den Einsatz von Icons zu reduzieren!

Rubrikseite – vorher und nachher

ZDF Rubrikseite – vorher, Quelle: ZDF
ZDF Rubrikseite – vorher, Quelle: ZDF
ZDF Rubrikseite – nachher, Quelle: ZDF
ZDF Rubrikseite – nachher, Quelle: ZDF
  • Auf Rubrikseiten / Übersichtsseiten fällt der veränderte Einsatz der Farbe Orange besonders auf: Orange wird in der neuen vom ZDF propagierten Designsprache weniger häufig verwendet. Bei Funktionselementen und Schaltflächen (laden, abspielen, teilen, u.a.) wird anstelle von Orange nun Weiß bzw. Grau verwendet. Lediglich innerhalb der Hauptnavigation wird Orange zur Kennzeichnung der Auswahl / als Indikator verwendet.
  • Orange ist demnach für das ZDF-Logo „reserviert“, dient verstärkt der Repräsentation der Marke (siehe ausführliche Kritik hierzu im Fazit)

Detailseite – vorher und nachher

ZDF Detailseite – vorher
ZDF Detailseite – vorher
ZDF Detailseite – nachher
ZDF Detailseite – nachher
  • In vielen Fällen werden Videoinhalte direkt nach nur einem Klick abgespielt (Beispiel „Elon Musk Story“). Während bislang in der Regel eine Detailseite geladen wurde, öffnen und starten Videos nun in Fullscreen (was Stamm-User irritieren dürfte)
  • Auch deshalb rücken Textinhalte/Textinformationen in den Hintergrund, der strategischen Ausrichtung des ZDF hin zu Bewegtbild folgend
  • Die Detailinformation, wie lange ein Videoinhalt verfügbar ist, verschwindet nicht etwa vollständig, wie es fälschlicherweise in einem Beitrag auf Giga.de heißt, diese erscheint vielmehr erst nach einem weiteren Klick auf das in der Fußzeile befindliche Info-Icon (siehe Screen)
  • Statt in der Schriftart ZDF Type sind viele Textinformationen nun in einer anderen Schrift aus der sogenannten ZDF Schriftsippe (PDF) gesetzt, und zwar in der ZDF Micro (Beispiel ZDF Royal).
  • Bei der ZDF Micro handelt es sich um eine Schrift, die gemäß ZDF-CD-Vorgaben primär für Kleinstanwendungen vorgesehen ist. Eine größere Laufweite, eine angehobene x-Höhe sowie explizitere Letterformen sollen bei dieser Schrift zu einer besseren Lesbarkeit führen (auf diesen Aspekt wird im Fazit näher eingegangen)

ZDF „Mediathek“ (Apple TV) – vorher und nachher

Zwischenfazit

Nach dem Relaunch wird es, davon ist auszugehen, Feinjustierungen und Optimierungen geben. Daher ein kurzes Zwischenfazit. Positive Kritik kommt in dem gesamten Beitrag offen gestanden etwa zu kurz.

Die strategische Ausrichtung als solche ist nachvollziehbar, und richtig. Kritik von Seiten des klassisch-traditionellen Zuschauers muss das ZDF bei diesem Relaunch in Kauf zu nehmen. Was nicht heißt, geäußerte Kritik (z.B. zu kleine Schrift, Änderung der Menüpunkte, Entfall von „Sendung verpasst“, etc.) wäre grundsätzlich falsch.

Zum Design: Den Einsatz von Orange in dieser Weise zu minimieren, also primäre Bedien- und Funktionselemente sowie Schaltflächen mit Call-to-Action-Charakter (CTA) nicht mehr in Orange darzustellen, scheint mir wenig stichhaltig und plausibel zu sein, zumal dieser Farbton zentraler Bestandteil der Marken-DNA des ZDF ist (siehe ZDF-Promotion-Design). Mit Orange als funktionsgebundes Asset und hinweisgebende Information wäre das Interface meines Erachtens intuitiver bedienbar, kontrastreicher, und auch rein optisch wäre es ansprechender (Vergleich Sky/Wow, Spotify -> grün). Nach dem Relaunch ist in der ZDF App auf Apple TV kaum noch zu erkennen, welcher Menüpunkt angewählt ist (siehe Video). It’s not a bug it’s a feature?

Der Schriftumstellung von ZDF Type auf ZDF Micro kann ich ebenfalls wenig abgewinnen. Ich teile die Auffassung des ZDF dahingehend nicht, die ZDF Micro sei besser lesbar. Meine persönliche Wahrnehmung ist eine andere. Zudem führen eine größere Laufweite und eine angehobene x-Höhe nicht zwangsläufig zu einer besseren Lesbarkeit – viele weitere/andere Faktoren beeinflussen diese. Das Schriftbild der ZDF Type ist klar und zugänglich, während die ZDF Micro zum Teil, bedingt durch die eigenständigere respektive eigenwilligere Form der Lettern, vom Inhalt ablenkt (den üblichen anfänglichen Umstellungsaufwand habe ich in dieser Einschätzung mitberücksichtigt ;). In Sachen Typo fallen zudem, wie bei „Faszina-tion Erde“, Umbrüche von Titeln negativ auf (MacOS, Firefox 136.01 / Chrome 133.0.6943.127).

Die „Kategorien“-Seite (Screen, Abb. ganz oben), mit generischen, gänzlich bezugslosen Motiven als Thumbnail/Symbolbild, halte ich in jeder Hinsicht für ein Ärgernis: der Bedienkomfort ist schlecht (viel Content und Scrollen für wenig Inhalt), die Performance ist schlecht (26 MB Datenvolumen), die Ästhetik ist schwach und einfallslos, und nicht zuletzt im Hinblick auf das Ziel, die Attraktivität der Marke ZDF zu verbessern, setzt eine solche Seite ein denkbar falsches Signal: Viel Schein, wenig Inhalt.

Wenn derlei Sub-Kategorie-Thumbnails im Kontext UX einen Wert und einen Nutzen (Utility) haben sollen, braucht es ausreichend Differenzierungsmerkmale (Farbgebung, Stilistik). Eine Bedienoberfläche mit zwanzig, dreißig überwiegend in blau gehaltenen Thumbnails und Motiven, die fast durchweg Lichteffekte zeigen, ist in dieser Hinsicht für Anwender wert- und nutzlos. Die Orientierung erfolgt hier rein über die Textauszeichnung. Immerhin ist die „Kategorien“-Seite (zdf.de/kategorien) eine von lediglich sechs Seiten der höchsten Navigationsebene. Diese lieblose Aufbereitung spiegelt die Bedeutung in keiner Weise wider! Besser ist dies beispielsweise im User-Interface der ARD-Mediathek (Screen) und von Spotify gelöst, konzeptionell wie auch gestalterisch, da hier die Kategorieübersicht Bestandteil der Suche ist.

Soweit mein Eindruck vom ersten Besuch. Das UX-Team beim ZDF hat noch viel Arbeit vor sich. Dabei wünsche ich gutes Gelingen. Nun bin ich gespannt, wie dt-Leser die Streaming-Plattform bewerten.

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Dieser Beitrag hat 12 Kommentare

  1. Nur ein erster Eindruck:
    Es fühlt sich schon etwas moderner an, aber es ist mir viel zu dunkel, düster und auch nicht mehr so übersichtlich. Vorher habe ich mich dort wohler gefühlt. Die Schriftumstellung ist mir auch aufgefallen, aber ich frage mich, ob diese optische Größe auch für diesen Zweck entworfen wurde. Ich denke nicht. Vorher hat mir das tendenziell auch mehr zugesagt. Größtes Ärgernis war aber die Streaming-Funktionalität. Hat man hier unter der Haube etwas geändert oder war das nur Zufall dass der Live-Stream, von mir um eine halbe Stunde zurückgespult, extrem hakte? Darunter gibt es auch eine Liste mit vorhergehenden Programmpunkten zum Anklicken. Aber das funktionierte leider überhaupt nicht.
    Und wenn man es gewohnt ist für die Suche über das Lupen-Icon zu starten, wird man jetzt auch kurz aus der Bahn geworfen. Eine Änderung, die ich nicht so richtig nachvollziehen kann.

    Fazit:
    Von einer spürbaren Verbesserung kann ich persönlich (noch) nicht sprechen.

  2. An der neuen UI habe ich gar nicht so wahnsinnig viel auszusetzen, auch nicht dass sie zu dunkel sei, sondern finde sie tatsächlich sehr, sehr gelungen und deutlich moderner und der Zeit angemessen. Ich teile aber die Kritik in Bezug auf die verwendete Schrift und das starke Zurücknehmen des Orange.

    Mein Hauptmanko: Es ist nach wie vor die Mediathek eines öffentlich-rechtlichen Senders. Dass ich im Menü “Sendung verpasst” nicht mehr finde, stört mich massiv.

    Ein weiteres Problem aus meiner Sicht: Prinzipiell ist es ja etwas Gutes, den audiovisuellen Inhalt in den Vordergrund zu stellen, insbesondere bei Unterhaltungssendungen. Auf der anderen Seite ergeben ergeben dann “Folgen”-Titel wie z. B. bei Lanz mit “Der Talk vom 19. März” keinen Sinn. Ich würde gerne wissen worum es geht und wer zu Gast ist, bevor ich darauf klicke.

  3. Bin ja häufig sehr angetan, von dem was das ZDF vor- oder nachlegt, aber die lange angekündigte neue Oberfläche ihrer Streaming-Plattform (formerly know as Mediathek) lässt mich zunächst erstaunlich kalt. ZDF-Intendant Himmler meinte noch hier würde sich DIE Zukunft DER Marke zeigen. Dafür ist das Ganze aber doch zu “langweilig”, zu sehr “Apple TV+”, und generell schon “gesehen”.

    Wenig Varianz in der Darstellung, wenig (bis keine) neuen überraschenden Ansätze. Die Hauptbühne vermatscht mit dem Hintergrund, viel Typo auf Typo (traurig – die Rubriken), kaum Orange-Akzente, … da hätte ich doch einen ganz anderen Wurf erwartet.

    Am besten wirkt das Ganze noch auf dem iPhone, aber auch hier ohne mich umzuhauen. Das hat mit Ästhetik und Experience ebenso zu tun, wie mit Logik.

    Die Rubrik „Doku-Reihen“ folgt bei mir auf „Deine nächste Doku“. Eingekaufte Ware (etwa Film) scheint prominenter gesetzt als „Originals“. Und dass das ZDF mit betonter Marken-Denke – und eigentlich One-Brand-Strategie – auf die Teaser typographisch das erstausspielende Programm verankern muss, erschließt sich mir auch nicht so richtig. Da steckt kein weiterführender Erkenntnisgewinn drin. Zum einen sind diese „Programme“ wenig klar profiliert, zum anderen für das Streaming-Erlebnis in wilder Mischung nicht nur unerheblich, sondern eher verwirrend.

    Es gäbe noch mehr zu bemängeln, aber ich will ja eigentlich nicht negativ sein.

  4. Bezüglich des zurücknehmen des Orange Tons: Ich vermute mal, dass sicherlich ein großer Grund sein könnte, dass Orange in der UI Umgebung wirklich schwierig ist.(Farbkontraste/Barrierefreiheit) Entweder wird es ein sumpfiges Orange/Braun. Oder man geht nach WCAG Standards zu schwarzer Schrift auf Orange. Da passt zwar meist der Kontrast, aber wirklich gut leserlich ist das nicht.
    Deshalb macht es in dem Kontext vermutlich Sinn eher auf guten Kontrast zu setzen s/w.

    1. Richtig Jonas. Weiße Schrift auf orangen Grund ist in Bezug auf Barrierefreiheit problematisch. Bisher haben die UI-Elemente des ZDF die WCAG-Kriterien nicht erfüllt. Die WCAG-Kriterien wollte man im Zuge des Redesigns offenbar unbedingt vollumfänglich erfüllen. Und dieses Ziel wurde wohl auch erreicht (bezogen auf Farbkontraste), auf Kosten allerdings des Markendesigns und des generellen Look & Feels, wie ich meine.

      Doch: Bei Verwendung von schwarzem Text auf orangen Grund werden alle WCAG-Kriterien erreicht; selbst bei Verwendung des Original-ZDF-Button-Farbtons (#fa7d19), bei dem sich Sättigung und Helligkeit noch steigern lassen. So hätte man an der für die Marke ZDF so elementar wichtigen, weil identitätsstiftenden Farbe festhalten können. Im UI bei Pluto TV sind Buttons leuchtend gelb mit schwarzem Text. In diese Richtung hätte auch das ZDF gehen können, bei Verwendung von Orange.

      Ich habe die unterschiedlichen Szenarien einmal visualisiert. In den drei von mir eingefügten alternativen Buttons wird anstelle der ZDF Micro die ZDF Type verwendet. Schon ein minimal dunklerer Orangeton würde im Zusammenspiel mit weißem Text eines der WCAG-Kriterien erfüllen (erstes Szenario)

      ZDF Streaming-Portal UI/UX FarbenZDF Streaming-Portal UI/UX Farben

      WCAG-Kriterien erfüllen und gleichzeitig Markenidentität transportieren, ist keinesfalls ein Widerspruch. Ich gehe davon aus, dass man sich im UX-Team bewusst gegen die Verwendung von schwarzer Schrift auf orangen Grund entschieden hat, aus ästhethischen Gründen. Die Entscheidung fußt also keineswegs ausschließlich auf der Prämisse WCAG-Kriterien zu erfüllen. Es ist dies eine subjekive Entscheidung! Eine Frage der Abwägung. Was ist wichtiger? Markenidentität oder die Erfüllung von Standards? Die Antwort sollte meines Erachtens lauten: BEIDES ist wichtig! Die bereits von mir genannten Beispiele Spotify oder Sky zeigen, dass dieser Spagat durchaus gelingen kann.

      Dass sich das ZDF der Erfüllung von WCAG-Kriterien offenkundig verpflichtet fühlt, ist eine feine Sache. In diesem Zuge dann jedoch Schriftgrößen an vielen Stellen zu verringern (Hauptnavigation, „Musk“, u.a.), ebenso Farbkontraste, wie das nachfolgende Beispiel der Suchmaske zeigt, beißt sich dann aber schon.

      Das Konzept ist nicht stringent und, wie ich finde, nicht zu Ende gedacht. Auch wenn in den aktuellen ZDF-CD-Guidelines schwarz auf orange nicht als zulässiger Farbkontrast definiert ist, dann hätte ich dazu geraten, statt Orange im UI fast vollständig zu eliminieren, die Guidelines, die ja in erster Linie auf subjektiven ästhetischen Gesichtspunkten beruhen, weiter zu entwickeln. Wenn sich das Angebot und auch das Umfeld ändern, muss auch die Marke diese Veränderung mitgehen.

      ZDF Streaming-Portal UI/UX FarbenZDF Streaming-Portal UI/UX Farben

      1. Hi Achim,
        super deine detaillierte Analyse dazu! Es ist wahrlich ein subjektiver Fall mit schwarzer Schrift auf Orange oder nicht. Ich hab als UI Designer schon ein paar mal den Fall gehabt und mich auch dagegen entschieden. Warum? Ich finde schwarz auf Orange einfach nicht gut lesbar und unästhetisch. Auch wenn es die Kriterien erfüllt, ich weiß. Aber manchmal ist es eben ein Grenzfall ob es dadurch gut lesbar ist, wenn physikalisch der Kontrast passt. Empfinde ich in etwa so wenn die Mitte rechnerisch immer genau mittig ist, aber optisch etwas nach oben rutschen sollte.
        Des weiteren hab ich bei orangenen Buttons oft die Assoziation mit einer Feedbackfarbe “Warning”. Also eher, dass man lieber nicht darauf klickt. Vielleicht ist das auch nur meine subjektive Wahrnehmung. Aber alles Gründe für mich, die Entscheidung UI Elemente von Orange zu eliminieren.
        Gelb ist da für mich ne ganz andere Sache als Orange. zB macht das YelloStrom genial. Interessant finde ich in dem Zusammenhang auch cyberport, saturn oder hifi klubben. Die belassens bei weißer Schrift auf orangenen Elementen und nehmen scheinbar schlechtere Barrierefreiheit in Kauf.
        Ich denke aber grundsätzlich kann man die Markenindentität auch ohne UI Schaltflächen gut transportieren ohne sich komplett von Orange zu lösen.

        1. Besten Dank Jonas.

          Ich finde schwarz auf Orange einfach nicht gut lesbar und unästhetisch

          Was wir ja grundsätzlich festhalten können: Lesbarkeit von Texten lässt sich nicht einzig, das zeigt auch dieses Beispiel, auf mathematische Formeln runterbrechen. Die individuelle subjektive Wahrnehmung spielt natürlich auch eine Rolle, wie auch Martin Liebig vor Jahren in einem Gastbeitrag hier im dt geschrieben hatte, (Die gefühlte Lesbarkeit).

          Wichtig ist mir immer, eindeutig objektive Kriterien (WCAG-Standards, unterscheidbare/explizite Letterformen, Größen, u.a.) von jenen Kriterien zu unterscheiden, die der persönlichen Wahrnehmung unterliegen. Ich kenne viele Diskussionen und Präsentationen, in denen davon gesprochen wird, Texte seien „einfach nicht gut lesbar“. Im Verlauf der Diskussion löst sich die Kritik in der Regel dahingehend auf, dass sie vor allem auf der Grundlage der persönlichen Wahrnehmung formuliert ist. Es ist wichtig hier zu differenzieren. Bauchgefühl ist legitim, doch es gibt bessere, nämlich belastbare Argumente.

          Viele Farbkontraste erfüllen zwar WCAG-Kriterien, werden jedoch als unschön/unharmonisch/ungünstig empfunden (z.B. #000000/#00ff00). Unter natürlich ist unschön/unharmonisch auch ein wichtiges Kriterium. Allerdings eines, das Auslegungssache ist. Schwarz auf Orange würde auch ich als Grenzfall ansehen. Ich denke schon, dass sich Text in der bestehenden schwarzen ZDF-UI-Farbe (#0D1118) auch sehr gut auf oranger Fläche abbilden lässt, wie im nachfolgenden Beispiel visualisiert. Unabhängig davon wäre zu hinterfragen, ob es in einem Streaming-Portal einen solchen Button überhaupt bedarf -> Infinite Scrolling.

          ZDF Streaming-Portal UI/UX ButtonZDF Streaming-Portal UI/UX Button

          Das ZDF schreibt in seiner Pressemeldung, dass man ein besonderes Augenmerk auf Barrierefreiheit gelegt habe. Die Entscheidung, zukünftig keine orangen Schaltflächen mehr im UI zu verwenden, sondern stattdessen weiße/hellgraue Schaltflächen einzusetzen, ist allerdings nicht von der Prämisse getragen, WCAG-Kriterien vollumfänglich zu erfüllen, diese Entscheidung beruht auf der individuellen, subjektiven Einschätzung, die gewählte Form wäre schöner/harmonischer. Dieser Einschätzung kann man folgen, muss man aber nicht.

          Die Farbe Orange hat auch eine warnende Bedeutung (Warnweste, Wetterwarnung u.a.), steht in dieser Hinsicht jedoch längst nicht auf der gleichen Ebene wie Gelb (Warnzeichen, Flora&Fauna, u.a.) und Rot (Verkehrsschilder, Polizei-Signallichter, u.a.). Im Design (Markendesign, UI-Design, u.a.) grundsätzlich und per se auf diese Farben zu verzichten, da sie auch warnende Botschaften senden, wäre ein Fehler. Aufgrund ihrer farbpsychologischen Bedeutung wie auch ihrer physikalischen Eigenschaften können Orange, Rot und Gelb ganz gezielt eingesetzt werden, um Orientierung zu geben. Weshalb beispielweise der sogenannte Anforderungstaster einer Ampel gelb/sonnengelb gestaltet ist, obschon wir als Menschen gelernt haben, dass die Farbe in anderen Kontexten ein Hinweisgeber für Gefahr ist, abgeleitet von der Natur (Feuer, Wespen, Pfeilgiftfrösche, best. Schlangen- und Pflanzenarten, Eiter, etc.). Gutes Design berückschtigt derlei farbpsychologische Bedeutungen.

  5. Insgesamt wirkt ZDF-Streaming aufgeräumter, übersichtlicher und klarer strukturiert. Das mit dem orangenen ZDF-Logo und zu wenig Orange insgesamt als Alleinstellungsmerkmal verwendet – würde sagen ja und nein.
    Dunkle bis schwarze Grundfarben sind Farben der Zeit und lassen alles eher “edel” aussehen.
    Die ZDF-Typo lassen in der Titel-Überschrift in der Tat eher klein erscheinen (zdf.de). Ansonsten völlig ausreichend.
    Eine Idee wäre evtl. unter jeder Themenkachel/Sendungen einen orangenen Abschlussschrich zu setzen; muss aber nicht unbedingt sein.
    Auch die Idee, weg von “Mediathek” zu “Streaming auf ZDF” passt in die heutige Zeit und sehe es als richtig an.
    Insgesamt eine tendenzell positive Evolution anstatt Revulotion! Man merkt, da hat man sich viele Gedanken beim ZDF gemacht.

    1. Eine Idee wäre evtl. unter jeder Themenkachel/Sendungen einen orangenen Abschlussschrich zu setzen

      Ein solcher orangefarbener Abschlussschrich unter Themenkacheln wäre ein rein dekoratives Element, obendrein eines, das in dem bestehenden ZDF-UI-Konzept die Usability verschlechtern würde. Denn Orange ist im neuen UI-Konzept nicht etwa eine bloße Akzent- oder Schmuckfarbe, Orange dient, noch mehr als bisher, als Indikator, ist also funktionsgebunden (Auswahl, Live, Fortschritt, u.a.). Der Fortschrittsbalken (Progress Bar) weist eben jene Stilistik auf, die Du beschreibst, weshalb ein gleich/ähnlich aussehendes rein dekoratives UI-Element nicht zweckdienlich wäre.

      ZDF UI iPadZDF UI iPad

      1. Danke für die konstruktiven und hilfreichen Hinweise – Achim Schaffrinna!
        Menschen sind Gewohnheitswesen und lassen nur schwer Neuerungen zu.
        Da sollte man sich mit Veränderungen schon sehr sicher sein. Sonst leidet zu oft am Ende die Marke an sich. Den einen ist es zu viel, den anderen zu wenig. Nicht immer einfach!
        Es wäre ein Vorschlag, die UI nicht zu dunkel erscheinen zu lassen. Die Farbe Orange als ZDF-Alleinstellungsmerkmal wäre da schon in dezenter Art und Weise hilfreich.
        Erste Erfahrungen zur dahinterstehenden Technik muss (leider) das ZDF auch dort noch nacharbeiten.

  6. Es gibt keine Mediathek, die sich (zumindest am PC) einwandfrei bedienen lässt, fast überall lauern Ärgernisse, mit denen man sich abfinden muss, wenn man an die Inhalte will.

    Deshalb möchte ich jetzt gar nicht im Detail auf die Usability eingehen – zumal ich ja “nur” einen PC (nen alten MacPro) habe, während alles auf “mobile first” ausgerichtet ist.

    Aber ein Detail möchte ich doch mal positiv herausheben:

    ENDLICH keine Mainzelmännchen mehr im Cookiebanner!

    :D

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