Die A-League, die höchste Spielklasse im australischen Fußball, tritt ab sofort unter einem neuen, eigenständigen Logo auf. Ende letzten Jahres hatte der australische Fußballdachverband (FFA) angekündigt, den Profifußball-Spielbetrieb aus der Verbandsstruktur auszugliedern.
Die in wenigen Wochen startende Saison der A-League wird die erste Spielzeit sein, die von dem neu gegründeten Ligaverband Australian Professional Leagues (APL) durchgeführt werden wird. Ende 2020 hatte man sich auf Seiten des australischen Fußballdachverbandes dazu entschlossen, die Profiligen der Männer und Frauen aus dem Dachverband auszugliedern, um so den Ligabetrieb weiter zu professionalisieren, wie es seitens der FFA heißt.
Vor diesem Hintergrund wurde vor wenigen Tagen das neue, nunmehr vom Dachverband eigenständige visuelle Erscheinungsbild der Ligen vorgestellt. Die Profiligen der Männer und Frauen werden fortan durch ein großes „A“ repräsentiert. Der Dachverband selbst hatte sich erst vor drei Jahren ein neues Erscheinungsbild zugelegt (dt berichtete). Alle Aktivitäten der Männer und Frauen werden auf Twitter, Facebook, Instagram und TikTok jeweils unter einem gemeinsamen Account gebündelt. Von dieser Maßnahme erhofft man sich auf Seiten der Organisatoren die Bekanntheit und Reichweite des Frauenfußballs deutlich steigern zu können.
Auszug der Pressemeldung
„Die Enthüllung der neuen Marke ist der jüngste Schritt in einer Reihe von Maßnahmen, die unter neuer Führung der A-Leagues im Dezember 2020 verabschiedet wurden, darunter: die Erweiterung der Frauenliga um drei Teams in zwei Jahren; die Einführung einer neuen Clubmeisterschaft, um die Männer- und Frauenligen näher zusammenzubringen; und ein historischer Tarifvertrag, um die Standards zu erhöhen und echte Gerechtigkeit in das Spiel zu bringen.“
In den kommenden Monaten werde man die A-Leagues im Rahmen einer „bahnbrechenden digitalen Fußballplattform von Weltrang präsentieren, die zur Heimat des Fußballs in Australien wird“, wie es im Rahmen der Vorstellung des neuen Logos heißt. „Es ist kein Männer- oder Frauenfußball, es ist einfach Fußball“, so Danny Townsend, Managing Director der APL.
Als neue Bildmarke dient ein aus zwei geometrischen Formen bestehendes „A“. In seiner abstrahierten und stark simplifizierten Form ähnelt das Zeichen, wie australische Fans entdeckt haben, dem Logo eines im australischen Adelaide ansässigen Immobilienunternehmen. In australischen Medien wird berichtet, dass zwar der Verband das neue Logo markenrechtlich habe schützen lassen, nicht jedoch das betreffende Immobilienunternehmen (Adelaide Building Consultancy) sein Signet. Seitens der APL werde man jedenfalls keinerlei rechtliche Schritte unternehmen, um bestehende Markenrechte diesbezüglich durchzusetzen.
Excited to announce that our leagues have all united under one legendary league. Introducing A-Leagues! 🎉 #WeAreALeagues pic.twitter.com/6uTPzAnZ4J
– Isuzu UTE A-League (@aleaguemen) September 28, 2021
Kommentar
Frauen- und Männerfußball unter einem Dach zu vereinen, strukturell, organisatorisch wie auf das Branding und die Vermarktung bezogen, ist zweifellos ein bemerkenswerter Schritt. Ist eine solche Maßnahme auch in Deutschland, England und Spanien denkbar? Im Profitennis gab es im Frühjahr einige Spieler, darunter Roger Federer und Rafael Nadal, die sich für den Zusammenschluss von ATP und WTA ausgesprochen hatten, um Tennissport insgesamt, so die Hoffnung der beiden Tennisstars, mehr Aufmerksamkeit zu verschaffen und um so EINE starke Stimme im Welttennis zu schaffen. Derzeit gibt es auf Seiten der beiden Tennisverbände jedoch keine Pläne sich zusammenzuschließen.
In Australien hat die Vereinigung einer gleichermaßen von Frauen und Männern betriebenen Sportart unter einem gemeinsamen Dach hingegen sehr konkrete Formen angenommen. Die APL erklärt, sie habe Spieler, Fans und Sponsoren befragt und sei zu der Überzeugung gelangt, es sei nun der richtige Zeitpunkt, um unter einem „gemeinsamen Banner“ aufzutreten. APL-Chef Townsend spricht in diesem Zusammenhang von „Leadership“, wohlwissend um das gesellschaftliche Signal, das von dieser Maßnahme ausgeht. Denn das neue A-League-Signet ist mehr als bloß der Absender einer Liga – es ist darüber hinaus ein Zeichen und ein Symbol in Sachen Gleichstellung von Mann und Frau.
Dass sich die Kommunikation im australischen Fußball spürbar verändert hat, davon zeugt auch die kürzlich von der APL veröffentlichte Meldung über das Coming-Out von Josh Cavallo, einem Spieler von Adelaide United. Der Umstand, dass die Erklärung Cavallos, einem Spieler, den hierzulande zuvor kaum jemand kannte, als Topmeldung auf Seite eins selbst in vielen deutschsprachigen Medien landete, macht deutlich, wie sehr Homosexualität im Profifußball nach wie vor tabuisiert wird, trotz eines Thomas Hitzlspergers, trotz einer Megan Rapinoe, trotz Bekundungen seitens der Verbände und vieler Vereine. Damit Vielfalt, Toleranz und Fairness nicht bloß Lippenbekentnisse bleiben, braucht es mehr als Symbolik. Es braucht entsprechende Taten, um eine von gegenseitigem Respekt getragene Kultur in Vereinen und Verbänden zu schaffen.
Zur Gestaltung: Das Design des maximal vereinfachten A-Signets ist, ähnlich wie das Logo der FA Women’s Super League, von jeglichen geschlechtsspezifischen Stereotypen befreit. Es gibt keinen Zopf, um Feminität kenntlich zu machen. One ball, one player. Mehr nicht. Das gewählte Farbspektrum, dem weltweiten Trend folgend ist es besonders bunt und poppig geraten, ist gleichfalls geschlechtsneutral.
Ein variables Designsystem also, das gleichermaßen männliche wie weibliche Fans anspricht? Ganz so einfach lässt sich die Frage nicht beantworten. Es wird sich zeigen, denke ich. Studien und Marktforschungsergebniss lassen erkennen, dass es nach wie vor ein großes Bedürfniss der Menschen ist, ihrem Geschlecht entsprechend angesprochen zu werden, Stichwort Gender-Design. Verbände zusammenzulegen ist eine Sache, die Ligen von Männern und Frauen, wie von der APL geplant, als EINE Marke zu positionieren, ist eine ganz andere. Was in Australien derzeit geschieht, ist, bezogen auf den Kontext Sport, zum Teil Neuland. Langfristig am Markt bestehen kann eine Marke nur, zumindest dies ist klar, wenn diese auch von Kosumenten angenommen wird. Ob die als geschlechtsneutral konzipierte Marke und die damit in Verbindung stehenden „Produkte“ den Zuspruch der Fans erhält, dazu wird es erst in einigen Monaten Erkentnisse geben.
Reduktion auf geometrische Grundformen birgt zwangsläufig die Gefahr, das zeigt sich auch in diesem Fall, dass das gewählte Zeichen in ähnlicher Form bereits existiert. Wenn offensichtlich plagiiert wird, wie etwa im Fall des Olympialogos für Tokio 2020, müssen Verantwortliche handeln. In diesem Fall jedoch, so scheint es, hatten schlicht zwei Gestalter unabhängig von einander die selbe Idee. Auch aus markenrechtlicher Sicht spricht trotz besagter großer Ähnlichkeit nichts dagegen, am neuen A-League-Signet festzuhalten.
Mediengalerie
Weiterführende Links
Weniger verspielt als das alte Logo. Das neue bildet – nicht auf den ersten Blick, aber dennoch – ein „A“. Ein gelungener Kontrast zwischen dem flachen, runden, ruhenden „Punkt“ links gegen den schrägen, räumlich-bekanteten, dynamischen Balken – deren visuell insinuierte Verbindungslinien tatsächlich ein „A“ bilden.
Respekt.
„Es ist kein Männer- oder Frauenfußball, es ist einfach Fußball“ – und warum schreiben die dann weiterhin Männer und Frauen unter das Logo?
Logo und Aufmachung gefällt mir dagegen ziemlich gut.
Ich sehe mittlerweile ein Schussbein, dass den Ball kickt. Das nur am Rande.
Das Logo gefällt mir ziemlich gut, auch die Farbgebung der gesamten Gestaltung. Ähnlich bunt und knallig wie die Premier League. Im Vergleich dazu sieht das Bundesliga-CI wieder sehr bieder aus.
I have seen this letter many times, even made such a logo. Next time you can only make a circle and do not need to invent anything.