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Das neue Parteilogo der FDP

Die FDP legt sich ein neues Parteilogo zu. Auf dem Dreikönigstreffen in Stuttgart wurde heute das Logo präsentiert, das erstmals neben Gelb und Blau auch die Farbe Magenta enthält.

Mit Hilfe eines neuen Kommunikationskonzeptes, zu dem auch ein verändertes Erscheinungsbild gehört, will man die Partei wieder zurück in die Landtage und den Bundestag führen, wie FDP-Vorsitzende Christian Lindner gegenüber der Süddeutschen erklärt. Ein neues Erscheinungsbild solle dazu beitragen, die Wahrnehmung der FDP in der Bevölkerung zu verändern. Lindner wird wissen, dass eine veränderte Wahrnehmung gleichwohl inhaltliche Veränderung voraussetzt. Die FDP steht vor der Herausforderung, sich grundlegend neu zu positionieren, neu zu erfinden, ohne dabei ihre Identität Preis zu geben. Ein Spagat, inhaltlich wie visuell. Einerseits traditionelle Werte/Farbgebung fortzuführen, um anderseits Neuanfang/Frische zu kommunizieren.

Noch lässt sich nicht sagen, ob die nun vorgestellten „nderungen und Ankündigungen tatsächlich der Beginn eines Transformationsprozesses darstellen. Eine Transformation wäre vollzogen, wenn der neuen Optik eine entsprechend modifizierte Programmatik sowie eine personelle Erneuerung folgte. Erst dann wäre der durch das Design kommunizierte Eindruck der Veränderung auch glaubhaft. Andernfalls wäre das Redesign ein oberflächlicher Anstrich. Der Wiederaufstieg“ der Partei, wie ihn Michael Theurer, Vorsitzender der FDP Baden-Württemberg gestern beschwor, glaubt man aktuellen Umfrageergebnissen der Wahlforschungsinstitute, ist alles andere als eine ausgemachte Sache.

FDP Logo – vorher und nachher

Eine neue Farbwelt und eine veränderte Typographie sollen den angestrebten Wandel der Partei nach Außen hin begleiten. Dass Magenta neben Gelb und Blau zur dritten Hausfarbe wird, stand bereits seit ein paar Wochen fest. Auch am Blauton wurde Hand angelegt, der nun sichtbar heller erscheint. Einen Ausblick auf die neue visuelle Identität der FDP bot zudem bereits das vor einigen Wochen im Rahmen der Bürgerschaftswahl in Hamburg veröffentlichte Plakatmotiv der FDP Hamburg Unser Mann für Hamburg“. Der Spitzenkandidatin Katja Suding scheint das Plakat mittlerweile selbst unangenehm zu sein, so zumindest lässt sich ihr aktuelles Facebook-Profilbild interpretieren. Für beides, die Wahlkampagne der FDP Hamburg wie auch das neue Erscheinungsbild der Bundes-FDP zeichnet die Agentur Heimat“ als Kreativpartner verantwortlich. Ihr geschäftsführender Gesellschafter Andreas Mengele kündigte gegenüber der FAZ an, sichtbar machen zu wollen, was an Menschlichem und Einfühlsamem im Programm der Partei steht“.

Übertragen auf die Gestaltung heißt dies ganz konkret aufmerksamkeitsstarke Farbkontraste (Abb. unten), einhergehend mit einem Pinselrollen-ähnlichem Farbauftrag, der eine gewisse Rohheit und Unfertigkeit vermittelt, was in der Tat in diesem Zusammenhang passend erscheint, sowie eine von kantigen Lettern dominierte Typographie. Zumindest die Typographie, bei der fortan die Schriftart DIN eine große Rolle spielt, wirft die Frage auf, ob eine solche Normungsschrift tatsächlich das geeignete Gestaltungsmittel darstellt, um Attribute wie Menschlichkeit und Einfühlsamkeit zu transportieren, verkörpert die DIN doch als Techniktype“ eher das genaue Gegenteil.

Im neuen FDP-Logo wiederum kommt innerhalb der Wortmarke eine fette Slab-Serife zum Einsatz, die kernig und selbstbewusst daherkommt und, wie unter fdp.de zu sehen, in blau gesetzt auch einmal auf weißem statt auf gelbem Grund positioniert werden kann (siehe auch Farbvarianten unten). Eine Freiheit, wie es FDP-Pressesprecher Nils Droste im Gespräch formuliert, die man sich zukünftig genehmigen werde, weil es die Position als Freiheitspartei unterstreiche. Die DIN verdrängt damit übrigens die von Kurt Weidemann entworfene und bislang von der FDP als Hausschrift genutzte Corporate S.

Wir sind die Freien Demokraten

Mit der farblichen Neuausrichtung steht die FDP keineswegs alleine da. Bei der CDU löste Orange über die Jahre Blau als Primärfarbe ab und auch die SPD erweiterte in der jüngeren Vergangenheit mit der Farbe Purpur ihr Corporate Design. Die GRÜNEN wiederum hatten nach zähem Ringen 2007 ein neues Parteilogo eingeführt (dt berichtete).

Warum nun eigentlich Magenta als neue Akzentfarbe? Für Christian Lindner ist Magenta die Farbe des Aufbruchs. Im aktuellen Parteienspektrum ist dieser Farbton zumindest als Primärfarbe nicht vertreten, allerdings nutzen auch die GRÜNEN gerne und gelegentlich auch die SPD Magenta im Zusammenhang mit sogenannten Störern, wie sie die FDP bei ihren Kampagnen einsetzt, und dies schon seit vielen Jahren. Man kann also sagen, dass sich die Farbwahl aus bisherigen Marketing-Maßnahmen logisch ableitet. Dass Magenta auch die Hausfarbe der Telekom darstellt, sollte die Bonner Markenwächter nicht sonderlich beunruhigen. Zu groß sind die Unterschiede zwischen Unternehmen und Partei, als dass die Farbverwandtschaft in irgendeiner Weise relevant wäre. Lediglich auf Twitter sorgte dieser Umstand erwartungsgemäß für allerlei Blödeleien.

Wofür Parteien heutzutage stehen, was sie verkörpern, können immer weniger Menschen eindeutig benennen. Grüne Themen werden längst nicht mehr nur noch von den GRÜNEN bedient, der Kanzlerin wird zuweilen die Sozialdemokratisierung der CDU unterstellt und auch liberale respektive wirtschaftsliberale Postionen sichern in der heutigen Parteienlandschaft kein Alleinstellungsmerkmal mehr. Alleinstellungsmerkmale sind jedoch deshalb so wichtig, weil sie die Positionierung einer Marke, eines Unternehmens, einer Partei enorm erleichtern. Freiheit“ wurde in der neuen Kommunikationsstrategie also zur neuen Trumpfkarte und zum Schlüsselbegriff auserkoren. Und so verschwindet der Namenszusatz Die Liberalen“ aus dem Parteilogo, um Platz für Freie Demokraten“ zu machen.

Im Gegensatz zum alten Logo, das unter der Registriernummer 302008061950 beim Deutschen Markenamt registriert ist, ist das neue Signet noch keine eingetragene Marke. Und auch an anderer Stelle besteht noch Handlungsbedarf. Die Domain freiedemokraten.de“ befindet sich derzeit noch in privater Hand. Gut möglich, dass der entsprechende Herr aus Sindelfingen in kürze ein Angebot aus der Parteizentrale erhalten wird. Immerhin findet sich das neue Parteilogo bereits auf zentralen Accounts auf Twitter, Facebook und YouTube sowie auf fdp.de (siehe Abb. unten).

Screenshot der FDP-Website
Screenshot der FDP-Website

Am morgigen Mittwoch wird Katja Suding die Kampagne für die Bürgerschaftswahl 2015 in Hamburg präsentieren. Dann wird es erste Anwendungsbeispiele des neuen, im Zusammenhang mit der FDP unbedingt als mutig zu bezeichnenden Corporate Designs zu sehen geben.

Wer es noch nicht kennt: die FDP verfügt auch über ein Soundlogo. Zum konstrastreichen neuen Look passt der schwachbrüstige, wenig originäre und kaum Selbstbewusstsein signalisierende Dreiklang nun allerdings nicht mehr, wenn er denn jemals gepasst hat.

Farbvarianten des FDP-Logos

FDP Logo“ Farbvariante, Quelle: FDP
FDP Logo Farbvariante, Quelle: FDP

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Dieser Beitrag hat 72 Kommentare

  1. Fällt noch einem die Ironie bei der Verbindung des Namens des Geschäftführers “Mengele” der verantwortlichen Agentur zu deren Namen “Heimat” auf? Ha. Ha.

    1. Wächter: Sehr gut bemerkt, ja, viel mir auch schon auf, aber das will man hier ja nicht weiter vertiefen;->
      Die FDP will ihren Bekanntheitsgrad steigern, Aufbruch, wohin noch mal gleich? Die Gestaltung – unsägliche 80iger/Schülerzeitung! Zum Wegsehen: Das verwaschene Poster und dann dieser Text…!
      Daher: Empfehle der FDP die Namensänderung in PDF, da ist sie dann ganz weit vorn.

      1. Ach Achim, lach doch mal! Ich musste im Strahl lachen, als ich den ersten Kommentar gelesen hab.

        1. Kluge, gewiefte Satire, wie etwa im Postillon, lieber Postillon-Sympathikus, ist unterhaltend. Ein solcher Kommentar allerdings, der nichts zur Sache beiträgt ist in seiner plumpen Art fast schon böswillig zu nennen, weil der Verfasser einzig darauf abzielt, eine Person, in diesem Fall den Agenturinhaber, zu diskreditieren. Darüber kann zumindest ich herzlich wenig lachen.

  2. Das Positive: das neue Design frischer als das alte, das doch sehr nach „Stock im Arsch“ ausschaute. Wobei mir fast die Assoziation „frisch Gestrichen“ kommt :) Ob’s nun das passende für DIESE Partei ist? Das wird die Prüfung durch die Zeit zeigen.

    Was sagt den Herr Lindner eigentlich dazu, dass auch Die Linke eine Slab nutzt, die darüber hinaus noch harmonischer wirkt als diese. Und dann diese Mischung Slab mit DIN Condensed? Aua!! Anscheinend war hier wieder der führende Gedanke: Hauptsache Anders, Hauptsache Provokativ. Nur so etwas wirkt nicht gerade vertrauenswürdig. Wie sagte Jack Horner alias Burt Reynolds in „Boogie Nights“ über VHS: „Scheiß Bild und scheiß Ton gleich scheiß Inhalt.“

  3. Die Wahl einer Slab-Schrift für das Logo war meiner Meinung nach eine gute Idee. Dass die FDP jetzt die DIN-Schrift für den Copytext benutzt, muss man aber nicht verstehen.
    Spätestens, wenn der erste FDP-Ortsverein alle Logodateien als JPG verwendet, wird man außerdem bemerken, dass die Kompressionsartefakte bei diesen grellen Farbtönen schnell die Qualität (und Lesbarkeit) verhageln.
    Was mir auch noch aufgefallen ist: Die „neuen“ Farben im neuen Logo sind nicht neu: Mit nur geringen Abweichungen entspricht der Gelbton dem des alten FDP-Logos vor 2013, der Blauton dem, der seit 2014 schon als „unterstützende Farbe“ für das Layout zulässig war und das Magenta der alten „Störerfarbe“ der FDP.

  4. Für mich auch gestalterisch unterhalb der 5%-Hürde. Die Auswahl der Schriften ist genauso wenig gelungen wie die Farbgebung. Am meisten irritiert mich aber der weite Abstand zwischen F, D und P im rosa Balken. Das wirkt für sich gesehen schon unrund, wird aber durch den Gegensatz zum sehr eng spationierten “Freie Demokraten” noch unpassender.

    Außerdem muss ich bei »Freie Demokraten« an »Freie Radikale« denken. Naja.
    »Die Liberalen« wäre sinnvoller.

    1. sinnvoller für wen genau?

      ich vermute hinter der verbalisierung des markenkerns eine inhaltliche neuausrichtung.

      .~.

  5. Alle mir bekannten FDPler zucken bestimmt vor Schreck zusammen :P

    Insgesamt finde ich aber diesen radikalen Schritt gut und richtig, denn dort wo der verbale Wandel nicht wahrgenommen wird, muss um so lauter der visuelle Wandel stattfinden.

    Ob sich das langfristig durchsetzen wird und Bestand hat wage ich jetzt schon zu bezweifeln. Aber die Parteilandschaft wird visuell immer bunter und wirkt somit zumindest lebendiger als es die Politikverdrossenheit vermuten lässt.

  6. Soso, Magenta als Farbe des Aufbruchs… Lustig, da der Sage nach die Farbe ihren Namen angeblich von dem italienischen Ort Magenta in der Nähe von Mailand her hat; als dort in einer Schlacht im Sardinischen Krieg so viel Blut vergossen wurde, dass der Boden diese Farbe annahm.

    Das Magenta bisher als Störerfarbe genutzt wurde, sagt dann über das neue Design also aus, dass die FDP jetzt noch mehr Hervorheben möchte? Den Plakaten nach zu beurteilen anscheinend schon :)

    Aber doch nochmal ein Lob: Die FDP ist jetzt Bunt, wie sie sich ihre Wählerschaft vorstellt. In heutiger Zeit ein wichtiges Zeichen gegen den braunen Vormarsch. Und Gelb gemischt mit Blau ergibt Grün. Top ;)

  7. Ob mit einer derartig klumpfüßigen Slab-Serif-Schrift „Attribute wie Menschlichkeit und Einfühlsamkeit“ tatsächlich übermittelt werden können?

    Auch wäre als zusätzliche Farbe statt Magenta ein Mövenpick-Rot einfach passender …

  8. Unangenehm fällt auf, dass hier die Schrift „PMN Caecilia“ mit kleinen „e“-Buchstaben aus einer statischen Grotesk (Helvetica oder ähnliches) kombiniert wurde. Also zwei Schriften, die nichts miteinander zu tun haben und m. E. auch nicht zusammen passen. Es gab schon mal eine ähnlichen Fall bei der Beschriftung von UPS-Fahrzeugen. Damals wurde der Schriftzug „Weltweite Dienstleistungen“ in der FF Dax gesetzt, das kleine „g“ wurde aber der FF Meta entnommen. Das Prozess endete mit einem Vergleich und UPS musste an den Fontshop 17500 Dollar zahlen …

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