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Das große Eszett ist da

Versaleszett

Versaleszett

Im Zusammenhang mit der Frage: Was ist typisch deutsches Design? ist sicherlich auch der folgende Artikel und nachfolgende Link-Tipp interessant, die sich mit dem Eszett beschäftigen, DEM typisch deutschen Buchstaben. Der Großbuchstabe wurde nun in die internationalen Zeichensätze ISO-10646 und Unicode 5.1 aufgenommen.

Das bedeutet erst einmal Arbeit für viele Schriftgestalter, die nun ihre Fonts erweitern dürfen. Sofern dann ein Font auch die Majuskelvariante bietet, kann jeder Designer selbst entscheiden, ob er weiterhin SS als Großbuchstaben wählt, wie es auch nach der Normung die korrekte Rechtschreibregel bleibt, oder ob er lieber dem ß zu einem Comeback verhelfen möchte, was nicht nur grammatisch ebenfalls korrekt wäre sondern auch stilistisch, zumindest am Anfang der Umstellung, für einen Hingucker sorgen dürfte.

Mich hat schon immer die Widersprüchlichkeit der Rechtschreibreform in Bezug auf ein SS z.B. in STRASSE, MASSE oder in LITFASSSÄULE gestört, insofern freue ich mich sehr über die Wiederbelebung des großen Eszett.

Jetzt müssen nur noch die Tastaturhersteller nachziehen.

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Dieser Beitrag hat 84 Kommentare

  1. »Die neue deutsche Rechtschreibung schreibt ja seit 1996 für den Versalsatz die einheitliche Ersetzung von Eszett durch den Doppelbuchstaben „SS“ vor. Eine Unterscheidung etwa zwischen „Masse“ und „Maße“ ist damit im Versalsatz nicht mehr möglich.«

    In einer globalisierten Welt macht das Eszett einfach keinen Sinn mehr, ich finde, das sollte wie in der Schweiz endlich ganz abgeschafft werden.

  2. > “schön“ oder “hässlich“: seit wann ist das für Zeichen (nicht Ausformungen in einer konkreten Schriftart) ein Kriterium?

    Wenn ich ein Zeichen verwenden muss, ist es gewiss kein Kriterium.

    In der deutschen Schrift gibt es aber kein großes Scharf-S. Da können sich ISO und Unicode auf den Kopf stellen. Und ich wette, dass wir auch in fünf Jahren noch kein solches Zeichen in freier Wildbahn sehen werden.

    Und extra ein neues Zeichen erfinden, um geschätze zwei Mehrdeutigkeiten aufzulösen, wo es in der deutschen Sprache nur so von anderen Mehrdeutigkeiten wimmelt?

    Gab es nicht auch mal den Versuch, ein Ironie-Satzzeichen zu kreieren?

  3. GROBSTADT. Ob damit wohl Berlin-Neukölln gemeint ist? Okay, Spaß beiseite. Ich kann mich den Vorrednern nur anschließen: Es wirkt falsch. Einerseits, weil ungewohnt und wir Deutsche mit einem Novum ja immer erst hadern und andererseits, weil es sich nicht signifikant genug vom kleinen, gemeinen “ß” unterscheidet/unterscheiden kann.
    Ausnahmsweise muss ich auch mal etwas zur Aufhängergrafik oben loswerden: So viel Schlagschatten und Verlauf. Brrr….

  4. “In einer globalisierten Welt macht das Eszett einfach keinen Sinn mehr, ich finde, das sollte wie in der Schweiz endlich ganz abgeschafft werden.”

    Ganz im Gegenteil meine ich: Dank des Unicode-Projekt muss sich jetzt eben nicht die ganze Welt nach dem reduzierten Englischen Zeichensatz richten! Und dass das Eszett bisher nicht in GROSS existiert, kann man durchaus als Lücke werten.

    @sebastian: nach großer Skepsis (ich habe GROßBUCHSTABEN schon zu oft gesehen und das kleine ß sieht im Versalsatz gruselig aus), hast Du mich überzeugt: es kann gut und richtig aussehen. Die Grafik von Achim im Kopf finde ich dagegen nicht so gelungen, da wirkt das ß immer wie dazugemogelt. Aber wenn es eine typografische gelungene Lösung gibt, kann von mir aus auch der Duden nachziehen.

  5. > “schön“ oder “hässlich“: seit wann ist das für Zeichen (nicht Ausformungen in einer konkreten Schriftart) ein Kriterium?

    Dass das ß von Natur aus hässlich sei war beispielsweise die Begründung seitens McDonalds bei dem Slogan “Einfach pur geniessen” kein ß einzusetzen.

    Also: bei einigen Leuten scheint das ß als hässlich zu gelten und gehört deswegen abgeschafft. Die Begründung kann man auch in Kommentaren zur Eszett-Diskussion lesen.

  6. Das SZ wurde durch die Rechtschreibreform von 1996 deutlich geschwächt, wenn nicht in seiner Existenz bedroht. Nun nach einem Versal-SZ zu schreien, ist deshalb schon fast ein typografischer Treppenwitz.

    Als Kleinbuchstabe übernahm das SZ lange Zeit wichtige typografische Funktionen: Wie alle Kleinbuchstaben mit Oberlänge half das SZ, Wortbilder zu gliedern und wiedererkennbar zu machen. Daß und das waren im Lesefluß deutlicher zu unterscheiden als dass und das. Mißstände wie die heutzutage vielfach anzutreffenden Triple-S-Konstruktionen (Missstand, Schlossstraße) konnten vermieden werden. Doppeldeutige Wortbilder traten nur in Maßen auf und nicht in Massen.

    Der einzige Mangel des SZ, nämlich seine fehlende Versalie, war leicht zu verschmerzen, da kein vernünftiger Mensch auf die Idee kam, FLIESSTEXT IN GROSSBUCHSTABEN zu schreiben. Die eine oder andere Headline mit Doppel-S stellte kein Problem dar. Der Inhaber eines Ausflugslokals konnte entscheiden, ob er Feldschlößchen oder FELDSCHLÖSSCHEN über den Eingang seiner Kneipe pinseln ließ – und alles war schön.

    Wer nun aber ernsthaft erwägt, FELDSCHLÖßCHEN zu schreiben, sollte sich fragen, ob dies nicht inkonsequent ist. Eigentlich gibt es nur zwei sinnvolle Wege im Umgang mit dem ungeliebten Buchstaben: Stärkung des SZ in seiner traditionellen Rolle als markanter, wortgliedernder Kleinbuchstabe (das heißt Rückkehr zur alten Rechtschreibung), oder gänzliche Abschaffung des SZ (was nicht weniger als ein echter typografischer Verlust wäre). Alle Bestrebungen, dem SZ einen Versalanzug zu schneidern, sind hingegen sinnlos und laufen ins Leere.

  7. Ehrlich gesagt bin ich ein wenig verwundert, ob des verhaltenen Zuspruchs gegenüber dem Versaleszett wie es sich auch in den Blog-Kommentaren hier ablesen lässt. Wir alle sind doch immer auf der Suche nach etwas Typischem, etwas Unterscheidbarem in der Gestaltung. Nun bekommen wir ein weiteres (bescheidenes) Werkzeug in die Hand, mit dem wir Design anders aussehen lassen können, was ja auch im international Kontext ein Unterscheidungsmerkmal bedeutet, und nur Wenige mögen das Werkzeug anrühren. Das wundert schon. Wenn Globalisierung im Sinne von Gleichmacherei interpretiert wird, bin ich sehr dagegen. Ich habe in Bezug auf eine immer näher zusammenwachsende Gemeinschaft allerdings ein anderes, positiveres Bild.

    Ich würde das Eszett sofort einsetzen und verstehe nicht so recht woher die Vorbehalte herrühren. Ein Argument es sei nicht “schön” kann ich nicht nachvollziehen. Auch eine unterstellte zu große Ähnlichkeit von ß und B mag mich überhaupt nicht überzeugen. Das wird von Schrift zu Schrift unterschiedlich sein. Ebenso könnte man sagen v und u oder I und l sähen sich zu ähnlich, weshalb man diese Buchstaben nicht verwenden sollte. Viel wichtiger als die Frage ob es schön aussieht ist für mich der Punkt, ob etwas dadurch verständlicher wird. Jeder, der sich “form follows function” auf die Fahne schreibt, muss/müsste ein Beführworter des Versaleszetts sein. Formen, und als solche zähle ich auch die Buchstaben, sind kein Selbstzweck. Sie haben (erst einmal) eine Aufgabe, eine Funktion. Sie dienen. Sind Informationsübermittler. Erst nachfolgend kommt die Form und das Design. Ästhetik ist wichtig aber nicht so wichtig, als dass sie sich an dieser Stelle über den Inhalt erheben könnte.

    Nicht zuletzt ist ein Eszett für mich persönlich auch ein klares Bekenntnis zur deutschen Sprache. Ich beneide die Skandinavier und Osteuropäer um ihre Buchstabenvielfalt und ihre Sonderzeichen, die jeder Broschüre aber auch den digitalen Medien etwas Unverwechselbares verleihen. Mit der Digitalisierung und weltweiten Vernetzung sind viele dieser ländertypischen Elemente hinten runter gefallen siehe Domainnamen und E-Mail-Adressen. Ich hoffe in den nächsten Jahren erleben wir eine kleine Renaissance. Ich weiß noch gut, wie umständlich aber auch spannend es war, als ich mich in einer isländischen Bibliothek mit einer Computertastatur auseinander setzen durfte. Die Isländer pflegen bekannterweise ja ihre Sprache mit viel Hingabe.

    Ich bekenne mich an dieser Stelle als Freund der (Formen)Vielfalt.

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