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Corporate Design der Stadt Braunschweig wird modifiziert

Braunschweig Stadtmarke, Quelle: Braunschweig Stadtmarketing GmbH
Braunschweig Stadtmarke

Das Erscheinungsbild der Stadt Braunschweig wird sich in den nächsten Wochen ändern. Mit dem neuen Corporate Design soll die Optik modernisiert und die Flexibilität im Bereich der Anwendungen verbessert werden. Im Zuge des Redesigns wird auch das seit 1954 in Gebrauch befindliche städtische Löwen-Signet modifiziert.

Es sei an der Zeit gewesen, das Markenzeichen der „Löwenstadt“ zeitgemäßer zu gestalten, wie es von Seiten verantwortlicher Stelle heißt. Das von dem Schweizer Grafiker und Schriftgestalter Hermann Eidenbenz entworfene Signet prägt seit nunmehr 64 Jahren das Erscheinungsbild der Stadt Braunschweig. „Der Löwe ist selbstverständlich auch weiterhin das Erkennungsmerkmal der Stadt Braunschweig. Er ist in vielerlei Assoziationen fest mit Braunschweig verknüpft, die Löwenstadt bleibt unsere Marke. Der traditionelle Eidenbenz-Löwe bleibt wichtiger Bestandteil des Designs“, so Ulrich Markurth, Oberbürgermeister der Stadt Braunschweig.

Der sogenannte Eidenbenz-Löwe wurde seinerzeit auf Basis des offiziellen Stadtwappens von Braunschweig geschaffen. Bereits damals geschah dies mit dem Ziel, dem Löwen einen zeitgenössischen Charakter zu verleihen. Aus der gleichen Motivation heraus erfolgte auch dieses Mal die Anpassung des Signets, mit der insbesondere die Flexibilität bei der Gestaltung von Medien verbessert werden solle.

Braunschweig Stadtmarke Gestaltungsprinzip am Beispiel DIN A4, Quelle: Braunschweig Stadtmarketing GmbH
Braunschweig Stadtmarke Gestaltungsprinzip am Beispiel DIN A4, Quelle: Braunschweig Stadtmarketing GmbH

Für mehr Flexibilität beim Layouten von Prospekten, Plakaten, Anzeigen und Infoflyern sorgt ein Gestaltungsprinzip, bei dem Logo, Schutzzone und Gestaltungsraster eng miteinander verknüpft sind. Kernelemente dabei sind die im neuen Stadtlogo enthaltenen sich überschneidenden Quadrate. Die stets in weiß angelegten Quadrate, nach links oben und rechts unten hinter dem roten „Markenquadrat“ herausgeschoben, bilden eine Schutzzone. Die quadratische Grundform der auf diese Weise geschützten „Stadtmarke“ bildet wiederum die Grundlage für ein Gestaltungsraster, der einerseits möglichst varianten­reiche Anordnungen der jeweiligen Elemente ermöglichen soll, um anderseits Wiedererkennung und Unverwechselbarkeit zu gewährleisten.

Dieses Prinzip der sich überschneidenden Flächen – von den Verantwortlichen als „Tektonik“ bezeichnet – stellt gewissermaßen das Fundament des neuen Corporate Designs der Stadt Braunschweig dar. Die hierbei geltenden Gestaltungsvorgaben seien weniger restriktiv und ermöglichten eine größere Gestaltungsfreiheit beim Anlegen von Medien.

Braunschweig Stadtmarke – vorher und nachher
Braunschweig Stadtmarke – vorher und nachher

In der Gegenüberstellung zwischen altem und neuen Signet fällt sofort die kompaktere Grundform des neuen Logos auf. Aufgrund der nunmehr quadratischen Grundform kann das Signet bei gleichem Raumangebot deutlich größer abgebildet wodurch es an Prägnanz gewinnt. Die horizontal angelegte Grundform des vorherigen Signets war diesbezüglich nicht ideal, gerade im Hinblick auf Angebote in den digitalen Medien (u.a. App-Symbol, Profilbild). Während der Zusatz „Die Löwenstadt“ im bisherigen Signet außerhalb der roten Fläche positioniert ist, ist dieser im neuen Signet innerhalb des roten Quadrats eingebettet. Der Artikel „Die“ entfällt.

Nach vollzogenem Redesign präsentiert sich der Löwe deutlich schlanker. Sowohl die Strichstärke der Kontur wie auch die Gesamtbreite wurden reduziert. Die Segmentierung und Ausbildung von Zwischenräumen, wie sie der von Eidenbenz entworfene Löwe an Armen und Beinen aufweist, wurde aufgelöst. Der Gesichtsausdruck wurde zu einem Lächeln ausgebildet.

Braunschweig Löwe – vorher und nachher
Braunschweig Löwe – vorher und nachher

Ab dem 1. November soll das veränderte Corporate Design der Stadt Braunschweig samt modifiziertem Stadtsignet zur Anwendung kommen. Für die Änderungen am Corporate Design zeichnet die Braunschweiger Agentur wirDesign verantwortlich.

Kommentar

Vorwegschicken möchte ich, dass das Corporate Design der Stadt Braunschweig von mir in der Vergangenheit mehrfach als gutes Beispiel gelobt wurde. Stadtverwaltung und städtisches Marketing leisten in Verbindung mit der Agentur wirDesign seit vielen Jahren eine erstklassige Arbeit. Das nun bevorstehende Redesign sehe ich allerdings aus vielerlei Hinsicht kritisch.

Die Aussage von Oberbürgermeister Markurth, der traditionelle Eidenbenz-Löwe bleibe weiterhin wichtiger Bestandteil des Designs, scheint mir eher PR-taktisches Kalkül zu sein, um im Vorfeld all jene Mitbürger zu besänftigen, die den Eidenbenz-Löwen über die Jahrzehnte hinweg lieb gewonnen haben. Ähnlich vermittelnd klingt auch der separate Blogeintrag auf loewenstadt.braunschweig.de. Tatsächlich ist vom Eidenbenz-Löwen, das zeigt die Gegenüberstellung von alter und neuer Darstellung (Abb. oben), nicht mehr viel übrig.

Schade ist dieser Umstand auch deshalb, da die neue Löwenform gestalterisch nicht zu überzeugen vermag. Die Füße wirken, als hielte der Löwe in ihnen Puscheln, wie man sie von Cheerleader kennt. Die Hinterläufe wirken aufgeblasen wie eine Pumphose. Die Entfernung der Zwischenräume lässt den Schwanz des Löwen seltsam gekrümmt erscheinen. Die von Eidenbenz gedachte aufsteigende Bewegung mit einem vertikal abwärts gerichteten Schwanzende ist gänzlich verloren gegangen. Losgelöst von der restlichen Löwengestalt betrachtet lässt sich nur noch schwerlich eine Schwanzform ausmachen. Die Dynamik ist dahin. Auch die Überarbeitung im Bereich des Gesichts/Kopfs des Tieres ist signifikant und beschreibt eine deutliche Abkehr von der bisherigen Formensprache. Die kämpferisch-fauchende Mimik weicht einem Lächeln. Ein Löwe, der lächelt! Ein solches Redesign sagt auch viel darüber aus, wie heutzutage innerhalb einer Gesellschaft kommuniziert wird – Anecken und Aufmucken gelten als verpönt. Corporate Design darf, ja muss in der Fülle an visuellen Reizen zuweilen jedoch anecken. Aber bleiben wir beim Löwen. Nach Begradigung der stolz geschwelgten Brust und dem muskulösen kraftvoll nach hinten gebeugten Nacken hat das einst so prächtig anmutende Tier an Ausdruck eingebüßt. Um seine Kanten und Charakteristik entledigt steht er nun da, der neue Braunschweig-Löwe, statisch, aufgeplustert und eine Papiertröte im Maul tragend.

Mit Einbettung des Namenszusatzes „Löwenstadt“ innerhalb der roten Quadratfläche des Signets wird zudem sprachlich eine ganz andere Aussage getroffen, als wie sie die bisherige Lösung samt herausgelöster Anordnung formuliert. Von Aufbau und Anordnung her ist „Braunschweig Löwenstadt“ nämlich dem Konstrukt von Stadtname + Stadtteilname gleichgesetzt. Dem gegenüber lässt sich anhand der separaten Darstellung außerhalb des roten Rechtecks viel besser der werbliche Charakter erkennen, und dass es sich eben um einen Beinamen handelt. Auch aus gestalterischer Sicht spricht vieles für eine separate Anordnung, denn ohne den Beinamen bekäme die im Anschnitt befindliche Löwendarstellung innerhalb des roten Quadrats mehr Platz.

Eine der wenigen positiven Veränderungen, das soll nicht verschwiegen werden, ist sicherlich die Umstellung auf eine kompaktere und dadurch leichter handhabbare Logogrundform. Insgesamt bin ich jedoch vom neuen visuellen Erscheinungsbild enttäuscht, gestalterisch wie konzeptionell. Das Corporate Design von Union Investment, ebenfalls von wirDesign entwickelt, basiert auf dem gleichen Gestaltungsprinzip, das sich auf überlagernden Flächen begründet. Überdies hatte die Nachbarstadt Hannover bereits vor einigen Jahren auf ein Dachmarkenkonzept umgestellt, bei dem dieses Prinzip im Mittelpunkt der Gestaltung steht (dt berichtete). Deshalb sehe ich die erhoffte Unverwechselbarkeit des Erscheinungsbildes der Stadt Braunschweig in diesem Fall als nicht gegeben. Aufgrund der positiven Merkmale und Eigenschaften des bestehenden Corporate Designs wäre eine evolutionäre Weiterentwicklung, die weniger einschneidende Veränderungen mit sich bringt, der aus meiner Sicht bessere Weg gewesen.

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Dieser Beitrag hat 30 Kommentare

  1. Manchmal frage ich mich wer da in der Agentur die Verantwortlichen sind und wie das so verabschiedet werden kann.
    Das MUSS man doch sehen, dass der Löwe völlig daneben ist…vorallem Hände und Hinterläufe sind ja katastrophal. Das linke und rechte Hand auch noch verbunden sind…, gleiches bei den Hinterläufen, nur um es in eine Form umzuwandeln.
    Die vorherige Umsetzung finde ich sogar richtig cool, klar, etwas optimierungsbedarf aber plakativ und eigenständig.

    Da hat sich die Stadt Braunschweig ein ziemlich übles Eigentor geschossen.

  2. Ich finde – ganz oberflächlich betrachtet – den neuen Look ganz schön. Er wirkt etwas frischer und moderner als der bisherige. Allerdings sehe ich auch Unschönes beim Löwen. Natürlich ist es nachvollziehbar, dass die Strichstärken vereinheitlicht wurden. Seine Optimierung, was die Bildschirmdarstellung angeht, finde ich auch gut und legitim. Aber unterm Strich ist die alte Marke insgesamt prägnanter und eleganter und der Claim auch als solcher erkennbar gewesen.

  3. Nee, der Löwe funktioniert nicht mit dieser Strichstärke… Gruselig.

    Viele Grüße aus Braunschweig….

  4. Jetzt mal abgesehen vom schlimmen fröhlich tanzenden Löwen – haben die wirklich die Ubuntu als neue Hausschrift?

  5. Vorher konnte man erkennen, dass das rechts vom Löwenkörper der Schwanz ist. Jetzt sieht es für mich so aus, als wäre da eine Wärmflasche. Habe echt erst den Vergleich gebraucht, um das zu identifizieren.
    Ansonsten, das mit den farbigen Kästchen um die Bilder kann man mögen, muss man aber nicht. Ich tue die nicht und schließe mich den vorangegangenen Kommentaren an, indem ich das als ebenfalls als Verschlechterung empfinde.

  6. Was mich besonders wundert ist, dass man für die flächige Version des Löwen (die auch in weiß auf dem roten Kasten sitzt) scheinbar nicht nur die innere Fläche der Kontur-Version verwendet hat sondern Fläche + Kontur. Dadurch wirkt der Löwe hier zusätzlich aufgequollen. Für die Darstellung des Schwanzes musste dann sogar noch eine Sonderlösung her, da dieser ja ansonsten gänzlich weiß gewesen wäre.

      1. Mit viel Wohlwollen könnte man den Bogen noch als Zitat des Vorgängerlogos auffassen. Wenngleich es auch ein relativ sinnfreies Zitat wäre. So oder so, wenn schon für die Standartanwendungen zahlreiche Sonderlösungen vonnöten sind wirkt das Gesamtbild irgendwie unglücklich.

      2. Lukas Paul, du hast Recht, deine Version sieht schon deutlich besser aus.

        Die von Achim genannte Sonderlösung mit dem Bogen finde ich gar nicht so schlecht, weil der ins Rote hinein gewölbte Bogen des Beins am unteren Rand nicht so eine gute Figur macht.

        Was ich nicht verstehe, ist wie man die Lesbarkeit des Löwenschwanzes in der Überarbeitung so stark verschlechtern konnte. Ich kannte das Braunschweig-Logo vorher nicht und habe mich bei dem Artikelbild gefragt, was das rechts für eine Schlaufe sein soll (Ein gedrehtes D?).

  7. Als gebürtiger Braunschweiger war ich bisher immer sehr stolz darauf, dass meine Heimatstadt ein Logo hatte, dass immer noch modern aussieht, obwohl es schon in meiner Kindheit in den 80er Jahren neben den Schultoren angebracht war. Und genauso wurde es auf Briefen der Stadt verwendet und wirkte überall passend. Auch als App-Logo wäre es brauchbar gewesen, wenn man es denn dafür nutzen wollte.

    Wie alt das Logo wirklich ist, habe ich tatsächlich erst mit diesem Beitrag erfahren. Dem Designer ist da tatsächlich ein sehr zeitloses Werk gelungen. Hoffen wir, dass es irgendwann wieder zurück kehrt.

  8. Ich war jetzt zwei wochen in Afrika und hatte die möglichkeit, mir reale löwen sehr genau anzusehen.
    Der größte teil der heraldischen löwen würde als tier überhaupt nicht funktionieren, sondern jämmerlich verenden … so auch der Eidenbenzlöwe und sein nachfolger. Die form der pfoten hat mir nie gefallen, der verzweigte schwanz ist auch merkwürdig und die hinterbeine erinnern insbesondere in der neuen form an eine gelenkkrankheit, die es tatsächlich gibt und die in der wachstumsphase auftritt (an den gelenken bilden sich wasserbeutel, die punktiert werden können oder auch nicht, dann bilden sie sich mit der zeit zurück). Der schwanz ist in der neuen form topologisch seltsam und hat eine schlaufe am ende??
    Die designer hätten besser daran getan, die anmutung des logos von 1954 beizubehalten, aber die angesprochenen details etwas mehr der natur anzunähern. Was nicht bedeutet, so detailreich zu werden, dass es grafisch nicht mehr funktioniert: Naturtreue zeigt sich in grundformen und proportionen, nicht in details.

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