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CNN ändert On-Air-Design-Grafiken

CNN Graphics On-Air-Design (06/2023)
CNN Graphics On-Air-Design (06/2023)

Der US-amerikanische Nachrichtensender CNN, 1980 in Atlanta gegründet, hat am 43. Jahrestag seines Bestehens das Design der On-Air-Grafiken modifiziert. Das neue Design biete deutlich mehr Flexibilität hinsichtlich der Art und Weise, wie Nachrichten und Informationen insbesondere in Bezug auf ihre Dringlichkeit vermittelt werden, so CNN.

Erstmals seit zehn Jahren erfährt das On-Air-Design des Nachrichtensenders ein Makeover. Dank des „all-new on-air graphics package“, wie es CNN-Vorstandsvorsitzender Chris Licht letzte Woche in einer Mitteilung an die eigenen Mitarbeiter bezeichnet, werde „die Nachricht der Star auf jedem Screen“. Licht trat im Mai 2022 die Nachfolge von Jeff Zucker als CNN-Chef an.

Das Design-Update bringt für Einblendungen und Textinformationen zahlreiche Neuerungen mit sich. Die am unteren Bildschirmrand verorteten Grafiken (Chyrons) wurden neu strukturiert, auch mittels Tabs, und sie erhalten abgerundete Ecken. Das bisherige verlaufsfreie, flache und kantige Design bekommt dank dezentem Schattenwurf nun Tiefe und somit eine leicht räumliche Anmutung.

On-Air-Design-Grafiken – vorher und nachher

Die Typografie, zuletzt 2022 schon einmal angepasst, wird nochmals modifiziert. Die Darstellung ändert sich zugunsten eines leichteren Schriftschnitts. Statt in weiß auf rotem Grund wird das CNN-Logo nun in rot auf weißem Grund dargestellt. Das neue On-Air-Design sei „clean and modern“, so Licht, und es sorge für deutlich mehr Flexibilität in der Art und Weise der Aufbereitung und Präsentation von Informationen, insbesondere im Zusammenhang mit Eilmeldungen. Bereits zum Amtsantritt als CNN-Chef hatte Licht auf den seiner Ansicht nach übermäßigen Gebrauch der Überschrift „Breaking News“ hingewiesen.

Schwarze Überschriften im unteren weißen Balken vollziehen im Zuge der Einblendung nun keine Links-Bewegung mehr. Der Überschriften-Wechsel erfolgt stattdessen mittels eines roten Layers, der sich von links kommendend über die Überschriften legt und diese mit einem Wisch/Slide-Bewegung freigibt. Auch im sekundären schwarz gehaltenen Balken wird auf eine permanent durchlaufende Bewegung verzichtet – Textinformationen „flippen“ an dieser Stelle von unten kommend hinein. Einen durchlaufenden Nachrichten-Ticker, wie ihn etwa Bloomberg oder hierzulande WELT verwenden, nutzt CNN bereits seit 2006 nicht mehr.

Zeitgleich mit der Umstellung auf das On-Air-Design startet zudem der Rollout einer neuen Kampagne.

Kommentar

Der übermäßige Gebrauch von zumeist rot gefärbten Bannern und Eilmeldungen ist auch hierzulande im Umfeld von Nachrichtensendern und -portalen zu beobachten. Vielfach werden Nachrichten von geringer/begrenzter Tragweite als Top-Schlagzeile aufbereitet. Wenn quasi jede Nachricht rot, fett und groß dargestellt und so zur „Breaking News“ stilisiert wird, und hier hat CNN-Chef Licht völlig recht, gibt es keine echte „Breaking News“ mehr. Die Folge ist ein auch durch visuelle Mittel beförderter Alarmismus. In ihrem Buch „Die vierte Gewalt“ sprechen die Autoren Precht / Welzer vom „Sound der Skandalisierung und Sensationierung“. Insofern ist es schön zu sehen, dass Sender wie CNN daran arbeiten, journalistische Inhalte weniger laut, weniger effekthascherisch zu transportieren. Ein Redesign also, das der Selbstregulierung und -korrektur dient.

Ganz ohne Wisch-, Slide-, Flip-, Scroll- und ähnliche Effekte mag auch CNN nicht auskommen, wie im Live-Betrieb zu sehen ist. Im Vergleich etwa zur „tagesschau vor 20 Jahren“ wirken all die Effekte hektisch und die Gestaltung ungeachtet der Anpassung alarmierend. Wenn wir als Konsumenten die alarmierende Wirkung nicht oder weniger bewusst wahrnehmen, dann deshalb, weil sich der Wandel schleichend vollzogen hat und weiter vollzieht (shifting baselines). Denn Veränderungen, die graduell geschehen, bemerken wir oftmals nicht. Umso wichtiger ist es, den eigenen Medienkonsum dahingehend kritisch zu hinterfragen, Stichwort Medienhygiene.

Mit der nun vollzogenen Umstellung auf dünnere/leichtere Schriftschnitte für Überschriften und Teaser distanziert sich CNN zudem noch stärker im Visuellen vom stärksten Konkurrenten Fox News, der, ähnlich wie hierzulande z.B. Bild, im Kontext der Nachrichtenaufbereitung vor allem auf schmal gestellte fette Schriften setzt.

 

Dieser Beitrag hat 8 Kommentare

  1. Sieht so aus, als würden sie endlich aufhören, die Schrift zu zerren. Das allein ist schonmal ein enormer Fortschritt. Das rot-weiß-schwarze Flaggenmuster verschwindet auch endlich. Im Grunde sind das eher – längst fällige – Korrekturen als ein “all new” Design. Das wäre aber ebenfalls mal fällig. Das Ganze wirkt auf mich immer noch sehr dated, so wie auch die anderen News-Programme in den USA.

      1. Sender meinte ich nicht, sondern Sendung. BBC News wäre ein Beispiel, das ähnlich mit Rot hantieren muss (wegen des Logos), aber es m.E. besser macht. (Natürlich sind solche Aussagen erstens Geschmacksurteile und setzen zweitens im Verborgenen gewisse Prämissen voraus.) Die im Kommentar erwähnte Tagesschau ist natürlich hervorzuheben, generell sind die News-Sendungen der Öffentlichen grafisch gut gemacht (RBB z.B. oder WDR). Gleiches gilt auch für die Tagesschau des Schweizer Fernsehens, die auch wieder einen Rotton einsetzt. Der schwedische SVT1 Rapport ist der CNN ein bisschen ähnlich, aber feiner oder harmonischer, die Typo wirkt frischer, die Farbgebung nicht so aggressiv und wahllos.

        Natürlich ist bei allen die Informationsdichte nicht so hoch wie bei CNN, aber ich weiß auch nicht, warum sie so hoch sein muss. Dennoch meine ich, gut ausgeglichene Typo (und nicht überall Versalien) und Farben auf simplen Rahmen gut orientiert könnte die Informationen genauso gut aufnehmen. (Dafür gäb’s vermutlich auch Beispiele, mir fallen sie gerade nicht ein.) Rot-Schwarz-Weiß mit Helvetica ist halt ein etwas verbrauchtes Schema, und die Abrundungen und das Dekor machen’s nicht besser, im Gegenteil. Tatsächlich scheint es mir so, als würde der altbackene Eindruck schwächer werden, wenn ich mir links die rote Linie wegdenke und die Typo oben, vielleicht etwas bolder, aber nicht komplett in Versalien vorstelle. Aber im Prinzip habe ich damit nur den schwedischen Rapport mit Helvetica rekreiert.

  2. Auch ich emfinde die eher inflationäre eingesetzte Farbe rot im News-TV längst nicht mehr nur in “breaking news”-Situationen als nicht gut. Dies ist leider auch zu Beobachten beim deutschen TV-Sender “ntv”.
    Einzelne Design-Elemente (inkl. Typographie) von CNN sind schön umgesetzt. Klarer und Übersichtlicher
    https://www.newscaststudio.com/2023/06/01/cnn-new-graphics-chryons-lower-thirds/
    Eines der besten OnAir-Design im Bereich News-TV hat euronews https://de.euronews.com/live. Es bricht mit den üblichen Design von News-Sendern – sehr schön …

  3. Einige Änderungen gefallen ganz gut.
    Die Runden Enden, abgerundeten Ecken und Verläufe wirken bei mir aber eher wie eine App für iOS von 2010…

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