Montréal Impact, ein 1993 gegründetes Franchise der US-amerikanischen Major League Soccer (MLS), hat sich einen neuen Namen und eine neue visuelle Identität zugelegt. „Club de Foot Montréal“ ist von nun an der Name des Clubs.
Die wohl umfassendste Änderung der Identität des Franchise beinhaltet neben der Umstellung auf einen neuen Namen auch die Einführung eines gänzlich veränderten Logos. Um weiter zu wachsen und Fortschritte zu machen, vollziehe der Club eine Transformation, wie es seitens der Club-Führung im Rahmen der Vorstellung heißt. Seit Mitte Januar präsentiert sich „CFM“, so die Abkürzung der Franchise, mit einem stilisierten Schnellkristall als Logo.
Auszug der Pressemeldung
This transformation is inspired by the culture of our city, its people, as well as the history of our Club and our sport in Montreal, to lead us into an even brighter future. It’s a great metamorphosis that will stimulate and guide our evolution“, said President and CEO of Club de Foot Montréal, Kevin Gilmore.
„Droit devant“ („Immer vorwärts“) lautet das neue Motto des Clubs. Unter der eigens eingerichteten Website 2021.cfmontreal.com wird die neue Identität wie auch die Geschichte des Clubs in Szene gesetzt.
Das letzte Redesign des Franchise-Logos erfolgte 2012. Mit dem nun bereits vollzogenen Wechsel verabschiedet sich der Club von seinem Logo in Schildform. Als zentrales Erkennungszeichen von CFM dient nunmehr ein von einer Kreisfläche umgebener stilisierter Schneekristall. Die im Logo verwendeten Elemente erzählten die Geschichte des Clubs und seien von der Stadt Montréal inspiriert, wie es innerhalb der Pressemeldung zum Redesign heißt. Nach innen weisende Pfeilsymbole, welche die Metro von Montréal zitieren, sowie der Großbuchstabe „M“ wurden im Logo grafisch eingebettet. Die im Vorgängerlogo großflächig dargestellte Lilie (Fleur de Lys) wird im neuem Signet deutlich kleiner abgebildet.
Die Farben des Clubs – Schwarz, Grau (Silber) und Blau („Impact Black“, „Ice Grey“, „Sacré Bleu“)– bleiben zwar grundsätzlich bestehen, wurden jedoch in Nuancen sowie in Bezug auf ihre Verwendung modifiziert. Die im Rahmen der neuen visuellen Identität des Clubs verwendeten Schriftarten sei in Montreal entworfen worden, so CFM. Die Hausschrift ist nunmehr die Neue Montreal Bold. Welche Agentur für das Redesign verantwortlich zeichnet, dazu macht der Club keine Angaben.
Kommentar
Trotz erkennbarem Bemühen um Eigenständigkeit und Vermeidung klischeehafter Gestaltung, welche gerade im Sport weit verbreitet ist, ist das neue Emblem nicht wirklich einzigartig. In Bloomington/Indiana wird ein fast identisches Zeichen als Stadtlogo verwendet. Auch dies ist den Fans des Clubs sauer aufgestoßen. Mehrheitlich wird das neue Erscheinungsbild von den Fans abgelehnt. Der Unmut über die Einführung des neuen Logos ist so groß, dass selbst vor Vandalismus nicht zurückgeschreckt wird.
Am Bildschirm betrachtet wirkt das in „Ice Grey“ gehaltene Logo, als sei die Helligkeit des Monitors zu gering eingestellt. Insgesamt ist das visuelle Erscheinungsbild blass und kontrastarm. In kräftigeren Farben angelegt könnte das Logo als Erkennungszeichen einer Ski-WM dienen. Als Absender eines Fußballclubs ist das Eiskristall-Emblem eher unpassend. Die Isländische Nationalmannschaft nutzt seit kurzem ebenfalls eine aus vielen Elementen bestehende Grafik als Logo. Dort ist es gelungen, eine wirklich einzigartige, authentische Markeninszenierung zu kreieren. Auch auf der typographischen Ebene sucht man bei CFM das Originäre und Identitätsstiftende. Die Neue Montreal Bold ist zudem nicht mehr als ein Helvetica-Derivat. Sportlichkeit lässt sich mit dieser Schrift nur bedingt transportieren.
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Als das Logo vor einiger Zeit bei »Brand New« vorgestellt wurde, brachte ein Kommentar es, wie ich finde, auf den Punkt: Sollten Schneeflocken nicht sechs Zacken haben anstatt acht? Google spuckt dazu aus, dass es physikalisch nicht geht.
Die Pfeile sollen die Montréaler Metro symbolisieren. Das müssen feuchte Träume für die Marketingleute der BVG sein. Nun weiß ich natürlich nicht, ob die Bewohner:innen dieser Stadt nicht doch eine wahnwitzig fanatische Verbundenheit zu ihrer U-Bahn haben, aber man stelle sich vor, der FC Bayern München würde sein Logo von der MVG beeinflusst gestalten, Schalke 04 von der Bogestra oder der Effzeh von der KVB…
Noch dazu geschah dies zum Nachteil der Lilie, die zwar auch in anderen Sportvereinen zum Tragen kommt (Paris Saint-Germain, Darmstadt 98, New Orleans Saints), aber sie dafür durch dieses Konstrukt zu ersetzen?
Die Schrift nicht Helvetica zu nennen, weil das »a« einen leicht anderen Abstrich hat ist auch… naja. Es gibt von Arte eine kleine Reihe namens »Typo Safari« mit einer Folge aus Montréal. Hätten die Entscheider:innen sich die mal angesehen, hätten sie wahrscheinlich wirklich eine Schrift aus dem Herzen Montréals gestalten (lassen) können. Fortuna Düsseldorf grüßt fröhlich mit seinen Designpreisen.
So ist das alles halt irgendwie nett und glatt. Aber reicht das für einen Fußballclub?
So passt es doch sehr gut, dass sie das »Impact« aus dem Vereinsnamen gestrichen haben.
Bei der Weltmeisterschaft der manieriertesten Logos würde dies Logo einen der forderen Plätze belegen.
Für mich sieht das überhaupt nich nach Fußball aus. Wenn das Wort Foot nicht im Clubnamen stehen würde, würde ich meine letzte Unterhose drauf verwetten, dass es ein Eishockey-Club sein soll. Schwarze Scheibe, Schneeflocke drauf = Fußball, ok. [Disclaimer: Ich behaupte nicht, dass alle Fußballvereinswappen „Fußball“ schreien, aber der Sprung ist mir etwas sehr weit.]