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C&A geht „frisch und modern“ ins Jubiläumsjahr

Zum 170. Firmenjubiläum erhält die Modemarke C&A ein modifiziertes Logo. Hintergrund für das Redesign ist ein neues Filialkonzept, mit dem man in den nächsten Jahren zusätzlich zu den bestehenden Kernzielgruppen weitere neue „Kundensegmente“ ansprechen möchte. Dunkles Holz, Lounge-Sessel und ein stilvolles Store-Design sollen offenbar auch eine zahlungskräftigere Kundschaft dazu animieren, in den Läden der textilen Billigmarke einzukaufen.

Ein echter Image-Wechsel wird allerdings nicht angestrebt: „Wir werden weiter der Preis-Leistungsanbieter im Modeeinzelhandel für die ganze Familie bleiben“, so Andreas G. Seitz, Sprecher des europäischen C&A Executive Boards. Vielmehr möchte man mit einer strategischen Neuausrichtung eine Modernisierung des Unternehmens anschieben, „um auch zukünftig den sich verändernden Anforderungen der Kunden begegnen zu können“.

C&A Logo – vorher und nachher
C&A Logo – vorher und nachher, Bildquelle: C&A, Bildmontage: dt

Im zukünftigen C&A-Logo sind die die drei Buchstaben erstmalig nicht mehr invers gesetzt, sondern in einem blauen Farbton. Das für die Textilmarke so typische, Kragen-ähnliche Bildelement bleibt weiterhin rot. Auf jegliche Verläufe und Glanz-Effekte wurde beim Redesign verzichtet. Die Unternehmensmeldung beschreibt das nun vorgestellte Markenzeichen als „frisches neues C&A-Logo, das eine moderne, klare, leichte und helle Ausstrahlung schafft.“

„Die evolutionäre Überarbeitung unseres C&A-Firmenlogos steht sowohl mit unserer einzigartigen Markenhistorie wie auch mit der neuen Corporate Identity im Einklang. Sie visualisiert das Streben unseres Unternehmens, sich stetig weiterzuentwickeln und auf die wechselnden Bedürfnisse und Wünsche unserer Kunden zu reagieren. Darüber hinaus haben wir einen überarbeiteten Marketing-Ansatz entwickelt, eingeführt und mit unseren Unternehmenswerten wie auch mit unserem kommerziellen Ansatz in Einklang gebracht,” so Seitz.

Das Logo

„Frisch“ ist an dem Logo zunächst einmal gar nichts, weder die Farben, noch die Form. Modernität findet sich in ihr ebenfalls nicht wieder, im Gegenteil. Die schweren Serifen, die Anordnung der Lettern und vor allem der rote „Kragen“ lassen das Markenzeichen sogar unmodern erscheinen, was keinesfalls schlecht sein muss, da Tradition ja durchaus ein Gut darstellt, das in der Werbung einen großen Platz einnimmt (Bier- und Automarken, Luxusgüter, etc.).

Unternehmensaussage und visuelle Entsprechung gehen unterschiedliche Wege, was wirklich spannend für jemanden ist, der sich für Design und Kommunikation interessiert. C&A gibt in der Unternehmensaussage vor, modern sein zu wollen, bedient sich in ihrem Markenzeichen jedoch einer visuellen Sprache, in der ganz vehement traditionelle Werte betont werden. Das C&A-Logo bedient sich so zum Beispiel der gleichen Bildsprache eines Dr.Oetker-Logos, deren visuelle Verwandtschaft schwerlich zu leugnen ist. Der Unterschied ist nur: Dr.Oetker setzt ganz bewusst auf eine Identität, die sich eher an konservativen Werten orientiert, was sich auch in dem aktuellen Claim „Ein Stück Zuhause“ widerspiegelt.

In der Modebranche ist Tradition ein Wert, mit dem sich nur bedingt wuchern lässt. Während wir uns in Frühjahrs-Kollektionen werfen, planen die Modemacher bereits an der kommenden Winterrobe. Nur das Morgen ist wichtig, das Heute ist unbedeutend, Vergangenes zählt nichts. Trends bestimmen das Geschäft, umso bemerkenswerter ist das vollzogene Redesign des C&A-Markenzeichens, das vollkommen unaffektiert, befreit vom bisherigen visuellen Effektebalast eine Prägnanz und Originalität besitzt, wie sie für ein Erscheinungsbild erstrebenswert ist.

Eine Randnotiz: Verwundert darf man über das Fotomaterial sein, das das Unternehmen als Pressemappe zusammengestellt hat. In einer „Worst-of-Pressefoto“-Sammlung würde die LKW-Aufnahmesamt Bildrauschen sicherlich mit aufgenommen. Offenbar wurde hier mit einem verunreinigten Bildsensor gearbeitet. Auch ein riesiger, sich diagonal über das Bild ziehender Schmierfleck ist zu sehen. Jeder halbwegs aufgeweckte Amateurfotograf bemerkt derlei Makel und hätte die Aufnahme gelöscht, was die Vermutung aufkommen lässt, das Foto wurde von einem C&A-Mitarbeiter geschossen. Ein solches Foto darf eigentlich nicht veröffentlicht werden, jedenfalls, wenn man sich als Unternehmen das Ziel gesetzt hat, sich von der Positionierung her wertiger aufzustellen. Von der eher beliebigen Gestaltung der Fahrzeugflächen mal ganz zu schweigen.

Fazit

Ob das neue Store-Konzept vom Kunden angenommen wird, steht auf einem anderen Blatt. Das neue Zeichen ist zwar nicht „frisch und modern“, dafür aber prägnant und eine glaubhafte visuelle Entsprechung der Marke. Wie gut, dass nicht alle Logos frisch und modern aussehen müssen. Ein gutes Redesign wäre es nur dann, wenn dieses mit der Firmenkommunikation und den selbst gesteckten Zielen glaubhaft in Einklang hätte gebracht werden können. Corporate Design und Corporate Communication sind Teil der Corporate Identity, gegeneinander ausspielen sollte man sie nicht.

Update 24.04.2011: Aus irgendeinem Grund hatte ich die der Pressemappe enthaltene „3D“-Darstellung des Logos übersehen. Diese sei hier nun also nachgereicht:

C und A Logo

Offenbar wurde in das Logo eine Fotografie eingearbeitet, ich vermute, die des Firmensitzes. Das ist auch der Grund, weshalb die Oberfläche so ausschaut, als würde sich die oberste Schicht abblättern. Höchst seltsam das Konstrukt. siehe Detailansicht

Dieser Beitrag hat 48 Kommentare

  1. also wenn die Datei des alten Logos richtig angelegt war ist das neue Logo innerhalb von wenigen Sekunden daraus entstanden.. die blaue Fläche weg, die Verlauf-Effekte weg.. Farben geändert.. fertig.. schön find ich es ehrlich gesagt nicht und C&A war für mich so oder so noch nie wirklich interessant.. zu Weihnachten hab ich nen Gutschein bekommen, den werd ich wohl demnächst einlösen, aber das Unternehmen an sich war für mich immer eher weniger interessant.

  2. Das Logo find’ ich nicht so wild. Aber wenn das LKW-Foto zeigt, wo es in Zukunft grafisch hingeht, dann jute Nacht. Sieht eher nach den Zahnrädern eines Plastikuhrenherstellers aus den 90ern aus.

  3. Ob nun besser oder schlechter – das sei mal dahin gestellt. Die Reduzierung auf die zwei wesentlichen Elemente (Kranz und Schriftzeichen) ohne unnötigen 3D-Effekt finde ich richtig. Auch die erstmals positive Darstellung begrüße ich, da dadurch meiner Meinung nach im Shop-Design besser gespielt werden kann. Ob das nun wirklich als “evolutionär” zu bezeichen ist, mag ich zwar bezweifeln. Im direkten Vegleich der “C&A”-Logogeschichte für mich dennoch das, das am besten ins Jahr 2011 passt.

    @Achim: Ich denke, dass es immer schwierig ist, von der rein subjektiven Qualität eines Logos auf die Qualität des Designers zu schließen. Ob nun externe Agentur oder inhouse-Abteilung. Wenn die da “Entscheider” ein bestimmtes Logo haben wollen, dann kriegen sie es. Und wenn 30 bessere zur Auswahl stehen. :) So zumindest meine Erfahrung. Das sehen die Designer immer schnell dumm aus…

  4. @Fabian:
    Ich frage mich, wo die Version von 2005 überhaupt eingesetzt wurde, denn zufällig war ich heute bei C&A und die Tüte (bei uns in Österreich »Sackerl« genannt) trägt ebenfalls das Logo von 1998 …

  5. Am Ende ist es zum Glück doch nicht nur ein Logo, das eine Marke erschafft, sondern das große Ganze aller Kommunikationsmaßnahmen. Und natürlich ist es für ein solch großes Unternehmen mehr als peinlich, eine solch schlechte Montage zu veröffentlichen. Aber sich fast ausschließlich auf dieses eine Foto zu stürzen, finde ich mehr als vermessen.

  6. @Dennis Meine Mutmaßung bezieht sich eher auf die Gestaltung des LKW, nicht auf das Logo. Um das Logo anzulegen bedarf es überhaupt keines Designers. Wie Martin richtigerweise bemerkt, ist dies unter Verwendung des 98er-Vorgängers in wenigen Sekunden(!) generiert. Wozu also eine Agentur ins Boot holen, wenn man es doch in wenigen Handgriffen selbst kann ;-)

  7. Bin mir ziemlich sicher, dass auch dieses Redesign von factor design umgesetzt wurde. Die betreuen die Agentur schon seit sehr langer Zeit und in einem Vortrag vor ein paar Monaten von Olaf Stein selbst habe ich das Logo schon gesehen. Wenn mich meine Erinnerungen jetzt nicht vollkommen täuschen.

  8. Immerhin wissen wir jetzt, dass es irgendwie unschlüssig wirkende Logos schon seit mindestens 1841 gibt. In kleiner Darstellung wirkt die innenausgehöhlte Salami nicht so gut. Aber man ist sich treu geblieben und hat nicht einfach alles über den Haufen geworfen und eine durchschnittliche Raumschiff-Enterprise-Font gewählt.

  9. Also, ich finde das Logo gut. Es wirkt keinesfalls beliebig, und ist eine angemessene Fortschreibung des alten Logos. Es gibt eine Reihe von Marken aus dem Modebereich, die in ihrer Markenkommunikation auf Tradition setzen. Beispiel: Jeansmarken. Insofern ist der Verweis auf die Tradition keineswegs so abwegig.

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