Bundesrechnungshof führt neues Corporate Design ein, und erweitert die Staatssymbolik um einen weiteren Adler
Der Bundesrechnungshof tritt seit kurzem mit einem neuen Corporate Design in Erscheinung. Nachdem der Webauftritt der Bundesbehörde bereits Ende letzten Jahres auf das neue visuelle Erscheinungsbild umgestellt und relauncht wurde, werden seit April nun auch die Prüfungsberichte im neuen Design veröffentlicht. Bestandteil des Corporate Designs ist auch eine Neuinterpretation des Bundesadlers.
Der Bundesrechnungshof, 1950 gegründet, ist eine unabhängige oberste Bundesbehörde, die die Haushalts- und Wirtschaftsführung des Bundes prüft. Die Behörde kontrolliert, ob Steuergelder rechtmäßig und wirtschaftlich verwendet werden, berät den Bundestag, Bundesrat und die Bundesregierung und berichtet jährlich über dessen wichtigsten Prüfungsergebnisse. Der Bundesrechnungshof untersteht keiner Aufsicht, weder in seiner Prüfungstätigkeit noch in seiner Verwaltung. Derzeit arbeiten beim Bundesrechnungshof rund 1.050 Beschäftigte an drei Standorten (Bonn, Berlin und Potsdam) mit Hauptsitz in Bonn.
Bislang hatte der Bundesrechnungshof in seiner Außendarstellung, ergänzend zum bisherigen Logo, auch eine graue Version jenes Bundesadlers verwendet, wie er seit 1997 von der Bundesregierung als Hoheitszeichen genutzt wird. Diese Praxis ändert sich nun. Mit der Umstellung auf das neue Corporate Design erfolgt die Einführung eines eigens für den Bundesrechnungshof entworfenen Adler.
Eine Maßnahme, die die Eigenständigkeit als Bundesbehörde unterstreicht. In ähnlicher Weise hatte sich im März 2023 bereits das Bundesverfassungsgericht vom Adlersignet der Bundesregierung verabschiedet, und stattdessen eine eigenständige Adlerdarstellung in seinem Logo gewählt (dt berichtete). Seitdem nutzen alle fünf Verfassungsorgane des Bundes (Deutscher Bundestag, Bundesrat Bundespräsident, Bundesregierung und Bundesverfassungsgericht) jeweils unterschiedliche Adlerdarstellungen als Logo. Und dies gilt ab sofort auch für den Bundesrechnungshof.

In den Berichten des Bundesrechnungshofs kommt seit Anfang April die neu geschaffene Adlerdarstellung zum Einsatz. Im Reigen mit den Adlersignets der fünf Verfassungsorgane (Abb. unten) fällt der Adler des Bundesrechnungshofs durch seine eckige, kantige Form auf.
Abstrahiert und stilisiert sind alle Adlerdarstellung. Doch wie bei keinem anderen Adler ist beim neu gestalteten Bundesrechnungshof-Adler die Grundform des Sechsecks bestimmend. Kopf, Schwingen, Gefieder, Beine und Krallen unterliegen einem geometrischen Gestaltungsprinzip, bei dem weniger bis gar nicht die naturalistische Darstellung des Vogels im Fokus steht, als vielmehr der grafische Ausdruck als Zeichen betont wird.

Neben dem geradlinigen Federkleid – im Gegensatz zu den genannten verwandten Adlerdarstellungen werden vier statt fünf (bzw. sechs) Federn je Schwinge abgebildet –, fällt beim Adler des Bundesrechnungshofs auch die Form der Schwingen auf, welche menschlichen Armen ähnelt, die in einer triumphierenden Pose in die Höhe gereckt werden. Eine klassische Siegerpose, die Stärke, Selbstbewusstsein und den Moment des Triumphs ausdrückt, und die man häufig bei Sportlern sieht. Ähnlich wie auch beim Adler der Bundesregierung erweckt die Darstellung des Adlers des Bundesrechnungshofs bei näherer Betrachtung den Eindruck, als würde der Adler Fäuste ballen und eine Siegerpose ausführen. In kleiner Darstellungsgröße verflüchtigt sich dieser Eindruck – hier ist die Sechseckform bestimmend.
Im Zuge des Redesigns wurde die Typographie neu definiert. Fortan fungieren Bitter (für Überschriften) und Noto Sans (für Fließtext) als Hausschriften des Bundesrechnungshofs. „Zwei klare, moderne Schriften, die auch den Anforderungen der Barrierefreiheit entsprechen“, so die Bundesbehörde. Bislang wurden für Berichte die Windows-Vista-Systemschriften Cambria und Calibri verwendet.

Das neue Logo des Bundesrechnungshofs, eine aus Versalien bestehende, zweifarbige Wortmarke, ist hingegen auf Basis der Schriftart FF Clan Pro entworfen worden. Im erste „E“ und im „F“ wurden die Senkrechten entfernt. Ein Stilmittel, das dazu dient, der Wortmarke Originalität und Eigenständigkeit zu verleihen. Schwarz und ein Ockerton (abgeleitete von Gold) wurden im CD als Primärfarben, Rot als Akzentfarbe. Der bislang verwendete Blauton spielt zukünftig keine Rolle mehr.
Das Corporate Design des Bundesrechnungshofs entstand, wie es auf einer Infoseite im Webauftritt der Bundesbehörde heißt, „in einem sorgfältigen Prozess unter Einbindung aller Abteilungen, um die unterschiedlichen Anforderungen zu berücksichtigen“. Das Ergebnis sei ein flexibles, modernes Design, das den Bundesrechnungshof und seine Prüfungsergebnisse klar in digitalen und analogen Medien präsentiere.
Entwickelt und realisiert wurde das Corporate Design in Zusammenarbeit mit der Designagentur Yellow Too (Berlin).
Kommentar
Den Adler des Bundesverfassungsgerichts hatte ich bei seiner Einführung als ungewöhnlich und unkonventionell bezeichnet. Der neue Adler des Bundesrechnungshofs wirkt hingegen wie eine bekannte, bereits gelernte Form, um eben jenen Bundesadler, wie er als Hoheitszeichen seit vielen Jahren im Einsatz ist. Obschon sich die Darstellung an vielen Stellen unterscheidet.

Das Gefühl der Vertrautheit kommt nicht von ungefähr. Beide Adler, jener der Bundesregierung wie auch der des Bundesrechnungshofs, haben ein historisches Vorbild (im Sinne von Inspiration), nämlich den von Sigmund von Weech entworfen Adler.
Der Grafiker Siegmund von Weech wurde 1921, ebenso wie der Typograf Rudolf Koch, vom Reichskunstwart Edwin Redslob beauftragt, einen neuen Reichsadler zu schaffen, welcher als Staatssiegel der Weimarer Republik dienen sollte. Die von Siegmund von Weech entworfene Adlerdarstellung fand zur Zeit der Weimarer Republik (1918 bis 1933) Verwendung als Staatssiegel des Deutschen Reichs. Der später als „Sechseckadler“ bezeichnete Adler (Abb. links) diente auch als Vorlage für das Bundessiegel der jungen Bundesrepublik Deutschland.
Mit Einführung des neuen Corporate Designs für den Bundesrechnungshof erweitert sich die Staatssymbolik um einen weiteren „Sechseckadler“. Ein kraftstrotzendes, stolzes Tier und eine die eigene Souveränität betonende Erscheinung. Gleichsam ein unmissverständliches Zeichen, das der Bundesrechnungshof als das zentrale unabhängige Organ der staatlichen Finanzkontrolle auf visueller Ebene nach außen sendet.
Mediengalerie
- Bundesadler Logos, Bildquellen: Bundesregierung, Bundesrat, Bundesrechnungshof, Bundesverwaltungsgericht, Bundesrechnungshof, Bildmontage: dt
- Bundesrechnungshof Logo – vorher und nachher, Bildquelle: Bundesrechnungshof, Bildmontage: dt
- Bundesrechnungshof Logo, Quelle: Bundesrechnungshof
- Bundesrechnungshof Website – vorher und nachher
- Bundesrechnungshof Logo, Quelle: Bundesrechnungshof
- Bundesrechnungshof Corporate Design Bericht Visual, Quelle: Bundesrechnungshof
- Bundesrechnungshof Adler Logo, Quelle: Bundesrechnungshof
- Bundessiegel – Amtliche Bekanntmachung (1950), Quelle: Bundesministerium des Inneren, 1950
- Staatssiegel des Deutschen Reichs (1921), „Sechseckadler“, Entwurf Von Weech
Weiterführende Links
Die Betonung des Sechsecks empfinde ich persönlich als grafisch angenehm.
Die gesamte Darstellung ist in meinen Augen – im Gegensatz zu manch anderem Federvieh in der BRD – äußerst klar und gelungen.
Was ich im Gegensatz dazu nicht nachvollziehen kann, ist der Gesichtsausdruck des Adlers.
Der arme Vogel wirkt schockiert, fast schon entsetzt. Die Augen/das Auge weit aufgerissen, den Schnabel zu einem erstickten Schrei geöffnet. Verdutzt, fassungslos, perplex erscheint das Bundesrechnungsgeflügel und ich frage mich: Warum?
Ich mag den neuen Adler. Auch wenn ich spannend finde, dass er einfach eine Feder auf jeder Seite lassen wurfte. Musste hier gespart werden? ;-)
Aber den Gesichtsausdruck finde ich tatsächlich unglücklich. Im wahrsten Sinne des Wortes. Der Gesichtsausdruck wirkt weder energisch noch stark oder sonst irgendwie kraftvoll, sondern eher wie ein enttäuschter Smiley.
Irgendwie erinnert er mich auch an den hier:
Mag sein, dass der Federverlust ihn traumatisiert hat … ;)
Vielen Dank, Achim, für die interessante Zusammenstellung! Die Bundesrepublik hatte sich ja bewusst dafür entschieden, die Hoheitszeichen der Weimarer Republik beizubehalten, um eine visuelle Verbindung zu deren demokratischer Tradition zu schaffen. Neben den im Artikel dargestellten Adlern gehören dazu noch der des klassisch modernen Bundeswappens (urspr. Reichswappen von Karl-Tobias Schwab) sowie der des stärker heraldisch geprägten Bundesschilds auf der deutschen Dienstflagge. Vor diesem Hintergrund scheint es kaum möglich, dem Staat ein einheitliches Corporate Design im heutigen Sinne zu verleihen. Was aus Sicht eines Identity Designers bedauerlich sein mag, ist aus historischer Sicht sicher richtig. Den von Rayan Abdullah entworfenen Logo-Adler der Bundesregierung halte ich für eine sinnvolle und passend gestaltete Ergänzung. Auch andere Institutionen können dieses Logo verwenden, z. B. der Bundesnachrichtendienst und andere Behörden tun dies auch. Dadurch erscheint die Außendarstellung des Bundes noch einigermaßen einheitlich. Auch das Bundesverfassungsgericht und der -rechnungshof könnten sich damit als hoheitliche Einrichtungen kennzeichnen. Wenn aber nun immer mehr Varianten für unterschiedliche Behörden zum Einsatz kommen, führt dies zu einer noch diffuseren Wahrnehmung des Staates. Sollte es hingegen das Ziel sein, die Behörden durch ein Corporate Design voneinander unterscheidbar zu machen, dürfte dies kaum gelingen, dann dafür sind die Adler wiederum nicht differenziert genug. Einen sinnvolleren Weg hat aus meiner Sicht die EU eingeschlagen, bei der die Logos von Rat, Kommission und Parlament vereinheitlicht wurden.
Speziell den neuen Adler Bundesrechnungshof halte ich für wenig konsistent gestaltet. So passen die gradlinig reduzierten Federn der Schwingen nicht zu den detaillierteren Krallen oder dem organischer gezeichneten Kopf.
Danke Stefan, für Deinen Kommentar. Auch dafür, dass Du in Deinem Kommentar auf Rayan Abdullah namentlich eingegangen bist.
Eine Richtigstellung diese Aussage betreffend:
Der Bundesnachrichtendienst nutzt in seiner Außendarstellung seit März 2024 nicht mehr das Logo der Bundesregierung, sondern ebenfalls ein eigens für den Bundesnachrichtendienst entworfenes Logo / Corporate Design, siehe: Auf dem Weg zum neuen Corporate Design: Bundesnachrichtendienst (BND) lanciert Arbeitgebermarke
Wenn ich es richtig verstehe, hältst Du es nicht für sinnvoll, dass sich das Bundesverfassungsgericht und der Bundesrechnungshof in ihrem visuellen Erscheinungsbild von der Bundesregierung unterscheiden. Obwohl das Bundesverfassungsgericht als eines von fünf Verfassungsorgangen unabhängig ist und auch der Bundesrechnungshof als Organ eigenständig handelt.
Ich halte es für sehr wichtig diese Unabhängigkeit auch nach außen hin sichtbar zu machen. Beide Organe sind de facto nicht Teil der Bundesregierung, lassen sich deshalb auch nicht, analog zu den Bundesministerien, unter dem Markendach der Bundesregierung bündeln. Würden alle drei Entitäten über das gleiche Erscheinungsbild verfügen, würde dies den Status / Anspruch der Unabhängigkeit von Bundesverfassungsgericht und Bundesrechnungshof einen schweren Schaden zufügen. Es wäre Ausdruck eines autokratischen Staatssystems.
Die Gewaltenteilung in einem demokratischen System sollte für alle Menschen sichtbar und nachvollziehbar sein, strukturell, räumlich, personell, im Handeln der Verantwortlichen, und auch auf der visuellen Ebene. Was bedeutet, dass die Gewalten/Entitäten auch unabhängig und eigenständig auftreten. Corporate Design ist in diesem Kontext insofern ein Handlungsfeld, als dass jede Gewalt/Entität für sich betrachtet als einzelnes visuelles Erscheinungsbild angesehen werden muss, nicht als ganzes. Deshalb finde ich es unpassend, in diesem Fall von einer „diffusen Wahrnehmung“ zu sprechen. Es mag schon sein, dass die Wahrnehmung vieler Menschen in dieser Hinsicht diffus ist. Man könnte sich fragen, warum das alles unterschiedlich aussehen muss, wozu es so viele unterschiedliche Bundesadler-Darstellungen benötigt. Aus dem genannten Grund: um die Unabhängigkeit der jeweiligen staatlichen Gewalt sichtbar zu machen.
Vielen Dank für Deine Antwort, Achim, sowie den Hinweis auf das BND-Logo von 2024 (noch ein Adler mehr). Von daher war dieses Beispiel von mir falsch gewählt. Die Gewaltenteilung ist natürlich von herausragender Bedeutung für die Demokratie. Meines Erachtens ist es dennoch sinnvoll, wenn staatliche Institutionen einheitlich auftreten, da sie immer auch den Staat als Ganzes repräsentieren. Daher finde ich in dieser Hinsicht den visuellen Auftritt der EU vorbildhaft. Sowohl das Parlament als Legislative als auch die Kommission oder der Rat als Exekutive verwenden die EU-Sterne, jeweils mit adaptierten Ergänzungen, die sich auf die Gebäude beziehen. Sie zeigen auf diese Weise, dass sie jeweils für die Union insgesamt stehen. In Deutschland verwenden die Institutionen neben den Logos auch weiterhin den Adler des Bundeswappens auf Ihren Schildern, die als Hoheitszeichen fungieren. In der Außendarstellung verschwimmt die Wahrnehmung also ohnehin. Der derzeit oft zitierte englische Begriff Checks and Balances bringt es meines Erachtens gut zum Ausdruck: Die Gewaltenteilungs badarf einer fein justierten Balance, die immer wieder zwischen den Institutionen austariert werden muss. Die handelnden Personen wechseln häufig zwischen den Gewalten, wir wählen Abgeordnete und bekommen Ministerinnen und Kanzler. Der Staat ist kein Gegenüber monolithischer Blöcke, und so sollte er aus meiner Sicht auch visuell nicht auftreten.
Dank Dir Stefan.
Inwiefern der visuelle Auftritt der EU in diesem Zusammenhang vorbildhaft ist, kann ich nicht so recht erkennen. Weder in konzeptioneller Hinsicht und noch weniger aus formal-ästhetischer Sicht. Viele Designs auf EU-Ebene sind optisch ein Graus. Hinzu kommt, dass auch die Organe auf EU-Ebene teils visuell unterschiedlich auftreten, farblich, typographisch, und auch in Bezug auf den Logoabsender, wie etwa der Europäische Gerichtshof oder der Europäische Rechnungshof zeigen. Lediglich bei drei bzw. vier (von sieben) Organen greift das von Dir beschriebene Schema. Auch hier gibt es für die Unterschiedlichkeit einen guten bereits genannten Grund. Auch für den Europäischen Gerichtshof gilt, dass sich dieser nicht mit dem Europäischen Rat oder der Kommission gemein machen darf. Folgerichtig tritt der Gerichtshof im Visuellen eigenständig auf.
Interessant ist der Vergleich zur EU dennoch. Nicht nur in Bezug auf die Verwendung von Logos, auch in Bezug auf die Farbgebung oder was die Verwendung der Flagge als identitätsstiftendes Element betrifft. Während die EU-Flagge und die Farben Blau und Gelb auf EU-Ebene weit verbreitet sind – wodurch die Erkennbarkeit als EU-Organ erleichtert wird –, spielen die Nationalfarben und die Flagge hierzulande interessanterweise nur in einer von fünf Verfassungsorgangen eine Rolle. Hier könnte man einmal tiefer schürfen und ergründen, ob ungeachtet der notwendigen Unterschiedlichkeit im Visuellen als Organ dennoch ein verbindendes Element integriert werden kann (oder sollte), um der Zugehörigkeit zum Staat Ausdruck zu verleihen. Der Adler (Figur) ist zwar ein solches verbindendes Element, nur hat diese Symbolik aufgrund dessen enormer Verbreitung etwa als Logo im Sport (Eintracht Frankfurt, Berlin Adler, Preußen Münster, etc.) oder als Absender von Gemeinden (Dortmund, Potsdam, u.a.) keine Verbindlichkeit.
Danke, Achim, für Deine weiteren Denkanstöße!
Die Diskussion zum Thema Adler, Flagge etc. könnte man noch lange fortsetzen. Ich bin gespannt, welche Institution als nächste dazu Anlass geben wird …
Bei der EU hatte ich ja von einem Weg gesprochen. Ich behaupte nicht, dass hier alles in meinem Sinne perfekt wäre. Zumal es auch hier – wie beim realen europäischen Vereinigungsprozess – immer wieder Vor- und Rückschritte gibt. So war auch die Schrift bei den drei Institutionen einmal einheitlich (zuletzt die PF Square Sans). Inzwischen hat sich Parlament offenbar von der Groteskschrift verabschiedet.
Auch an Dich ein Dankeschön für die Denkanstöße!
Was ein Chaos mit den verschiedenen CDs der Regierungsabteilungen und auch den Abbildungen des Bundesadlers. Ich frage mich ob so ein Wappentier generell noch ein zeitgemäßer Bestandteil eines staatlichen CD sein muss. Mich werden solche Abbildungen auch immer an nicht so schöne Zeiten in Deutschland erinnern. Die teils fratzenartige Darstellung der Gesichtszüge des Adlers erinnern mich generell an mittelalterliche heraldische Darstellungen, da sind die beiden jüngsten Entwürfe immerhin schon ein Fortschritt.
Ich finde es wird Zeit, aufzuräumen und gänzlich auf die Darstellung des Adlers zu verzichten bzw. eine deutlich reduzierte Darstellung zu entwickeln (z.B. nur Flügelschwingen oder der Kopf), wenn man es nicht komplett weglassen kann.
Alternativ würde sich eine Kombination der beiden (meiner Ansicht nach) besten Entwürfe anbieten, um den erschrockenen Gesichtsausdruck zu korrigieren, etwa so …
Dank Dir Marius.
Bei den aufgeführten Bundesadlern handelt es sich keinesfalls um die Absender von „Regierungsabteilungen“, wie Du es nennst, sondern um die Absender eigenständiger, staatlicher Organe. Siehe auch mein vorheriger Kommentar. Es ist schon wichtig zwischen den Verfassungsorganen zu differenzieren.
Danke für die Korrektur.
Der Bundesadler hat eine sehr lange Vorgeschichte; hat “Verwandtschaft” in zahlreichen Kommunalwappen im In- und Ausland oder auch im Genfer Kantonswappen – und dich erinnern “solche Abbildungen” ausgerechnet an einen Adler, der in der Darstellung von all den Reichs- und Doppeladlern am weitesten entfernt ist?
Sorry, aber das kauf ich dir nicht ab.
Marius Kommentar zeigt auf beeindruckende Weise, wie vielen Deutschen jegliches Gefühl der Verbundenheit zum Land aberzogen wurde. Aber vielleicht hat er auch Recht, denn der Prozess, zur Minderheit im eigenen Land zu werden, ist unaufhaltsam im Gange. Der neue Adler zeigt das Schockgefühl, das ich und garantiert viele andere Menschen empfinden, ja ganz gut. Bin gespannt, welches Zeichen diesen Adler in ein bis zwei Jahrzehnten dann ablöst.
Geschichtsvergessenheit ist viel schlimmer. Unter dem Adler auf Hakenkreuz sind allein 5,5 Mio. deutsche Soldaten in den Tod geschickt worden.
Ich bin überzeugter Europäer und freue mich über den sensiblen Umgang mit den deutschen Staatssymbolen.
Zur Einordnung des Kommentars von „Max Power“.
Der Nutzer „Max Power“ hat in den wenigen bislang hier im dt verfassten Kommentaren mehrere Pseudonyme bzw. lediglich einen Vornamen verwendet, dabei auch unterschiedliche E-Mail-Adressen verwendet. Vor dem Hintergrund einer transparenten, sachlich-fairen Debatte wird hier im dt, wie auch in anderen Medien, die Nutzung eines Klarnamens empfohlen. Wer Fake-Accounts und -Namen verwendet und / oder gegen die Netiquette verstößt, muss damit rechnen, dass der Account gesperrt oder der Kommentar gelöscht wird.
In seinem letzten Kommentar hat „Max Power“ gegen die Netiquette verstoßen, was die Löschung des Kommentars zufolge hatte.
Der oben gelistete Kommentar stellt aus meiner Sicht keinen Verstoß gegen die Netiquette dar. Doch so unkommentiert möchte ich den Kommentar nicht stehen lassen.
Marius’ Kommentar kann nicht „auf beeindruckende Weise zeigen, wie vielen Deutschen jegliches Gefühl der Verbundenheit zum Land aberzogen wurde“, da ein einzelner Kommentar keine Rückschlüsse auf eine größere Gruppe oder Grundgesamtheit zulässt. Ähnlichen Trugschlüssen ist „Max Power“ auch in seinen vorherigen Kommentaren erlegen, in denen er kaum bis gar nicht auf die Themen Design und Gestaltung eingeht, sondern vor allem auf rechtsnationale Meinungsäußerungen abzielt.
Die Aussage, „zur Minderheit im eigenen Land zu werden“, ist ein zentrales Element populistischer Mobilisierung und rechtspopulistischer Rhetorik – es bedient Klischees und vereinfacht komplexe gesellschaftliche Entwicklungen. Ein Narrativ, das dazu dient, gesellschaftliche Minderheiten auszugrenzen und politische Teilhabe auf die eigene Gruppe zu beschränken.
Die freie Meinungsäußerung ist in einer Demokratie essenziell. Und sie ist mir seit je her auch im dt sehr wichtig (siehe redaktionelles Leitbild). In einer Zeit, in der Informationen und Desinformation oft verschwimmen ist es wichtig zu betonen, dass Meinung etwas anderes ist als Fakten. Wenn eine Thematik zu rechtsnationalen oder gar rechtsextremen Phantastereien verdreht wird, oder auch zu linksradikalen, dann werde ich diesen hier im dt keinen (zusätzlichen) Raum verschaffen. Die Freiheit des Einzelnen endet dort wo die Freiheit des Anderen beginnt (E. Kant).
Diskutabel wäre und ist selbstverständlich, ob und inwieweit eine Entfremdung von nationaler Symbolik – oder eine stärkere Verbundenheit mit nationaler Symbolik (siehe u.a. WM 2006 in Deutschland, aktuelle Parteienwerbung) – innerhalb der Gesellschaft zu beobachten ist. Doch auf Basis von Fakten, nicht einzig auf Grundlage eines subjektiven spekulativen Empfindens. Überprüfbare, faktenbasierte Informationen sind die Grundlage jeder sachlichen Diskussion. Das muss der Boden sein, auf dem Meinung entsteht.
Finde die Beschreibung mit den Armen, Fäusten und der Siegerpose zwar treffend – aber beim falschen Adler beschrieben. Es sind eben gerade die Adler des Bundesrats und des Bundespräsidenten, die Ellbogen und sogar Bizeps erkennen lassen. Beim neuen Adler vom Bundesrechnungshof finde ich eben, dass man sich mit dem durchgehenden Bogen von diesen Assoziationen entfernt. Und das halte ich für begrüßenswert. Eigenständig und neu ist eher die vorgereckte Brust. Wegen des Gesichtsausdrucks sieht er leider so aus, als wäre er grade gegen eine Scheibe geflogen. Schade deshalb, denn das Detail versaut’s.
“Originalität und Eigenständigkeit” sehe ich nun mal leider gar nicht in dem Fehlen der Senkrechten beim E und F. Exakt dieses Gestaltungsmittel ist spätestens seit den Achtzigern des letzten Jahrhunderts im Tech- und Entertainment-Bereich angekommen und nun wirklich nicht mehr origniell. Tesla, “Star Trek – Das nächste Jahrhundert”, “Demolition Man” und “Alien: Die Wiedergeburt”, um nur einige Beispiele zu nennen.
Hier blamiert sich die Behörde. Das ist auf dem Niveau von: “Wir sind jetzt high-end. Statt dem Fax geht nun auch eMail!”
Das Weglassen der Senkrechten beim E und F macht aus dem gewöhnlichen Schriftzug eine wiedererkennbare, identitätsstiftende Wortmarke. Auch die Zweifarbigkeit und die Aufteilung in drei Zeilen tragen hierzu bei. Aufgrund der Gestaltung ändert sich der semiotische Inhalt: Text wird zu Markenbotschaft. Aus der reinen Bezeichnung wird ein konkretes, originäres und die Marke repräsentierendes Zeichen. So ist meine Aussage gemeint. Vielleicht ist es so besser zu verstehen. Natürlich gibt es viele Wortmarken mit diesem Stilmittel. Darum geht es mir in dieser Aussage jedoch nicht.
Danke für die interessante Diskussion.
Als Teil des Teams, das das neue Corporate Design für den Bundesrechnungshof entwickelt hat, möchte ich gerne ein paar Gedanken zum Projekt ergänzen.
Die Debatte um den Adler ist nachvollziehbar – er ist ein starkes Symbol. Aus unserer Sicht steht er jedoch nicht im Zentrum der Neugestaltung, sondern ist Teil eines umfassenderen, systemisch gedachten Erscheinungsbildes.
Unser Ziel war es, ein Design zu entwickeln, das die Arbeitsweise und Haltung des Bundesrechnungshofs visuell übersetzt: Effizienz, Klarheit, Reduktion auf das Wesentliche. Das neue Erscheinungsbild überträgt diese Prinzipien auf die Gestaltungsebene – mit strukturierten Layouts, reduzierter Farbigkeit, barrierefreier Typografie und einem Bildsystem, das komplexe Inhalte verständlich aufbereitet.
Das Design ist bewusst sachlich und zurückhaltend, nicht plakativ – weil es die Institution unterstützt, nicht inszeniert. Der modernisierte Adler ist ein Teil dieses Ganzen, aber nicht sein Mittelpunkt.
Herzlichen Dank Marta, für die Erklärung aus erster Hand.
Ich teile ausdrücklich die Einschätzung, dass der Adler lediglich EIN Element des Corporate Designs ist, darin nicht im Mittelpunkt steht. Das Aufmacherbild mit Adler beschreibt das neue Corporate Design des Bundesrechnungshofs in unzureichender Weise. Wie eine einzelne Grafik ein CD immer unzureichend abbildet. Von meiner Seite her möchte ich kurz erläutern: die Entscheidung, die Adlerdarstellung als Aufmacher für diesen Beitrag zu verwenden, und den Beitrag inhaltlich auf den Adler auszurichten, liegt an der besonderen Bedeutung der nationalen Symbolik des Adlers einerseits, andererseits an dem Umstand, dass in diesem Fall eine neue Adlerdarstellung durch eine staatliche Behörde eingeführt wird.
Immer wieder spannend, wenn sich Insider zur Diskussion äußern, danke für deine Einblicke, Marta!
Allerdings kann ich gerade die Klarheit und Reduktion mit Blick auf Worns Kommentar (dem ich größtenteils zustimme) nicht ganz nachvollziehen. Dafür wirken die Modifikationen in der Schrift mit den weggelassenen Senkrechten dann doch etwas zu “spacig”. Und sie “verletzen” gewissermaßen auch die Lesbarkeit, was eher ins Gegenteil von Klarheit schwenkt.
Und noch ein neuer Adler.
Der als “Digitalwappen” bezeichnete Adler wurde Anfang April im dt ausführlich thematisiert:
Die Verwaltung des Bundes ist wie ihre Marken: fragmentiert, halbgar und zunehmend unübersichtlicher