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Buchvorstellung: Städte und ihre Zeichen

Städte und ihre Zeichen

In Deutschland, und nicht nur hier, gibt es mehr Stadtlogos als Städte. Da sich vielerorts städtische Verwaltungen gleich mehrere Zeichen gönnen, kommt es zu diesem Paradoxon. Allzu schnell verliert man in der Flut an Logos die Übersicht. Erstmals ist nun ein Buch erschienen, indem alle offiziellen Stadtlogos zusammengeführt, katalogisiert und – das zeichnet es aus – in großer Anzahl auch analysiert werden.

„Städte und ihre Zeichen“, erschienen bei avedition, beinhaltet die Logos aller deutschen Städte mit über 20.000 Einwohnern, es sind dies wohlgemerkt die hoheitlichen Zeichen, den Logos also, die Behörden als Absender einsetzen. Vermutlich hätte es das Buch um noch einmal mindestens 240 Seiten umfangreicher gemacht, so viele Seiten umfasst es, würden sich darin auch die vorrangig für werbliche Zwecke genutzten (Marken)Zeichen finden, mit denen sich Städte ebenfalls gerne in Szene setzen, heute mehr denn je.

Aber auch so ist die im Buch präsentierte Materialfülle, mit der sich Constanze Vogt und Matthias Beyrow über mehrere Jahre beschäftigt haben, enorm. Logos von insgesamt 673 Städten wurden recherchiert und katalogisiert; etwa 400 davon wurden formalen wie thematischen Kategorien zugeordnet und kritisiert. Matthias Beyrow lehrt seit 1998 Corporate Identity am Fachbereich Design der Fachhochschule Potsdam. Gemeinsam führen sie die Agentur Buerobeyrow/Vogt in Berlin.

In den manchmal nur wenige Zeilen langen Logobesprechungen wird die in vielen Fällen bestehende Diskrepanz zwischen Anspruch und Wirklichkeit entlarvend und pointiert zur Sprache gebracht. Ein ums andere Mal wird auf diese Weise das Fehlen einer Idee deutlich, ebenso Schwächen in der handwerklichen Umsetzung. Dafür braucht es eines freien, unverstellten und unvoreingenommenen Blickes, der zu jedem Zeitpunkt erkennbar ist und oft genug auch die positiven Beispiele würdigt.

Grundlage für die Analyse der Stadtzeichen bildet das von Beyrow entwickelte Relevanzmodell, das einleitend im Buch vorgestellt wird und eine Einteilung in die Kategorien „Substanz“, „Präsenz“ und „Referenz“ beinhaltet. Wenig überraschend sind es insbesondere jene positiven Beispiele, die „Städte und ihre Zeichen“ durchaus in größerer Anzahl bereit hält und die reichlich Reflexionsfläche zu Strategien und Möglichkeiten städtischer Markenführung bieten. Ein Ideenfundus, wie man ihn in reinen Logosammelbüchern nicht findet.

Stadtlogos sind nicht dazu da, so wird im Buch aufgezeigt, quasi selbsterklärend möglichst viele Aspekte städtischer Spezifik zu vermitteln. Zwischen dem, was einem Logo oftmals durch städtische Verwaltungen angedichtet wird und dem, was es tatsächlich ausstrahlt, bestehe eine große Diskrepanz. Den Grund hierfür vermuten die beiden Autoren unter anderem in einer mangelhaften Verständigungskultur hinsichtlich der Rezeption und Wirkung von Zeichen, wie sie einführend schreiben. Insofern möchten sie ihr Buch als auch Impuls für eine fundierte Auseinandersetzung mit Stadtlogos und anderen Zeichen verstanden wissen. Dafür erscheint es mir sehr geeignet.

Eckdaten zum Buch

Städte und ihre Zeichen
Identität, Strategie, Logo
Verlag: avedition (Link zum Buch (avedition.de))

ISBN: 978-3-89986-202-7
Autor/ Herausgeber:
Beyrow, Matthias / Vogt, Constanze
ca. 240 Seiten, deutsch, Gebunden, ca. 1000 Abbildungen, 18 x 25 cm, Lesebändchen
Preis 49 €

Mediengalerie

Verlosung

Für dt-Leser steht ein Gratis-Exemplar zur Verfügung. Wer es frei Haus zugestellt bekommen möchte, hinterlasse bitte bis zum 17.11.2014 einen Kommentar, der sich dem folgenden Thema widmet: Schreibe, welches städtische Markenkonzept dir am besten gefällt, und schreibe warum es Dir am besten gefällt.

Dieser Beitrag hat 25 Kommentare

  1. Ich stimme den Ausführungen von “intermalte” bzgl. des Dortmunder Logos vollstens zu. Dennoch habe ich persönlich derzeit einen anderen Favoriten, und zwar: Hannover. Das Logo wurde bereits im dt ausführlich diskutiert.

    Begründung:
    Das gleichzeitig für Region und Stadt Hannover stehende Logo mit den markanten Zeilenumbrüchen und der aus sich überlagernden Rechtecken bestehenden Wortbildmarke vermittelt Weltoffenheit (vgl. Messestadt), Kompaktheit (vgl. Nahverkehr, kurze Wege) und Vernetzung (vgl. Mobilität, Zentralität). Drei Dinge, die bei meinen ersten Besuchen der niedersächsischen Landeshauptstadt in diesem Sommer 2014 hervorstachen. Insbesondere auch deshalb, weil ich bis zu diesem Sommer die Stadt – geschweigedenn die Region – nicht mit diesen Schlagworten in Verbindung gebracht hätte. Vermutlich auch deshalb, weil ich von Vorurteilen a la “autogerechte Stadt”, “Nachkriegsarchitektur” etc. getrieben war.
    Während meiner Aufenthalte hat mich dieses Logo (berufsbedingt) häufig begleitet. Und insbesondere die Idee und Botschaft, ein gemeinsames gestalterisches Dach für die 21 Städte und Gemeinden zu schaffen, hat mich erreicht und vollstens überzeugt.

  2. Mein Favorit ist: Hamburg.

    Zu sehen unter http://www.hamburg.de

    Weil:
    – Die Form einfach und prägnant ist.
    – Man auf das Wappen zurückgreift und so eine Kontinuität sicherstellt
    – Die Welle zwar einfach ist, aber gekonnt gestaltet. Eine gute Ergänzung zum Wappensymbol des Turms.

  3. Ich bin ein Fan des neuen Markenauftritts der Stadt Düsseldorf. Auch wenn es schade ist, dass es nicht konsequent in die Tiefe umgesetzt wird, passt es zu der Stadt. Das Lachen zeigt die rheinische Frohnatur, D und Ü stehen für den Stadtnamen und den gebogenen Rhein sowie die Düssel. Zusammen mit der Farbe rot und der modernen Nutzung in Anzeigen entsteht für mich ein sehr stimmiges Bild, das mir gefällt! Und zuletzt polarisiert es wohl ähnlich stark wie die Stadt selbst…

  4. Ist zwar ein schweizer Phänomen, bis heute ist für mich aber das Erscheinungsbild der Stadt Tramelan hervorragend. Aus verschiedenen Gründen. Die Konstruktion der Wortmarke aus dem seit jahrhunderten genutzten Lindenblatt ist sehr überzeugend: Das “TR” bleibt lesbar ist dennoch absolut einzigartig und darüber hinaus bleibt die “grafische Sprache” in sich stimmig, da sich die Elemente wiederholen. Neben der gekonnten Konstruktion des Markenzeichens wurde noch dazu ein ganzes “Markengebäude” errichtet: Webseite, Flaggen, Vorhänge und sogar der Bildstil der verwendeten Fotografie (https://www.onlab.ch/projects/city-tramelan-gazette/). Der Gesamtauftritt glänzt in meinen Augen also nicht nur durch Stilistik sondern auch durch Vollständigkeit.
    Der Webauftritt ist zur Minute nicht erreichbar (Tramelan.ch), darum der Link zur Agentur: https://www.onlab.ch/projects/city-tramelan-2/

  5. Mein Favorit ist weniger ein klassisches Stadt-Branding, als vielmehr die städtische Kampagne zum Stadtjubiläum Bielefelds in diesem Jahr. Da es Bielefeld ja praktischs nicht gibt (siehe: Bielefeld-Verschwörung: https://de.wikipedia.org/wiki/Bielefeldverschwörung) finde ich von den Marketingleuten höchst originell und witzig, als Claim “800 Jahre Bielefeld – Das gibt’s doch gar nicht!” zu wählen und dann ein Design zu wählen, dass eher unkonventionell ist: rote Linien, eher krakelig, überhaupt nicht geglättet, kein Metrodesign, keine Transparenzen, keine Fifa-Blumensträuße, keine Stadtskyline, kein Schnickschnack.
    Soviel Selbstironie und Kreativität hätte ich einer Kommune überhaupt nicht zugetraut. Das Gesamtpaket (Claim, CD, Merchandising) finde ich echt gelungen.

  6. Ich würde an dieser Stelle gern den Artikel über Hildesheim zitieren, denn die simple und wirkungsvolle Idee in Tateinheit mit der Verknüpfung zu architektonischen Gegebenheiten ist hier gut gelungen – oder sollte man besser sagen – in ein glückliches Händchen gefallen.
    https://www.designtagebuch.de/hildesheim-erhaelt-ein-stadtlogo/
    Einzig dämlich finde ich, dass die unsägliche Unsitte der “Drei.Punkt.Slogans.” auch hier unbedingt angewendet werden musste. Das ruiniert den eigentlich schönen visuellen Gesamteindruck vom Niveau her nachhaltig.

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