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Bochums visuelles Profil – von nun an nicht mehr ganz grau!

In Bochum wurde gestern das neue Erscheinungsbild der Stadt vorgestellt. Anders als im benachbarten Düsseldorf gelang es den Verantwortlichen, ein ganzheitliches Konzept auf den Weg zu bringen, das weit über derlei PR- und Kampagnenmaßnahmen hinaus reicht. Mit dem neuen Erscheinungsbild schüttelt die Ruhrmetropole den Staub vergangener Jahre ab. Nicht Stahl, sondern Design ist Bochums neuer Pulsschlag.

Was im Sommer letzten Jahres als Ausschreibung seinen Anfang nahm (dt berichtete), findet nun in der Vorstellung des Designs seinen vorläufigen Höhepunkt. Insgesamt 227 Bewerber, 40 davon aus Bochum, reichten ihre Bewerbung ein. Durchgesetzt hatte sich schließlich ein Konsortium aus insgesamt 9 Agenturen in Bochum. „Gruppe Bochum (gruppe-bochum.de)“ nennt sich der Zusammenschluss der Agenturen COMKOM° Digital Media, Gregor & Strozik Visual Identity, Oktober Kommunikationsdesign, Radar, Katja Leistenschneider, anders & agenten sowie Designstudio Steinert, Bettina Brakelmann Textprojekte, Martin Steffen Fotografie und Büro_Komplex.

„Die Gruppe Bochum besteht nicht nur aus Bochumer Agenturen, sondern wir leben auch alle als Bürger hier. Daher war es für jeden von uns eine echte Herzensangelegenheit, gemeinsam die Marke für Bochum zu entwickeln, mit der wir gerne leben wollen.“, so Carsten Köchel, COMKOM°-Geschäftsführer.

Ausgehend von dem Markenkern „Wissen, Wandel, Wir-Gefühl“, der bereits seit April 2014 feststand, wurden zunächst die vier Kernkompetenzen „Talentschmiede im Ruhrgebiet“, „Shootingstar der Wissensarbeit“, „Hotspot der Live-Kultur“ und „Großstadt mit Lebensgefühl“ sowie die vier Leitcharakteristika „zupackend, gemeinschaftlich, leidenschaftlich und authentisch“ erarbeitet. Im weiteren Verlauf entwickelten die Kreativen der Gruppe Bochum ein Konzept, das sowohl Markenauftritt wie auch Corporate Design der Stadtverwaltung unter einer Idee vereint. Eine Leistung, die unbedingt Würdigung verdient, weil ein solcher den Gesamtkontext berücksichtigender Ansatz immer auch das Loslassen an bestehenden Regeln bedeutet.

Offenbar ist man im Stadtrat dazu bereit gewesen, loszulassen, was angesichts des bisherigen Status Quos zugegebenermaßen auch nicht die allergrößte Ãœberwindung gekostet haben sollte, könnte man denken. Belohnt wird der Mut mit einer in jedweder Hinsicht überzeugenden Lösung. Bochum ist dabei, sich neu zu erfinden, sich eine neue Stadtidentität zuzulegen. Eine Identität, zu der fortan auch Design zählen wird, was selbst die am Pitch teilnehmenden unterlegenden Agenturen als Bereicherung anerkennen werden müssen, einer erfolgreichen Implementierung des erarbeiteten Konzeptes vorausgesetzt. Bochum.de schreit nach einem Relaunch. Und natürlich dürfen in Zukunft auch gerne entsprechende Veranstaltungen und Maßnahmen folgen, die diesen Anspruch untermauern.

Grundlage für das neue Design bildet das Stadtwappen Bochums (Abb- unten), das übrigens nur aufgrund eines Missverständnisses seit dem Mittelalter ein Buch beinhaltet. In eine zeitgemäße, reduzierte Formensprache überführt wird die Buch-Bildmarke im Kontext der Stadtverwaltung, wo das Logo als hoheitliches Zeichen zum Einsatz kommen wird, um den Schriftzug „Stadt Bochum“ ergänzt. Innerhalb von Image-Kampagnen entfällt hingegen der Zusatz „Stadt“. Selbst als freie Marke, als Bürgerlogo stehen entsprechende Versionen bereit, ohne allerdings dass man sich hierbei im Erfurt’schen Logo-Dschungel verloren hätte. Stets bleibt das einheitliche Buch-Zeichen Dreh- und Angelpunkt der visuellen Identität. Bei der Schrift fiel die Wahl auf die Locator, die im Zuge des Redesigns unter dem Namen „Bochum Locator“ lizenziert wurde.

Herbert Grönemeyers Stadthymne „Bochum“ darf natürlich nicht fehlen und diente im Rahmen der ersten Kampagnenmotive als Vorlage: „Ehrliche Haut – Laut in der Nacht“. Sie ist ebenso Teil der Identität wie fortan das neu geschaffene Design. Begeisternd ist auch die Marken-Website gruppe-bochum.de/die-marke, die in diesem Zusammenhang entstanden ist und Sinn und Zweck der Bemühungen transparent nach Außen hin vermittelt. Schön zu sehen, was entstehen kann, wenn alle Seiten an einem Strang ziehen und Designer ihr Potenzial entfalten können. Etwas, was gerade im Zusammenhang mit kommunalen Auftraggebern alles anderes als selbstverständlich ist. Glück auf Bochum!

Bochum Stadtlogo

Bochum Logo

Das Stadtwappen der kreisfreien Stadt Bochum
Das Stadtwappen der kreisfreien Stadt Bochum

Bochum Logo

Bochum Marke Kampagne

Mediengalerie

Weiterführende Links

  • Marke Bochum – die Markenentwicklung | bochum-tourismus.de
  • gruppe-bochum.de/die-marke

Dieser Beitrag hat 70 Kommentare

  1. Schöne und sehr gute Arbeit, gefällt mir sehr gut – top Leistung.

    Aber warum ein Pitch ausgeschrieben wurde… ?
    Das Ergebnis, wer das machen wird war doch vorher klar… also mir zumindest.

    ;-)

  2. Und dabei heißt es immer ” zu viele Köche versalzen den Brei” – hier definitiv nicht der Fall!

    Ganz grosses Lob an die Gruppe Bochum und herzlichen Glückwunsch für die Stadt!
    Da habt ihr echt was ganz tolles gekriegt!

  3. Ich habe da eher gemischte Gefühle: zum einen finde es toll eine Verbindung mit dem alten Wappen/Logo zu wahren, aber auf der anderen Seite: ich kannte das alte Logo nicht. Ich würde es eher mit Bildungseinrichtungen oder Bibliotheken in Verbindung bringen. Letztendlich sollte ein Logo etwas einzigartiges/nicht-verwechselbares haben, sozusagen eine ID. Und das fehlt einfach dem Logo…

  4. Tolles Ergebnis, das zu modern für viele sein wird, aber als Konzept rundum funktioniert. Bewundernswert ist die Arbeitsweise, bei der ich mehr Tote und Verwundete erwartet hätte ;-) Starker Auftritt, der mir als Nicht-BUCHomer sehr gefällt, ob das für kontextbeladene Eingeborene auch funktioniert, kann nur deren Reaktionsweise über die nächsten Monate beweisen. Solange dieses moderne Erscheinungsbild nicht aufgeweicht wird, wie im Fall der Stadt Erfurt, dann sollte es fliegen!

  5. Sieht ok aus, ist jedoch ganz schön sachlich – emotionslos. Mit einem Buch verbinde ich eher Leipzig und Frankfurt – Bochum überhaupt nicht.

  6. Solide gemacht, keine Frage. Doch ist die ganze Lobhudelei vielleicht etwas zuviel des Guten?

    Eine mehr oder weniger nichtssagende und unmarkante Schrift, aus der Ferne betrachtet hätte es da doch etwas “kerniger” und mutiger ausfallen können, statt glatt und rund?
    Die Form der Neugestaltung der Bildmarke ist sicher gut gemacht, aber auch naheliegend.
    Ein Buch als Signet für eine Stadt lässt sich aufgrund der Ableitung des historischen Wappens natürlich erklären, jedoch ist der Gedanke an eine Bibliohek oder Verlag eher naheliegend.
    Den Strich unter der Bildmarke würde ich persönlich als überflüssig ansehen, die Abkürzung BO erschließt sich mir außerdem lediglich aus rein formal ästhetischen Gründen.

    Könnte alles mögliche sein, mit der Stadt und den Menschen Bochums würde ich es nicht zusammenbringen. Mir scheint, dass viele Kommentatoren (vielleicht aufgrund des zu positiven Textes an obiger Stelle?) zu gnädig mit dem neuen visuellen “Profil” Bochums umgehen.
    Man könnte auch behaupten, dass wohl viele Menschen mitgewirkt habe, alles etwas verwässert wurde und am Ende nicht mehr viel übrig blieb.

    Wobei man hier natürlich auch schon viel schlechtere und konfusere städtische und regionale Erscheinungsbilder gesehen hat. Vielleicht darf man auch nicht zuviel erwarten.
    Sollte man aber!

  7. Gehört mit Sicherheit zu den souveränsten Stadtmarken Deutschlands. Etwas mehr Ecken und Kanten, vor allem in den Anwendungen, wäre noch schöner gewesen. So haben die Medien schon etwas von einem glatten CD-Standard-Paket: lächelnde Menschen, bunte Piktogramme, die derzeit übliche Unterstreichung in der Typo und das angesagte Mamorwand-Template…

    Eine Hochschulstadt mit Buch-Wappen hätte mehr gegen den Strich denken können. Mehr Kultur, mehr Eigenständigkeit, weniger Reklame.

    Trotzdem muss man bei 98% grottigen Stadtmarken vor einer souveränen Lösungen wie dieser den Hut ziehen. Mehr Reibung im Entwurf hätte eine Stadtgremium womöglich auch nicht mitgetragen.

  8. Eine Identität, zu der fortan auch Design zählen wird, was selbst die am Pitch teilnehmenden unterlegenden Agenturen als Bereicherung anerkennen werden müssen […].

    Auch wenn ich deinen Ausführungen fast uneingeschränkt zustimmen kann, stolpere ich dennoch über die zitierte Passage. So recht mag mir nämlich nicht einleuchten, was du mit diesem Satz ausdrücken möchtest – um nicht zu sagen, er ergibt in meinen Augen wenig Sinn.

    1. Will sagen, dass die Stadt Bochum insgesamt von den Veränderungen profitieren dürfte und insofern auch anderen lokalen Agenturen zu Gute kommen sollte. Stichwort Signalwirkung, Bewusstseinsschärfung, etc. Nicht nur das Ergebnis, sondern der gesamte Entstehungsprozess ist im besten Sinne Werbung sowohl für Design wie auch für den Standort.

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