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Berlin.de im neuen Design

Berlin.de Website
Berlin.de Website

Berlin hat einen neuen Webauftritt. Das Hauptstadtportal sei nun deutlich übersichtlicher und vor allem nutzerfreundlicher, so die Berliner Senatskanzlei. Gleichzeitig wurde die digitale Präsenz von Berlin harmonisiert. Erstmals folgt die Gestaltung nun jenem Markendesign, welches vor knapp drei Jahren für das Land Berlin eingeführt wurde.

Mit jährlich gut 150.000.000 Seitenaufrufen ist Berlin.de das reichweitenstärkste Stadtportal Deutschlands. Insgesamt umfasst das Hauptstadtportal rund 800.000 Seiten. Im Zuge konzeptueller Änderungen sind sowohl einige neue Seiten und Rubriken geschaffen, andere hingegen abgeschaltet worden, wie die Senatskanzlei dem dt auf Anfrage mitteilt. Etwa 3.600 Redakteurïnnen sind an das Redaktionssystem (Imperia) angeschlossen. Im Service-Portal service.berlin.de sind zudem aktuell knapp 1.000 Dienstleistungen verzeichnet, von denen sich 255 online erledigen lassen. Die letzte signifikante Überarbeitung des städtischen Portals erfolgte Ende 2017 / Anfang 2018.

Ziel der Neugestaltung ist laut Presse-Statement die Verbesserung der Benutzerfreundlichkeit sowie die Implementierung einer klaren Sprache im Aufbau und im Design. Die wichtigsten Inhalte des Portals seien nun auf den ersten Blick auffindbar. Dank neuer Einstiege, die sich an den unterschiedlichen Bedürfnissen und Lebenslagen orientieren, gelangen User nun wesentlich schneller zu gesuchten Informationen, so die offizielle Pressemeldung.

Berlin.de vorher und nachher
Berlin.de vorher und nachher (Hinweis: Bilder aktueller Meldungen wurden weichgezeichnet)

„Der heutige Relaunch von Berlin.de ist ein erster Schritt in die richtige Richtung: mit unserem neuen Design und schnellerem Zugang zu den Inhalten wird unser Hauptstadtportal deutlich übersichtlicher und vor allem: nutzerfreundlicher. In Sachen Digitalisierung liegt aber noch ein weiter Weg vor uns – auch beim Hauptstadtportal Berlin.de sind wir noch lange nicht am Ende. Insbesondere bei den digitalen Dienstleistungen für unsere Bürgerinnen und Bürger müssen wir noch deutlich besser werden“, so Martina Klement, Chief Digital Officer (CDO) des Landes Berlin und Staatssekretärin für Digitalisierung und Verwaltungsmodernisierung.

Der Relaunch wurde zusammen mit dem kommunalen IT-Dienstleister BerlinOnline Stadtportal GmbH durchgeführt, sowohl bei der Entwicklung, der Konzeption und dem Design. BerlinOnline betreibt, gewissermaßen als Inhouse-Agentur, im Auftrag des Landes Berlin das Hauptstadtportal Berlin.de.

Björn Märtin, Leiter Produkt und Innovation bei BerlinOnline, erklärt im Gespräch mit dem dt, dass die Arbeiten rund um den Relaunch von Berlin.de bereits Anfang 2019 begonnen hatten. 2020 bekam das Land Berlin einen neuen Markenauftritt (dt berichtete), wodurch sich die Rahmenbedingungen veränderten. Ab diesem Zeitpunkt sei klar gewesen, dass auch Berlin.de das Markendesign des Landes Berlin übernehmen werde, um so Einheitlichkeit in der Kommunikation herzustellen.

Der gesamte Designprozess war von einem Fokus auf Mobile-First und Barrierefreiheit/-armut getragen, so Märtin. Dem Atomic-Design-Prinzip folgend wurden alle Seiten, Templates, Module und Elemente auf Komponenten runtergebrochen, den sogenannten Atomen, um so als Bausteine für sämtliche Inhalte/Seiten/Domains zu dienen.

Die spezifischen Bedürfnisse, Erwartungen und Verhaltensweisen der Benutzer wurden in Verticals segmentiert, wie Senior Art Direktorin Tuyet Mai Ky von BerlinOnline erläutert. Jedes Vertical kann unterschiedliche Kommunikationsziele, Interaktionen, Informationsarchitekturen und Designprinzipien beinhalten, und so eine bestmögliche Benutzererfahrung gewährleisten. Im Fall von Berlin.de wurden insgesamt 8 Verticals definiert: Bürgerservice, Marketing, Organisation und Marke, Identität, Assetservice, Wirtschaft, Shop und Info. Neben UI/UX-Benchmarks wie gov.uk hat sich das Team von BerlinOnline unter anderem an paris.fr, gotokyo.org und auch an bochum.de orientiert – Websites, die seitens BerlinOnline als Best-Practice-Lösungen angesehen werden.

Mit dem nun vollzogenen Relaunch erhält, bezogen auf die digitale Präsenz der Hauptstadt, gerade einmal „die Spitze des Eisbergs“ ein neues Design, so Märtin. Sukzessive soll auf Basis des neuen Designsystems das Angebot von Berlin.de ausgebaut werden.

Kommentar

Mein erster Eindruck (und auch mein zweiter) ist durchweg positiv. Die Responsivität wurde verbessert, die Ausnutzung der unterschiedlichen Bildschirmgrößen optimiert. Statt im klassischen, altbackenen Portal-Look präsentiert sich Berlin.de nun zeitgemäß. Das bis dato erschlagende Blau-Rot-Farbschema wurde dahingehend zurückgefahren, dass beide Farben nun als Akzent wirken. Schon allein dieser Eingriff sorgt für mehr Klarheit. Das Informationsangebot und demzufolge auch die Gestaltung an den Bedürfnissen und Lebenslagen der Menschen auszurichten, ist im Kontext UI/UX selbstredend das oberste Gebot – und dieses Gebot wird im neuen Webauftritt der Hauptstadt nun auch beherzigt, sicherlich noch nicht durchgängig, aber zunehmend.

Aus meiner Sicht begrüßenswert ist zudem der Umstand, dass Berlin.de nun die Markenidentität des Landes Berlin widerspiegelt. Für einen Webauftritt ein separates/zusätzliches Logo als Absender zu verwenden, war in den späten 1990er-Jahren weit verbreitet. Und schon damals war eine solche Praxis wenig sinnvoll. Zu Zeiten, als digitale Anwendungen für viele Menschen noch Neuland gewesen sind, gab es die Vorstellung, man bräuchte für diese spezielle Markenausprägung auch einen eigenen, speziellen Absender. Zu Subbrands ausgebaute Namenskonstruktionen wie „Spiegel Online“, „FAZ.net“ und „Zeit Online“ waren bzw. sind Ausdruck dieser Vorstellung. Unterschiedliche Medienkanäle und -anwendungen bedürfen jedoch keiner weiteren Submarke, unabhängig davon, ob es sich bei der Marke um ein Nachrichtenangebot, ein anderes kommerzielles Angebot oder um eine Stadt bzw. ein Land handelt. Mit dem Wegfall des rot-blauen Berlin-Logos mit Brandenburger Tor und der Übernahme der aktuell gültigen Landesidentität wird Berlin.de auch in Sachen Markenführung klarer. Ein logischer und konsequenter Schritt.

Es braucht weitere umfassende Maßnahmen, um aus Berlin.de ein insgesamt (einschließlich service.berlin.de, mein.berlin.de, Apps, etc.) ein auch in der Tiefe überzeugendes digitales Angebot zu machen. Der nun vollzogene Relaunch ist ein wichtiger Schritt auf dem Weg dorthin.

In Sachen eGovernment bleibt hierzulande viel zu tun. Skandinavische Städte wie Oslo oder Uppsala und andere große Metropolen wie New York oder Sydney sind in Bezug auf ein modernes städtisches Webdesign deutschen Städten oftmals mehrere Schritte (und Relaunchs) voraus. Während hierzulande Bürger in aller Regel noch mit PDF-Dateien hantieren und diese herunterladen, ausfüllen und per Mail an zuständige Stellen schicken müssen, gestaltet sich der Bürgerservice in anderen Städten, auch da Daten zentral gebündelt und verwaltet werden,  zugänglicher, unkomplizierter und schneller. Von der hierzulande auf Bürgerämtern vielfach schleppenden Terminvergabe (8 Wochen Wartezeit) mal ganz abgesehen.

Neben einem verbesserten Interface-Design braucht es freilich, um deutsche Kommunen digital fit zu machen, sodass diese im internationalen Wettbewerb Anschluss finden, auch auf Verwaltungsebene neben technischem Know-How vor allem Wissen im Bereich Nutzer-zentrischer Anwendungen (UI/UX). Darüber hinaus bedarf es, um möglichst rasch anwenderfreundliche digitale Lösungen für Bürger bereitstellen zu können, in Verwaltungen flachere Hierarchien, kürzere Entscheidungswege und agile Arbeitsabläufe. All dies wusste man lange vor der Corona-Pandemie, und doch hat die Pandemie das gesamte Ausmaß an Rückständigkeit (technische Ausstattung, eGovernment, Design- und Entwicklungskompetenz) hierzulande zutage befördert (Stichwort: Schüler programmiert Impftermin-Suchmaschine). Last but not least braucht es auf politischer Ebene den Willen, den entsprechenden technischen, personellen und strukturellen Ausbau und Wandel innerhalb städtischer Verwaltungen mit Nachdruck voranzutreiben.

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Dieser Beitrag hat 3 Kommentare

  1. sicher annehmbarer als vorher – aber auch der bär in märkischer kaninchenbox-verschlägen in vollendung… vll. hätte man besser werk21 beauftragt, wie bei visit.berlin und sich auch hier für eine zeitgemäße, metropolgerechte bildsprache entschieden.

    1. Ja ganz deiner Meinung. Die Benutzerfreundlichkeit mag besser sein, aber ein wirkliches Gefühl vermittelt diese Seite nicht. Natürlich steht die Funktionalität in einem Service-Portal an erster Stelle, aber man hätte durchaus mutiger sein können in der Ausgestaltung.

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