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Bauhaus in Dessau

Bauhaus Dessau – Balkon/Kantine Prellerhaus, Foto: Schaffrinna
Bauhaus Dessau – Balkon/Kantine Prellerhaus, Foto: Schaffrinna
Bauhaus Dessau – Hauptgebäude, Foto: Schaffrinna
Bauhaus Dessau – Balkone Prellerhaus, Foto: Schaffrinna
Bauhaus Dessau – Balkone Prellerhaus, Foto: Schaffrinna
Bauhaus Dessau – Balkon Prellerhaus, Foto: Schaffrinna
Bauhaus Dessau – Balkon Prellerhaus, Foto: Schaffrinna
Bauhaus Dessau – Balkone Prellerhaus, Foto: Schaffrinna
Bauhaus Dessau – Treppe Prellerhaus, Foto: Schaffrinna
Bauhaus Dessau – Treppenhaus ehem. Fachschule, Foto: Schaffrinna
Bauhaus Dessau – Zimmer Prellerhaus, Foto: Schaffrinna
Bauhaus Dessau – Treppe Prellerhaus, Foto: Schaffrinna
Bauhaus Dessau – Brücke, Foto: Schaffrinna
Bauhaus Dessau – Brücke, Foto: Schaffrinna
Bauhaus Dessau – Fenster, Vestibül, Foto: Schaffrinna
Bauhaus Dessau – Fenster Werkstätten, Foto: Schaffrinna
Bauhaus Dessau – Kantine, Foto: Schaffrinna
Bauhaus Dessau – Hauptgebäude Auditorium Soffittenlampe, Entwurf: Max Krajewski, Foto: Schaffrinna
Bauhaus Dessau – Fenster, Kantine, Foto: Schaffrinna
Bauhaus Dessau – Meisterhäuser, Foto: Schaffrinna
Bauhaus Dessau – Meisterhäuser (Rekonstruktion Direktorenhaus), Foto: Schaffrinna
Bauhaus Dessau – Treppe Meisterhaus (Klee/Kandinsky), Foto: Schaffrinna
Bauhaus Dessau – Meisterhäuser, Foto: Schaffrinna
Bauhaus Dessau – Meisterhäuser, Foto: Schaffrinna
Bauhaus Dessau – Meisterhäuser, Foto: Schaffrinna
Bauhaus Dessau – Trinkhalle, Entwurf: Ludwig Mies van der Rohe (1932), Foto: Schaffrinna
Bauhaus Dessau – historisches Arbeitsamt, Foto: Schaffrinna
Bauhaus Dessau – historisches Arbeitsamt, Foto: Schaffrinna
Bauhaus Dessau – Museum, Foto: Schaffrinna
Bauhaus Dessau – Balkon/Kantine Prellerhaus, Foto: SchaffrinnaBauhaus Dessau – Hauptgebäude, Foto: SchaffrinnaBauhaus Dessau – Balkone Prellerhaus, Foto: SchaffrinnaBauhaus Dessau – Balkone Prellerhaus, Foto: SchaffrinnaBauhaus Dessau – Balkon Prellerhaus, Foto: SchaffrinnaBauhaus Dessau – Balkon Prellerhaus, Foto: SchaffrinnaBauhaus Dessau – Balkone Prellerhaus, Foto: SchaffrinnaBauhaus Dessau – Treppe Prellerhaus, Foto: SchaffrinnaBauhaus Dessau – Treppenhaus ehem. Fachschule, Foto: SchaffrinnaBauhaus Dessau – Zimmer Prellerhaus, Foto: SchaffrinnaBauhaus Dessau – Treppe Prellerhaus, Foto: SchaffrinnaBauhaus Dessau – Brücke, Foto: SchaffrinnaBauhaus Dessau – Brücke, Foto: SchaffrinnaBauhaus Dessau – Fenster, Vestibül, Foto: SchaffrinnaBauhaus Dessau – Fenster Werkstätten, Foto: SchaffrinnaBauhaus Dessau – Kantine, Foto: SchaffrinnaBauhaus Dessau – Hauptgebäude Auditorium Soffittenlampe, Entwurf: Max Krajewski, Foto: SchaffrinnaBauhaus Dessau – Fenster, Kantine, Foto: SchaffrinnaBauhaus Dessau – Meisterhäuser, Foto: SchaffrinnaBauhaus Dessau – Meisterhäuser (Rekonstruktion Direktorenhaus), Foto: SchaffrinnaBauhaus Dessau – Treppe Meisterhaus (Klee/Kandinsky), Foto: SchaffrinnaBauhaus Dessau – Meisterhäuser, Foto: SchaffrinnaBauhaus Dessau – Meisterhäuser, Foto: SchaffrinnaBauhaus Dessau – Meisterhäuser, Foto: SchaffrinnaBauhaus Dessau – Trinkhalle, Entwurf: Ludwig Mies van der Rohe (1932), Foto: SchaffrinnaBauhaus Dessau – historisches Arbeitsamt, Foto: SchaffrinnaBauhaus Dessau – historisches Arbeitsamt, Foto: SchaffrinnaBauhaus Dessau – Museum, Foto: Schaffrinna

In den vergangenen Tagen habe ich im Rahmen einer kleinen Fotoexkursion das Bauhaus in Dessau erkundet. Vielleicht lässt sich der ein oder die andere durch die Fotos inspirieren und nutzt die Osterfeiertage für einen Ausflug. Es lohnt sich.

Geometrische Formen, rhythmische Linien, flächige und räumliche Strukturen, unterschiedlichste Kontraste, Materialität (Glas, Stahl, Stoff, Holz, Papier, Ton, Stein), „Malen mit Licht“ sowie das Gestaltungsmittel Farbe. Stilmittel, die auch in den Fotos zur Geltung kommen. Wobei „Bauhaus“ nicht etwa einen Stil beschreibt, als vielmehr eine Methode, bezogen auf die Heransgehensweise im Künstlerischen, Handwerklichen, Produktionstechnischen und Pädagogischen.

Vor allem zeichnet das Bauhaus die Absicht aus, Kunst und Technik zu einer Einheit zu verschmelzen. „Kunst und Technik – eine neue Einheit“, lautete das Motto der allerersten Leistungsschau im Jahr 1923, damals noch in Weimar. Die industrielle Revolution, von England im 18. Jahrhundert ausgehend, hatte auch im Deutschland der Weimarer Zeit eine umfassende Umwälzung in der Gesellschaft ausgelöst und einen Prozess der Modernisierung in allen Bereichen des Lebens in Gang gesetzt. Für eine neue Zeit, so das Credo, brauche es auch eine neue Formensprache, andere Lösungen wie auch eine auf Ganzheitlichkeit ausgerichtete Ausbildung. Bauhaus-Gründer Walter Gropius proklamierte 1925 ein auf Zweck und Wesen begründetes Konstruktions- und Entwurfsprinzip. Erst rund zwei Jahrzehnte später etablierte sich hierfür der Designbegriff.

Anlässlich des 100-jährigen Bauhaus-Jubiläums wurde 2019 sowohl in Weimar wie auch in Dessau jeweils ein neues Museum eröffnet. Die Ausstellung im „Bauhaus Museum Dessau“ erzählt mit über 1.000 Exponaten die Geschichte des Bauhaus in Dessau. Der berühmte Stahlrohrsessel von Marcel Breuer wird ebenso gezeigt, wie Arbeiten, Entwürfe und Prototypen von Marianne Brandt, László Moholy-Nagy, Joost Schmidt, Gunta Stölzl und den vielen weiteren Meistern und Schülern. Die zwei Stunden vergingen in meinem Fall wie im Flug. Vor dem Besuch unbedingt die Bauhaus Dessau App laden!

Wer, so wie ich, alle Bauhaus-Bauten in Dessau erkunden möchte, für den bietet sich ein Gesamtticket an, Kostenpunkt 25 €, Infos unter Bauhaus Dessau ). Führungen kosten separat und sind reich an Geschichte und Geschichten, insbesondere die Führungen durch die Meistenhäuser und das Bauhausgebäude kann ich empfehlen. Vergünstiger Zugang zu den Bauhaus-Sehenswürdigkeiten ist zudem mit der WelterbeCard möglich. Sehr praktisch: wer in der naheliegenden Jugendherberge übernachten möchte, spart sich den jährlichen Mitgliedbeitrag.

Im März 2023 wurde die sogenannte „BauhausCard“ (30 €) aufgelegt – mit ihr lassen sich die neun bekanntesten Bauhaus-Orte in Berlin, Dessau, Weimar und Bernau besichtigen. Das Ticket ist ab Entwertung 365 Tage gültig.

Eine besondere Unterkunft für Bauhaus-Liebhaber ist übrigens das Bauhausgebäude in Dessau selbst. Denn im Atelierhaus, dem sogenannten „Prellerhaus“, ist die Übernachtung möglich (Infos).

Noch der Hinweis: aktuell ist das Bauhausgebäude an verschiedenen Seiten/Stellen von Baugerüsten umgegeben. Es wird saniert. Wieder einmal. So ist unter anderem der charakteristische vertikale „BAUHAUS“-Schriftzug demontiert (Stand: April 2023).

Alle Orte lassen sich natürlich auch von zuhause aus mit einem Klick ansteuern: artsandculture.google.com/project/bauhaus. Vor Ort ist’s jedoch schöner, greifbarer, sinnlicher, inspirierender, erlebbarer. In diesem Sinne.

P.S. Weitere Tipps rund um das Bauhaus, sei es in Dessau, Weimar, Berlin oder an anderen Orten, können gerne in die Kommentare.

Dieser Beitrag hat 3 Kommentare

  1. Ich möchte ergänzend hinzufügen, dass das Bauhaus einen ganz besonderen Charme erhält, wenn es, so wie in einigen Fotos gut zu erkennen, von (mehr oder weniger belassener) Natur umgeben ist.
    Es ist gerade der Kontrast zu den meist konfusen Formen und Oberflächen der Natur, der eine besondere Wirkung ausstrahlt. Denn die Ästhetik des Bauhaus könnte kaum weiter entfernt sein von der Ästhetik der Natur. Und dennoch scheinen beide überraschend gut zu harmonieren – oder eben deshalb.

    1. Die kritische Auseinandersetzung mit Design ist seit je her eines der zentralen Anliegen hier im dt. Selbstkritisch möchte ich vorausschicken: vielfach sind wir Designer/Gestalter/Kreativschaffenden nicht Teil der Lösung, sondern Teil des Problems. Als Rädchen im System. Da braucht es Widerstandskraft und Haltung.

      Im kritischen Diskurs gehört natürlich auch das Bauhaus mit eingeschlossen. Insofern bin ich Dir für Deinen Appell dankbar, lieber Mattes, sich vom Mythos Bauhaus nicht blenden zu lassen. Auch das Bauhaus, sowohl die Methode, die aus ihm heraus entstandenen Arbeiten, wie auch die in ihm wirkenden Menschen, war und waren nicht frei von Fehlern, Makeln, Irrungen, Wirrungen und Konflikten. Selbstverständlich nicht, möchte man sagen. Man bedenke die Zeit, in der diese Hochschule in Weimar entstanden ist und die auch in Dessau und Berlin ansässig war. Eine Zeit der Transformation, geprägt von politischen Umwälzungen und Unruhen, in der die Gesellschaft großen Spannungen ausgesetzt gewesen ist und die mit fortschreitender Industrialisierung wirtschaftliche Verwerfungen mit sich gebracht hat.

      Bei der Rezeption generell von Design wie auch im speziellen des Bauhauses gilt es einen kritischen Blick zu bewahren. Onlineshops, in denen Designklassiker begleitet von reichlich Pathos teils zu obszön hohen Preisen angeboten werden, zeichnen vom Bauhaus lediglich ein sehr oberflächliches Bild. Das sollte klar sein.
      Und diesen kritischen Blick gilt es auch bei dem verlinkten Buch zu bewahren, zumal dieses über den Titel einen absoluten Wahrheitsanspruch geltend macht. Skepsis ist hier also angebracht, wie ich finde. Ich habe einige Bücher gelesen, Filme, Dokumentationen und Interviews gesehen, Dokumente „studiert“ sowie Orte besucht und mit Menschen gesprochen, die sich mit dem Bauhaus beschäftigen respektive auseinandergesetzt haben. Hier meine Rezension zu dem verlinkten Buch.

      So wie die verherrlichende Darstellung des Bauhauses im Kontext heutiger Vermarktung von Designmöbeln eine begrenzte Sichtweise beschreibt, dokumentiert auch „Das wahre Bauhaus“ eine verengte Rezeption. Ich habe es im Nachgang an den Kommentar von Mattes gelesen. Das Buch ist eine persönliche Bewertung, keine objektive Darstellung. Eine neutrale und unvoreingenommene Sichtweise, ein wichtiges Kriterium für jede wissenschaftliche Auseinandersetzung, fehlt. Der Autor hat, das ist erkennbar, sich eingehend mit der Geschichte des Bauhauses befasst und gewissenhaft recherchiert. Zahlreiche historischen Details waren auch für mich neu.

      „Das wahre Bauhaus“ enthält kein einziges Bild (Grafik, Schriftstück, Foto), um das Bauhaus auch visuell zu dokumentieren. Stattdessen kommen zahlreiche Illustrationen (Porträts) zum Einsatz, die der Autor selbst angefertigt hat. Warum hierbei ausgerechnet Meister wie Georg Muche, Lyonel Feininger, Gerhard Marcks und Oskar Schlemmer fehlen, ist nicht ersichtlich.

      Getragen wird das gesamte Buch im Sprachlichen von einer Geringschätzung, die zur Verachtung tendiert, insbesondere gegenüber Walter Gropius, aber auch gegenüber zahlreichen anderen Bauhäuslern, Protagonisten oder mit dem Bauhaus verbundenen Organisationen (Stiftung Bauhaus, Bauhaus Archiv, Bauhaus Museen). Walter Gropius wird vom Autor durchweg mit abschätzigen Bezeichnungen wie „Dandy“, „Herrenreiter“ „Ideenverwerter“, „chronischer Ideendieb“, „Studienabbrecher“, „Prinzipienreiter“, „Autokrat“, „Nichtzeichner“ bedacht. Schmähungen sind gewissermaßen der rote Faden, der sich durch das gesamte Buch zieht. Die Textilwerkstatt*, am Bauhaus „Weberei“ genannt, wird vom Autor als „Frauenghetto“ bezeichnet.

      Neben der oftmals unappetitlichen, von Polemik durchsetzten diskreditierenden Ausdrucksweise, zeichnet sich das Buch durch ein Fehlen einer nachvollziehbaren Struktur aus. Kritisch ist zudem der Umstand, dass eigene Meinung nicht als solche kenntlich gemacht wird. Was zur Vermischung von Fakten und subjektiver Meinung führt und einer seriösen Auseinandersetzung freilich im Wege steht.

      Es wird Wortklauberei betrieben (eine Gründung des Bauhaus habe es niemals gegeben), vielfach werden vage Andeutungen gemacht (homoerotischer Art), zudem operiert der Autor nicht nur mit Unterstellungen und Zuschreibungen, er versucht sich gar als Psychoanalytiker in Ferndiagnosen (Gropius habe sich selbst als Messias angesehen). Auch die Aussage, „eine aktive Mitsprache von Studenten war ebenfalls nicht erwünscht und erst gar nicht vorgesehen“, ist eine dieser unbelegten Behauptungen. Unter anderem Gropius selbst hatte in einem Interview erklärt (ab Min. 33:07), dass beim sogenannten Meisterrat auch Studentenvertreter zugelassen waren. Zur damaligen Zeit war dies alles andere als üblich. Sicherlich herrschte auch am Bauhaus eine klare Hierarchie. Gegen die vom Autor unterstellte „Gropius’schen Autokratie“ spricht jedoch vieles, unter anderem der demokratische Entstehungsprozess zum Haus am Horn**.

      Viel zu oft wird im Buch Meinung kundgetan, anstatt Wissen vermittelt. Über die von Lyonel Feininger angefertigte Titelseitengrafik des Bauhaus-Manifests heißt es im Buch, den Zusatz „Sozialismus“ habe man „irgendwann aus dem Bildtitel entfernt, da er recht bald als peinlich empfunden wurde“. Belegt wird auch diese Behauptung mit keiner Quelle. Dies ist auch gar nicht möglich. Denn auch wenn Feininger für die Grafik zwar ursprünglich den Titel „Kathedrale des Sozialismus“ wählte (Quelle: Moma), wurde im Kontext des Manifestes, wohl im Versuch politische Konflikte aus dem Wege zu gehen, auf jegliche politisch konnotierte Bezeichnung verzichtet. Weder auf der Titelseite noch im Text finden sich die Begriffe Kathedrale und/oder Sozialismus. Das Bauhaus war kein unpolitischer Ort. Gropius und der Meisterrat waren jedoch offenkundig bemüht, diesbezüglich keine Angriffsfläche zu bieten. Jede politische Tätigkeit im Bauhaus war seitens der Schulleitung respektive des Meisterrats untersagt.

      Die Behauptung, Gropius habe nicht zeichnen können, ist so nicht ganz richtig. Wohlwollend könnte man formulieren, dass ihm das Talent zum Zeichnen fehlte. So schrieb der damals 24-Jährige in einem Brief an seine Mutter völlig frustriert: „Meine absolute Unfähigkeit, auch nur das einfachste aufs Papier zu bringen, trübt mir manches Schöne und lässt mich oft mit Sorgen auf meinen zukünftigen Beruf sehn. Ich bin nicht imstande einen geraden Strich zu ziehen.“ Handwerkliche Fertigkeiten sind in vielen künstlerischen Berufen zweifelsohne hilfreich – für einen Beruf wie Illustrator sind diese unablässig. Wichtiger als zeichnerisches Talent ist jedoch Kreativität. Diese lässt sich Gropius unschwer absprechen.

      Gropius handwerklich-gestalterischen Fähigkeiten waren wohl bescheiden, seine kreativen Leistungen, die er im Verbund mit fähigen Mitarbeitern realisierte, waren hingegen herausragend. Auch die Leitung und die Führung einer solchen Schule sehe ich im weiteren Sinne als kreative Leistung an, galt es doch vielfältige Klippen, im Kultur-politischen wie Wirtschaftlichen, zu umschiffen und die Institution geschickt durch die turbulente Zeit zu manövrieren. Davon abgesehen: auch Andy Warhol arbeitete oft mit Assistenten zusammen, um seine Werke herzustellen. Eine in der Welt der Künste weit verbreitete Praxis. Handwerklich-künstlerische Fertigkeiten sind nicht notwendigerweise Voraussetzung für eine künstlerische Expertise. Arturo Toscanini konnte kein Instrument spielen, und doch hat er mit seiner Dirigententätigkeit die Welt des Konzertwesens nachhaltig beeinflusst. Wie auch körperliche Fähigkeiten und Erfahrungen etwa im Sport keine Voraussetzung für sportliche Expertise ist. Bill Belichick hat lediglich in seiner Jugend wenige Football-Spiele bestritten, und doch kann er als Trainer der New England Patriots auf beispiellose Erfolge zurückblicken.

      In der Welt des Designs / der Architektur ist im Laufe der Zeit ein Personenkult entstanden. Vielfach wird in den Medien übersehen, dass jedes Design, jedes Produkt und jedes Bauwerk in aller Regel das Ergebnis von Teamwork ist. Weil’s einfacher ist und weniger Recherche erfordert, wird in der Berichterstattung dann das Gesamtwerk einzelnen Personen zugeschrieben. So wie es vielfach heißt, Otl Aicher hätte das visuelle Erscheinungsbild für die Olympischen Spiele 1972 in München entwickelt. Natürlich tat er dies nicht alleine. Ebenso wenig wie VW-Chefdesigner Klaus Zyciora (geb. Bischoff) alleine für das Design der Volkswagen-Automobile verantwortlich zeichnet. Und auch Gropius realisierte seine Ideen mit Hilfe weiterer kreativen Personen und Persönlichkeiten. So wie auch große Stars der Musikbranche wie Elvis, Frank Sinatra oder Whitney Houston ihre Erfolge nicht zuletzt ihren Songschreibern verdanken. Der Erfolg wohl der allermeisten Künstler und Gestalter ruht auf den Schultern weiterer kreativschaffenden oder kreativen, schöpferisch tätigen Menschen.***

      Eben dieser Umstand wird im Buch ausführlich thematisiert. Für wichtige Mitarbeiter von Gropius wie etwa Adolf Meyer, findet der Autor wohlwollende Worte. Anzurechnen ist dem Buch zudem, ungeachtet der zuvor geäußerten Kritik, dass Personen und Strömungen, die auf das Bauhaus Einfluss hatten, benannt werden. Insofern leistet das Buch der Vorstellung Vorschub, mit dem Bauhaus wäre quasi aus dem Nichts heraus die Moderne begründet worden. Persönlichkeiten wie Mathieu Lauweriks, Adolf Hölzel, Peter Behrens und Adolf Loos werden ebenso besprochen und gewürdigt wie Künstler der „De Stijl“-Gruppe. Der zentrale Bauhaus-Protagonist Gropius wird hingegen durchweg mit Häme bedacht. Meister wie Georg Muche, Lyonel Feininger, Gerhard Marcks und Oskar Schlemmer werden im Buch unerklärlicherweise weitestgehend ausgespart. Dass in dem Buch mit dem reißerischen Titel im Click-Baiting-Format das wahre Bauhaus beschrieben würde, kann ich nicht erkennen. Offen gesagt wüsste ich aber auch nicht, wie man das definieren könnte. Problematisch ist der Titel auch deshalb, da angedeutet wird, (alle) andere Abhandlungen über das Bauhaus seien unwahr.

      Fazit: Wenn die zuweilen zum Kult stilisierte ungeteilte Lobhudelei bezogen auf das Bauhaus der eine Pol ist, ist das Buch „Das wahre Bauhaus“ ein Gegenpol. Kappt man all die damit verbundenen rhetorischen Spitzen, Zuschreibungen und Bewertungen, die in beiden Polen im Positiven wie im Negativen zu finden sind, wird man vielleicht eine realistische Vorstellung davon bekommen, was das Bauhaus war. Letztendlich erklärt sich aus diesen teils widersprüchlich anmutenden Zuschreibungen heraus der Mythos.

      –––––

      * Die Textilwerkstatt, in der überwiegend Frauen ausgebildet wurden und die für (die allermeisten) weiblichen Studierenden der einzige zulässige Ausbildungsplatz am Bauhaus war, gilt als eine der erfolgreichsten und produktivsten Werkstätten am Bauhaus.

      ** „Der ausgeführte Entwurf des Malers Georg Muche konnte sich in einer demokratischen Abstimmung unter den Studierenden gegen das von Walter Gropius vorgelegte Konzept durchsetzen“ (Quelle).

      *** Mit heutzutage verfügbaren KI-Tools wie Midjourney, Dall-E, u.a. kommt eine weitere Instanz hinzu. Wie wäre wohl die Reaktion von László Moholy-Nagy oder Marcel Breuer gewesen, die, wie so viele Bauhäusler, in ihrer Arbeit eine ausgesprochene Technik-Affinität und Technologie-Begeisterung erkennen haben lassen, wenn ihnen die Maschine selbst Entwurfslösungen geliefert hätte?

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