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Aus WELT ONLINE wird DIE WELT

Die Tageszeitung „DIE WELT“ vereinheitlicht ihren Markenauftritt in Bezug auf die Namensgebung. Unabhängig vom Medium heißt die Nachrichtenmarke nun durchgängig „DIE WELT“. Bislang firmierte der Webauftritt unter der Bezeichnung „WELT ONLINE“. Fünfeinhalb Jahre nach Einführung des Anhängsels „ONLINE“ (dt berichtete: DIE WELT wird zu WELT ONLINE) verschwindet es nun wieder aus der Markenarchitektur. Ein kleiner Schritt für den Webauftritt, aber ein großer für die Marke.

„Wo “Die Welt” drin ist, soll auch “Die Welt” draufstehen. Immer und überall. Dann weiß jeder Leser, was er bekommt, ganz gleich welches unserer Angebote er nutzt: Qualität und Klarheit in Inhalt, Sprache und Form. “, so Jan-Eric Peters, Chefredakteur, aus dem begleitenden Artikel zur Umstellung.

Bereits 2008 schrieb ich in einem Artikel: „Das Anhängsel aus den ersten Tagen des Internets ist meiner Meinung nach heutzutage abkömmlich.“ (siehe Aus DIE ZEIT wurde ZEIT ONLINE). Um so erfreulicher, dass sich die Redaktion von DIE WELT nun auf eine einheitliche Namensgebung besinnt, denn – und davon bin ich seit je her zu tiefst überzeugt, – Leser unterscheiden nicht zwischen der Onlinepräsenz und der „Offline“-Präsenz einer Marke. Das gilt für Nachrichtenmarken ebenso wie für alle anderen Marken.

Seit vielen Jahren konsumieren wir Nachrichten ganz selbstverständlich auf unterschiedlichen Medienkanälen. Wenn wir uns für eine Zeitung, einen Webauftritt oder eine App entscheiden, dann tun wir dies, weil wir die Marke insgesamt als verlässlich und vertrauenswürdig einstufen. Die Auswahl erfolgt ganz bewusst. Erfahrungen, die wir mit einer Zeitung machen, positiv wie negativ, färben sich direkt auf die digitalen Angebote ab. Dieser Transfer findet auch in entgegengesetzter Richtung statt. Sprich, sind wir von der Qualität eines Produktes nicht überzeugt, werden wir uns kaum auf digitale Angebote rund um das Produkt einlassen.

Die Vorstellung, es gäbe eine Online-Welt und eine „reale Offline-Welt“ ist abwegig. Die digitalen Medien sind schon längst fester Bestandteil unseres Alltags. Das lässt sich übrigens auch anhand der Veränderungen in Verlagshäusern feststellen, in denen zunehmend Zeitungsredaktionen mit Onlineredaktionen verschmelzen. Umso widersinniger wäre es, würde man weiterhin für unterschiedliche Medienkanäle mehrere Markenkennungen verwenden.

Wie es scheint, greift in immer mehr Redaktionen ein stärkeres Markenbewusstsein. Davon zeugen zahlreiche Namensumstellungen aus den vergangenen Monaten/Jahren wie zuletzt auch die bei der Frankfurter Allgemeine (dt berichtete: Aus FAZ.NET wird Frankfurter Allgemeine). Umstellungen, zu denen ich in den vergangen Jahren im Rahmen von Relaunch-Besprechungen immer wieder angeregt habe. Schön zu beobachten, dass nun Schritt für Schritt ein Umdenken stattfindet.

Vom Namenswechsel abgesehen, bleibt der Auftritt wie er ist, einschließlich des Designs. Die eigenen Leser dürften den Wechsel mehrheitlich gar nicht mitbekommen, davon zeugen auch die Kommentare zum folgenden Artikel:

Dieser Beitrag hat 7 Kommentare

  1. “Leser unterscheiden nicht zwischen der Onlinepräsenz und der „Offline“-Präsenz einer Marke”

    Mal eine Meinung als Leser: Doch und zwar sehr bewusst. Währen SPON bei mir eher in die Boulevard- und bürgerliche Bild-Ecke fällt, weil die Online-Redaktion sich für Klickhurerei und Agenturmeldungen-Reposten entschieden hat (siehe: https://spiegelkritik.de/2006/12/06/inside-spiegel-online/ ), ist Der Spiegel verlässlichere Informationsquelle, die dann wieder eine eigene Färbung und Bewertung hat. Es macht auch einen Unterschied ob jemand auf mich zukommt und von SPON oder Spiegel erzählt, daher finde ich die Namenstrennung richtig und wichtig.

    Bei der Welt ist es Wurscht. Springer ist Springer und wird daher immer mit einer Lasterladung Salz gelesen.

  2. Gregor, Spiegel und Spiegel Online sind natürlich das klassische Beispiel in diesem Zusammenhang, das gerne als Pro-Argument für eine strikte Markentrennung herangezogen wird. Vermutlich diente dieses Konstrukt vielen Redaktionen als eine Art Blaupause, an der man sich beim Aufsetzen der eigenen digitalen Angebote orientiert hat. Bei SpOn hat man sich von Anfang an dazu entschlossen, Print und Web in zwei unterschiedlichen Marken aufgehen zu lassen. Das war schon Mitte der Neunziger so. Wenn Redaktionen getrennt von einander arbeiten, der Inhalt des Nachrichtenmediums weitestgehend überlappungsfrei ist und auch die Vermarktung getrennt von einander gesteuert wird, dann mag es für solch eine Trennung Gründe geben. Übertragen lässt sich diese Markenarchitektur nur bedingt. Letztendlich wird es selbst in diesem Fall so sein, dass die wohl zumeist positiven Erfahrungen, die man mit der Printausgabe macht, sich dementsprechend positiv auf das digitale Angebot abfärben, Stichwort Image-Transfer.

    In dem von Dir zitierten Satz spiele ich gezielt auf die Außenwahrnehmung einer Marke an. Das Anhängen eines Online-Anhängsels macht noch lange nicht aus einer Marke zwei. Internetnutzer sind nicht blöd, sie wissen, dass sie einen Webauftritt vor Augen haben. Das muss ihnen kein Logoabsender mitteilen. Nur weil es von einer Nachrichtenmarke zusätzlich zum Webauftritt noch eine App gibt, entsteht daraus ja auch keine eigene App-Marke. Der Absender und die Quelle ist unabhängig vom Medium immer gleich, es ist dies nämlich die jeweilige Nachrichtenmarke, die sich im Namen der Zeitung ausdrückt und die nun einmal der Ursprung der meisten Nachrichtenmarken darstellt.

    Im Grunde genommen sind Online- oder de-Anhängsel Ausdruck einer internen Sichtweise. Klar macht es die Kommunikation einfacher, vor allem auch innerhalb eines Verlagshauses, wenn von „Online“ und „Zeitung“ gesprochen wird. Ich bin jedoch nicht davon überzeugt, dass man dies auf die Markenwelt übertragen sollte. Eine Marke, ist eine Marke, ist eine Marke… egal in welchem Medienkanal ich sie gerade konsumiere.

  3. Ich gehe mal davon aus, dass es sich bei der WELT und WELT ONLINE um zwei unterschiedliche Redaktionen handelt, ähnlich wie beim Spiegel und SpOn. Deshalb begrüße ich den Schritt nicht besonders. Wenn jedoch die Qualität gleichwertig wie die der Printausgabe ist (sein wird) und das auch deren Anspruch ist, ist es okay. SpOn und Spiegel sind ja gewiss zwei paar Schuhe…

  4. Ich gehe mal davon aus, dass es sich bei der WELT und WELT ONLINE um zwei unterschiedliche Redaktionen handelt

    Eben genau das ist nicht der Fall.

    „Sowohl in der Bild- als auch in der Welt-Gruppe sind Print und Online in diesem Jahr komplett miteinander verschmolzen, jedes Ressort bedient beide Kanäle.“ Quelle: horizont.net

  5. Es macht doch auch bei Tageszeitungen schlicht keinen Sinn Online- und Zeitungsredaktionen zu trennen. Ob ich nun einen Artikel heute aktuell online stelle oder erst morgen in der Zeitung veröffentliche, ist nur eine Frage des Vertriebs. Warum aber sollte eine Tageszeitung online andere Inhalte bereitstellen als offline? Bei Wochenzeitungen wie Spiegel oder Zeit verhält es sich schon ein bisschen anders, schließlich ist es ein Unterschied ob ich Zeitung tages- oder wochenaktuell mache. Ob hier eine strikte Trennung der Redaktionen notwendig ist, ist zwar auch noch mal zu diskutieren, man kann Aufgaben ja auch innerhalb einer Redaktion verteilen, aber es besteht da ein ganz klarer Unterschied.
    Wobei auch hier die Frage ist, ob man dann auch zwei Marken für die beiden verschiedenen Dinge schafft. Denn letztlich landen nunmal auch Artikel der gedruckten Zeitung im Internet. Wäre ja auch hier abenteuerlich den zusätzlichen Vertriebsweg nicht zu nutzen. Schon unverständlich den Zeitungsartikel dann unter …Online wieder zu finden. Man wird ja wohl auch Online keine anderes politisches Meinungsspektrum präsentieren wollen und auch in anderen Fragen sollte man sich online nicht komplett anders positionieren, sonst reicht das Anhängen von Online zur Unterscheidung nicht aus.

  6. ich war heut auf der dmexco in köln (eine digital und online marketing messe) und axel springer war wie jedes Jahr wieder vertreten. “Die Welt” war schon in jeder Anzeige und Präsentation geändert. Glücklicherweise kam ich nicht drum herum 2 angestellte von Axel Springer zuzuhören und die waren sehr erleichtert das sie nun nicht mehr zwischen verschiedenen produktbezeichnungen unterscheiden müssen. Also offenbar eine gute Entscheidung auch im Sinne der Angestellten die jeden Tag mit ihrem Produkt hausieren gehen :). Dennoch kann man sich vorstellen – Eine Umstellung von “Welt Online” auf “Die Welt” hat sicher einige Kosten verursacht, allein die Massen an Kullis, Blöcken etc. die da in die Tonne gehen – Aber wers sich leisten kann…

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