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Aus ORF eins wird wieder ORF 1

ORF 1 Logo, Quelle: ORF
ORF 1 Logo, Quelle: ORF

ORF 1, das erste Fernsehprogramm des Österreichischen Rundfunks (ORF), hat seit wenigen Tagen eine neue Senderidentität. Neun Jahre firmierte der Sender unter der Bezeichnung „ORF eins“ – nun wandert, begleitet von einer veränderten visuellen Identität, wieder die Ziffer 1 in den Namen.

Das letzte Redesign, das der ORF seinem ersten Programm verordnet hatte, fand 2010 statt (dt berichtete). Damals entschied man sich die Ziffer 1 aus dem Namen zu entfernen. Ziel des nun vollzogenen Redesigns war es, so der Sender, „den Look von ORF 1 dem unverwechselbaren Programmangebot von ORF 1 anzupassen. Das neue Design von ORF 1 bildet nicht nur optisch die neue Klammer des Vollprogramms, sondern soll darüber hinaus den Zuschauerinnen und Zuschauern eine bessere Orientierung innerhalb des Programms bieten und somit die Verlässlichkeit des Angebots unterstreichen.“ Das neue Design, so zeigt sich ORF-Art-Director Michael Hajek überzeugt, ist „zeitgemäß und ohne 3D-Effekthascherei“.

Neben dem veränderten Senderlogo kommen seit letzter Woche auch neue Farben und Claims zum Einsatz, um damit die unterschiedlichen Genres innerhalb des Programms visuell und sprachlich kenntlich zu machen, so steht beispielsweise „echt. großes Kino.“ für Blockbuster, „echt. dabei.“ für Sport und „echt. großartig.“ für Shows. Die neue Channel Identity sorge für eine schärfere Positionierung und gebe ein Markenversprechen für die Zukunft, so ORF-Marketing- und Kommunikationschef Martin Biedermann. Mit der Eins Sans wurde exklusiv für den ORF auch eine neue Hausschrift entwickelt.

ORF 1 Channel Identity

In Österreich wird der öffentlich-rechtliche Sender von verschiedenen Seiten dafür kritisiert, Geld in ein Redesign investiert zu haben. Medienberichte sprechen von einer Summe in Höhe von rund 100.000 Euro. Zu den Kritikern zählen beispielsweise Österreichs Vizekanzler Strache sowie der Extremsportler Felix Baumgartner, die ihr Unverständnis im Umfeld von Social Media kundgetan haben.

Verantwortlich für die neue Senderidentität sind die Agenturen Bleed (Oslo, Wien) und PARTLHEWSON (Wien). Beide Agenturen setzte sich in einer europaweiten Ausschreibung mit ihren Ideen durch. Bleed zeichnet dabei für die Entwicklung/Kreation und PARTLHEWSON für die Anwendung der weiterführenden Kampagne verantwortlich.

ORF 1 Colors Overview

Kommentar

Da sich Kommunikationsdesign und Politik nicht trennen lässt, möchte ich zunächst folgendes schreiben. Wenn man um das offenkundig fehlende Sprachbewusstsein von Österreichs Vizekanzler Strache weiß – Stichwort Bevölkerungsaustausch –, dann hält sich die Verwunderung über seinen unreflektierten Kommentar auf Facebook anlässlich der Vorstellung des neuen Senderdesigns in Grenzen. Nach wie vor empfinde ich es als befremdlich, wenn Präsidenten, Regierungschefs oder, wie in diesem Fall, Vizekanzler in Social Media zu jedwedem Thema und zudem reflexhaft ihre Meinung kundtun. Was im Echtzeit-Datenstrom gerne vergessen wird: Meinung ist etwas anderes als Wissen.

Es ist das gute Recht jedes einzelnen, die von öffentlicher Hand finanzierten Projekte zu kritisieren. Einer Sendeanstalt jedoch vorzuhalten, dass diese das visuelle Erscheinungsbild ihrer Sender und Programme pflegt, dafür Geld aufwendet und mutmaßlich abgekupfert hat beziehungsweise absurde Vergleiche herstellt, ist allerdings keine Kritik, sondern Populismus, inhaltsleer und von eigenen Zielen getrieben. Zumal die beiden in dem Beitrag namentlich genannten Kritiker keine Alternativen anbieten, wie man es denn ihrer Meinung nach hätte besser machen können. Keine Veränderung und Stillstand kann ja wohl keine Option sein.

Es ist eine Binsenweisheit, dass alles in unserem Leben dem Wandel unterliegt. Deshalb müssen sich auch Sender/Unternehmen/Institution/Marken von Zeit zu Zeit veränderten Rahmenbedingungen und Strömungen anpassen, strukturell, programmatisch/inhaltlich und auch visuell. Menschen machen Marken. Andere Menschen verändern diese Marken. Bestes Beispiel für die Transformation, die Marken zum Teil durchlaufen, sind Opern- und Theaterhäuser, die mit jeder neuen Intendanz in der Regel eine komplett neue visuelle Identität erhalten. Ob dies in jedem Fall sinnvoll ist, sei einmal dahingestellt.

Neun Jahre nach der Umbenennung in „ORF eins“ wird nun der alte Name wieder aufgegriffen, und mit dem alten, neuen Namen hält ein verändertes Programmkonzept Einzug. „1“ ist fortan mehr als nur eine Ziffer; sie ist, und das gefällt mir gut, prägnantes Bildelement und zugleich strukturgebende Komponente. Die neue Hausschrift des ORF namens Eins Sans, im Prinzip eine schmalere Helvetica, hätte nach meinem Geschmack gerne eigenständiger und dadurch identitätsstiftender sein dürfen. Im Live-Betrieb macht sich das neue On-Air-Design insgesamt jedoch sehr gut. Darüber kann man freilich unterschiedlicher Ansicht sein und eine andere Meinung vertreten. Die Veränderung allein der Kosten und der Veränderung wegen abzulehnen, offenbart jedenfalls ein hohes Maß an Rückwärtsgewandtheit. Darüber hinaus fällt das Budget, wenn es denn tatsächlich, wie von der Presse genannt, im Bereich 100.000 Euro liegt, vergleichsweise bescheiden aus.

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Dieser Beitrag hat 20 Kommentare

  1. Mich erinnert die 1 sehr an das alte Logo von 1Live. Das war sofort mein erster Gedanke, als ich das neue Logo sah. Wenn ich das mal ausblende gefällt es mir ganz gut, wobei ich mir gewünscht hätte, dass man endlich mal ORF aus dem, in meinen Augen, altbackene roten Rechteck befreit.

    1. @Dennis
      Das rote Rechteck mit der weissen Schrift hat eben schon seine Berechtigung: Rot-Weiss-Rot ist immerhin das Wappen Österreichs.

  2. In der Vergangenheit hatte der ORF das „System“, dass jeder Sender eine unterschiedliche Schreibweise hatte. ORF eins (als Wort), ORF 2 (als Ziffer), ORF III (als römische Zahl). Dieses fand ich eigentlich recht clever gelöst.

    Auf den ersten Blick wirkte für mich die neue kantige 1 etwas wie ein Fremdkörper, der sich nicht so recht mit dem ORF-Logo vertragen will, es entsteht eben zwischen beiden Elementen im unteren Bereich eine Lücke, die mein Auge zu schließen versucht (im Gegensatz zu ORF 2 oder ORF III).

    Etwas altbacken wirkt in meinen Augen das Hauptlogo mit „ORF“ in rot und der „1“ in schwarz. Die Frische des alten „eins“ in türkis konnte sich mit dem rot gut vertragen und hatte (zumindest für mich) eine etwas modernere Optik. In Bewegung, als grafisches Element im OnScreen-Design und als weiße Variante auf verschieden farbigen Hintergründen gefällt mir die Marke aber auch sehr gut. Eine Gewöhnungsphase ist ja auch immer dabei.

    @Dennis: 1LIVE kam mir auch in den Sinn…

    1. PS: Wollte noch ergänzen, dass ich das Cornerlogo jetzt eher „einfarbig“ belassen hätte. Der dunkle Grauton des ORF-Logos ist meiner Meinung nach nicht (mehr) nötig, schließlich dockt jetzt die „1“ nicht mehr unmittelbar an, wie früher der „eins“-Block.

      Würde also alles in dem hellen Grauton und den Text „ORF“ transparent darstellen, dies passt dann auch besser zum neuen OnScreen-Design. Auf den Plakaten ist es schließlich auch gleich in weiß gehalten.

  3. Ich persönlich habe mich schon seit der Einführung über die maniriert geschriebene “eins” geärgert, für mich das getippte Pendent zu 3D Effekthascherei. Umso mehr freue ich mich nun, daß die “1” zurück ist, noch dazu in wunderbar schnörkelloser Umsetzung. Ob die “1” neben dem ORF Logo nun formal ausgewogen und schön ist, lässt sich sicher diskutieren. In der Gesamtheit ist die Gestaltung wunderbar klar, aufgeräumt und zeitgemäß – alles was ich von einem öffentlich rechtlichen Sender erwarte.
    Grotesk natürlich – wie auch schon beim kürzlich eingeführten neuen “Stadt Wien” Logo – die öffentlicht Kritik. Exakt so wird in diesem Land aktuell Politik gemacht, umso erfreulicher, daß sich diese Geisteshaltung nicht im gelungenen Redesign niederschlägt.
    Zum Thema Veränderung vs Stillstand: Wäre die perfekt ausbalancierte, harmonische Logo-Variante gesucht worden, hätte man das von Neville Brody 1992 gestaltete Logo nie ändern dürfen, daran gibt es formal nichts zu verbessern. Ein Redesign kann also nur bewusst anders sein – Aufgabe erfüllt.

  4. Ich finde persönlich die “1” misslungen, für mich steht hier “ORF 7”. Ich komm’ da nicht drüber weg das so zu sehen.
    Außerdem ist mir das Rot-Weiß-Schwarz zu schwer, hätte man die “1” nicht weiter in Türkis lassen können oder sie zumindest auch in Rot halten können? Dann wäre das “Rot-Weiß-Rot” unserer Nachbarn noch prominenter.

  5. Die Kommentare auf dem verlinkten Facebook-Beitrag zeigen wunderschön, wie wenig Verständnis für die Arbeit hinter so einem Relaunch stecken. Es ist unfassbar, was die Leute darunter kommentieren. “Was? Einen Einser daneben zu Photoshoppen kostet 100.000 euro ? Lol”, “Um 100000 hätte ich es für den ORF 2 auch noch gemacht. Jeder der sich halbwegs an einem PC auskennt hätte das geschafft.”, “Wo kann ich mich als Logodesignerin bewerben? Hätte auch gern viel Geld für nichts Tun” und so weiter.

    Zum Eigentlichen: Ich musste beim Logo auch als erstes an 1Live denken, dennoch ist es ein schönes Gesamtkonzept, dass modern daher kommt.

  6. Mir gefällt das Redesign ausgesprochen gut, vor allem aus diesem Grund: Es ist anders als erwartet. Das ist mehr, als man von 95% aller Fernsehsender behaupten kann. Die Identität wurde vor allem für Motion entwickelt und sollte daher auch so bewertet werden. Das Logo wird da, soweit ich sehen kann, nur einfärbig eingesetzt. Das ist naheliegend, da so die anderen Farben gut wirken können. Die Animation ist stimmig. Die Identität wirkt auf mich frisch und jugendlich und hebt sich von den restlichen Sendern im deutschsprachigen Raum deutlich ab. Für den ORF in Wien ein step up!

  7. Gefällt mir sehr gut. Sieht modern und frisch aus. Da könnten sich die Deutschen Sender eine Scheibe von abschneiden. Dies ist meine Sicht als Laie.

  8. Hmm. Ist das nun ORF 7 oder ORF Tetris?

    Um eine “Eins” zu sein, müsste der Strich oben doch diagonal sein, oder gänzlich entfallen. Mit geradem Strich ist es doch in der Regel eine “Sieben”.

    1. Absolut, an Tetris habe ich auch denken müssen. Und eine 7 kam mir auch schon in den Sinn. Absolut misslungen in meinen Augen.

  9. Zunächst brauchte ich auch etwas Gewöhnung, um überhaupt eine Zahl zu deuten. Für mich nimmt die neue 1 Bezug auf die von 1992. Die eins damals wirkt auf mich jetzt wie eine pespektivische Abwandlung der aktuellen eins (oder umgekehrt). Noch besser würde auf mich alles wirken, wenn das ORF von seinem Kasten befreit wäre, zumindest in meiner Vorstellung. Ich denke aber, wenn man es so umsetzten würde sähen die drei Buchstaben dann doch verloren aus. Somit ein gelungenes Redesign in meinen Augen.

Kommentare sind geschlossen.

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