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Aus DIE ZEIT wurde ZEIT ONLINE

Die Zeit Logo

Ach herje. Da lobt man einmal DIE ZEIT in Bezug auf ihre medienübergreifende Markenführung und dann das! Die Online-Ausgabe erhält nun ein eigenes Logo und wie könnte es anders sein… es wird ein ONLINE hinten dran gehängt. Die Gründe hierfür werden in der knappen Erklärung nicht genannt. Dass die Verantwortlichen weder ihre Marke noch das digitale Medium Internet im Griff haben, offenbart ein Blick auf die beiden URLs zeit-online.de und zeitonline.de. Wer glaubt, DIE ZEIT hätte sich die Mühe gemacht zur Namesumstellung der Online-Ausgabe wenigstens diese beiden mutmaßlich zugeordneten Domains zu sichern, erlebt eine Überraschung.

Ich sags wie es ist. Das Vorgehen ist schlampig und nicht nachvollziehbar. Der Umstand mit den namensführenden Fremddomains ist zudem peinlich. Auch wenn firmenpolitisch eine Abgrenzung zwischen den Medien hilfreich sein mag, den Lesern dürfte dies wohl kaum interessieren. FAZ.NET, FOCUS Online, SPIEGEL ONLINE und nun auch ZEIT ONLINE sind die digitalen Ableger der Print-Ausgabe und werden jeweils als EINE Marke wahrgenommen, selbst wenn im Hintergrund andere Redaktionen tätig sind. Die Bezeichnung “Online” wird oftmals von den Nutzern gar nicht bemerkt und auch nicht mitgesprochen. Das Anhängsel aus den ersten Tagen des Internets ist meiner Meinung nach heutzutage abkömmlich.

An dieser Stelle ein kleiner Aufruf an die Macher eines meiner bevorzugten Nachrichtenportales. Bitte lieber Tagesspiegel, bleib Tagesspiegel, bleib Du selbst. Widerstehe dem Drang ONLINE sein zu wollen. Ich möchte auch nicht, dass Du NET wirst. Bleib so wie Du bist. Bleib eins, bleib original. So kennt man Dich, in den Print- und in den digitalen Medien. Du bist der Beste!

Des Weiteren wurde im Webauftritt der ZEIT die Marginalspalte, bzw. Navigationsspalte wie man sie selbst bezeichnet, von links nach rechts geschoben. Wie man sich erhofft, solle dies den Auftritt “noch lesefreundlicher machen.” Liebe ZEIT ONLINE, lesefreundlicher wäre es wenn man die Schriftgröße angehoben hätte, die Icons für die Textskalierung tatsächlich den gesamten Text vergrößerte oder aber wenn man dem Satzspiegel etwas mehr Platz eingeräumt hätte. Der neue Aufbau bedingt bei vielen Nutzern, dass der Bildschirm lediglich zu einem Drittel gefüllt ist. Der Rest ist gähnende Leere. Wer glaubt den eigenen Lesern solch ein “Kleben eines Artikels am linken Fensterrand” als eine Verbesserung verkaufen zu können, beweißt auch in der Kommunikation wenig Spürsinn für das Medium Internet.

Danke Horst für den Tipp.

Dieser Beitrag hat 40 Kommentare

  1. Zu Beginn der Lektüre dieses Beitrages legte ich auch erstmal die Stirn in Falten, würde mich aber in punkto medialer Positionierung/Benennung dann doch meinem Vorredner Fred anschließen. Ich denke, dass merkliche Abweichungen in Art, Menge und Struktur des „Online-Angebots“ gegenüber der Printausgabe einen eigenen Namen(szusatz) durchaus rechtfertigen – ob man den Begriff „Online“ nun mag oder nicht. Und handwerklich, finde ich, kann man ja wirklich nichts gegen das ergänzte Logo sagen.
    Die Malaise mit den belegten Domains und die angesprochenen Unschönheiten des Spaltenlayouts bleiben natürlich ärgerliche Nebenschauplätze, ohne Frage. Aber da wurde hier im Design Tagebuch aus meiner Sicht schon weitaus Katastrophaleres diskutiert… ;-)

  2. “In the future there’ll be almost no difference between web and print”

    Emily Bell, Director of digital content for Guardian News and Media
    in: .net Magazine, issue 175 (www.netmag.co.uk)

  3. MiSc, tut mir leid, aber dieses Statement von Frau Bell ist total luftig.

    Sie sagt „so gut wie keinen Unterschied (almost no difference).

    Was heißt das? Beides sind Publikationen. Beide haben (vorrausgesetzt) die haargleichen Inhalte. Dann wäre der Unterschied nur die Form: Digital oder Druck, Papier oder Bildschirm. Design und Layout wären fast identisch.

    Also was für Unterschiede?

    Es kommt doch auf die Information an. Und was spielt es da für eine Rolle (für die Zukunft) ob ich meinen Text aus Word direkt ins Web oder in eine Layoutbox für InDesign kopiere und zum Druck gebe? Ist sie im Web anders?

    Also was ist dieser kleine Unterschied? Vielleicht weil man das eine blättert und das andere klickt oder die Zeitungsleser bald aussterben und nur noch Blogger und Surfer den Erdball bevölkern?

  4. Wenn Spiegel Online keine eigenständige Marke mehr sein soll weiß ich es auch nicht Oo

  5. Unschön ist auch die Verwendung der geraden Anführungsersatzzeichen (“so”). Die Print-Ausgabe der Zeit hebt sich durch die Verwendung der Guillemets (»so«) sehr schön von anderen Zeitungen ab – warum kann die Online-Version sich nicht abheben, indem sie die richtigen verwendet („so“ oder »so«)?

  6. > Spiegel hat auch den Zusatz online im Titel
    Das Anhängsel bei Spiegel und vielen anderen stammt doch aus einer anderen Dekade. Damals bestand noch die Notwendigkeit darauf hinzuweisen, DASS es überhaupt einen Auftritt im Internet gibt. Ein wie auch immer betitelter Zusatz (de, net, Online) konnte dies auch ohne Nennung der kompletten URL transportieren. Heute ist nahezu jede Firma, jede Marke und auch jede Zeitschrift mit einem Auftritt im Netz vertreten. Offensichtlich nehmen Chefredakteure der digitalen Medien auch heute noch den “Präzedenzfall” Spiegel zum Vorbild, um auf den ONLINE-Zug aufzuspringen. Nach dem Motto “Der Spiegel machts auch so…” bekommt das Logo dann hinten was dran.

    > für den Leser sind das immer noch zwei verschiedene Publikationen.
    Es sind zwei unterschiedliche Medien ein und derselben Marke.

    Wir leben weder ONLINE noch OFFLINE, sondern wir LEBEN in beiden “Welten” um das einmal etwas trivial auszudrücken. Mit ein Grund, warum die SecondLife-Blase so früh geplatzt ist, ist weil hier fälschlicherweise ein ENTWEDER ODER vorgegaukelt wurde. Der ganze Bohei a la “Bau Dir online eine bessere Welt auf” musste einfach in sich zusammenbrechen, weil der Mensch und das Leben diese harte Kante nicht zulässt. Man stelle sich einmal vor jede bekannte Marke, jeder Fernseh- oder Radiosender, jedes Magazin, jede Einrichtung, jede Hochschule würde im Internet als eine ONLINE-Variante auftreten. Nike-ONLINE, Volkswagen-ONLINE, ZDF-ONLINE, EinsLive-ONLINE, ADK-ONLINE und so weiter… Einige Redaktionen trauen ihren Lesern offenbar nicht zu, dass sie einen Webauftritt von einer Zeitung unterscheiden können. Das finde ich erschreckend und erbärmlich gleichermaßen.

    Relaunchs, wie der von N24 zeigen, dass eine Verschmelzung sowohl der Video-, als auch der redaktionellen Beiträge zwischen den beiden Medien stattfindet. Und das gilt für viele Formate. Es ist doch nur konsequent, wenn dieses Zusammengehen auch namentlich und visuell begleitet wird. Eine Trennung verwässert nur den Auftritt der Marke. Ziel eines journalistischen Erzeugnisses kann es eigentlich doch nur sein, beim Leser anzukommen. Auf welchem Weg (online, radio, tv, print) ist doch erstmal nebensächlich.

    “Ich habs bei n24 gesehen” ist doch ungleich schärfer, als “Ich habs bei Spiegel gesehen, bin mir aber nicht sicher ob im Heft oder ONLINE”. Statt Trennung kann es nur eine Richtung geben und die weißt auf ein Zusammenführen der unterschiedlichen Medien.

  7. @Fred

    stimme dir zu: “design und layout wären fast identisch”, also die gestaltung und anmutung. warum aber dann eine eigene marke? macht doch keinen sinn.

    BREAKING: New York Times (eine Zeitung!) bekommt webby award 2008!

  8. Wenn die meisten Texte einer Redaktion sowohl online als auch im Print erscheinen, dann verstehe ich diese Argumentation. Bei Spiegel ist aber genau das nicht der Fall. Da wird meist für den eigenen Kanal produziert. Spiegel Online ist ein Newsportal mit über hundert Meldungen am Tag. Und nur wenig, was im Print erscheint, wird anschließend online gestellt. Vielleicht habe ich den Begriff Marke zu weit gefasst verwendet, aber die Schnittmenge der beiden Publikationen ist doch schon sehr gering. Bei der Zeit soll dies übrigens anders sein. Da dominieren auf Zeit online momentan noch die Print-Texte.

  9. MiSc: Ich habs doch oben geschildert.

    Es ist eine Marke, aber mit 2 verschiedenen Ausrichtungen: Eine Printausgabe und ein Onlineausgabe. Und die sind nicht identisch.

    Deshalb das eine DIE ZEIT, das andere ZEIT ONLINE.

    Ich finde eine Printausgabe muß wertiger sein. Die Inhalte sind nicht so flüchtig, haben mehr Substanz. Und das merkt man den Onlinemedien immer noch an. Viel Werbegeballer, viele Rechtschreibfehler, schnell-schnell, zwar hochaktuell aber dafür nur für zwischendurch – mal schnell drauf und wieder weg. Eine Zeitung braucht, wie der Name suggeriert, Zeit.

    Es ist ja auch eine Frage der Werbungskosten. Eine Zeitungsseite kostet 100000 Euro (ungefähr), weil sich ja da der Leser länger mit den Artikeln beschäftigt. Und demzufolge müssen die Artikel tiefgreifender sein, was aber auch viel mehr Arbeit der Journalisten mit sich führt.

    Onlinemedien sind kurzlebig, die Bannereinblendungen mitten im Text, statt rechts oder links davon, sehr klein, bringen weniger Geld.

    Wie dem auch sei: Das neue Logo ist vollkommen in Ordnung. Ich lese DIE ZEIT trotzdem nicht.

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