Skip to content

Auf zu neuen Horizonten – Globetrotter im neuen Outfit

Globetrotter Logo

Globetrotter Ausrüstung, einer der größten Outdoor-Händler in Europa, präsentiert sich seit wenigen Tagen runderneuert. Das 1979 in Hamburg gegründete Unternehmen ist nach dem umfassendsten Redesign seiner Firmengeschichte kaum mehr wiederzuerkennen.

Das bereits in Teilen vollzogene Redesign ist alles andere als evolutionär. Neue Farben, neues Logo, neue Typogaphie, neuer Slogan, neuer Onlineshop – in den letzten Tagen hat sich Globetrotter Ausrüstung neu erfunden. Das knallige Orange und ein Schriftzug, der noch aus den 80er Jahren stammt, passten einfach nicht mehr zur Philosophie des Outdoorspezialisten, so Torsten Fischer, Marketingleiter bei Globetrotter. „Neue Horizonte“ lautet ab sofort die Tagline des Outdoor-Händler.

Die neuen Farben, ein gedecktes Rot, ein warmes Hellgrau + Anthrazit, transportieren nach Ansicht von Fischer den Bezug zur Natur besser als der bisherige Look. Erstmals erhält Globetrotter eine Bildmarke. Es ist dies zudem die erste signifikante Änderung am Unternehmenslogo seit 35 Jahren. Die Wortmarke, bislang ein kursiver Script-Font, ist nunmehr in Serifen gesetzt und basiert auf der ITC Cheltenham. Neue Hausschrift ist die Avenir. Headlines werden in der Avenir stets in Versalien und in Blocksatz gesetzt. Darüber hinaus sieht das neue Gestaltungskonzept die Kombination von Headlines mit horizontalen Linien vor, um auf diese Weise Thema „Horizonte“ grafisch zu untermalen.

Globetrotter Typo

Erste Filialen werden bereits auf die verändert Optik umgerüstet. Verantwortlich für die Kreation zeichnet die Agentur Donkey aus Hamburg.

Auf Seiten langjähriger Kunden stößt das neue Erscheinungsbild von Globetrotter mehrheitlich auf Ablehnung, sodass sich das Unternehmen zu der folgenden Stellungnahme veranlasst sah:

Liebe Globetrotter, nach langen Jahren haben wir uns entschlossen, unser Erscheinungsbild anzupassen und dem näher zu bringen, wofür wir heute stehen. Auch wir als Marke entwickeln uns weiter und dies möchten wir deutlicher nach außen tragen. Eine solche Veränderung gefällt nicht jedem, das wissen wir. Wir sind daher sehr froh über euer ehrliches Feedback!
Dennoch sind wir auch stolz auf unseren neuen Look. Und wir bleiben Globetrotter. Bei uns geht es weiterhin um Neugier, um Erlebnisse – darum, seinen Horizont zu erweitern und Neues zu entdecken. Wir hoffen, dass diejenigen, die mit der neuen Optik nicht zufrieden sind, uns dennoch die Treue halten. Unsere Produkte und unser Service sind auch zukünftig gleichbleibend überzeugend wie bisher!

Globetrotter Logo – vorher und nachher

Globetrotter Logo – vorher und nachher

Zum Hintergrund

Um den Wechsel besser nachvollziehen und einordnen zu können, ist es hilfreich, die wirtschaftliche Entwicklung von Globetrotter Ausrüstung zu berücksichtigen.

Seit Ende 2014 gehört Globetrotter zum schwedischen Konzern Fenix Outdoor, zu dem unter anderem auch die Marke Fjällräven zählt. Seit Januar 2016 bestimmt der Schwede Henrik Hoffman die Geschicke bei Globetrotter Ausrüstung, wo er den langjährigen Geschäftsführer Thomas Lipke abgelöst hat. Auf Anfrage wurde mir von Seiten Globetrotter versichert, dass das neue Design keine Folge des Eigentümerwechsels ist. Die Entscheidung, einen anderen Weg im Markenauftritt gehen zu wollen, sei bereits vor knapp 24 Monaten unter der bisherigen Führung gefällt worden. Die Transformation vom reinen Verkäufer hin zum Content-Lieferanten und Outdoor-Veranstalter ist seit Jahren im Gange.

Vor allem der Wettkampf im Onlinehandel macht dem Outdoor-Händler seit geraumer Zeit zu schaffen. Die Geschäfte liefen zuletzt nicht mehr gut. Die fetten Jahre scheinen vorbei. Das alte Erfolgsmodell – Erfahrung plus Erlebnis – lockt weniger Kunden als früher in die Filialen.

Man habe irgendwann das nötige Innovationstempo verloren, so resümierte Lipke in einem Interview mit der ZEIT. Und die Konkurrenz schläft nicht. SportScheck beispielsweise investierte in den letzten Jahren in Werbekampagnen inkl. TV-Spots und ist in der Wahrnehmung deutlich präsenter. Outdoor-Marken wie Jack Wolfskin, Mammut oder North Face sind in immer mehr Innenstädten mit eigenen Läden vertreten. Und auch Amazon, Zalando & Co. bieten Outdoor-Ausrüstung bzw. Kleidung an.

Kommentar / Einordnung

Ein Redesign, wie man es tatsächlich in dieser umwälzenden Form nur selten sieht. Wenn ein über fast vier Jahrzehnte entstandenes Erscheinungsbild gewissermaßen von heute auf morgen durch eine gänzlich neue Optik abgelöst wird, führt dies unweigerlich zu Reibungen, auch mit langjährigen Kunden, wie sich gut anhand der Reaktionen auf der Facebook-Fanpage von Globetrotter ablesen lässt. In großer Mehrheit sprechen sich die Nutzer gegen die Veränderungen aus. Viele kritisieren, der Wiedererkennungswert sei nun dahin. Das neue Design verbreite die Ausstrahlung eines muffigen Pfadfinder-Lagers. Die neue Farbgebung sei keineswegs besser geeignet, das Thema Natur zu transportieren, im Gegenteil, finden einige Nutzer. Tatsächlich fällt es auch mir (als langjähriger Kunde) schwer, im neuen Design die Marke Globetrotter auszumachen.

Ein solch abrupter Kurswechsel birgt aus markenstrategischer Sicht viele Gefahren, etwa die des Identitätsverlustes. So wäre es beispielsweise kaum vorstellbar, dass Beiersdorf Nivea fortan in grünen Dosen anbietet. Etwas ganz wesentlich würde fehlen. Die von vielen Facebook-Nutzern attestierte fehlende Wiedererkennung lässt sich nicht leugnen. Sie wäre bei einer prosperierenden Marke, die kontinuierlich neue Kunden/Nutzer an sich bindet, ein fast zu vernachlässigender Kritikpunkt. Globetrotter ist jedoch kein Airbnb, kein Instagram, kein Snapchat. Bislang konnten sich treue Stammkunden damit trösten, wenn sie den Rabatt-Angeboten anderer Onlineshops widerstanden, dass sie bei „ihrem“ Outdoor-Händler, „ihrer“ Marke eingekauft haben. Dieser vertrauensstiftende Faktor entfällt zunächst einmal, denn tatsächlich ist, bezogen auf das Erscheinungsbild, von der bisherigen Marke so gut wie nichts mehr übrig geblieben.

Nutzer, die sich den bisherigen Look zurückwünschen, übersehen dabei womöglich die Schwächen, die das bisherige Erscheinungsbild zweifelsohne aufwies. Die Wortmarke war in der Tat in die Jahre gekommen. Was zudem fehlte war ein prägnantes Zeichen, wie es für Apps und Profilbilder nun einmal benötigt wird. Ein wirkliches Unterscheidungsmerkmal bot auch die orange Farbgebung nicht (siehe SportScheck). Sicherlich alles kein Grund, das Bisherige in Gänze über Bord zu werfen. Eine Veränderung war jedoch sinnvoll und über kurz oder lang auch notwendig.

Naturnähe vermittelt das neue Farbkonzept meines Erachtens nicht wirklich, über eine gewisse Eigenständigkeit im Outdoor-Handel verfügt es sehr wohl. Denkbar wäre gewesen, Orange als Akzentfarbe (statt wie bisher als Primärfarbe) weiterzuführen, um auf diese Weise einen Bezug zur Markengeschichte herzustellen, wodurch die Wiedererkennbarkeit verbessert würde. Ein etwas fließender Übergang hin zum Neuen wäre sicherlich von Vorteil gewesen.

Am wenigsten nachvollziehbar ist für mich gar nicht mal die Gestaltung selbst, sondern eher der Umstand, dass einerseits der ganz große Wurf gewagt wurde, um anderseits im Onlineshop weiterhin 10 Jahre alte Kategorie-Icons zu verwenden. Das passt weder stilistisch, noch lässt ein solches Vorgehen Stringenz erkennen. Konsequenz vermisse ich auch im Umgang mit der neuen Hausschrift Avenir. Während Headlines in Werbeanzeigen kraftvoll und Raum einnehmend sind, ist der Webauftritt inkl. Onlineshop aus typographischer Sicht doch eher enttäuschend. Das neue Outfit liefert meiner Meinung nach mehr Fragen als dass es schlüssige Antworten anbietet.

So wirkt das neue Erscheinungsbild von Globetrotter Ausrüstung fast ein wenig sinnbildlich für die Entwicklung des Unternehmens. Mal schauen, wo die Reise hingeht.

Globetrotter Corporate Design Anzeigen

Globetrotter.de Website

Mediengalerie

Weiterführende Links

  • Globetrotter: Auf zu neuen Horizonten | globetrotter-magazin.de

Dieser Beitrag hat 41 Kommentare

  1. Ich weine dem alten Logo keine Träne nach. Es war hässlich und bastelig. Aber wie viele solche selbstgestrickten Sachen war es immerhin eigentümlich und hatte Charakter. Diesen Charakter vermisse ich in dem neuen Logo. Die Farbe ist wenig prägnant und über Form und Aussage des Symbols rätsle ich schon eine Weile. Ich muss an eine Obstschale mit Stand-Fuss denken…

    Womit ich ernsthaft Probleme habe, ist das zweite Standbein der Gestaltung, die Texte in Versalien und im erzwungen Blocksatz. Versalien sind einfach sauschwer zu lesen. Ich kann beim besten Willen nicht nachvollziehen, warum man sich dafür entscheidet, seine Markenbotschaften schwer lesbar zu machen.
    Der löcherige Blocksatz ist auch so ein Quäl-Effekt. Damit werden die Texte endgültig unlesbar.
    Hier gehört beides zusammen, die Grossbuchstaben und der erzwungener Blocksatz sind bekannte Designer-Spielchen. Kriegt man mit ein paar Klicks hin und sieht schön ungewöhnlich aus. Hat sonst keiner!
    Hat keiner, weil es halt nur ein billiger Effekt ist, den man mit zu vielen Nachteilen bezahlt.

    Der Relaunch war schon lange überfällig. Es musste in eine neue Richtung gehen. Vielleicht stand man unter Zeitdruck, wer weiss. Auf mich wirkt der Design-Teil des Konzepts jedenfalls hingehudelt und kopflos. Schade drum.

  2. Geht’s nur mir so, oder sieht für Euch das Logo auch aus wie ein herunter gefallener Teller in Scherben? Das kann man sich drei Minuten lang ansehen und dann immer noch nicht blind malen, bei einem guten Logo sollte das aber genau so möglich sein. Ok, Baum, Globus, Berg und Hügel und wasweißich – in Gänze kombiniert es sich zu einem Liniengewirr. Da abstrahiert wohl jemand gerne um des Abstrahierens Willen.

    Und die Typo. Ach, die Typo ist ja schrecklich. Wobei es auf den Plakaten unter Zuhilfenahme der (Wellen-) Linien ja noch ganz passabel aussieht. Aber besonders in den Blasen wirkt sie, als hätte man die Schriftgröße gesperrt und dann alles auf einmal größer gezogen.

    Die Farbe dagegen finde ich mal gar nicht so verkehrt, weil sie nicht sooo offensichtlich Warngelb oder Kommunalorange daherkommt, wie bei der Konkurrenz. Nur bräuchte das Logo mehr Fläche, ähnlich wie die Jack-Wolfskin-Tatze, dann hätte es auch von weiter weg eine gewisse Signalwirkung.

  3. Hmm, das ist wohl skandinavisches Design, erdacht bei deutscher Designagentur. Insgesamt, Ausnahme bleibt der Panzersperrblocksatz, wirkt es auf mich stimmig – VERSALSCHRIFTSETZUNG KOTZT MICH AN!
    In meiner Erinnerung hat das alte Logo gut zu dem Rumpelladen in meiner Heimatstadt gepasst. Ich weine dem keine Träne nach, weder Laden noch Marke. Farbgebung ist wirklich sehr gedeckt für einen Outdoor-Anbieter, aber Wortbildmarke sehr gut gelungen. Diese quietschenden Farbtupfer der Mitanbieter nerven auf der Piste und in der Hütte doch recht schnell, so dass ich hoffe, dass das Experiment gelingt. Bei Gelegenheit gehe ich mal wieder zum Globetrotter.

  4. Ich kann diese Hipster-Einheitsgestaltung nicht mehr sehen. Gibt es eigentlich keine Eigenheiten mehr bei Marken? keine individuellen Lösungen? Wo sind die Tage hin, als der Gestalter noch vom Kunden aus gedacht und gestaltet hat? Schlecht, langweilig, nichtssagend … . Das hat nichts mit feiner Arbeit zu tun sondern sieht nach 99Designer aus.

  5. Dass das Design teilweise etwas an Recycling-Papier erinnert, finde ich beim Thema Outdoor und Nachhaltigkeit nicht mal schlecht.

  6. Ich muss sagen, ich mag das Logo sehr. Die Abstrahierung einer Landschaft finde ich gut und logisch. Leider sieht es von weitem bzw. in der Verkleinerung stark nach Timberland aus …
    Warum die restlich Typografie konsequent im Block gesetzt wird kann ich nicht nachvollziehen. Das ist leider wirklich »Hipster-Design« … :D (Die Linien übrigens auch).

  7. Ich finde das neue Design sehr gelungen und kann auch das Argument der »Naturnähe« verstehen. Natürlich machen eine neue Farbe und eine neue Schrift nicht automatisch »Naturnähe« aus, aber sie ermöglichen die optische Verbindung. Stellt euch mal dieses Bild mit dem bisherigen knalligen Orange vor:

    Das gedeckte Rot fügt sich gut ein. Das bisherige Orange sieht dagegen künstlich und billig aus und erinnert mich eher an Notebooksbilliger.de. »Billig« ist aber nicht der Anspruch von Outdoorkunden, sondern Qualität und eine gewissen Bodenständigkeit. Das kann ich im neuen Auftritt besser erkennen.

    Natürlich ist der Bruch ziemlich radikal und ein Funken Althergebrachtes hätte die Umgewöhnung erleichtert. Trotzdem finde ich den Schritt richtig. Der irritierende Blocksatz – da stimme ich allen hier zu – ist wirklich unerträglich.

  8. Was genau soll die Bildmarke darstellen?
    Ohne Witz, ich verstehe sie nicht gänzlich, befürchte ich.

Kommentare sind geschlossen.

An den Anfang scrollen