Knapp zwei Wochen nach Ende der Saison 2023/24 hat der in der englischen Premier League spielende Fußballclub Aston Villa sein Logo modifiziert. Von dem erst im vergangenen Jahr auf Grundlage eines Fan-Votings eingeführten kreisrunden Logo (dt berichtete) verabschiedet sich der Club bereits wieder.
Das vergangene Jahr und die abgelaufene Spielzeit waren für Aston Villa von zwei Aspekten geprägt: einerseits konnte Aston Villa nach vielen Jahren des sportlichen Niedergangs wieder sportliche Erfolge feiern. Erstmals seit fast zwanzig Jahren steht Aston Villa am Ende der Saison wieder auf Platz 4 – zuletzt hatte der Club diesen Rang in der Saison 1995/1996 erreicht. Unter Unai Emery, im November 2022 als Trainer verpflichtet, ist Aston Villa in die UEFA Europa Conference League zurückkehrt. Mit der abgelaufenen Saison hat sich der Club erstmals für die UEFA Champions League qualifiziert. Andererseits herrschte in dem 1874 gegründeten Club ein ziemliches Durcheinander in Bezug auf dessen visuelle Identität. Denn während Trikots, Kleidung und Merchandising-Produkte mit dem zur letzten Saison eingeführten kreisrunden Logo bestickt/bedruckt wurden, hat der Club im Rahmen der Kommunikation weiterhin das Logo mit Schild verwendet.
Medienberichten zufolge sollen sich Angehörige und Mitarbeiter des Clubs, auch einige Fans, von dem kreisrunden Emblem nicht repräsentiert gefühlt haben („Aston Villa’s club crest debacle“, NY Times). Kritisiert wurde unter anderem, das runde Signet ähnele zu sehr jenem des FC Chelsea. Nun hat die Clubführung entschieden zum Logo mit Schild zurückzukehren. Anders als beim letzten Mal fand keine öffentliche Abstimmung statt.
Gleichzeitig erfuhr das Schild-Logo einige Anpassungen, wohl auch vor dem Hintergrund des 150-jährigen Jubiläums, das Villa in diesem Jahr feiert. Nähere Angaben hinsichtlich dieser Änderungen hat der Club bislang nicht gemacht. Bereits jetzt ist zu erkennen, dass neben dem Logo weitere Elemente innerhalb des visuellen Erscheinungsbildes angepasst wurden, darunter die Farben und die Typographie.
Im Laufe der 150-jährigen Club-Geschichte hat das Logo zahlreiche Änderungen erfahren (siehe Aston Villa Logo Evolution). Im Zuge des aktuellen Rebrandings wurde die Schildform, für den Club ein Novum, auch im oberen Bereich mit einem Bogen (konvex) versehen. Der aufrecht stehende Löwe entspricht von der Form her wieder jener Darstellung, wie sie 2016 eingeführt wurde; zudem schaut der Löwe auch wieder nach links statt nach rechts. Anders als bisher verfügt der Löwe nun über einen dezenten rechtsseitigen Schattenwurf. Im unteren Bereich der Schildform ist zentrisch der Name „Aston Villa“ platziert, gesetzt in Versalien und ausgerichtet entlang des gewölbten Schildes.
Die traditionellen Farben des Clubs, Weinrot und Hellblau, bleiben selbstverständlich erhalten. Die Farbe Weinrot ist nun jedoch sichtbar dunkler als bisher. Hellblau ist nahezu unverändert. Der Löwe ist wieder in einem hellen Gelbton gehalten.
Im Rahmen des Rebrandings legt sich Aston Villa zudem eine neue Hausschrift zu. Im Webauftritt und in anderen digitalen Medienanwendungen (Promotion, Social Posts) sind Überschriften nun in der Schriftart Medula One (Latinotype) angelegt.
Das Design der Trikots zur kommenden Saison 2024/2025 wurde vom Club noch nicht vorgestellt. Auf footyheadlines.com wurde ein spekulativer Trikot-Entwurf inklusive neuem Schild-Logo veröffentlicht. Ein weiteres Novum für Villa: zum ersten Mal in der Geschichte des Vereins wird Adidas Ausrüster von Aston Villa. Am 20. Mai wurde die Partnerschaft bekannt gegeben.
Kommentar
In der Bundesliga wäre es wohl kaum vorstellbar, dass eine Vereinsführung gegen das Votum der Mitglieder ein Logowechsel vollzieht. In der Premier League schon. Da das Rebranding seitens Aston Villa bis dato nicht weiter kommuniziert wurde, lässt sich nicht genau sagen, ob oder inwieweit unterschiedliche Interessengruppen in den Prozess eingebunden gewesen sind. Mein Eindruck ist (anhand einiger Diskussionen in Fan-Foren und auf Social Media): die Fans des Clubs haben sich offenbar (längst) damit abgefunden, dass ihre Möglichkeit auf Mitsprache begrenzt ist. So tragen viele Fans auch das neue Logo mit Fassung respektive nehmen dieses mit einer gewissen Teilnahmslosigkeit hin.
Die Qualität der Logogestaltung ist gewiss nicht herausragend, aber auch keine Katastrophe. Ein Design, mit dem sich anscheinend viele Fans arrangieren können. Vor dem Hintergrund der jüngsten Erfolge im Sportlichen ist die Negativkritik an der Vereinsführung überschaubar. Aus Fan-Sicht wohl der entscheidende Aspekt: das neue Logo wirkt vertraut. Vertrauter als das runde Signet im Chelsea-Look.
Weniger vertraut wirkt hingegen die Medula One als neue Hausschrift. Nicht, wie bei Bundesliga-Clubs wie Fortuna Düsseldorf, FSV Mainz, Eintracht Frankfurt oder Hertha BSC, ein eigens für den Club maßgeschneiderter Corporate Font, sondern ein bereits existierender, zudem frei verfügbarer Font (über GoogleFonts). Recht verspielt, doch nicht unpassend. Für längere Texte ungeeignet, doch für Headlines eine interessante Wahl, die Medula One. Das Zusammenspiel aus Farbklang (Weinrot/Hellblau) und der neuen Typo sorgt für verbesserte Wiedererkennbarkeit, ganz ohne Logo.
Wäre es nicht besser gewesen, den Löwen dunkel zu umranden, statt einen kontrastlosen Schatten zu nutzen? Vor allem, wenn das Signet klein dargestellt wird?
Finde das Logo besser als das runde, einfach weil ich die Schildform mit meinen 25 Jahren mehr mit Aston Villa assoziiere. Ich muss aber sagen, dass ich die Variante, die der Verein bis 2023 nutzte deutlich besser fand. Das neue finde ich vertikal sehr unausgewogen. Es kippt nach oben hin weg.