Der Digitalradiostandard DAB+ bekommt einen neuen Markenauftritt und ein neues Logo. Von Mai an werden ARD und Deutschlandradio auf allen Kanälen eine crossmediale bundesweite Marketingkampagne starten.
Die ARD ist davon überzeugt „DAB+ ist weiter auf dem Vormarsch“. Die weiterentwickelte Technologie, ein breiteres Programmangebot sowie vielfältige Zusatzdienste sollen, so das Ziel, zum Durchbruch für den digitalen Hörfunk führen. Mittlerweile soll jeder siebte Einwohner über 14 Jahre über DAB+ Radio hören können. Mit Hilfe einer bundesweiten großangelegten Marketingkampagne will man die Bekanntheit der Marke DAB+ steigern. „DAB“ steht für Digital Audio Broadcasting.
Premiere feiert der neue Markenauftritt samt neuem Logo, das fortan ohne die Bezeichnung „Digitalradio“ auskommt, im Rahmen der Medientagen Mitteldeutschland (2. Bis 4. Mai 2017). Zeitgleich erfolgt die Ausstrahlung von Spots im Radio, Fernsehen und Internet sowie die Schaltung von Anzeigen in Print und Web. Die Agentur Scholz & Friends war kreativer Partner der ARD und verantwortet das Rebranding.
Kommentar
In Zeiten von Musik-Streaming und Intelligentem Wohnen wirken auf dem Tisch/Boden stehende Radiogeräte samt Antennen anachronistisch. Ein längst von Internet-Technologien überholtes Gadget. Geräte mit Antennen kommen in Sachen Stylefaktor gleich hinter Klapphandys. Ein grün-blaues, frisches Logo mit Antenne macht die Sache auch nicht cooler.
ARD, Deutschlandradio, DRD Digitalradio Deutschland und Media Broadcast sind jedenfalls vom Erfolg von DAB+ überzeugt. Eingeführt wurde der Digitalradiostandard DAB in Deutschland 1995. Seit 2011 firmiert der Standard unter der Bezeichnung DAB+. Wirklich vom Markt angenommen wurde DAB respektive DAB+ bislang nicht. Zuletzt zum Teil stark ansteigende Verkaufszahlen von Empfangsgeräten lesen sich wie eine Trendumkehr. Ein günstiger Zeitpunkt also, um das Produkt und die Marke DAB+ weiter zu puschen.
Perspektivisch, so wollen es einige Radiointendanten, soll DAB+ den UKW-Rundfunk ablösen. Willi Steul, Vorsitzender des „Verein Digitalradio Deutschland e.V.“ und Intendant von Deutschlandradio gehört zu jenen, die den Umstieg auf DAB+ in Deutschland vorantreiben. Da die Übertragung via IP von Telekommunikationsanbietern abhängig ist, brauche Radio in der digitalen Welt, nach Ansicht von Steul, weiter einen eigenen Ausspielweg.
Ob Hörer DAB+ wirklich annehmen, scheint trotz aktueller Verkaufsstatistik weiterhin unklar. Die Frage lautet weiterhin: warum sollten Hörer Geld für Zusatzgeräte ausgeben, wenn sie dank Internet kostenlos und weltweit auf Radioinhalte zugreifen können, und dies sogar geräteunabhängig? Es ist, wie es Jürgen Brautmeier und Marc Jan Eumann in ihrem FAZ-Artikel schrieben, vor allem das Internet, das die Vielfalt im Radiobereich erhöht. Im Internet liegt die Zukunft des Fernsehens, der Telekommunikation, des (autonomen) Fahrens, der Industrie (4.0), der Arbeit, des Journalismus … und beim Radio soll sie im terrestrischen Rundfunk liegen?
„Digitalradio ist … perfekter: dank digitaler Empfangstechnik höchste Klangqualität“, so laut Betreiber einer der zentralen Vorteile des Digitalradiostandards. Die fehlende Logik in der Steigerung von „perfekt“ mal beiseite lassend, würde ich als Nutzer von DAB+ doch sagen, dass die tatsächliche Klangqualität weit ab von perfekt ist. Meines Erachtens ist die Klangqualität ziemlich enttäuschend. Zwar erfolgt die Übertragung tatsächlich rauschfrei, das ja, allerdings werden hohe Töne aufgrund der starken Audiokompression derart betont, dass der Gesamteindruck ziemlich blechern ist. Selbst an die Klangqualität von MP3 mit einer Bitrate von 128 kBit/s reicht DAB+, so meine Erfahrung, nicht heran. Nach kurzer Zeit bei einem DAB+-Sender wechsle ich meist wieder zurück auf einen UKW-Sender oder zu MP3, da die Klangqualität/Klangfarbe bei beiden deutlich besser ist.
Die ARD brüstet sich mit Verkaufszahlen von Autoradios, die wohl in den letzten Jahren angestiegen sind. Ob diese neuen Nutzer, zu denen ich auch zähle (Autoradio/Niedersachsen), mit dem Dienst zufrieden sind, bleibt bei einer solchen Statistik außen vor. Deshalb würde mich einmal interessieren, welche Erfahrungen dt-Leser mit dem Digitalradio DAB+ machen. Gibt es Nutzer von DAB+ innerhalb der Leserschaft? Es muss ja nicht immer eine Umfrage zum Thema Design sein, zu dem freilich auch Kommentare hinterlassen werden können.
Hi,
Teile deine Meinung bedingt. Man kann nicht auf jedem Gerät kostenlos Internetradio hören, alles was mobil abläuft kann im Moment, aufgrund der Volumengrenzen, ganz schön teuer werden. Desweiteren kann DAB im Katastrophenfall nicht überlasten, was dem Mobilfunknetz ja schnell Mal passiert. Allerdings finde ich auch, dass man unbedingt an der Kompression arbeiten sollte. Ich selber höre gerne sunshine live über DAB und die dort verwendeten 72kbit/s (allerdings mit HE AAC v2 und somit Betragsmäßig nicht vergleichbar mit den Bitraten bei mp3) hören sich teils echt unterirdisch an.
Ich muss zugeben das ich noch nie was von DAB gehört/gesehen habe. Gibt es noch Leute die bewusst Radio hören?
DAB+ bietet sowohl zu Internetradio, als auch zu UKW einige Vorteile. Gegenüber Streaming bleibt bei der Terrestrik ein barrierefreier Zugang, unabhängig von Tarifen und Kapazitäten eines Netzbetreibers, für jedermann erhalten. Niemand würde auf die Idee kommen, dass bereits etablierte DVB-C/S/T2 vollständig durch Streaming zu ersetzen. Beim Radio ist der äquivalente digitale Standard nun also DAB+.
Die Kapazitäten sind beim Streaming kurz- und mittelfristig nicht vorhanden, das Medium Radio massenhaft darüber abzubilden. Für die Veranstalter ist DAB+ kalkulierbar, da unabhängig von Zugriffszahlen auf Streamingserver. DAB+ ist aufgrund der Verbreitung der Programme in einem Programmblock (Ensemble) sogar günstiger gegenüber UKW und kann als Gleichwellennetz betrieben werden, um eine höhere Reichweite zu schaffen.
Die Klangqualität von DAB+ ist abhängig von der gewählten Bitrate, dem eingesetzten Codec und letztlich dem Soundprocessing des Senders. Die öffentlich-rechtlichen Programme klingen in der Regel besser, da mit einer höheren Bitrate gesendet wird. Es gibt aber auch Ausnahmen, wie z.B. das bundesweite Schwarzwaldradio, die trotz niedriger Bitrate einen akzeptablen Klang hinbekommen haben.
Das Problem bei UKW ist doch, dass der Klang nur dann perfekt ist, wenn man sich unmittelbar in Sendernähe befindet, also einen starken Empfang hat. Ansonsten kratzt und knistert es im Radio.
Zu erwähnen ist auch noch, dass jeder 5. Deutsche bereits ein DAB+ Radio besitzt und ein zweiter bundesweiter Multiplex zu Beginn des nächsten Jahres starten wird. Das dürfte zu einem weiteren Meilenstein für DAB+ werden.
Der von Ihnen zitierte Artikel aus der FAZ stammt übrigens aus der Feder von zwei Personen, die in der NRW-Landespolitik verwurzelt sind. In NRW versucht man krampfhaft, das Rundfunkmonopol aufrecht zu erhalten und einen Erfolg von DAB+ zu verhindern. Man ist derzeit in der bequemen Situation, dass es neben dem WRD nur die Lokalradioprogramme gibt, deren Content großenteils von Radio NRW zugeliefert wird. Hintergrund ist, dass als Investoren bei den Radiosendern häufig Verlagshäuser stehen, die die Radiosender als Cash Cow sehen und jede Art der Konkurrenz zu verhindern versuchen.
Hm, dann scheine ich nur Leute zu kennen, die die anderen 4 Leute sind. Bisher hab ich noch niemanden getroffen, der DAB-Radio benutzt. Und “haben” ist auch nur Augenwischerei, der dann aber in der tollen Statistik auftaucht. Es gibt ja genug Leute, die zwar ein Autoradio haben (evtl. auch mit DAB), aber gar nicht die Radiofunktion nutzen.
Hängt mit Sicherheit auch von der Region ab, in der man wohnt. Bei mir im Rhein-Main-Gebiet sind alle Programme auch über DAB+ vertreten. Im Fachhandel sind der überwiegende Teil DAB+ Radios. Wenn man sich ein neues Radio kauft, wird man zwangsläufig mit DAB+ konfrontiert Meine Kollegen haben in ihren Büros auch alle DAB+ Radios. UKW rauscht zu stark wegen Bauweise und Lage des Gebäudes; die private WLAN-Nutzung ist untersagt.
Alle unter 50 Jahren in meinem Umfeld wenden sich rasant von linearem Rundfunk jeglicher Art ab. Es ist unfassbar ärgerlich wie unsere Zwangsgebühren hier versenkt werden, während man bei on demand immer noch nicht über Zweitverwertung bereits gesendeter Inhalte als Podcast hinausgekommen ist. Und die Website von Deutschlandfunk und Co könnten seit Jahren ein Redesign vertragen.
Kommt mit Sicherheit, wenn die Programme des Deutschlandfunk ab 1. Mai unter ihrer neuen Marke auftreten.
Einerseits über Zwangsgebühren schimpfen, dann aber exklusive Online-Inhalte und schon wieder eine Neugestaltung der DLF-Website fordern. Hat dir das letzte Redesign Mitte 2015 nicht gereicht? (vorige Version von deutschlandfunk.de bei archive.org). Es kann ja sein, dass dir die Gestaltung zu konservativ ist, aber vom technischen Standpunkt her braucht sie derzeit wohl eher kein weiteres Redesign (zumal es immer wieder Neuerungen gibt, das letzte mir bekannte ist ein Live-Player, bei dem man pausieren und zeitversetzt hören kann)
Und es kann auch sein, dass du nur Spotify-Hörer kennst und meinst, dass auch über 50-Jährige gefälligst ihr Leben ständig im Internet verbringen sollen – ich höre jedenfalls sehr gerne morgens DRadioWissen oder Bayern2 über mein DAB+-Gerät im Schlafzimmer. Ohne schon in aller Herrgottsfrühe online sein zu müssen und meine Hörgewohnheiten tracken zu lassen. Darf ich das nicht mehr wollen?
Ja, ich bin unter 50 und höre auch gerne Podcasts – aber warum sollte ich deshalb lineares Radio abschaffen wollen? Nur weil ich nicht zu den Durchschnittsdeutschen gehöre, die laut neuster Media-Analyse täglich 4 Stunden Radio hören, verlange ich doch nicht, dass sich die gesamte Gesellschaft nach meinen Wünschen richtet.
Verweise hier gerne auf DAS Radioforum für den deutschsprachigen Raum, welches zum einen diese Frage beantworten sollte und zum anderen sind dort auch zahlreiche Beiträge zum Thema DAB+ zu finden: https://www.radioforen.de
Meine Meinung zu DAB+: Die Geräte sind deutlich günstiger in der Herstellung, trotzdem werden diese zu Wucherpreisen verkauft, sodass es die günstigsten Geräte erst ab 30 Euro gibt. Zudem bieten die meisten Hersteller ihre Geräte nur mit UKW-Empfang an (z.B. in Stereoanlagen oder auch meist noch im Auto).
Es wird immer noch als besonderes Extra angeboten, Solange es nicht zwangsmäßig zum Standard wird und UKW damit ablöst, sehe ich noch große Probleme mit der Technik.
Das Logo selbst ist ganz nett, aber ob das zum Kauf animiert, wenn es noch Leute gibt, die nichtmal wissen, was DAB ist?? Hier hat Deutschland gründlich verschlafen, in Ländern wie Großbrittannien sind sie schon viel weiter. Soviel zum Thema fortschrittliches Deutschland…
Deutschland ist ein Hochtechnologieland … und erklärt Akustikmüll zur Zukunft des perfekten Hörens? Ich fasse es nicht!
Wie immer – Marketing.
Wer Zuhause digital Radio hören will hat seit Jahren die Möglichkeit das rauschfrei über seinen Kabelanschluss oder das Web zu machen. Halbwegs moderne Soundsysteme für Leute mit sensiblem Gehör bringen die entsprechenden Funktionen seit Jahren mit.
Im Auto ist bei dem ganzen Lärm des Fahrzeugs und des Verkehrs eh kein Unterschied zu hören, da lohnt sich eine Investition in ein Upgrade der Antenne und des Radios allemal mehr (mehr Reichweite, mehr Auswahl) als ein DAB Receiver.
Der größte Joke ist ja, dass die meisten verkauften DAB Radios Mono-Brüllwürfel sind (aber trotzdem teuer genug), wo die Frage der Tonqualität zur Travestie wird.
Radio mit UKW ist nicht tot. Aber als Solidargemeinschaft der Beitragszahler in ein Nischenprodukt zu investieren ist genau die Art der dekadenten Schwerpunktsetzung die immer mehr Menschen gegen die Zwangsgebühren aufbringt. Der Konsens diesbezüglich war in den letzten Jahrzehnten schlicht deshalb größer, weil sich die ÖR damals noch nach den Massen gerichtet haben.
Seit Jahren versuchen die ÖR den Leuten einzureden wie toll DAB ist, das ist nicht eine Reaktion auf die Bedürfnisse der Masse, sondern eine Subvention eines Liebhaberprojekts das auch noch schlecht umgesetzt ist (vgl der lausige Codec mit dem DAB in D ausgestrahlt wird, der Frequenzgang ist niedriger als mit UKW!).
Wie schon beim Internet (riesige öffentliche Förderprogramme für die Sackgasse VDSL, statt endlich Glasfaser) gilt, es mangelt im System nicht an Geld, sondern an Sachverstand, nicht teure Übergangstechnik zu investieren, sondern in die Zukunft.
Die ist bei den Medien im Internet und on demand.
Bei DAB+ Lokal ist der Empfang teilweise
schlecht. Der Empfang wird zwischen Gebäuden sehr oft unterbrochen.
Zur schlechten, blechernen Sound-Qualität und der Höhen von DAB+ :
Das Werbebanner mit dem Herrn im grauen Haar.
Diese ältere Zielgruppe (andere Frage, aber heute nicht groß zu vertiefen: Gibt es überhaupt noch Zielgruppen?) hört gemeinhin nicht mehr so gut die Frequenzen wie 30-Jährige.
Alter und Frequenz – Höhen sind was für Junge:
Eine Frequenz von 12.000 Hertz hört man wahrscheinlich nur noch, wenn man unter 50 Jahre alt sind.
15.000 Hertz nehmen mit einer hohen Wahrscheinlichkeit nur noch die unter 40-Jährigen wahr, 16.000 Hertz die unter 30-Jährigen. Wer 19.000 Hertz noch wahrnehmen kann, ist vermutlich unter 20 Jahre alt oder hat ein extrem gutes Gehör.
Ich gehe daher davon aus, dass der ältere Herr, der da so genießend hört, nicht so arg das DAB-Scheppern und -Jaulen mitkriegt unter dem ein Junger leiden wird. Insofern ist das Banner für Ältere richtig. Diese sind jedoch für DAB in der Mehrheit vermutlich zu wenig digital-affin.
DAB+ ist das Radio der Zukunft und von der Qualität 10 mal besser als FM. Bei mir wird CD – Qualität, 128 KB/s erreicht. Das einzige , was fehlt ist die Aufnahme Funktion auf USB Stick. Dies wird wohl von Musikindustrie noch verhindert.
128 kbit/s (zumindest bei MP3) sind meilenwert entfernt von CD-Qualität. Selbst für ungeübte Ohren ist die Qualität erst bei 256 kbit/s vergleichbar.
Soetwas gibt es bereits, zugegeben in einer höheren Preisklasse. Z.B. der Sangean DDR-66 BT (SmartLink 9) kann Radio auf USB aufnehmen. Ansonsten gibt es auch DAB+ Sticks für USB, die dann mit einer entsprechenden Software aufnehmen können.
Ich habe in meinem Touareg einen DAB+ Empfanger und höre auf langen Fahrten gerne “Schlagerparadies” Der Empfang ist eine Katastophe. Dauernd geht der Sender weg und das “kein Empfang Symbol” wird angezeigt. Auch in Ortschaften geht dauernd der Empfang weg. Ich habe eine neue Firmware aufspielen lassen, nicht besser. Neue Antennen wurden eingebaut, wieder nichts. Danach wurde das Empfangsteil getauscht. Keine Besserung. Jetzt kommt der Knaller. Ich habe mir dann einen nagelneuen Vorführwagen geben lassen und wieder probiert. Das Ergebnis meines Tests ist bescheiden. DAB+ funktioniert in dem Neuwagen genau so schlecht wie in meinem. Was sagt uns das?
Die ARD soll erst einmal die Sender so installieren dass lückenlos gesendet werden kann. Momentan funktioniert das noch nicht.
Wäre es nicht schlau gewesen, bei der Entwicklung von DVB-T2 die Möglichkeit des mobilen Empfangs einzuschließen?
> Adrian:
Ich bin seit vielen Jahren leidenschaftlicher Radiohörer:
DFL; WDR…..RTB 1 .
Um so Vieles besser, als TV..(da kommt mir das Grausen…).
Ich lese das Designtagebuch wirklich sehr gerne und freue mich immer wieder über neue Berichte. In letzter Zeit fällt mir jedoch auf, dass die Themen immer öfter weg von der Gestaltung, der Marketingstrategie, dem Gestaltungsprozess, etc. abweichen und eher das Produkt oder die Botschaft kommentieren. Nicht falsch verstehen, das ist sicherlich ein wichtiger Faktor für den Gestaltungsprozess, aber zum Beispiel bei diesem Artikel liegt der Fokus ja quasi gar nicht auf der Gestaltung des Logos oder der Kampagne sondern ausschließlich auf der Technologie DAB+. Das finde ich schade und, um mich jetzt ein bisschen aus dem Fenster zu lehnen, nicht mehr ganz im Kompetenzbereich eines Designblogs – oder liege ich da vollkommen falsch?
Kommt aus das Thema an. Dieses Design hier ist ja de facto steuerfinanziert, auch wenn die staatliche Rundfunkgebühr offiziell nicht “Steuer” heißen darf. Da ist eine Diskussion über die Sinnhaftigkeit, eine staatlich subventionierte Leistung wie zB Radio über DAB, das bereits mit einem alten Logo beworben wurde, nun mit einem neuen Logo neu zu bewerben, durchaus noch im Rahmen des Themas – denn Steuern und Abgaben, die wir alle bezahlen müssen, sowie deren Verwendung, gehen nun einmal auch uns alle an. Und die Frage, ob das Geld für neues Design des Logos für die Technikplattform DAB, nun sinnvoll investiert ist oder nicht, die grenzt ja schon direkt an die Beurteilung des Designs selbst (“Preis/Leistung”, wenn man so will).
Bei anderen Themen mag man darüber streiten. Nur, das ist ja letztlich ein Luxusproblem. Es gibt zahlreiche “tote Blogs” im Internet, deren Autoren sich viel Mühe geben, wo die Kommentarspalten aber meist leer bleiben. Alles in allem sprechen lebendige Diskussionen im Kommentarbereich für einen lebendigen Blog, in dem sich Besucher offenbar sogar so “zuhause” fühlen, dass sie angeregt durch Blogposts anfangen, über Politik zu diskutieren. Wäre ich der Blogbetreiber, dann würde ich mich darüber prinzipiell eher freuen, denn ärgern.
1. Das Design finde ich gut gelungen – wesentlich besser als vorher! Nix zu meckern.
2. Im Auto nutze ich DAB+ sehr gerne. Wenn man viel unterwegs ist, lernt man Radiosender zu schätzen, die Deutschlandweit empfangbar sind (z.b. D-Radio Wissen / bzw. Deutschlandradio NOVA, BOB! usw.) und nicht immer an der Bundeslandgrenze mitten in einem spannenden Beitrag enden…
3. zu Hause allerdings spielt der DAB+ Standard aufgrund von Internet keine Rolle, selbst den per UKW empfangbaren Sender höre ich da (der Einfachheit halber) per Stream. Ja, Radios sterben wohl langsam aus…
4. Und ja, die Klangqualität ist durch die übertriebenen hohen Frequenzen anstrengend, aber dazu gibt es ja Equalizerfunktionen – man gewöhnt sich dran. Besser als Rauschen!
5. Toll, dass Rauschen endlich der Vergangenheit angehört, allerdings sollte nicht nur das Marketing ausgebaut werden sondern vor allem die Empfangsreichweite, die ist in vielen Städten immer noch unzureichend!
Vorschlag: DAB wirklich zum neuen Standard erklären. UKW Abschalttermine angeben, dann ändert sich auch was… aber das wird wohl noch dauern… War doch aber damals mit analogem terrestrischen TV auch so.
In meinen Augen hat ein Standard nur dann Berechtigung, wenn er eine bestehende Lösung verbessert. Das ist bei DAB+ allem Anschein nicht der Fall, weil er gleichzeitig auch eine Verschlechterung darstellt.
Ich will kein rauschen oder habe schlechten Empfang? Lade ich mir die Musik oder den Podcast herunter.
Ich will im Auto meine Musik hören? Verbinde ich mein Smartphone via Bluetooth.
Ich will hohe Klangqualität im Büro oder zu Hause? Nehme ich den Rechner, den Fernseher, das Smartphone.
DAB+ ist einfach überholt. Wäre die Markteinführung erfolgreich gewesen, würde man jetzt darüber sprechen, dass immer weniger Leute DAB+ nutzen, weil sie Alternativen haben. Stattdessen diskutieren wir hier über den Marktzuwachs von null auf einen immer noch irrelevanten Bereich.
Ich finde, dass DAB+ der richtige Weg ist. Die Gründe:
Die Qualität von DAB+ ist einfach besser als das analoge Zeug. Es soll mir keiner erzählen, dass wäre analog so toll gewesen. Völliger Quatsch, denn ich habe die Zeit auch mitgemacht. Der Hinweis, man hätte ein besseres Radio kaufen oder eine bessere Antenne kaufen müssen, dann wäre analoges Radio auch ohne Rauschen abgegangen, ist ein unredliches Argument, wenn man gleichzeitig bei DAB+ die Kosten für die Endgeräte kritisiert.
Ich hatte schon 2005/6 DAB. Als Student war es äußerst schmerzhaft, 90 € für ein Radio auszugeben. Aber ich wollte den Deutschlandfunk in guter Qualität hören. Das ging mit meinem Analogradio einfach nicht. Mit dem DAB-Radio konnte ich endlich rauschfrei DLF hören. Die montägliche Jazz-Sendung hatte es besonders in sich.
Ich habe heute zwei DAB+-Geräte, eine HiFi-Anlage und einen Radiowecker. Das sind tolle Geräte, die Qualität und Zuverlässigkeit stimmt.
Die Kosten für die Infrastruktur sind natürlich ein starkes Argument, aber nur auf den ersten Blick:
1. Infrastruktur ist Staatsaufgabe. Vielleicht nicht ARD-Aufgabe, aber staatliche Aufgabe.
2. Wer fair argumentiert, muss auch die Infrastrukturkosten für das analoge Radio berücksichtigen.
3. Im Gegensatz zum analogen Vertriebsweg gibt es bei DAB+ enorme Möglichkeiten für einen einen neuen, größeren Markt an Radiosendern.
Es ist seltsam, dass die Verteidiger des Herkömmlichen nicht genauso kritisch behandelt werden. Ich erinnere mich an die Abschaltung des Analogfernsehens. Es gab Leute, die haben gejammert, weil ja das Bild so toll gewesen wäre und nun gerade ältere Leute (wer sonst) zum Umstieg gezwungen wurden. Mein Gegenargument, dass man die Kostenfrage stellen muss, und dass es für alle billiger wäre, wenn man die Oma in Hintertupfingen mit einer Astra-Schüssel ausstatten würde und dass die Allgemeinheit das bezahlt, als wenn wir den Analogsendebetrieb aufrechterhielten, wurde vom Tisch gewischt, mit: “Das ist menschenverachtend.”
Im Gegensatz zu den Verteidigern des Analog-TVs habe ich tatsächlich noch bis 2007 analoges Fernsehen genutzt. Wenn ich von ARD auf ZDF umschaltete, musste ich noch die Antenne drehen. Es war eine Katastrophe. Ich wohnte in einem Ballungsgebiet und der Sender war nicht weit entfernt. Als 2007 in meiner Stadt DVB-T eingeführt wurde, war das ein Fest. Die Jammerer meckerten natürlich, dass sie nur die öffentlich-rechtlichen Sender hatten. Aber RTL und Pro Sieben gab’s vorher über Antenne auch nicht, zudem sind RTL und Pro Sieben nicht das Maß aller Dinge. Diese Anstalten muss man kritisch sehen und ihre Zuschauer auch.
Deutschland darf nicht stillstehen und muss die Digitalisierung im Radio vorantreiben. Wir sind ja nicht die einzigen und die anderen Länder machen auch DAB+. In der Schweiz hat man erkannt, dass DAB+ enorme Vorteile hat bei der Topographie der Schweiz.
Natürlich ist es ärgerlich, wenn man Geld für ein Gerät ausgibt, das dann nach wenigen Jahren schrottreif ist. Ich hatte einen DAB-Empfänger (mein erster). Der wurde entsorgt, als DLF auf DAB+ umgestellt wurde. Analog konnte der auch nicht mehr, d.h. nicht nur die Abschaltung des DAB-Sendebetriebes durch den DLF im letzten Jahr war ausschlaggebend. Das war nach zehn Jahren Benutzung. Mein zweiter DAB-Empfänger kommt noch zum Einsatz, weil er auch UKW kann. Morgens im Büro lausche ab und zu dem DLF. Alter des Gerätes: 8 Jahre.
Ich habe an anderen Stellen mehr Geld aus dem Fenster geworfen. Smartphones kosten mehr als ein DAB+-Radio für die Küche und werden früher ausgewechselt.