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Adobe MAX 2014 – Was leistet die Kreativitätskonferenz und für wen lohnt sich der Besuch?

In Los Angeles fand in dieser Woche die Kreativitätskonferenz „Adobe MAX“ statt. Ich hab mir, auf Einladung von Adobe, zahlreiche Vorträge angeschaut, bin mit vielen Leuten ins Gespräch gekommen, sowohl mit Teilnehmern wie auch mit Verantwortlichen bei Adobe, habe mit der Kamera Wesentliches und Nebensächliches eingefangen, um in diesem Beitrag einen persönlichen Eindruck von der wohl größten Veranstaltung ihrer Art wiederzugeben.

Was kostetet die Teilnahme? Welche Themen werden in Vorträgen angeboten? Wer besucht die Adobe MAX? Und warum um Himmels Willen wird Satya Nadella, CEO von Microsoft, im voll besetzten Nokia Theatre von den vornehmlich Mac-Usern so frenetisch gefeiert?

Zugegeben: im Vergleich mit anderen Großveranstaltungen, die hier in Downtown LA regelmäßig stattfinden, etwa wenn im Staple-Center gleich nebenan die LA Lakers spielen, erscheinen die rund 6.000 Teilnehmer der Adobe MAX überschaubar. Eine derart große Anzahl an Teilnehmern bei einer Kreativitätskonferenz sind hingegen außergewöhnlich. Mit ist keine andere Veranstaltung bekannt, wo sich so viele Kreative tummeln. Rund 200 Sprecher wurden in diesem Jahr verpflichtet.

AdobeMax 2014

Was ist die Adobe MAX und was kann man von ihr erwarten?

Bis vor zwei Jahren war die Adobe MAX eine Developer-Konferenz mit entsprechendem Schwerpunkt auf Software-Neuerungen, -Entwicklungen und Features. Produkt- und Technologie getriebenen ist die Konferenz zweifellos immer noch, daran ändert auch nichts die Umbenennung in „Kreativitätskonferenz“.

Mit der Adobe MAX 2013 änderte sich der Fokus in Richtung „Ideen und Technologien für mehr Kreativität“ (siehe Pressemeldung). Aus strategischer Sicht sicherlich keine schlechte Idee, denn so lassen sich auch Zielgruppen adressieren, die weniger auf neue Updates warten, sondern vielmehr auf der Suche nach Inspiration und Impulsen für die eigene Arbeit sind, unabhängig davon, ob Software von Adobe bereits im Einsatz einsetzt.

AdobeMax 2014

Neben üblichen Keynotes und Vorträgen werden als weitere Formate sogenannte „Hands-on Labs“ angeboten, in denen Gruppenteilnehmer, wie es der Name schon vermuten lässt, Kenntnisse in Adobe-Produkte mittels direktem Handanlegen erlangen bzw. vertiefen können, wobei hierbei meist zwischen Anfänger/Beginner und Fortgeschrittener/Intermediate unterschieden wird. Lab-Angebote für Profis/Advanced gab es in diesem Jahr lediglich zwei. Auch daran lässt sich ganz gut die Ausrichtung der AdobeMax ablesen, die eher darauf abzielt, ein möglichst breites Publikum zu adressieren. Dies gelingt mit namhaften Designern wie Paula Scher (Pentagram), die im vergangenen Jahr eine Session hielt, sicherlich ganz gut. Auch Stefan Sagmeister & Jessica Walsh wurden eingebunden (siehe 24-Stunden-Session), um die Marke Adobe MAX in der Kreativszene noch bekannter zu machen, vor allem auch außerhalb der USA.

Darüber hinaus werden zahlreiche Kreativitäts-Workshops angeboten, in denen allgemeinere Fragen erörtert werden, etwa wie man sich als Kreativer organisiert und dabei Arbeit und Familie unter einen Hut bekommt oder wie Designer und Kommunikatoren sich das Prinzip des „Visual Thinking“ zu Nutzen machen können. Auf der anderen Seite wiederum kann es in Vorträgen sehr speziell und technisch werden, etwa wenn in Photoshop 3D-Funktionlitäten oder Java-Script-Bibliotheken im Kontext Flash-freier Animation fürs Web vorgestellt werden.

Dementsprechend gemischt ist das Publikum: Studenten und Lehrer, Marketer, Webdesigner, Illustratoren, Online-Redakteure, Fotografen, Konzepter, Designer, Webworker aller Disziplinen, selbst zwei Flash-Developer aus Südafrika habe ich gesprochen. Ja, Flash gibt es nach wie vor. Als Flash-Anwender bringen sie, so jedenfalls mein Eindruck, eine gewisse Grundskepsis gegenüber Adobe mit. Aufgrund fehlender Software-Alternativen sind auch sie gewissermaßen darauf angewiesen, mit dem zu arbeiten, was die Entwicklungsabteilungen von Adobe ihnen als Produkt liefert.

Jeffrey wiederum, der als „Art Teacher“ Schüler in Cleveland/Ohio unterrichtet, verspricht sich von der Adobe MAX, wie sicherlich die meisten Teilnehmer, wertvolle Impulse, die er mit in seine Arbeit einfließen lassen kann. Er ist von Anbeginn ein überzeugter CreativeCloud-Nutzer. Dass er als Lehrer für die komplette CC gerade einmal 200 US-Dollar im Jahr zahlt, hierzulande sind es 239 € für das entsprechende Education-Abo, dürfte ein Grund dafür sein, dass er von der CC so begeistert ist. Für ihn ist es unerklärlich, wie man heutzutage als Designer auf CC-Produkte verzichten könne. Seiner Ansicht nach ein klarer Wettbewerbsnachteil. Damit teilt er ebenfalls die Einschätzung vieler der MAX-Teilnehmer.

Nicht nur die Teilnehmerzahl ist enorm, auch die Kosten für die MAX sind es. Ein Full-Ticket kostet 1.495 $. Education/Goverment/Non profit zahlen 995 $, Studenten 295 $. Wem das drei-tägige Konferenzangebot nicht reicht, kann sein Wissen in der Pre-Konferenz in Sessions und Workshops vertiefen. Diese beginnt zwei Tage vorher und kostet noch einmal 595 $ pro Pre-Conference-Tag. Hinzukommen Kosten für die Unterbringung in Hotels (Spezialtarife) sowie natürlich die Anreise. Als Vollpreiszahler liegt man als Europäer damit am Ende bei 2.500–3.000 Euro.

Für große Unternehmen wie Volkswagen, die gleiche mehrere Mitarbeiter entsenden, mag dies kaum eine Rolle spielen, für kleine Agenturen und Selbstständige hingegen will eine solche Investition gut überlegt sein. Freelancer, die aus eigener Motivation heraus zur Adobe MAX kommen, habe ich keine getroffen, was freilich nicht heißt, dass es sie nicht gibt. Mein persönlicher Eindruck ist jedoch, dass es neben Behörden und Institutionen mehrheitlich die großen Unternehmen sind, die mit ihren Mitarbeitern auf der MAX vertreten sind.

Produktneuheiten und „Sneaks“

Wie in jedem Jahr wurden auch diesmal wieder jede Menge Neuheiten vorgestellt. Detailliertere Infos hierzu finden sich sicherlich in einschlägigen Tech-Magazinen. Ich will einmal das Wichtigste aus meiner Sicht zusammenfassen.

Creative Profile
Mit der Vorstellung der „Creative Profile“ begann die Konferenz. Das neue sogenannte Creative Profile soll Kreative von App zu App und von Gerät zu Gerät begleiten, sodass „Assets“ automatisch und im richtigen Kontext zur Hand sind, wenn sie gebraucht werden. Im Grunde ist dieses Profil Dreh- und Angelpunkt der gesamten CC inklusive Anbindung an Behance.

Desktop und MobileApps
Alle 13 CC Desktop-Programme wurden aktualisiert – Photoshop, Illustrator, InDesign, etc.. Wesentlich ausführlicher allerdings wurde im Rahmen der Keynote auf Mobile Apps eingegangen, woraus sich Ausrichtung und Strategie von Adobe ablesen lassen. Nun sei die Zeit gekommen, wie David Wadhwani, Senior Vice President Adobe, sagt, in der sich das Nutzungsverhalten hinsichtlich Tablets in Richtung Produzieren verschiebe, anstatt nur zu konsumieren.

Mit Blick auf die im Sommer hier im dt veröffentlichte Studie: Wie Designer arbeiten lässt sich ein solcher Wandel, wie ihn Wadhwani zu erkennen meint, allerdings nicht ausmachen, zumindest derzeit nicht. Gerade einmal 4,8% der befragten Designer/Kreativen nutzen Tablets für Entwurfsarbeiten. Adobe steckt offenbar große Energie in die Verbesserung der „Touch-Experience“, dazu gleich mehr. Auch anhand von Namensänderungen ist die stärkere Verschmelzung von Desktop-Anwendungen mit MobileApps zu erkennen. Aus „Sketch“ wird beispielsweise „Photoshop Sketch“, aus „Adobe Ideas“ wird „Illustrator Draw“.

Sneaks
Die „Sneaks“-Session am Ende des zweiten Tages ist mittlerweile fester Bestandteil der MAX. Die Stimmung ist locker und gelöst, auch dank Bier und Wein, die man mit in den Saal nehmen kann. Produktentwickler stellen neue Funktionen und Anwendungen vor, die es bislang noch nicht in die Programme geschafft haben. Via Hashtags (z.B. #projectpara, #ShapeShade) sowie Applaus können Teilnehmer ihre Begeisterung kundtun. Auch hierbei überwiegen in diesem Jahr Funktionen im Umfeld von Touch-Endgeräten, seien es Tablets oder Smartphones.

Mir fehlen offen gesagt bislang zu viele wichtige Funktionen auf dem iPad/Tablet, als dass ich damit Gestaltungsarbeiten in Reinzeichnungsqualität auszuführen könnte. Insofern ist allzu verständlich, dass Adobe hier großes Engagement zeigt. Die Sneaks machen jedenfalls definitiv Lust, diese neue Funktionen einmal selbst auszuprobieren. Tatsächlich eine der interessantesten Veranstaltung im Rahmen der MAX.

Partnerschaft zwischen Adobe und Microsoft

AdobeMax 2014
Satya Nadella, CEO von Microsoft und Shantanu Narayen, Präsident und CEO, bekräftigen ihre strategische Partnerschaft

Der erste Tag auf der diesjährigen MAX war, wie ich finde, aus mehrerer Hinsicht bemerkenswert, nicht deshalb weil Adobe das Thema Mobile-Apps pusht, das war zu erwarten, sondern aufgrund der starken Präsenz von Microsoft in diesem Jahr. Die dadurch zum Ausdruck gebrachte strategische Partnerschaft dürfte viele Anwender mindestens verwundern.

Etwa 75% aller Gestalter arbeiten mit Mac OS. Während ich in den zwei Tagen hier kein einziges Mal den Namen „Apple“ gehört habe, ist Microsoft mit auf der Bühne. Ausführlich erläutern Satya Nadella, CEO von Microsoft und Shantanu Narayen, Präsident und CEO von Adobe, ihre gemeinsamen Ziele. Wie groß das gegenseitige Vertrauen ist, lässt sich zum Beispiel daran ablesen, dass Microsoft für seine SurfacePro-Umgebung ein eigenes Photoshop-Interface entwickelt, eine völlig neue Bedienoberfläche, die die Nutzung von Photoshop fast zu einem ganz neuen Erlebnis werden lässt. Das birgt Chancen und Gefahren gleichermaßen.

Wer ein wenig zurückblickt wird wissen, dass eine solche Partnerschaft eines „kreativen Unternehmens“ mit Microsoft nicht unbedingt nur Vorteile mit sich bringen kann. Andere MAX-Teilnehmer, so konnte ich feststellen, sind diesbezüglich ähnlich irritiert wie ich. Als Narayen allerdings der versammelten MAX-Gemeinde erklärt, „jeder von euch bekommt ein SurfacePro 3 geschenkt“, gibt es Standing Ovation. Wer würde da nicht aufstehen und applaudieren. Dass ein Großteil der Teilnehmer später leer ausgehen wird, etwa weil sie Mitarbeiter staatlicher Einrichtungen sind oder weil sie aus Ländern kommen, die aufgrund ihrer Bestimmungen die Einführung des hochpreisigen Geschenkes nicht gestatten, weiß zu diesem Zeitpunkt noch keiner. Pressevertreter gehen ebenfalls leer aus. Insofern gibt es auch hier auf der Adobe MAX gemischte Gefühle bezüglich Microsoft. Neu ist dies allerdings nicht.

Im Gespräch mit den „Executives“

Das „Q&A Panel“ mit Shantanu Narayen und David Wadhwani darf/sollte man als Pressevertreter nicht schwänzen. Ein kurzer Einblick auch in diese Runde.

Mein Eindruck war, dass anwesende Journalisten und Blogger keineswegs ein Blatt vor den Mund nehmen. Ein Pressevertreter gab zu, während der Keynote habe die AdobeCloud einen hervorragenden Eindruck vermittelt, tatsächlich sei das Arbeiten mit der CC seiner Ansicht nach nicht immer ansatzweise so flüssig („actually Cloud sucks“). Beide Manager sind lange genug im Geschäft, um auf derlei „Anwendererfahrungen“ zu reagieren.

Gerade in Deutschland, einem schwierigen Markt für Adobe, wie mir Mark Phibbs, Marketing-Direktor Adobe Europe, in einem längeren Gespräch erklärt, sind die Vorbehalte gegenüber der CreativeCloud CC nach wie vor groß. Für den gebürtigen Australier, der einige Zeit auch in München gelebt hat, sei dies typisch deutsch. Er habe die Erfahrung gemacht, dass es durchaus eine Herausforderung sein kann, deutsche Kunden von einem (digitalen) Produkt zu überzeugen, hat man dieses Ziel jedoch einmal erreicht, bleiben sie der Marke treu. Die Vorbehalte der Deutschen etwa gegenüber StreetView bestätigen meiner Ansicht nach dieses Bild.

Mein Fazit, meine Empfehlungen

Soweit die Eindrücke von meiner ersten Adobe MAX. Wie lautet das Fazit? Lohnt der Besuch? Ja, unbedingt, zumindest für Einige. Der „Input“, den man bekommt, ist großartig. Dabei geht es nicht nur um die reine Inspiration, sondern vor allem um ganz konkrete Lösungsansätze bezogen auf den Einsatz digitaler Anwendungen, selbstverständlich im Kontext der Adobe-Produktwelt. Muss man als selbstständiger Kreativer hier gewesen sein? Nein, muss man nicht. Nichts muss. Das Geld lässt sich in vielen Fällen besser anlegen, denke ich, auch die Zeit. Auf den neusten Stand bringen und sich inspirieren lassen kann man sich dank Internet auch vom eigenen Büro aus. Genau DAS ist das Entscheidende. Die Adobe MAX ist ein zugegebenermaßen schöner Rahmen, in dem eben dies zum Ausdruck gebracht wird. Aber … hey … gehts raus und nutzt die Möglichkeiten, die euch das Netz bietet! Es ist wie die Fotografin Ami Vitale gestern in ihrem begeisternden Vortrag gesagt hat: Ohne Neugierde kann sich keine Kreativität entwickeln.

Weitere Impressionen von der Adobe MAX

Dieser Beitrag hat 10 Kommentare

  1. Danke für den Beitrag. An mir wäre Adobe MAX wohl spurlos vorübergegangen. Das liegt vermutlich auch daran, dass ich Adobe gegenüber skeptisch bin. Ich finde diese Monopol-Stellung nach wie vor bedenklich, vor allem wie damals mit Freehand umgegangen wurde, ist eine Frechheit. Für mich ist Illustrator heute erst langsam zum adäquaten Ersatz geworden, viel zu lange hat aber eine nutzerfreundlichere Entwicklung gedauert … Auch die CC-Lösung stellt mich nicht vollends zufrieden, aus Gesprächen weiß ich dass etwa bei Problemen der Support bezüglich CC einfach nicht dem Preisniveau entspricht. Daher werde ich, so lange wie möglich Alternativen wie Quark Press unterstützen. Dort gibt es durchaus auch Mängel, aber ich habe einfach Probleme mit Monopolisten …

      1. Vielleicht …
        Wenn ich mir aber Illustrator von heute und Freehand MX ansehe, dann ist Illustrator heute noch, wie du es formulieren würdest, sehr Neunziger …
        Im übrigen lief Freehand MX noch bis vor kurzem noch, nur beim Umstieg auf Mavericks habe ich es nun doch sein lassen.

  2. Danke für den interessanten Bericht.
    Bei dem Verweis auf die “schwierigen” Deutschen fühle ich mich doch arg ertappt. Ja, in Bezug auf die Produktpolitik von Adobe bin ich ohne Zweifel ein großer Bedenkenträger und werde mich, wenn auch ohne Hoffnung dem ganzen langfristig zu entkommen, so lange es wirtschaftlich tragbar ist, dem Abo-Modell entziehen.
    Das Abo zementiert die Alleinstellung von Adobe in diesem Markt, und dieses Quasi-Monopol ist grundsätzlich schlecht für uns Anwender.

    Und Anekdoten, wie die eines Kollegen, der nach Migration seines Mac auf ein aktuelles Modell seine CC Suite drei Tage lang nicht nutzen konnte, weil auch der Adobe Support die Lizensierungssoftware nicht zur korrekten Freischaltung bewegen konnte, bestärken mich in meinem Misstrauen diesem Modell gegenüber.

  3. Als Adobe Mitarbeiter (und ehemaliger Grafik-Design Freelancer, der hier aber privat schreibt!!) nur eine kleine Anmerkung/Korrektur zu Touch und dem Surface Pro (das im Übrigen auch wir nicht bekommen haben…).
    Die Photoshop und Illustrator Oberfläche für das Surface Pro wurde vom Adobe UX (User Experience) Team geschaffen und nicht von Microsoft. ;-)
    Noch kurz angemerkt sei, dass alle Icons aller Programme in der Creative Cloud in Deutschland gestaltet werden. Also von Designer Kollegen hier!
    Ich verkneife mir dann mal Kommentare zu Freehand und Monopol. :-)
    Skepsis kann ja auch gut sein … Markus

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