Adieu „Goldblume“. Grüezi „Switzerland“-Marke. Der neue Tourismusauftritt der Schweiz
Die Schweiz hat sich einen neuen Tourismusauftritt zugelegt. Nach fast 30 Jahren macht die als „Goldblume“ bezeichnete Bildmarke Platz für ein neues, nunmehr ausschließlich in englischer Sprache gesetztes Markenlogo mit eingebundenem Schweizerkreuz.
Seit 1995 wird das Tourismusmarketing der Schweiz von Schweiz Tourismus (ST) koordiniert und gesteuert. Im Zuge der Umfirmierung (ehemals Schweizerische Verkehrszentrale SVZ) wurde seinerzeit das Erscheinungsbild grundlegend aktualisiert, und das für den Schweizer Tourismusauftritt heute bekannte, von Hermann Strittmatter (Werbeagentur GGK) entworfene „Goldblume“-Signet eingeführt.
Vor wenigen Tagen hat die Tourismusmarketing-Organisation Schweiz Tourismus (ST) einen neuen Tourismusauftritt präsentiert. Ziel ist die Schärfung der Tourismusmarke, wie es heißt, um so eine wiedererkennbare und digitale Markenwelt zu schaffen sowie international eine bessere Sichtbarkeit. Die Marke soll sowohl digital, haptisch und räumlich maximale Wirkung entfalten.
Spannend, ich bin vorgestern selbst darübergestoßen und war erst einmal irritiert. Am Handy oder allgemein, wenn das neue Logo recht klein dargestellt ist, verschwimmt der farbliche Fünfklang fast zu einem Farbverlauf. Und so hat das Logo auf mich zunächst irgendwie nicht so wertig gewirkt. Das rote Quadrat hatte so etwas die Anmutung von einem Emoji-Symbol mit Verlauf.
Tatsächlich erscheint mir die Lesbarkeit leider auch erschwert. Außerdem kommt das Schweizerkreuz bzw. eine kleine Schweizerfahne sehr häufig in Logos etc. mit Schweizbezug vor – verbindet man mit der Schweiz doch viel Positives und qualitativ Hochwertiges. Da ist es einerseits logisch, dass sich die Tourismusmarke damit schmückt – aber ob das genug zur Unterscheidung beiträgt?
Frisch hingegen sind die verschiedenen Rottöne. So sind auch die Buttons auf der Website beim Hover sehr hübsch umgesetzt. Das bringt dem neuen Auftritt einen zeitgemäßen Look. Aber soo viel gibt es ja auch noch nicht zu sehen. Die (bisher schon gelungene) Website wurde ja dezent überarbeitet, die Schrift getauscht und die Farben angepasst. Auch die Bilder erscheinen nun abgerundet. Es bleibt spannend, wie das neue Branding in verschiedenen Anwendungsbeispielen ausgerollt wird und ob sich hier noch etwas Interessantes ergibt. Ein bisschen fehlt vielleicht noch der “Twist” bei dem Ganzen.
Als nicht vom Design-Fach muss sagen, dass neue Logo gefällt mir überhaupt nicht. Auch nicht als Schweizer. Wird viel zu oft verwendet. Zum Teil auch als vermeintliches (R) hinter einem Schriftzug.
Die Goldblume wäre als “Flat” vielleicht auch eine Möglichkeit gewesen. Ähnlich dem Logo der Bergwacht Bayern – da erkennt man auch das Edelweiss. Abgewandelt nur mit den Farben Rot für das Hintergrund-Quadrat, weiss für das Kreuz und die Outline und gelb/gold für die Bätter: so könnte ich mir die neue Goldblume vorstellen.
Also für mich sieht der Fünfklang der Farben aus wie ein Farbverlauf, dessen Farben man reduziert und kein Dithering auswählt. Gerade in der großen Banner-Version. Das gefällt mir persönlich gar nicht.
Hatte genau denselben Eindruck – sieht aus wie ein kaputter Farbverlauf.
Alles in Minuskeln zu schreiben ist wirklich originell – hätte ich vielleicht 1964 gedacht.
Die Flagge, dazu Postkartenromantik (nur sehen die Hochalpen außerhalb der Schweiz genauso aus wie hier zu sehen, wo genau liegt hier der Markenkern?).
Was genau soll der Rezipient mit der “Marke Schweiz” eigentlich verbinden? Was ist der Markenkern? Wer den Alpenraum etwas näher kennt, der weiss, dass es allemannische Folklore, traditionelle Bauweise und selbst den kehligen Dialekt im Allgäu und Vorarlberg auch gibt. Gemeinsam mit Kuhglocken. Was dann? Schwarzgeldkonten? Ausgewanderte Akademiker aus dem deutschen Rheinland die Jahrzehnte um die Gunst der Einheimischen zu buhlen versuchen und doch immer nur der Dütsche bleiben werden, der angeblich arrogant ist? Pünktliche Züge? Sauberkeit? Das freut den Seniorenwanderclub aus Dortmund bestimmt. Aber der kommt ja sowieso. Und sonst?
Die Ironie ist, dass einem nicht wirklich soviel zum modernen Land genannt Schweiz einfällt. Die Schweiz, das unbekannte Land. Das wäre eine Aufgabe für Marketing. Gewesen.
Diese Ästhetik wird zudem auch für alles andere so inflationär verwendet, das sie jegliche Bedeutung verloren hat. Von der H-Alpenmilch aus anderen Alpenländern, bis hin zu kaltem Kaffee in Einwegverpackungen im Supermarktregal, überall Alpenpanoramen und/oder Schweizerkreuz. Kalter Kaffee. Welch passende Metapher.
Das Gegenteil von Differenzierungsfähigkeit wurde hier erreicht. Ich werde das in einer Woche, ach in einer Stunde, wieder vergessen haben.
Es ist eine verpasste Chance, statt einer Modernisierung hat meiner ehrlichen Meinung nach eine Aushöhlung des Markenauftritts stattgefunden. Kann man sich eigentlich auch sparen und durch ein Post-It ersetzen: “Schweiz, du weisst schon”.
Wo sind denn die ganzen 4000er und grossen Gletscher in den deutschen Hochalpen? :P
In deiner Aufzählungen von Süddeutschen Klischees hast du ganz vergessen dass die Schweiz ein viersprachiges Land ist und Deutsche, Italienische und Französische Alpenkultur vereint. Das ist schon mal etwas welches nicht jedes Land hat.
Warum muss man da jetzt deiner Meinung nach sich eine neue Identität erzwingen? Nur weil du mal einen schlechten Tag in der Schweiz hattest, heisst es ja noch lange nicht dass der Tourismus hierzulande am Sterben ist.
Touristen in Deutschland kommen ja auch wegen den schönen Schlössern, Biergärten oder dem Schwarzwald, da muss man nicht das Rad neu erfinden, sondern Möglichkeiten finden um darauf aufmerksam zu machen und da gehört auch die eigene Bevölkerung dazu.
Schlussendlich arbeitet jedes Land mit Klischees und davon hat die Schweiz genügend: Sei es der Käse, Banken, Uhren, das Matterhorn, Schokolade, Kühe, Bunker oder der Rheinfall
Ich denke nicht, dass man hier aus touristischer Sicht eine neue Identität schaffen muss, auch wenn es gute Schokolade und tolle Uhren anderswo auch gibt.
Sieht leider extrem billig und handwerklich sehr rudimentär aus.
Die unterschiedlichen Farben in der Flagge sind bei dieser Grösse auch eher als Fehler zu erkennen.
Ich kann verstehen, dass die Goldblume/Edelweiss auf digitalen Kanälen und/oder kleiner Displays nicht besonders gut darstellbar ist. Andererseits war es eben, soweit ich weiss, ein Alleinstellungsmerkmal. Die Blume mit dem Schweizerkreuz war/ist sinnbildlich für Schweiz Tourismus.
Das Rebranding gefällt mir persönlich nicht, wenn auch ich es es moderner empfinde. Die fast schon inflationäre Verwendung des Schweizerkreuzes (z.B. Schuhmarke “ON” auf Turnschuhen die im Ausland verkauft werden, Schweizer Airlines (SWISS, Helvetic Airways), …) finde ich schade (auch wenn damit Schweizer Werte transportiert werden sollen). Das Signet/Logo (Kreuz mit Farbverlauf) könnte auch von irgendeinerm Bundesamt sein und der Schriftzug Swi”T”zerland von einem Wasserhersteller.
Vielleicht bin ich aber als Schweizer halt einfach voreingenommen und mag keine Veränderungen ;-)
Die Goldblume ist auch auf mit dem schriftzug “Gotthard Panorama Express” auf den panoramawagen der SBB CFF FFS abgebildet. Diese wagen laufen im übrigen auch in anderen zügen, sogar bis an die ukrainische grenze mit dem EuroCity “Porta Moravica”.
Ich habe die H0-modelle des wagens für L.S.Models gestaltet. Dafür war es nötig, einen lizenzvertrag mit der SBB abzuschließen sowie eine gute reproduzierbare vorlage zu finden. Für die wiedergabe im modell ist für die goldblume sowie die stilisierte bergkulisse unter den fenstern digitaldruck nötig. Also die goldblume, so prägnant sie ist, ist in der wiedergabe ziemlich aufwendig.
Ich frage mich, ob die wagen nun umgestaltet werden oder fürs erste die logos behalten. Angesichts der umstellung internationaler züge auf triebzüge könnte ihnen irgendwann das einsatzfeld abhanden kommen, danach käme wohl der verkauf an sonderzugbetreiber.
Übrigens scheut sich die Schweiz im übrigen vor zu viel gold. Für das jubiläum “100 Jahre Eisenbahn in der Schweiz” sollte eine lok in goldfolie gestaltet werden, davon wurde wegen möglicher Nazigold-assoziationen aber wieder abstand genommen und stattdessen wurde die lok silbern foliert.