Logo 150 Jahre Kanada, entworfen von Ariana Cuvin
Quelle: Kanadische Regierung
Ein von der kanadischen Regierung initiierter Designwettbewerb versetzt die dortige Kreativszene in große Aufregung. Dabei ist weniger das vor wenigen Tagen gekürte Siegerlogo Grund für den Unmut tausender Designer und Grafiker, sondern vielmehr die Rahmenbedingungen, unter denen das Jubiläumslogo entstanden ist. Der Verband kanadischer Grafikdesigner (GDC) wirft der Regierung vor, sie betreibe die Ausbeutung von Designtalenten und schade damit dem Ansehen des Landes.
In gut 19 Monaten feiert Kanada sein 150-jährige Bestehen. Anfang 2013 überlegte man in Regierungskreisen, dass es doch schön wäre, zu diesem Anlass ein entsprechendes Logo zu haben, um es bei Festivitäten einsetzen zu können. So wie schon 1967, als man nach mehreren Anläufen schließlich ein Signet in Händen hielt, das im Rahmen der Hundertjahrfeier im ganzen Land Anwendung fand. Der Designer Stuart Ash hatte es seinerzeit gestaltet. Der Versuch, ein Mitmachwettbewerb durchzuführen, bei dem jeder Bürger eigene Ideen und Entwürfe einreichen konnte, endete aufgrund der wenig überzeugenden Arbeiten darin, dass in einem zweiten Anlauf ein Wettbewerb lanciert wurde, mit dem gezielt professionelle Designer adressiert werden sollte. Das Ergebnis ist das von Ash entworfene stilisierte Ahornblatt (maple leaf).
Geschichte wiederholt sich, so scheint es. Kanadische Designer werfen seit Wochen ihrer Regierung vor, sie mache die gleichen Fehler wie die damalige Administration und offenbare ihr fehlendes Designerverständnis. Tatsächlich ließ man auch in diesem Fall zunächst wieder alle Bürger Ideen einreichen. Auch dieses Mal fielen die „Bürger-Logos“ durch. Ein Gremium wurde eingerichtet, das nach einer wochenlangen Hängepartie schließlich die Auslobung eines weiteren Designwettbewerbs vorschlug. So geschehen im Dezember 2014. Ergebnis des zweiten Wettbewerbes, bei dem ausschließlich Studenten aus dem Bereich Design/Grafik teilnehmen konnten, ist wiederum ein stilisiertes Ahornblatt, Kanadas Nationalsymbol. Die 19-jährige Ariana Cuvin hat es gestaltet. Freuen darf sie sich über 5.000 Kanadische Dollar, umgerechnet etwa 3.700 Euro. Alle anderen knapp 300 Teilnehmer des Wettbewerbs gehen leer aus. Nicht nur das wird von Vielen kritisiert.
In einem emotionalen offenen Brief wandte sich GDC-Verbandspräsident Adrian Jean an die Regierung. Wettbewerbe wie diese, so Jean, sind darauf angelegt, angehende Designer auszubeuten. Würde man eine Agentur beauftragen, läge das Honorar um ein vielfaches höher als die Siegprämie, so Jean. Zudem könne es nicht sein, dass ein jeder Teilnehmer ohne entsprechender Vergütung alle Rechte abgeben müsse. Wenn man sich die enorme Präsenz vor Augen führt, die das Jubiläumslogo in den kommenden Monaten haben dürfte, sind 5.000 Kanadische Dollar tatsächlich ein läppischer Betrag. Darüber hinaus sende die Regierung mit einem Wettbewerb, der solch unfaire Bedingungen beinhaltet, ein denkbar schlechtes Zeichen an die junge Generation, so der Verbandspräsident. Studenten würden auf diese Weise die Erfahrung machen, dass ihre Arbeit nichts Wert sei. Konfrontiert man die Regierungsverantwortlichen mit dieser Kritik, so heißt es, mal vertraue in die Kreativität junger Kreativer und sehe den Wettbewerb als eine Chance, die Geschichte Kanadas ein Stück weit mitgestalten zu können.
Auch eine Aktion auf Facebook und Twitter gibt Jean recht. Unter dem Hashtag #MyTimeHasValue protestierten viele Studenten und Designer gegen den von der Regierung ausgelobten Wettbewerb, der dieser ihrer Meinung nach unzumutbare Bedingungen enthält (siehe Abb. unten). Mehr als 6.400 Kanadier haben bis heute eine Petition unterzeichnet, in der es heißt: „Design contests that ask participants to offer intellectual property for little or no compensation are unethica“. Und was sagt der Schöpfer des Hundertjahrfeierlogos? Er kritisiert, die Regierung verfahre nach der Devise, „etwas für nichts“ bekommen zu wollen, wie die von ihm gegründete Agentur bereits im Februar dieses Jahres auf einer eigens eingerichteten Webseite (entro.com/news/canada150logocontest/) resümiert.
Das bevorstehende Jubiläum – für viele kanadische Gestalter ist es schon länger kein Grund mehr zur Freude. Vieles hätte man anders, besser machen können. Große Teile der Designszene fühlen sich übergangen. Aus der Ernüchterung und Wut Vieler spricht heraus, wie gerne man sich bei solch einem Ereignis von nationaler Bedeutung als professioneller Gestalter eingebracht hätte. Nicht einmal die Siegerin des Logos kann sich so ganz freuen.
„Bittersüß“ sei die Erfahrung, wie Cuvin gegenüber dem Nachrichtenblatt The Star zugibt, einerseits ein Logo gestaltet zu haben, das eng mit der Geschichte des Landes verbunden sein wird, andererseits die Kritik aus der Kreativszene zu spüren, für die sie Neid als Ursache glaubt auszumachen. Ein wenig einfach macht es sich die junge Studentin da schon, auch wenn sie sagt: „There’s a client, they chose what they liked“.
Verständlich, dass die professionelle Gestalterszene Kanadas – und nicht nur dort – ein derart schiefes Bild, bei dem Designer auf Lieferanten von Grafiken reduziert werden, in der Öffentlichkeit nicht projiziert sehen möchte. Doch genau dies ist das Signal, das die Kanadische Regierung aussendet! Welch ein Kontrast etwa zu den jüngsten Entwicklungen in Norwegen, wo Designprojekte von nationaler Bedeutung mit Sinn und Verstand realisiert werden. In Kanada hingegen wird man das 150-jährige Gründungsjubiläum mit einem Zeichen begehen, das in Augen Vieler Ausbeutung und mangelndes Designverständnis symbolisiert. O Kanada!
Weiterführende Links zum Thema
- The Canada 150 Logo Design Contest | canada150.gc.ca
- Global News hat die Geschichte hinter dem Wettbewerb in einem kurzen Video zusammengefasst.
- Auf thelogofactory.com wird das Thema mit Hilfe zahlreicher Grafiken aufbereitet.
Ganz nebenbei: “… tausender Designer und Grafiker, …” Wirklich? sind jetzt Grafiker keine Designer oder wie darf ich das verstehen?
War vermutlich anders gemeint – denn nicht jeder Designer ist Grafiker … ; )
Ich finde schon, dass es wichtig ist, zu differenzieren.
Ein Grafiker gestaltet, zeichnet, entwirft und kreiert Anwendungen, Formen und Zeichen u.v.m.
Ein Designer gestaltet, lenkt und leitet Prozesse.
Sicherlich eine vereinfachte Darstellung, auch eine, die womöglich aus Sicht einiger Kollegen Wunschdenken impliziert, aber … wenn schon wir Gestalter nicht auf die Unterschiede hinweisen, wie können wir von Nicht-Designern/-Grafikern verlangen, dass sie diese kennen, um die Leistungen entsprechend richtig zuzuordnen?
Differenzierung ist wichtig. Sehe ich auch so. Aber, ehrlich gesagt, ich blick da nicht durch. Zu welcher Gruppe würdest du denn nun Gestalter rechnen? Sind Grafiker Gestalter? Und ist dann Designer nichts weiter als die Übersetzung von Gestalter ins Englische? Ich habe Graphik-Design studiert. Was bin ich denn jetzt? Grafiker, Gestalter oder Designer?
Wenn du da wirklich substantielle Unterschiede siehst, würde ich mich über einen Artikel Berufsbezeichnungen rund um das Thema Design und was steckt da hinter freuen.
Wenn man das mal grob überschlägt, sind es ca. € 12,30 pro Entwurf (wenn man mit 300 Entwürfen rechnet –laut Eigenauskunft der Regierung waren es sogar über 300 “qualifizierte”). Somit reinste Ausbeute, ein gutes Logo braucht Zeit, aber wie viel Zeit kann/soll bei einem solchen Lohn investiert werden? Gut, es ist ein Wettbewerb, keiner zwingt einen zur Teilnahme, aber dennoch kann auch ein Wettbewerb mit faireren Konditionen geführt werden. Das enttäuscht – von Kanada hätte ich das nicht erwartet. Wenn schon ein Staat nach solchen Methoden vorgeht, wie soll man dann von Wirtschaftsunternehmen mehr erwarten?
Design macht sich nicht von selbst. Design hat einen Wert. Design sollte fair entlohnt werden – erst recht von Staat und Politik!
designenlassen.de lässt Grüßen……
Ich verstehe diese Anspruchshaltung überhaupt nicht.
Es wird ein Logo gesucht, die Konditionen sind klar, man kann mitmachen oder es sein lassen.
Der Gewinner bekommt etwas, der Rest geht leer aus, das ist für Wettbewerbe nichts ungewöhnliches.
Es geht darum, dass irgendwann eine Dumping-ich-unterbiete-alles-und jeden-Mentalität einsetzt, welche am Ende weder für Designer, noch für Auftraggeber so positiv ausgehen wird, wie es möglicherweise hätte sein können.
Man hat doch beim Bürgerwettbewerb gesehen, dass der Preis nicht beliebig gedrückt werden kann um keinen Mist zu bekommen. Und wenn jetzt auch nur 300 Entwürfe eingegangen sind deutet das ja auch schon darauf hin, dass sich viele für die Aufgabe Qualifizierte dem Wettbewerb entzogen haben. Diese hätten bei angemessener Bezahlung sicher nicht die Chance ausgeschlagen so ein weit eingesetztes Logo zu gestalten. Dass bei dem Wettbewerb etwas halbwegs ansehnliches wenn auch nicht wirklich kreatives rausgekommen ist, ist also eher als Glück für den Auftraggeber zu verzeichnen.
Da hast du grundsätzlich recht. Wer die Bedingungen nicht akzeptiert, soll oder kann es ja lassen.
Und bei einem Wettbewerb wird in der Regel nur der Gewinner belohnt. Das ist ok, dass gebe ich zu.
Für mich ist der entscheidende Punkt bei einem solchermaßen ausgeschriebenen Wettbewerb, dass von allen Einsender verlangt wird alle Rechte an den Entwürfe abzugeben. Hier wird eine Leistung gefordert, die nicht honoriert wird und die es den Einsendern unmöglich macht, sich ihre kreative Leistung evtl. auf anderem Wege vergüten zu lassen. Es ist doch durchaus denkbar, dass eine Kommune im Rahmen der Feierlichkeiten auch ein Logo für lokale Aktionen einsetzen möchte. Warum sollte ein Wettbewerbsteilnehmer doch nicht einen seiner Entwürfe einbringen können? Das wäre doch nur fair.
„There’s a client, they chose what they liked“ dieses Zitat der Siegerin benennt den Irrtum: Wo es einen Auftraggeber gibt, gibt es einen Auftragnehmer – und nicht -zig Möchtegern-Auftragnehmer. Ein Gewinnspiel kann man mit Laien veranstalten, nicht mit Profis, von denen man explizit professionelle Ergebnisse erwartet. Und die entsprechend viel Zeit investieren müssen.
Natürlich steht es jedem frei, bei einem solchen Wettbewerb mitzumachen. Aber man unterstützt das 99-designs-Berufsbild in den Köpfen der Kunden und stärkt entsprechende Erwartungshaltungen.
Jetzt mal ehrlich: der Wettbewerb war an Studenten gerichtet. Und Studenten sind mit Sicherheit keine Profis. Als Student mit keinen oder wenigen Praxiserfahrungen wäre ich froh über ein derartiges Honorar gewesen, ganz zu schweigen von den Türen die einem ein solcher Gewinn bei manchem Auftraggeber öffnen kann.
Auch wenn es NUR Studenten sind: Das berechtigt Veranstalter immer noch nicht, sie gebündelt beim Thema Urheberrecht sauber übers Ohr zu hauen, bzw. ihnen im Vorfeld der “Geschäftsbedingungen” bereits diese Rechte abzuerkennen.
Wie Achim schon zielführend und immer wieder korrigierend angemerkt hat: Das Thema hier ist weniger die im Grunde lausige Bezahlung, obwohl die bitter und ebenfalls beklagenswert ist (wie immer), sondern hier in diesem Artikel ist der Fokus auf das zunehmend dreiste Aberkennen der Rechte.
Und ein Student hat die gleichen Urheberrechte wie andere.
Oder sehen Sie das anders?
Ist eine Hausfrau oder ein Student als jeweils freiberuflicher Urheber jemand, dem man sofort frei und lustig die Urheberschaft aberkennen kann und darf, nur einem “Profi”-Gestalter nicht? Wie soll ich das rechtlich verstehen …
Auf Ihre Argumentationsrhetorik bin ich jetzt gespannt.
Es ist immer wieder die gleiche Diskussion.
Sie wird nie zu Ende sein und weiterhin extrem unbefriedigend geführt werden, denn die Branche, ob Studenten oder alte Hasen, ist mit Verlaub extrem vernuttet, korrupt. Und das wissen Auftraggeber zu genau, ob jetzt in Kanada irgendwelche Öffentlichkeitsmarketingfritzen mit geschönten Sprüchen oder hier unsere Fritzen, Schlipsheinis oder Marketingfunktionsfrettchen.
Am besten man gibt a damn’ shit about it. Das wird nie mehr anders.
Man kann sich natürlich auch tierisch aufregen und seinen Blutdruck endgültig ruinieren. Das Dumme ist, es kratzt die Letztgenannten nicht. Because they can.
Das letzte Mal hab ich mich tierisch aufgeregt, Mordsblutdruck, als ein damaliger Parteichef Westerwelle – immer hübsch liberal und freiheitsliebend, ned woahr – sagte, auch eine Putzfrau müsse die Freiheit haben, auch für 2,99 EUR die Stunde arbeiten zu können.
Dieses verlogene Liberalitätsverständnis – welches auch in der ehrenwerten, da hochliberalen Werbe- und Designbranche und ihren Auftraggebern herrscht – zieht einem derart die Schuhe aus, dass man dem biederen Rheinischen Kapitalismus fast fette Tränen nachweint.
Hülfet alles nix. Das Urproblem ist, dass die neoliberale Schere (“jeder ist seines Glückes und seiner Mini-Mini-Chance Schmied und darf sich zu seiner Zielerreichung ausbeuten lassen, wenn er das will …”) schon längst in allen Köpfen sitzt. Egal welche Weltanschauung, egal welche Partei, egal welcher Verband. Auch denen der Mindestlohn-SPD und den herzigen TTIP-Gabriels, gerade denen.
Leute, das wird nicht mehr.
Werdet Schreiner oder Wirt.
(Letzteres, weil es sich so schön reimt)
Kauft einen Bauernhof um Bremen oder so und werdet euer eigener Herr.
Aber jammert nicht über eure versaute Branche – fast jeder, wenn er ehrlich ist, hat sogar häufig selbst dazu beigetragen. Mit jedem Akquisegespräch mehr, wo man sich zum Fremdschämen verbogen hat, um für zu wenig Geld miese Produkte oder noch miesere oder unausgegorene unreife Geschäftsmodelle hübsch zu machen.
In der Agentur der 80er Jahre damals konnte man als Missbrauchsgrafiker (eine Verballhornung des verräterischen Wortes Gebrauchsgrafiker) noch wenigstens dafür ein Schmerzensgeld ähm ein Gehalt verlangen.
Es sind in der Tat immer wieder die gleichen Diskussion, die, wie man sieht, auch in anderen Ländern geführt werden – wie allerdings die skandinavischen Nachbarn zeigen, beispielsweise auch Eindhoven oder Bochum, eben nicht überall. Was mich wiederum schlussfolgern und zugleich hoffen lässt, dass noch nicht aller Tage Abend ist.
Ja, die Branche hat es sich selbst versaut, ist mitverantwortlich für Preisdumping, unfairen Wettbewerben und Auftraggebern, die sich mit Designleistungen zwar schmücken, ohne allerdings den Wert dahinter wertschätzen geschweige denn vollends einordnen zu können. Wie man es in den Wald ruft…
Klar könnte ich mir einen Bauernhof zulegen, um gewissermaßen von einem Misthaufen zum anderen zu wechseln, wobei in meinem Fall ein Segelboot oder wahlweise ein Unimog die vielleicht passenderen Ausstiegsszenarien darstellten, aber egal.
Zum veränderten Selbstverständnis, das zunächst einmal INNERHALB der Kreativszene herbeigeführt werden müsste, braucht es mehr als nur gutes Design. Es bräuchte gutes Design für das Richtige. Ein besseres Design. Um nämlich zu vermeiden, dass die Welt, wie Dieter Rams es einmal formulierte, weiterhin mit Überflüssigem überschwemmt wird. Philippe Starck gab einmal zu, alles, was er gestaltet hat, sei unnötig. Eine derart kritische Haltung gegenüber Design und dem eigenen Tun – dafür ist im Hochschulbetrieb kein Platz, weder hierzulande und offenbar auch nicht in Kanada.
So lange im Rahmen eines „Designstudiums“ angehende Gestalter in erster Linie zu Grafikproduzenten ausgebildet werden, so lange wird es auch Auftraggeber geben, die diese für sich arbeiten lassen, eben auch unentgeldlich. Wenn Studenten im Studium nicht vermittelt bekommen haben, Dinge, Abläufe, Handlungen, Vorgaben, WERTE auch in Frage zu stellen und sie scheinbar bereitwillig jedem Designwettbewerbaufruf folgen – wen wollen wir dafür verantwortlich machen? Die Auftraggeber? Die Politiker? Die Dekane? Die Professoren? Die Studenten? Uns selbst? Da wir Teil des (Miss)Betriebs sind? Wenn wir uns eingestehen würden, Verantwortung dafür zu übernehmen, weil wir ja doch schon einmal ein Produkt, eine Marke, ein Unternehmen haben besser aussehen lassen, als diese es verdient gehabt hätten – was sollten wir dann tun? Den Rückzug vermelden und sagen, Leute, das wird es nix mehr!? Das kann es ja wohl nicht sein.
Meine Lösung ist inzwischen:
Junge Leute vor diesem Studium warnen.
Das halte ich als alter Hase in meiner unnachahmlich fürsorglich-arroganten Art für sehr pragmatisch, lösungsorientiert, hands-on und überhaupt.
Bringt mehr als zu versuchen, aalglatten BWLern, sonstigen Schlauerlen und der ganzen Branche in panegyrischen Reden zu erzählen, was sie denn bittebitte besser machen solle oder ihr die Leviten zu lesen.
Es tut sich was:
In den Werbegenturen geht es angeblich schon los.
Der Nachwuchs lässt sich vorgeblich nicht mehr so zahlreich blicken. Die Werbers jammern, kein guter, spannender Nachwuchs mehr, nur noch mittelmäßger wenn überhaupt, das Ende ist nah, winsel!
Sollte das nicht nur so etwas Ähnliches sein wie im Maschinenbau, wo man als Verband per PR-Spin versucht, jungen Leuten einen angeblichen Fachkräftemangel einzureden und sie sollten doch … dieses dusslige Fach endlich studieren, es sei ja so lukrativ…, damit man später unter vielen Absolventen genüsslichst aussieben und Gehälter drücken kann … , ja, dann ist das ein guter Anfang. Ein sehr guter.
Der mehr bewirken wird als jedes gute Zureden.
Ich zähle also auf die Jungen. Seid schlau. Meidet diese Branche.
Das ist ehrlich gesagt das Einzige, was ihr noch hilft: Das Lernen unter Schmerz. Denn es ist anscheinend noch nicht genug Schmerz.
Es ist schon erschreckend zu sehen, dass das, was man persönlich im kleinen erlebt, auch auf nationaler Ebene abgezogen wird. Nur ein Beispiel aus meinem Alltag: Für eine lokale Pfingstveranstaltung habe ich den Veranstaltern angeboten, ein professionelles Plakat zu einem vernünftigen Preis zu entwerfen. Auf die zunächst positive Antwort kam dann der Wunsch seitens der Veranstalter, dass ich einen komplett fertigen Entwurf mache. Die Veranstalter hatten aber schon einen anderen Grafiker samt fertigem Entwurf an der Hand, an dem ich mich was den Text anging, orientieren sollte. Am Ende hätten dann die Veranstalter entschieden, welchen Entwurf sie nehmen. Wäre meiner nicht genommen worden, hätte ich dafür auch kein Geld gesehen. Nach einem kurzen Hinweis auf diesen Umstand per E-Mail an die Veranstalter meinerseits, hab ich nie mehr etwas von ihnen gehört…
Das ist noch gar nix.
Letztens hat ein BWL-/Unterhosenmodelfratz aus M.-City bei mir angeklopft, ich möge mich doch bitte bei ihm auf seinem zigsten zusammengestempelten Portal “bewerben”, um konkret einer Agentur in A., die gerade suche, als Sub-Agentur zu Diensten zu sein. Er wäre der Vermittler.
Als ich freundlich erwiderte, solche Geschäftsmodelle mit unterbezahlter Freelance-Bezahlung von hiesigen Agenturen, die dann die Honneurs vom Kunden einstreifen statt meinereiner als Urheber – plus auch noch 10% Vermittlungsgebühr zusätzlich an diese Geiz-Agentur abdrücken käme für mich mit Verlaub einfach nicht in Frage, da Haltung und Buchhaltung und so, gab der in mindestens 3-4 Antwortmails noch immer – fast frech – keine Ruhe, man brauche doch Kunden blah und das ginge doch nicht.
Es geht. Der war wohl nicht gewohnt, Absagen zu kriegen und nicht gewohnt, dass ihm Schäfchen von der Provisons-Schippe hüpfen anstatt dankbar zu sein, einen subalternen Schlachter gefunden zu haben. Was mir einiges sagt. Denn so eine freche Chuzpe kann sich als “Vermittler” mit der Lizenz zum Gelddrucken per Doofe nur erlauben, wer weiß, dass die meisten “Free”-Lancer im Designbereich tatsächlich a bissi BWL-doof sind.
Wertschätzung ist heutzutage ein Fremdwort. 1. Die Initiatoren gehen davon aus, dass keine Fachkenntniss benötigt wird, 2. möchten deshalb auch nicht für die erbrachte Leistung bezahlen, 3. sind dann aber mit dem günstigen Endergebnis nicht zufrieden. Willkommen im Club. Keine Zeit, kein Geld, sich nicht beraten lassen wollen und günstiges Personal ohne Fachkenntniss beschäftigen. Dann sagt einem auch keiner wie dumm man als Initiator ist. Ein großer Vorteil. Das macht Spaß!!! Das hat Zukunft. Wir waren eben wohl nicht gut genug/korrupt/egoistisch um einfach BWL zu studieren. Wenn man kein Gewissen hat ist das Leben leichter.
Ein kleiner Typo-Fehler …no compensation are unethical“.
GDC hat recht.
Ich bin der Meinung, dasss Design Wettbewerbe nicht individuell und persönlich sind. Dass sind ja letztendlich wichtige Punkte bei der ausarbeitung eines Logos …
Es ist in der Tat tragisch, dass Produkten, die nicht “angefasst” werden können – so wie in unserem Fall unsere kreativen Ideen, Konzepte, Designs usw. – eine so geringe Wertschätzung vermittelt wird.
Wenn ein Kunde ein Haus bauen will, lässt er dann auch zuerst 300 Baufirmen ihre Häuser bauen, damit er dann eines für einen Schnäppchenpreis erwerben kann?
Natürlich nicht. Baufirmen können dem Kunden zuerst Visualisierungen präsentieren. Wir Gestalter können dies nicht. Denn unsere Visualisierungen sind schliesslich bereits das Endprodukt. Davor existieren nur unsere von Hand gefertigten Skizzen, mit denen wir jedoch viele Kunden (vor allem bei Wettbewerben) nicht überzeugen können.
So sind wir also alleine für eine “Vorabvisualisierung” für den Kunden gezwungen, bereits einen Grossteil unserer eigentlichen Arbeit bereits zu verrichten, ohne überhaupt die Zusage für den Auftrag erhalten zu haben.
Dass wir dann teilweise noch die Rechte abtreten müssten, ist noch das Sahnehäubchen.
Informier dich doch erstmal zum Stichwort Architekturwettbewerb. Hier nehmen Büros (wohlgemerkt keine Studenten) in Kauf, dass mehrere Wochen Arbeit und einiges an Geld verbraten wird, ohne dafür überhaupt entschädigt zu werden. Diese Wettbewerbe sind gängige Praxis und gehören zur Baukultur. Für ein Einfamilienhaus wird wohl kaum solch ein Wettbewerb durchgeführt, geschweigedenn dass 300 Varianten eines Gebäudes gebaut werden.
Für solche Wettbewerbe müssen ebenso Pläne erstellt werden, bevor eventuell noch eine Visualisierung erstellt oder ein Modell gebaut werden kann. Das sind Leistungen, die mit dem Erstellen eines Logos in keinem Verhältnis stehen.
Die Studenten hat keiner gezwungen am Wettbewerb teilzunehmen. Kritisiert wurde der Wettbewerb von den Teilnehmern vorher auch nicht. Erst als der Gewinner feststeht, ist auf einmal alles unfair. Entweder ich sehe als Student den Wettbewerb als Chance etwas zu lernen und eventuell später den Siegerentwurf beigesteuert zu haben, oder ich arbeite aus rein wirtschaftlichen Interessen und sollte lieber gleich Kundenaufträge bearbeiten.
Der andauernde Wunsch der Kreativbranche, dass Designleistungen wieder “angemessen” bezahlt werden sollen, wird nie erfüllt werden, außer man macht aus dem Designer einen Kammerberuf, den nicht jeder ausführen darf. Design ist ein Konsumgut geworden, wie beispielsweise auch Musik und jeder kann heutzutage spielend leicht zum Designer oder Musiker werden. Man kann die Entwicklung schlecht reden (was sie durchaus ist), oder sich damit arrangieren. Qualität wird dort, wo sie gebraucht wird, auch entsprechend vergütet werden.
Diese Aussage ist schlichtweg falsch. Siehe Hinweis im Artikel in Sachen Hashtag, offener Brief und Petition.
Kann es sein, dass Du, ähnlich wie Peter, den Artikel gar nicht (richtig) gelesen hast?
Ich finde man kann der kanadischen Regierung keinen großen Vorwurf machen. Wenn man ein Design für 5000 Dollar nachfragt und genug ordentliche Vorschläge bekommt, wo ist da der Anreiz (an) mehr Geld zu zahlen? Das ist ja nachvollziehbar dass man versucht öffentliche Ausgaben niedrig zu halten. Wenn man etwas kritisieren will, dann höchstens die Teilnehmer, die ihre Vorschläge trotz der unvorteilhaften Rahmenbedingungen einreichen.
Hans, es geht vor allem auch um den Punkt, den Daniel bereits angemerkt hatte. Dass wirklich JEDER Teilnehmer die Rechte an seiner Arbeit abgeben muss, ist leider eine Unart in derlei „Designwettbewerben“. Damit ist es in der Tat unmöglich, den Entwurf in einem anderen Zusammenhang, womöglich leicht verfremdet, zu verwenden. Die Arbeit von etwa 299 Personen ist sprichwörtlich für die Tonne.
Wenn man dies auf Arbeitszeit überträgt und davon ausgeht, das jeder Teilnehmer einen Arbeitstag (8 Std.) investiert hat – wahrscheinlicher ist, dass der durchschnittliche Aufwand weitaus höher ist –, kommt man auf 2392 Stunden an Arbeitszeit, für die es keinerlei finanziellen Ausgleich gibt! Welch eine Vergeudung von Arbeitszeit. Einerseits Arbeitslosigkeit, Ausbeutung und Steuerschlupflöcher zu bekämpfen – ich unterstelle der Kanadischen Regierung, dass sie diese Ziele verfolgt –, um anderseits mit der Ausbeutung junger Kreativer deren Chancen auf dem Markt zu verschlechtern! Denn natürlich sorgt ein solcher Wettbewerb für einen Effekt a la: wenn der Staat das darf, dann kann ich das mit meinen Unternehmen auch machen, mit dem Ergebnis, dass immer mehr Kreativleistungen gratis eingefordert werden. Wer für die eigene Arbeit kein Geld bekommt, ist schon bald arbeitslos.
Freilich sollte man meinen, dass auch junge, angehende Gestalter dazu in der Lage sein müssten, diesen Irrsinn zu erkennen. Ähnliche Beispiele auch hierzulande verdeutlichen allerdings, dass diesbezüglich ein großes Defizit innerhalb der Lehre besteht und das von der Wirtschaft und in diesem Fall von der Politik gnadenlos ausgenutzt wird.
Die Rechnung ist ganz einfach: Wer die Regeln mitbestimmen will, muss gehört werden. Wer gehört werden will in einem Umfeld aus lauter Organisationen fällt als Einzeldesigner in der Regel durchs Raster.
Auch wenn man Wiederholungen vermeiden sollte: Der einzige Ausweg aus diesem Missstand ist die politische Interessensvertretung, sprich der Berufsverband. Bei allen Schwächen die die aktuelle Branchenvertretung hat oder zu haben scheint: Sie sind hausgemacht! Wir Designer werden nur so stark wahrgenommen, wie wir uns organisieren. Der aktuelle Organisationsgrad der Designer liegt bei knapp 2 %. Welcher Verantwortliche in der Organisation und Durchführung von solchen Wettbewerben sollte auf eine solch schlecht organisierte Berufsgruppe Rücksicht nehmen? Wir werden übergangen, weil wir zwar sehr viele sind, aber unsere Vertretung nicht pflegen.
Und bevor Vroni wieder auf alle Verbände eindrischt: Ich kenne diese Diskussion zur Genüge und ich habe dennoch die ganz naive Hoffnung, dass auch die Designer sich irgendwann für Ihre Konditionen einsetzen. :)
Ich kann Veronika nur Recht geben, die einzige Chance diesen Irrsinn zu stoppen ist, den Nachwuchs vor diesem Beruf (… und eigentlich den meisten Berufen in der „Kreativ-Branche“ – Musikern, Autoren, Schauspielern etc. geht es oft ähnlich mies …) zu warnen. Im nächsten Jahr werde ich 60 – meine ursprüngliche Idee war, irgendwann nicht mehr als Grafik-Designer arbeiten zu müssen. Aber im Laufe meiner Selbstständigkeit seit Ende meines Studiums, sind die Preise immer mehr verfallen. Wenn man Familie hat, macht man das ein oder andere notgedrungen mit – es war bis hier her eine einzige Achterbahnfahrt – im Moment läuft es ganz gut, die meisten Schulden sind bezahlt … aber die Unsitte, alle Rechte an einem Entwurf mit einem Betrag abzugelten, greift immer mehr um sich. Beim Fernsehen – auch beim Öffentlich-Rechtlichen, werden z.B. Drehbuchautoren meistens ebenfalls per Buy-Out entlohnt. Wenn der Film weltweit verkauft werden würde, hätten sie auch nix davon … Eigentlich frustrierend, dass auch die Arbeit der Berufsverbände offenbar nichts am Verständnis für unseren Beruf in der Öffentlichkeit und bei Auftraggebern ändern konnte …
Tut mir leid. Jeder hat die Wahl bei so einem Wettbewerb mitzumachen oder eben auch nicht. Nachträglich rum zu heulen, dass man kein Geld bekommt weil man nicht gewonnen hat, finde ich ziemlich arm (sofern vorher nicht zugesagt wurde, dass die Verlierer-Entwürfe vergütet werden).
Wie sollte man das denn als Ausrichter des Wettbewerbes planen mit einer Vergütung? Man weiss ja nicht, ob 10 oder 10.000 Leute mitmachen.
Wenn man ein Statement gegen die Designer-Ausbeutung hätte setzen wollen, hätte man von vornherein NICHT mitmachen dürfen. Und vielleicht eine gemeinsame Presse-Erklärung veröffentlichen sollen, warum man sich gegen diese Art der Behandlung wehrt.
Zum Logo: Gefällt mir von der Wirkung ganz gut. Aber es sollte noch reingezeichnet werden, da einige Stellen nicht ordentlich positioniert sind. Und die Spationierung des Textes hätte man optimieren. Die 0 ist zu weit von der 15 entfernt. Und die Jahreszahlen holpern vor sich hier.
Macht ja gar keiner. Die Diskussionen fanden lange vor Nennung des Siegers statt.
Genau das hat man gemacht. Siehe Hinweise auf Hashtag, offener Brief und Petition.
Ah okay, dann hätte ich wohl genauer lesen sollen.
Nachtrag: Wie ich erst jetzt sehe ist das 100 Jahre Kanada-Logo auch voller Maß- und Abstandsfehler (es sei denn das ist so gewollt), so dass die Unsauberkeiten im neuen Logo wohl eher als Hommage an das alte Logo denn als handwerkliches Unvermögen zu sehen sind. ;o)
Ich finde die Grundüberlegung von Ausschreibungen häufig falsch: dass ein Designer mit einem schriftlichen Briefing im Kämmerlein den perfekten Entwurf ausbrütet, und der Auftraggeber nur noch Beifall klatschen muss.
Für mich entsteht das Ergebnis in der Auseinandersetzung, im Prozess mit dem Kunden. Statt sich aus Feigheit, Faulheit und fehlender Entschlusskraft unendlich Input zu holen (ich habe schon an Pitches mit mehr als zehn Agenturen teilgenommen; oder endlose mehrstufige Auswahlverfahren), sollte ein Kunde sich früh für einen Dienstleister entscheiden, und die Arbeit lieber in das gemeinsame Finden der Lösung investieren. Ich für meinen Fall habe keine Designerglaskugel, ich kann nicht in Auftraggeberköpfe schauen – vor allem wenn die Briefings schlecht geschrieben sind oder Ziele während des Prozesses über den Haufen geworfen werden.
Was soll’s – ich gehe mal weiter träumen … ;-)
Gerade für Studenten wird das Geld zwar sehr wichtig, aber in diesem Kontext nicht so entscheidend sein: Wer hier gewinnt, kann sich einen Namen machen, kann mit seinem Entwurf eine Sichtbarkeit erreichen, die er sonst in Jahren nicht erreichen wird.
Da sind alle gerne bereit, einiges an Arbeit zu investieren – da ist das Bewusstsein der eigenen Ausbeutung weniger bedeutend als die potentielle Chance auf den großen Wurf.
Dass genau das ausgenutzt wird, ist die Schweinerei. Die Studenten sind die schwächsten in der Kette.
Wollte man ausdrücken, dass man mit der Ausrichtung des Wettbewerbs nur für Studenten die Kreativität und Leistungsfähigkeit des kreativen kanadischen Nachwuchses aufzeigen will, hätte es Wege gegeben: Bezahlung aller Teilnehmer, Ausstellung der besten Entwürfe etc.
Wollte man ausdrücken, dass man den kreativen Nachwuchs (und die kreative Arbeit) geringschätzt, dass der Student froh sein sollte, überhaupt etwas einreichen zu dürfen,
ja dann – macht man es so.
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