Die Republik Estland wird im kommenden Jahr 100 Jahre alt. In dem Jubiläumslogo, das große Ähnlichkeit mit dem Signet einer kalifornischen Kultmarke hat, werden die Zahlen 100 und 18 zu einer Bildmarke vereint.
Anlässlich der Unabhängigkeitserklärung im Februar 1918 finden in dem baltischen Land über einen Zeitraum von drei Jahren, beginnend ab diesem April, zahlreiche Feierlichkeiten statt. Bürger des Landes (und auch außerhalb) sind aufgerufen, auch über die eigens eingerichtete Estonia100-Website, ein Geschenk in Form einer Veranstaltung/Aktion beizusteuern.
Im Sommer 2016 wurde ein Designwettbewerb ausgeschrieben, um das visuelle Erkennungszeichen, das im Rahmen der Feierlichkeiten zum Einsatz kommt, zu ermitteln. Darauf hin wurden acht Konzepte von Agenturen eingereicht. Eine für ein solch nationales Jubiläum vergleichsweise überschaubare Anzahl. Die Agentur Identity (Tallinn) setzte sich mit ihrer Idee durch und durfte sich über ein Preisgeld in Höhe von 3.000 Euro freuen.
Im Anschluss an die Bekanntgabe wurde die Agentur mit der Erstellung des kompletten Corporate Designs beauftragt. Hierfür wurde von der Regierung Estlands, die Auftraggeber des Projektes ist, ein Honorar in Höhe von 150.000 Euro festgesetzt. Da im Rahmen des Wettbewerbs gleichzeitig ein Partner für die Entwicklung auch des Corporate Designs für die EU-Präsidentschaft Estlands gesucht wurde – Estland übernimmt im Juli dieses Jahres den Vorsitz im EU-Rat–, konnte sich die Agentur über ein warmen Geldregen freuen. Die Erstellung letzteren Corporate Designs ist mit zusätzlich 100.000 Euro dotiert.
Im Zuge der Vorstellung des Jubiläumslogos gab es in den sozialen Netzwerken vereinzelt Reaktionen, in denen auf die Ähnlichkeit des Logos mit dem der kalifornischen Skateboard-Marke Plan B Skateboards hingewiesen wird. Tatsächlich haben beide Zeichen viele Gemeinsamkeiten, angefangen beim Aufbau, den Proportionen wie auch hinsichtlich der auf Grundformen aufbauenden minimalistischen Anmutung.
Gegenüber dem Estnischen Rundfunk (ERR) hieß es von Seiten der Agentur, dass man derlei Überschneidungen heutzutage nicht ausschließen könne, da im Grunde alles schon einmal gemacht wurde. Ähnlich entspannt und fast schon frech geht auch die Regierung mit dem Fall um, wie sich anhand des auf einem Foto abgebildeten jungen Mannes samt Skateboard im Arm ablesen lässt (Abb. unten), das offensichtlich auf die von einigen Facebook-Nutzern geäußerten Plagiatsvorwürfen anspielt.
Auch eine über die Vereinigten Staaten hinaus bekannte, historische Marke gibt sich dazu ein Stelldichein:
https://upload.wikimedia.org/wikipedia/en/thumb/4/43/Rankin-bass-1969.jpg/800px-Rankin-bass-1969.jpg
Leider war meine erste Assoziation der |: Smiley, der insbesondere mit dem roten Hintergrund nicht allzu positive Konnotationen zulässt. Wirkt auf mich etwas wütend – nicht gerade das, was man mit einem Jubiläumslogo erreichen sollte.
Allerdings wird das bei dem Plakat ganz gut umgangen. Der Einsatz des Bildes in der Logoform lockert die doch recht starre Formensprache zumindest auf.
Nichtsdestotrotz empfinde ich das ganze CD als recht emotionslos.
Mal abgesehen von den Ähnlichkeiten zu anderen Logos …
gefällt mir das Logo zum 100. ganz gut. Allerdings hätte ich vielleicht die Nuller unten und oben bündig mit der 1 gesetzt. Meine Meinung, mein Geschmack.
@CeMark
Mit Geschmack hat das – wie so oft im Grafik-Design – nichts zu tun. Es geht um den optischen Ausgleich. Die runden Formen wird man bündig gesetzt als leicht über/unter der gedachten Linie schwebend empfinden.
Allein die Tatsache der komplett unterschiedlichen Bedeutungen (B und 18) sollte ausreichen um den Ähnlichkeits-Aspekt zu anderen Marken getrost zu ignorieren.
Mir gefällt das etwas kühle, geradlinige in Kombination mit den emotionalen Bildern sehr gut.
Ein Strich und zwei Kreise … das ist kein Plagiat. Bei so einfachen Formen kann es immer Ähnlichkeiten geben.
Kann ich nur immer wieder zustimmen.
Nachdem ich zuerst das Logo und dann die Überschrift betrachtet habe, dachte ich zunächst, es sei eine Art abstraktes “E”, die 100 habe ich erst danach realisiert. Finde die Mischung aus den einfachen Formen in Kombination mit auflockerndem Hintergrund oder Füllung auch ganz in Ordnung.
Zum Meinungsaustausch zwischen CeMark und Henrik kann ich nur sagen: In der Mitte liegt die Lösung. Finde sehr wohl, dass ein bauchiger Buchstabe aus optischen Gründen über die Grundlinien ragen sollte, allerdings ist dies bei diesem Beispiel vielleicht einen Hauch zu weit. Aber das liegt wohl – wie meistens – im Auge des Betrachters. ;-)
“… einen Hauch zu weit” betrifft die technische Umsetzung. Das ist noch ein anderes Thema und hat nichts mit einer “Lösung in der Mitte” zu tun. Aus besagten optischen Gründen lässt man die Rundungen eben ein wenig über die Linien ragen.
Beim Skatebooard-Logo hat man das übrigens nicht (oder zumindest kaum erkennbar) getan. Dadurch wirken die Kreise unausgewogen kleiner als die senkrechte Fläche. Das kann bewusst geschehen sein oder es ist das inzwischen etablierte Werk eines Laien.
Verstehe gerade nicht, was es an meiner Meinung zu bewerten gibt und warum eine nochmalige Erklärung (warum man die Rundungen überstehen lässt) nötig ist. Das dürfte hier jeder verstanden oder bereits zuvor gewusst haben…
Für mein Empfinden ist der Überstand in dem hier gezeigten Logo überdurchschnittlich groß. Dieser könnte ca. um die Hälfte reduziert werden, aber natürlich nicht völlig bündig mit der Grundlinie der “1”. Daher “Lösung in der Mitte”.
Ich finde die Idee hundert und 18 zu verbinden und als Grundlage zu verwenden gut und richtig, allerdings war und bleibt meine erster Gedanke das es aussieht wie ein B und weiterführend wie das Plan B Logo, das logischerweise aussieht wie ein B.
Fazit: guter Grundgedanke, für mich aber am Ziel vorbei, weil ein B hat leider nichts mit Estonia, also E zu tun…schade da es ja eigentlich ein ansehnliches Signet ist.
[…] Klasse Artwork! Eine Idee allerdings, die von der verantwortlichen Agentur bereits im Zuge der Feierlichkeiten rund um das 100-jährige Bestehen Estlands Anwendung fand. Nichtsdestotrotz ein schönes Beispiel für zeitgemäßes Kommunikationsdesign aus […]