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Studienergebnis: Designer und ihre Arbeit

Studienergebnis: Designer und ihre Arbeit

Ende letzten Jahres wurde im dt eine Umfrage zum Thema „Designer und ihre Arbeit“ durchgeführt. 2.628 Designer nahmen an der Befragung teil und gewährten auf diese Weise Einblick in ihren Arbeitsalltag. Das Ergebnis dieser Umfrage möchte ich nun vorstellen.

Designer erleben ein Umfeld, das von einem großen Leistungs- und Konkurrenzdruck geprägt ist. Oftmals entscheiden nicht der Grad der Qualifikation oder die Qualität der Kreation über eine Auftragsvergabe, sondern schlichtweg der niedrigere Preis. Ausgebildete Designer stehen im Wettbewerb mit Quereinsteigern, die heutzutage bei geringer Investition über eine technische Grundausstattung verfügen, die es ihnen ermöglicht, Entwurfsarbeiten auszuführen. Crowdsourcing-Plattformen, auf denen zu Dumping-Preisen Auftragsarbeiten ausgelobt werden, verstärken diesen Trend. Designer werden jedoch von einer großen Leidenschaft für ihren Beruf angetrieben, das zeigt der Ergebnis der im letzten November im Design Tagebuch durchgeführten Befragung, und so stellen sie sich diesen und vielen anderen Herausforderungen.

Bei relativ geringem Einkommen* liegt die Arbeitszeit eines Designers mit 44,2 Stunden über dem bundesdeutschen Durchschnitt (Vergleich: DGB-Index 2010). Fast jeder dritte (30%) selbstständig tätige Designer arbeitet mehr als 51 Stunden in der Woche, dabei verfügen die Selbstständigen über gerade einmal 23,1 Urlaubstage im Schnitt. Und auch wenn festangestellten Designern bei geringerer Arbeitszeit durchschnittlich mehr Urlaub zur Verfügung steht, sind sie tendenziell unzufriedener als ihre selbstständigen Berufskollegen. Stress und eine geringere Wertschätzung, die sie für ihre Arbeit erhalten, sind Gründe hierfür. So überrascht es auch nicht, dass mehr als jeder zweite Festangestellte (52%) sich den Schritt in die Selbstständigkeit vorstellen kann. Der Wunsch nach finanzieller Sicherheit ist jedoch ausschlaggebend dafür, dass die Mehrheit von ihnen in einem Angestelltenverhältnis bleibt. Designer sind größtenteils „Überzeugungstäter“, sie üben ihren Beruf mit großer Leidenschaft aus, was sich unter anderem auch darin zeigt, dass zwei Drittel von ihnen noch einmal den gleichen Berufsweg einschlagen würde.

Soweit ein erster Einblick in das Studienergebnis. Das komplette 32-seitige Studienergebnis steht kostenlos zur Verfügung und kann unter dem folgenden Link heruntergeladen werden:

Anregungen und Kritik sind sehr willkommen und können via Kommentarfunktion oder Kontaktformular formuliert werden.

Darüber hinaus befinden sich im Design-WIKI unter Studie: Designer und ihre Arbeit weitere PDF-Dateien, in denen verschiedene Nutzergruppen zusammengefasst sind. So finden sich hier etwa auch alle Einzelauswertungen gefiltert nach Bundesländern sowie ein Dokument, in dem Designer (festangestellt/selbstständig) innerhalb EINER Gruppe zusammengefasst wurden. Hinweis: Diese PDFs sind unformatiert und enthalten Rohdaten, so wie sie GoogleDocs ausliefert.

* Details zum Thema Einkommen enthält der BDG-Gehaltsreport 2010

Dieser Beitrag hat 32 Kommentare

  1. Achim – Respekt und vielen Dank! Das ist ein sehr aufschlussreiche und grafisch toll aufbereitete Arbeit. Lob, lob, lob. Ich kann mir lebhaft ausmalen, wie viel Arbeit da hineingeflossen ist …
    Falls Du jemals wieder Lust verspüren sollest, Dich an eine Neuauflage zu wagen (direkt im Anschluss an solch eine Aufgabe schwört man sich ja meist »nie wieder«), dann würden mich auch die Stundensätze interessieren, in Verbindung mit der Berufserfahrung der befragten Designer.

    Für jetzt aber erstmal vielen lieben Dank für Deine Mühe. ;)

  2. Wirklich sehr schön geworden auch aus dem visuellen Aspekt. Was mich genauso wie Ralf interessiert und mit Sicherheit interessant anzuschauen wäre, das Alter der befragten Personen.

  3. …und die familiensituation ist eine der spannendsten fragen (wird in den kommentaren am ende der studie ja auch schon angesprochen…)…letztlich ist die demoskopie für unser land ja erschreckend. und der grund? natürlich die umstände… (neue design-märkte gefällig: https://www.spiegel.de/spiegel/0,1518,745553,00.html )

    und: vergleiche mit anderen berufsgruppen wären auch interessant: zb. architekten…da gehts uns mitunter richtig gut (besonders im verhältnis zur “haftung” für das geleistete). oder klinikpersonal etc.

    PS: ich hatte bei der umfrage mitgemacht. selbständig von anfang an. im osten. geschäftsführender gesellschafter. unter 40. 3 kinder. mir gehts sehr gut :-)

    danke achim für dein unermüdliches tagebuch schreiben!

  4. sehr schick!! aber warum wurde nicht auf interne designer eingegangen? man kann doch tatsächlich für eine interne medienabteilung arbeiten und kreativ sein. ganz ohne webeagentur spezifische selbstdarsteller. jedenfalls meistens.

    ich glaube immer noch fest, dass man lediglich in den neuen medienbereichen viel kohle scheffeln kann, insbesondere als freiberufler. da ist firma xy gerne bereit einen doppelt so hohen stundensatz zu zahlen.

  5. Die Themen „Stundensätze“ und „Altersstruktur“ habe ich mir notiert.

    @rolle Die Studie berücksichtigt sehr wohl festangestellte Designer, die etwa in der Marketing-Abteilung eines Unternehmens beschäftigt sind. Das Studienergebnis weist sie als eigenständige Gruppe zwar nicht explizit aus, auch war die Fragestellung dahingehend nicht 100% auf sie abgestimmt, sie werden aber auch keinesfalls ausgeschlossen. Wer als Designer/Grafiker nicht in einer Agentur, sondern in einem anderen Unternehmen beschäftigt ist, zählt ebenso zur Gruppe der Festangestellten wie ein Kollege, der in einer Agentur angestellt ist. Natürlich wäre auch die eigenständige Ausweisung dieser Gruppe denkbar. Ich habe das ebenfalls mit aufgenommen.

    im Anschluss an solch eine Aufgabe schwört man sich ja meist »nie wieder«

    Du hast den Aufwand schon sehr richtig eingeschätzt Kathrin. Es waren einige Wochen, die ich in die Studie investiert habe. Eine Neuauflage ist erst einmal nicht geplant. Ich denke aber, es wäre sicherlich interessant, wenn man in ein paar Jahren eine zweite Befragung durchführte.

    Und nochmals Danke für alle Anregungen und auch für die positiven Reaktionen!
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  6. Für mich als noch Auszubildender wirklich sehr interessant anzuschauen! (Habe es zugegebenermaßen bisher nur durchgeklickt, aber die klare Struktur lässt sich erkennen) Werde es sobald ich die Zeit habe genauer durchlesen!

    Besonders krass finde ich auch, dass von den Festangestellten 44% definitiv nicht glauben, und 37% daran zweifeln, in drei Jahren noch denselben Arbeitgeber zu haben.. zeigt doch ziemlich eindeutig wieviel Bewegung und Spannung in unserem Berufsfeld vorhanden ist.

    Also nochmal ein dickes Lob an dich Achim, das ist echt eine wirklich gelungene Arbeit! Vielen Dank dafür :)

  7. Tolle Arbeit, sehr interessant – vielen Dank! Besonders interessant waren die Kommentare – endlich ein paar wahre, unzensierte Worte über unser “Schicksal”.

  8. Eine interessante Studie, die auch gut dargestellt ist. Was mich allerdings stört: Produktdesign wird unter dem “/” Verpackungsdesign gefasst (s.PDF) – das sind nicht nur 2 unterschiedliche Schwerpunkte, ich vermisse zudem den ganzen Rest der Branche. Wenn schon “Design” als Überbegriff steht und Sie die Grafik-Sparte so detailliert untergliedern, dann sollten Sie nicht die “Produktler” über einen Kamm scheren – auch hier gibt es unterschiedliche Bereiche (Automobildesign, Konsumgüterdesign, Investitionsgüterdesign, Ausstellungsdesign… uvm.) oder aber Sie belegen Ihre Studie nicht mit dem allgemeingültigen Begriff “Design” sondern klassifizieren – nicht dass sich die Nail- und Hair-Designer auf den Schlips getreten fühlen…

    Viele Grüße
    Barbara

  9. @Modell-N

    Danke für Ihre Rückmeldung zur Studie. Ich habe Ihnen eben auch auf Ihre E-Mail geantwortet und tue dies nun auch hier.

    Die Subsumierung der Sparte Verpackungsdesign als Teilbereich des Produktdesigns ist im Kontext akademischer Ausbildungsgänge ja durchaus üblich, insofern kann ich Ihre Kritik nicht teilen. In der Studie werden Verpackungs- und Produktdesigner deshalb als eine Gruppe geführt, um in Bezug auf das Ergebnis eine relevante Anzahl von Teilnehmern zu erzielen. Hätte man bei der Befragung die von Ihnen aufgelisteten Gruppen einzeln abgefragt, dann hätte das Ergebnis wenig Aussagekraft (Beispiel: 1 Investitionsgüterdesigner aus Baden-Württemberg, 2 Automobildesigner aus Österreich etc.). Bitte berücksichtigen dabei, dass ein Schwerpunkt der Studie darin bestand, Unterschiede in Bundesländern und im Vergleich zu Österreich und der Schweiz zu ermitteln. Mit zu stark granulierten Gruppen wäre solch ein Vergleich nicht möglich gewesen.

    Die Studie schert nicht über einen Kamm, wie Sie es formulieren, sondern die darin aufgelisteten Designdisziplinen werden deshalb zu in der Berufswelt wie auch im Hochschulbetrieb gebräuchlichen Einheiten zusammengeführt, um ein möglichst aussagekräftiges Ergebnis zu erzielen. Darüber hinaus sind die von Ihnen genannten Gruppen allesamt Untergruppen des Produkt- bzw. Industriedesigns, auch wenn es hier natürlich deutliche Unterschiede gibt.

Kommentare sind geschlossen.

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