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Stadtportale: Die schönste Stadt Deutschlands – Teil 1

22. Wiesbaden

Wiesbaden.de | Der Auftritt wurde erst vor wenigen Monaten umfassend relauncht, und das merkt man dem Portal auch an. Die hessische Landeshauptstadt sorgt von der Startseite aus für Begeisterung und zeigt, was für Städte im Web möglich ist.

Das Leben in Wiesbaden ist bunt. Zumindest suggeriert dies der Webauftritt. „Bunt“ wohlgemerkt im Sinne von vielfältig, denn schrill oder schräg ist der Auftritt an keiner Stelle – im Gegenteil. Ein sehr fein abgestimmtes Stadtportal erwartet den Besucher.

Stadtportal Wiesbaden / wiesbaden.de

Design / 25 Punkte

Jung und frisch ist die Gestaltung. Das Wappensymbol (Fleur-de-Lis) als Hintergrundtapete, das hat was. Im Header finden sich das Stadtlogo, jeweils ein Fotomotiv (offenbar speziell für das extreme Querformat aufgenommen) sowie eine gut strukturierte Hauptnavigation. Ein angenehmes Farbklima, genügend Weißraum und zu jederzeit gut gewählte Abstände erzeugen in Kombination mit dem Fotomaterial, der Typographie und dem Linientypus einen sehr ansprechenden Webauftritt. Ein flexibles Spaltenkonzept sorgt für Abwechslung und liefert, abhängig vom Inhalt, bedarfsgerechte Teaser-Module. Als Gesamtpaket eine überaus ansprechende Gestaltung, die viel Liebe fürs Detail vermittelt.

Nutzerführung / 24 Punkte

Vier Klicks werden benötigt, um Detailinfos zu einem Amt oder einer Sehenswürdigkeit zu erhalten. Mit einer Hauptnavi, die den Zugang zur zweiten Ebene ermöglichte, ließen sich die Wege im Auftritt verkürzen. Die Position im Auftritt ist dank Hervorhebung der angeklickten Menüpunkte plus Brotkrumenpfad zu jeder Zeit ersichtlich. Je Rubrik greift ein eigener Farbwert, wodurch nicht nur die Optik gewinnt, sondern auch das Zurechtfinden erleichtert wird. Mit Hilfe der Farbkonstanten Blau und Grau navigiert der Nutzer durchs Portal. Lediglich das Fehlen der Bildverlinkungen fällt negativ auf.

Programmierung / 22 Punkte (HTML 13, CSS 5, SEO 4)

Von Heiko Stiegert | In Anspielung auf den Wahl-Slogan von Barack Obama, gibt es zur Programmierung dieses Stadtportals nur folgendes zu sagen – Yes, they can! Auch, wenn die Webseite kleine Fehler beinhaltet ist die Umsetzung dieses Stadtportal, wie bspw. die strikte Trennung von Content & Layout, mehr als vorbildlich. Auffällig bei der Begutachtung der verwendeten Ressourcen sind allerdings zwei Werbebanner-Animationen im rechten Bereich des Portals, die mit sage und schreibe 700KB(!) zu Buche schlagen. Ein Wert, den so manches Portal mit sämtlichen Ressourcen nicht erreicht. Hier sollte man sich daher, ebenso wie über eine Komprimierung des CSS-Codes und eine Reduzierung der HTTP-Requests (hervorgerufen durch viele kleine Icons und Hintergrundelemente), im Sinne einer verbesserungswürdigen Ladezeit der Webseite, dringend Gedanken machen. Wenn dies geschieht, ist wiesbaden.de aus Sicht der Umsetzung des Quellcodes eines der Stadtportale, die es im Kampf um Platz 1 zu schlagen gilt.

Information / 23 Punkte

Potenzielle Besucher der Stadt bekommen viel geboten. Ein umfangreiches Sehenswürdigkeiten-Angebot sowie „virtuelle Rundgänge“ machen Lust, die Stadt online und in Natura zu entdecken. Die Rubrik „Themen und Touren“ beinhaltet zudem bedürfnisorientierte Vorschläge. Das kann sich wirklich sehen lassen. Auch die Rathaus-Verwaltung nennt sich „virtuell“, was angesichts von derzeit sieben Online-Diensten vielleicht etwas hochtrabend klingt, und dennoch lässt dieser Bereich kaum Wünsche offen. Wer auf den gut strukturierten Seiten auf Anhieb nicht fündig wird, kommt per eigens implementierter Ämter-Suche ans Ziel. Auch, wer wissen will, was in Wiesbaden los ist, der ist in diesem Stadtportal gut aufgehoben. Der Veranstaltungskalender sowie die auf den Übersichtsseiten eingestellten Freizeittipps laden zum Stöbern ein.

Gesamtpunktzahl 94

21. Karlsruhe

Karlsruhe.de | Die ehemalige Residenzstadt Karlsruhe wurde im 18. Jahrhundert am Reißbrett geplant und entworfen. Dem Stadtportal hingegen fehlt jegliche Linie. Konzept- und ideenlos präsentiert sich Karlsruhe im Web.

Die Tristesse in Sachen Gestaltung und Inhalt könnte nicht auffälliger sein, vor allem, wenn man gerade aus Wiesbaden herüber gekommen ist. „Internethauptstadt Deutschlands“ möchte man sein, was natürlich angesichts des eigenen Webauftritts einer gewissen Tragik nicht entbehrt.

Stadtportal Karlsruhe / karlsruhe.de

Design / 2 Punkte

Vor 25 Jahren wurde in der Universität der Stadt die erste E-Mail in Deutschland empfangen. Das städtische Portal trägt die gleichen historischen Züge. Von Design keine Spur. Auch den Bereich Konzeption scheint man bei der Realisierung schlicht übersprungen zu haben. Ein Branding findet nicht statt. Dem Stadtlogo wurde eine grau gesetzte Verdana als HTML-Text zur Seite gestellt. Normalerweise sitzt unter der Bildmarke die in Frutiger angelegte Wortmarke. Mit dem Logo und seiner Schutzzone nimmt man es nicht so genau. Das Stadtportal bietet vor allem eines: jede Menge Raum zur Entfaltung eines Negativ-Images. Die 2 Punkte in dieser Kategorie gibt es für die Darstellung des ausgelagerten Tourismus-Bereichs.

Nutzerführung / 4 Punkte

Textlinks führen das Attribut „visited“, wodurch sie sich optisch von anderen Links unterscheiden. Heutzutage werden derlei unterschiedliche Linkfarben vorzugsweise von echten Web-Urgetümen, wie der Craigslist und auch eBay verwendet. Auch die sehr geringe Schriftgröße zeugt nicht gerade von einer modernen Webanwendung. Wenn man etwas länger im Webportal klickt, kann es passieren, dass man sich im Wald verläuft. Im Web zeigt sich die „Stadt der Gärten“ von seiner sprödesten Seite. Was Karlsruhe wirklich nötig hätte, wäre ein Masterplan für den Umgang mit den digitalen Medien.

Programmierung / 8 Punkte (HTML 5, CSS 2, SEO 1)

Von Heiko Stiegert | Wer sich den Quellcode von karlsruhe.de ansieht, bei dem wird sich das Gefühl breit machen, man befinde sich im letzten Jahrtausend. Schlecht strukturierter Code, dessen Inhalte in den seltensten Fällen durch ihrer Bedeutung entsprechende HTML-Tags ausgezeichnet werden. Zudem ist das fließende Layout, welches sich auf die volle zur Verfügung stehenden Breite des Browserfensters ausdehnt, vor allem bei größeren Monitoren oder Displays nahezu unbrauchbar. Denn Webseiteninhalte wie die Navigation geraten auf diese Weise fast außerhalb des Blickfeldes des Betrachters und verlieren somit jegliche Funktion und Wirkung. Das wiederum führt dazu, dass die Laufweite so manchen Textes somit zu einem echten Seh- & Konzentrationtest wird. Eine Randbemerkung der Verantwortlichen im Bereich FAQ weißt im Übrigen darauf hin, dass die Seiten überwiegend mit dem Browser Firefox entwickelt werden. Randbemerkung von mir: Wurde die Webseite für die Macher des Portals umgesetzt oder für die (potentiellen) Besucher? Einer der wenigen Pluspunkte der Seite ist, dass sie sich aufgrund eines nicht existenten Designs und somit dem Nichtvorhandensein entsprechender CSS-Eigenschaften und Bild-Elemente ein schnelles Ladeverhalten aufweist.

Information / 13 Punkte

Dank eigener Redaktion, die die Printausgabe der Stadtzeitung steuert, stellt das Portal ein durchaus umfangreiches und vielfältiges Informationsangebot dar. Inhalt und Form lassen sich allerdings nur schwer getrennt von einander betrachten und so muss man die Aufbereitung der Meldungen einfach kritisieren. Ein Stadtfest zum 300-jährigen Bestehen – mit überraschend schönem Logo – könnte kaum dröger präsentiert werden. Der Tourismus-Bereich ist als eigener Auftritt herausgelöst und entspricht schon eher den Erwartungen. Auf den Rathaus-Seiten wird schließlich noch einmal deutlich, wie tief Karlsruhe in der Steinzeit des Webs steckt. Dort werden „elektronische Formulare im PDF-Format“ offeriert, die zwar „am Bildschirm ausgefüllt werden können, aber „persönlich abgegeben“ werden müssen. eGovernment 0.1.

Gesamtpunktzahl 27

Zwischenfazit

Bereits jetzt deutet sich an, dass Stadtportale an einem dreispaltigen Aufbau nur schwer vorbeikommen. Karlsruhe.de schießt den Vogel ab und präsentiert sich als Spooky-Kandidat. Wiesbaden hingegen legt die Latte hoch. Mal sehen, welche Stadt hier noch drüber springen kann.

Punkte

Stadtportal Design Nutzerführung Programmierung Information Gesamt
Gelsenkirchen 08 12 08 12 40
Augsburg 13 11 10 08 42
Münster 11 12 18 08 49
Wiesbaden 25 24 22 23 94
Karlsruhe 02 04 08 13 27

In wenigen Tagen folgt Teil 2. Dann besuchen wir die Stadtportale von Mannheim, Bonn, Bielefeld, Wuppertal und Bochum.

Update 29.10.2010:

Dieser Beitrag hat 47 Kommentare

  1. Soeben schreibt mir die Stadt Karlsruhe, dass im Hintergrund derzeit an dem Relaunch von Karlsruhe gearbeitet wird:

    „Um die Nutzerführung zu optimieren, wurde die Navigation überarbeitet und es entstehen neue Zielgruppeneinstiege als Schnelleinstiege. Zudem findet eine Kommunikation mit den interessierten Bürgerinnen und Bürgern auch in Sozialen Netzwerken statt und Web 2.0 Elemente werden auf den Seiten integriert.“

  2. Also was den Web-Auftritt von Wiesbaden betrifft, haben die den stark von mainz.de geklaut. Ich kenne die Seite noch von vorher und da war es alles andere als übersichtlich. Das Struktur erinnert doch sehr an die Mainzer Seite. Das nur mal am Rande erwähnt!

Kommentare sind geschlossen.

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