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Relaunch von SPIEGEL ONLINE

Spiegel Online Relaunch

Nachdem dieser Tage Stern.de umfassend überarbeitet ins Netz gestellt wurde, ist nun der Webauftritt von SPIEGEL ONLINE an der Reihe. Noch mehr, als beim Nachrichtenpendant aus dem Hause G+J, schaut die Branche nun auf den Relaunch eines der nur fünf Angebote, die hierzulande mit einem Page Rank 8 bei Google geführt werden. Der letzte große Wechsel wurde vor gut vier Jahren vollzogen und war einer der ersten Relaunchs, die hier vorgestellt wurden.

Kontinuität statt Umbruch

In der verkleinerten Ansicht muss man schon genau hinschauen, will man Unterschiede entdecken. Knapp 100 Pixel hat die Website in der Breite zugelegt. Der Auftritt ist nun 900 Pixel breit. Immerhin. Stern.de ist ja sogar schmaler geworden. Es ist immer noch genug Luft für die Einspeisung der durch die OMS gesteuerten standardisierten Werbemittel. Das Logo bleibt unangetastet. Lediglich der Header bekommt einen dezenten Verlauf. Das Farbsystem für die jeweiligen Ressorts bleibt erhalten. Der Aufbau der Startseite ist identisch mit seinem Vorgänger: links die Artikel, rechts die Marginalspalte, die am stärksten von der Breitenanpassung profitiert. Die Hauptnavigation ist inhaltlich weitestgehend gleich geblieben, ebenso die Farben für die Auszeichnung von Links (Rot, Orange, Schwarz). Neu ist ein hellgrauer Fond, vor dem die Inhalte nun in weißen Boxen optisch gebündelt erscheinen.

Die Artikeln wandern nach rechts

Kommen wir zu einem augenfälligeren Wechsel. Bei Klick auf ein Ressort z.B. Panorama werden die Artikel nicht mehr in der linken Spalte, sondern ab sofort in der rechten Spalte angezeigt. Links sitzen die “Assets”, so die interne Begrifflichkeit. Nun. Sinnvoll ist diese Umstellung vor allem aufgrund des Trends in Richtung 16:9 Monitore. Der Artikel rückt so vom linken Rand des Monitors ein Stück weit hinüber. Der Blickweg verkürzt sich ein wenig. Noch sinnvoller ist dieser Seitenwechsel – und dies dürfte auch ein Mitgrund für die Umstellung sein – in Bezug auf die Vermarktung, denn der Skyscraper rückt so in unmittelbare Nähe zum Artikel. Der Ankündigung zum Relaunch: “SPIEGEL ONLINE wird noch moderner, übersichtlicher, eleganter…” darf noch ergänzt werden: “und für Sie als Werbepartner noch attraktiver”. Tatsächlich fällt in der 9-seitigen Fotostrecke kein einziges Wörtchen zum Thema Werbemittel

Noch nicht rund

Was noch nicht funktioniert ist das Abspielen von Videos. Im Videobereich bekomme ich eine Fehlermeldung, obwohl ich den neusten Flash-Player installiert habe (10.0.22.87). Das Wetter, ebenfalls in Flash angelegt, wird hingegen korrekt angezeigt. Auch das Umblättern der Inhalte im Multimedia-Karussell will nicht funktionieren. Es wird moniert, JavaScript wäre nicht aktiviert, obwohl bei der entsprechenden Checkbox in den Browser-Einstellungen das Häkchen korrekt sitzt. Gerne hätte ich mir auch das Video zum Relaunch angeschaut aber es startet nicht. Vielleicht ja morgen.

Sreenshots des alten Auftritts

Der überraschende Moment bleibt aus

Sicher, das Abspielen von Videos über die gesamte Breite in HD-Qualität, sofern es die Bandbreite erlaubt und sofern es funktioniert, ist eine feine Sache. Zumindest für diejenigen, die auf einer Nachrichtenseite tatsächlich Videoangebote aufsuchen. Echte und vor allem überraschende Neuerungen sucht man aber vergebens. SPIEGEL ONLINE verfügt nun über eine Social-Bookmark-Leiste! Der Umstand, dass dies bereits innerhalb der offiziellen Vorstellung Erwähnung findet zeigt schon, dass der große Umbruch ausblieb. Wir reden hier über einen evolutionären Schritt, in dem in der Fotostrecke, die einige Tage vorher ins Netz gestellt wurde, bereits alles gesagt wurde, was zu sagen ist. “Wind aus den Segeln nehmen” nennt man das. Die zahlreichen Stammleser wurden schon im Vorfeld informiert und auf den Wechsel eingestimmt. Ich behaupte einmal, dass viele Leser den Wechsel überhaupt nicht wahrnehmen werden und so auch weder ein Wind und schon gar nicht ein Sturm der Empörung aufbrechen wird.

Defensiv erfolgreich

Es muss jeder für sich entscheiden, ob dieser Wechsel, vielleicht auch eben weil er so dezent vonstatten ging, ein guter ist, oder ob er überflüssig erscheint. Gerade im Nachrichtensektor ist unglaublich viel Bewegung. Auch hier im Design Tagebuch wird über die zahlreichen Relaunchs von Nachrichtenseiten der jüngeren Vergangenheit berichtet und diskutiert. Mir scheint, als wolle SPON ebenfalls ein bisschen auf dieser Welle reiten um vielleicht auch zu verhindern, dass bild.de in Bezug auf die Visits noch näher rückt. Freilich ohne wirklich etwas überraschend Neues produziert zu haben. Warum sollte man auch bei SPIEGEL ONLINE alles umstürzen? Mit dem bisherigen und weitestgehend unveränderten Konzept ist man schließlich die führende Nachrichtenmarke im deutschsprachigen Netz geworden. Die Fortführung des Modells spiegelt Selbstbewusstsein wider. Im Sport sagt man “Never change a winning Team”. Das Internet ist kein Sport. Hier gibt es andere Regeln. Ich bin gespannt, ob andere Nachrichtenmarken diese “defensiv ausgerichtete Taktik” für sich zu nutzen wissen und offensiver agieren. SPON kommt mir vor wie Italien: Nicht immer kreativ, dafür erfolgreich.

Auch im Spiegel-Forum kann über den Wechsel diskutiert werden.

Dieser Beitrag hat 45 Kommentare

  1. Ich finde die Verschiebung des Textes aus zweierlei Gründen total nervig:

    1.) Bei meinem grossen Rechner schaffe ich es nicht mehr den Text in der Mitte des Bildschirms zu plazieren. Stattdessen pendelt der Text immer zwischen Links (Hauptseite) und Rechts (die eigentlichen Artikel) hin und her.

    2.) Auf meinem kleinen Netbook dagegen ist mein Display so klein, dass die Artikel nicht ganz dargestellt werden. Entsprechend muss ich auf jeder neu aufgebauten Seite mit der horizontalen Scrollbar erst den Text herscrollen.

    – Super Innovation!

    Nach ca. 9 Jahren treuer Leserschaft denke ich ernsthaft darüber nach SPIEGEL Online nicht mehr zu lesen.

  2. Endlich! Nach ca. 1 Woche rumbasteln und recherchieren weiss ich endlich, wie man den dummen Seitenwechsel von Spiegel (Wechsel der Nebeninformationsspalte nach links bei Aufruf der Artikel) unterbinden kann.

    Man nehme:
    – Firefox
    – Installiere das Addon Greasemonkey
    – Installiere das Skript https://userscripts.org/scripts/show/55968

    -> In Zukunft werde ich mir wohl öfters selber mein Layout zusammenstellen.

  3. Was schön gewesen wäre: Ein real existierender Video Player, warum Spon da sein eigenes hakeliges Ding nutzt was ich noch nirgendwo hab laufen sehen ist mir scheleierhaft. Gibt es keine Werbekunden für Videos? Aber ich kauf mir auch nicht jeden Tag einen neuen Computer.

Kommentare sind geschlossen.

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