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Norwegische Post ändert Corporate Design

Norway Post Logo

Die Norwegische Post (Posten Norge) hat kürzlich ein neues Erscheinungsbild vorgestellt, das in der Öffentlichkeit viel diskutiert wird. Im Mittelpunkt steht eine völlige neue Interpretation des Firmenlogos, bei dem das charakteristische Posthorn in stark abstrahierter Form in Szene gesetzt wird. In der Blogosphäre sind bereits erste Beiträge erschienen, in dem auf die starke Verwandschaft zu bekannten Signets hingewiesen wird.

Auch in der norwegischen Presse steht das neue Design, wenn auch aus wirtschaftlichen Gesichtspunkten in der Kritik, dazu später mehr. Das neue Logo zeigt die Krux bei der Logoentwicklung. Ist die Gestaltung zu komplex, lässt es sich nur schwer in Erinnerung rufen. Wird man zu einfach in der Form wie etwa das Beispiel Euronews gezeigt hat, läuft man Gefahr sich der Beliebigkeit auszusetzen.

Norway Post Logo

Auf der oberen Abbildung sieht man, dass die Form des neuen Posten-Logos durchaus schon einmal in einem Signet in Erscheinung getreten ist. Die Spieler unter uns erkennen das Logo des legendären Spiels “Marathon”. Zwar liegt hierbei der Fokus auf die innere weiße Fläche – beim neuen Logo ist es umgekehrt – aber der Grundaufbau ist bis auf die rechte Öffnung beim Posten-Logo identisch. Auch die Aufteilung der Farben konnte man in einem Logo eines Spieles (Pokeball) schon einmal sehen. Heißt das nun automatisch, das neue Logo der Post wäre ein Fehlgriff? Zeugt es von einer schlechten Recherche? Ich finde nicht.

Norway Post Vehicles

Erst einmal sollte man sich vor Augen führen, dass Computerspieler und Postkunden nur eine äußerst geringe Zielgruppenüberschneidung bilden. Wichtiger als die Frage nach der Ähnlichkeit zu den beiden oben genannten Spielen ist die Frage in wie weit es sich von anderen Mitbewerbern unterscheidet. Nach meinem Wissen ist die sehr starke Abstraktion des Posthorns sehr wohl ein Unterscheidungsmerkmal. Um es zu beurteilen darf auch nicht der Kontext fehlen, in dem es steht. Hintergrund für die Erstellung des neuen Corporate Designs ist das Unternehmensziel sich zukünftig stärker dem europäischen Markt zu stellen und hier eine stärkere Rolle zu spielen. Unverwechselbarkeit und Originalität kann dabei helfen.

Norway Post Bring

Die norwegische Post investiert im Zuge der Umstellung auf das neue Design 300 Mio. Kronen* umgerechnet 37 Mio. Euro. Klar, dass solche Summen immer – unabhängig von der Gestaltung – Anlass für Diskussionen geben, vor allem wenn die Gelder, wie im Fall der staatlichen Post, aus öffentlichen Mitteln stammen. Hier kann man dann in jedem Land die gleichen Spielchen verfolgen. Oppositionelle Politiker geben Interviews, in denen sie, in der Hoffnung Stimmen ködern zu können, von ungerechtfertigten Ausgaben “für ein Logo” sprechen. Der Umstand, dass die gesamte Infrastruktur bestehend aus Fahrzeugen, Filialen, Firmenkleidung, Verpackungsmaterial, Schildern, Briefkästen, der kompletten Geschäftsausstattung und auch den digitalen Medien umgestellt werden müssen wird dabei erst einmal unter den Tisch gekehrt. Hinzu kommt, dass nicht nur das Gesicht einer Marke verändert wird, sondern mit “Bring” eine Mehrmarkenstrategie konzipiert und umgesetzt wurde.

Hinterfragen darf man bei aller Liebe für Veränderung warum in letzter Zeit Werte wie Tradition, Geschichte und Langlebigkeit bei Redesigns auf dem Rückzug sind, was ich prinzipiell sehr bedauernswert finde. Triumph und die Österreichische Nationalbank lösen sich von einer Serifenschrift und Universitäten kippen reihenweise Logos mit klassischer Anmutung. Dem Willen Neues zu bewegen und dem Wunsch nach Wachstum fällt leider allzu häufig der Sinn für das Verwachsensein zum Opfer. Aus rein gestalterischer Sicht sprach nichts für einen Wechsel. Das alte Logo ist formvollendet und eine wunderbare Mischung aus klassischen Stilelementen und moderner Anmutung. Das neue Logo hingegen wirkt futuristisch, leblos und kalt und wird auch in Jahrzenten nicht den Charme des gelben Posthorns im roten Quadrat versprühen können.

Dieser Beitrag hat 39 Kommentare

  1. Das ist nicht so verwunderlich. Ich hab den einfach nicht gesehen bzw. registriert als ich vorhin Deinen Eintrag las, so konnte ich das auch nicht berücksichtigen während ich das Posting schrieb.

  2. Das Logo ist wirklich ein Griff in Klo. Es vermittelt keinerlei Wertigkeit. Sowohl die Typo als auch die Farb- und Formgebung vermitteln mir den Eindruck, dass man sich keine Gedanken gemacht hat. Zielsetzung war vermutlich: es muss modern sein. Das Ergebnis ist ein Logo, das jeder Praktikant schöner und vermutlich wesentlich günstiger umgesetzt hätte…

    Schaut man sich die Bilder an und wie das Logo eingesetzt wird, so erinnert das mehr ein eine 10-Mann-Spedition aus dem Ruhrpott als an einen in Norwegen doch renomiertes Unternehmen mit evtentuellen internationalen Ambitionen.

    Schade!

  3. Die “Neuigkeiten-Ausleihe” von underconsideration belegt nur erneut welche hohe Klasse in diesem Blog steckt. Nachrichten wie diese sprechen sich auch nicht via Mundpropaganda oder Mail-Submission so schnell rum.

    Das Logo erinnert ein wenig an Raumfahrt mit seinen aalglatten und reduzierten Zügen. Posten Norge = Battleship Galaxy. Lobenswert: im Gegensatz zu den Vergleichslogos hat man auf die albernen Verläufe verzichtet – die Typo ist markant und passend.

    Wieviel Geld da für eine Agentur drauf gegangen ist, ist ja doch wenn man alles gelesen hat im Hochsteuerland Norwegen zweitrangig.

  4. sie hätten das alte lassen sollen, wenn ich ein logo habe muss es emotionen haben um anzuregen, dass alte hatte das

  5. @ Matthias: genau diesen Part der Posten Reklame welche dich “an eine 10-Mann-Spedition aus dem Ruhrpott” erinnert, ist genial und hebt sich deutlich heraus. Dieser Teil der öffentlichen Darstellung gabs schon vor dem neuen Logo. Die Idee: Menschen die bei der Post arbeiten, machen auch Reklame für die Post. Deutlich wird das ganze vor allem wenn man die TV-Spots kennt, wenn diese gerade von ihrer Arbeit erzählen. Z.Bsp. in der Vorweihnachtszeit, wenn mal wieder alles länger dauert. Das ganze ist eine geniale Mischung: keine durchgestylen Modells sondern der Nachbar. Aber nicht mit Nachbars Videokamera produziert, sondern wie es sich gehört: professionell. Dies wirkt viel echter, ehrlicher.

Kommentare sind geschlossen.

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