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New York City Opera – Schlusspunkt und Neuanfang

New York City Opera Logo

Für die New York City Opera waren es in den vergangenen Jahren schwierige Zeiten. Erstmals nach dem Bankrott startet das Opernhaus dieser Tage in eine neue Saison, mit neuem Programm und völlig verändertem Erscheinungsbild.

Als im Oktober 2013 die Zahlungsunfähigkeit der NYCO bekannt gegeben wurde, war dies der Schlussakt einer sich über viele Jahre hinweg zuspitzenden Entwicklung. Um Kosten zu sparen, verließ das vom einstigen Bürgermeister Fiorello LaGuardia als „The People’s Opera“ bezeichnete Opernhaus 2011 seinen langjährigen Veranstaltungsort, das „David H. Koch Theater“ am Lincoln Center. Es war dies, so ehemalige Künstler, gewissermaßen der Todesstoß.

Unter der Leitung von Michael Capasso als Generaldirektor begann schon bald wieder der Neuaufbau des Opernhauses, das, 1943 gegründet, hinter der Metropolitan Opera (MET) die zweitgrößte Kultureinrichtung ihrer Art in der Stadt ist. Es folgte die Rückkehr ins Lincoln Center, wo die NYCO im „Rose Theater“ nun ihre neue Wirkungsstätte gefunden hat.

Das Erscheinungsbild der New York City Opera zeigt sich nach diesem umwälzenden Prozess gleichsam stark verändert. Der einstige schwarze Punkt als Logo, angelehnt an ein Gemälde des russischen Malers Malewitsch, verschwand ebenso wie die Helvetica als prägende Hausschrift. An deren Stelle rücken die Schrift Brandon Grotesque sowie eine zweifarbige Darstellung des Empire State Buildings.

New York City Opera Logo – vorher und nachher

Kommentar

Gewöhnliches verdrängt Avantgarde. Der schwarze Punkt, für Malewitsch Sinnbild für das Absolute und die Leere, fand gewissermaßen in der Bankrotterklärung des Hauses eine unerwartete Bestätigung. Ein Schlusspunkt besonderer Art. In wie fern der vollzogene Wechsel im Erscheinungsbild sinnbildlich für das Programm und die künstlerische Qualität ist, lässt sich freilich nur nach mehreren Besuchen der Aufführungen sagen. Im Vergleich zum bisherigen Erscheinungsbild verbreitet der neue Look jedenfalls deutlich weniger Esprit und Raffinesse. Die Wahl des Empire State Buildings als Erkennungszeichen wirkt fast ein wenig hilflos. Offen gesagt vermittelt sich mir der Bezug zu diesem Gebäude, das sich gut 20 Straßenblocks vom Lincoln Center entfernt befindet, nicht wirklich. Denn schließlich geht es darum, die Charakteristik der New York City Opera sowie den Anspruch der künstlerischen Leitung, zum Ausdruck zu bringen, und nicht um die Stadt New York als solche. Einfach nur weniger elitär als The Met Opera aufzutreten, scheint mir zu wenig zu sein. Ein Neuanfang, der die besondere visuelle Note vermissen lässt.

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Dieser Beitrag hat 14 Kommentare

  1. Von der Farbgebung musste ich sofort an irgendeine Konferenz von Smashing Magazine denken.

    Warum das Orange das Empire State auch nicht mittig zerteilt erschließt sich mir auf den ersten Blick auch überhaupt nicht.

    Zur Schriftwahl (wegen dem aus Berlin): https://www.myfonts.com/bestsellers/
    Auch wenn man sich die letzten Jahre an der Brandon Grotesque satt gesehen hat, scheint sie nach wie vor sehr aktuell (zumindest auf myfonts.com). Auf Platz 2 Proxima Nova und Platz 3 Helvetica Neue.

    „Oper“ kann ich aber aus allen Elementen (Farbe, Schrift, Bildmarke) nicht ableiten.

    1. >>Warum das Orange das Empire State auch nicht mittig zerteilt erschließt sich mir auf den ersten Blick auch überhaupt nicht.<< (Kadir, 19. September 2016 um 11:44)

      Meiner Meinung nach, wegen dem Übergang am Y. Zieht man einen Strich von dem Orangton am Bild runter, so wird die Linie genau rechts am Y vorbeigehen.

      1. Diese gedachte Linie geht allerdings soweit am Y vorbei, dass ich den Bezug nicht herstellen kann.

        Interessant ist, dass die Kante der orangenen Einfärbung nicht nur nicht mittig ist (ich glaube es liegt am Problem , die spitze Spitze hälftig einzufärben), sondern dass diese Kante noch nicht mal gerade ist, sondern leicht kippt.

        Alles in allem sehe ich mehr Kongresshalle als Opernhaus.

      2. Ja, das stimmt. Die Linie geht vorbei, schneidet das Y gar nicht (was ich dann eventuell besser gefunden hätte).

        Die Spitze in der Mitte zu teilen wäre im Druck sicherlich schieß gegangen in kleinen Größen. Da frage ich mich nur, warum überhaupt trennen und nicht gleich ganz Orange? Aber seis drum.

    2. platz 2 hin oder her es ist einfach … langweilig.
      stinke langweilig. durch die wohl der brandon verliert das ganze ding stark an eigenständigkeit
      und flutscht so durch … bitter.

  2. Mein erster Gedanke nach ca. 2 Sekunden war ebenfalls “warum wurde der Turm farblich nicht in der Mitte geteilt?” …vielleicht wegen der Spitze, an der die Farben dann “verlaufen” würden?… so sieht es einfach asymetrisch aus.

    Nach dem Kreis und dem tristen schwarz des letzen Logos ist es jetzt vielleicht etwas kreativer, aber trotzdem nicht besonders aussagekräftig; ich kann auch keine Verbindung zu Oper erkennen.

    Über die Schrift – ob älter oder top-modern – lässt sich sicher streiten. Hier finde ich sie eigentlich recht angenehm und weit weniger erschlagend als die Alte.

    1. PS: Etwas wollte ich noch ergänzen. Es mangelt im Vergleich zum letzten Logo etwas an Mut zum Minimalismus und zu radikalem Design; die schwere des alten Logos hätte man auch mit etwas Farbe und leichten Modifikationen herausnehmen können. Hier nun ein völlig anderes Erscheinungsbild, mit keinem Bezug zum Vorhergehenden.

  3. “Der einstige schwarze Punkt als Logo, angelehnt an ein Gemälde des russischen Malers Malewitsch”

    Das ist echt so lächerlich das es schon weh tut. Da ist auch ein N im Logo das ist garantiert angelehnt an die Ninja Turtles, fängt ja schliesslich beides mit N an. Da soll sich noch mal einer wundern das sich so enorm viele Menschen über Kreative aufregen.

    Bleiben für mich eigentlich nur zwei Fragen im Raum stehen: Wie wenig Anstand muss man haben um sowas Ernsthaft verkaufen zu können? Und wie besoffen muss man sein um dieses Gestaltungsmärchen dann auch noch zu glauben.

    Das neue Logo wirkt auf mich als hätte der/die Gestalter entdeckt das man aus New York City Opera, NYCO machen kann. Und waren dann so stolz auf ihre Entdeckung das sie vergessen haben ordentlich weiter zu arbeiten. Arbeiten nervt aber auch.

  4. Für eine bedeutende Kultureinrichtung ist das neue Erscheinungsbild viel zu gewöhnlich, gefällig und un-avantgardistisch. Es wirkt – wie Achim schon schreibt – fast hilflos. Irgendwie fällt es mir gar schwer die NY-Oper so noch ernst zu nehmen.

  5. Wer sich Peoples Opera nennt, mit “affordable prices” wirbt, (ich war auf der Website der geschmähten^^ Opera) der tut vielleicht wirklich gut daran, zu versuchen, etwas weniger elitär daherzukommen (minimalistisch, schwarz, die in die Jahre gekommene Avantagarde).
    Mir scheint es kein allzugroßer Schaden, dass das schwarze Loch weg ist.

    Dass es aber unbedingt ein New-York-Wahrzeichen sein musst, dass für alles Mögliche stehen kann (und vornehmlich und platt für New York), ist sehr schade. Da hätte man auf etwas gehofft, das Innovation, Inspiration oder ganz einfach Kraft, Resilience ausdrückt, noch einmal anzufangen. Eine Chance vertan.

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