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Neuseeland bekommt keine neue Nationalflagge

Die Neuseeländer haben entschieden: Sie behalten ihre bisherige Nationalflagge. Im zweiten und entscheidenden Referendum votierten über 1,2 Millionen von ihnen für die Nationalflagge samt Union Jack.

Mehr als zwei Jahre nach Ankündigung durch Premierminister John Key, Neuseelands Bürger über eine neue Flagge abstimmen zu lassen, endet damit ein wohl einzigartiger Prozess (im dt wurde dieser ausführlich vorgestellt, siehe Beiträge unten). Die Wahlbeteiligung beim zweiten Referendum lag bei 67,3%. Zum Vergleich: die Wahlbeteiligung bei der letzten Parlamentswahl im Jahre 2014 betrug 76,8%.

Ein deutliche Mehrheit von 56,6% sprach sich für die Beibehaltung der bisherigen Flagge aus. Lediglich 43,2% der an der Wahl teilnehmenden Neuseeländer konnten sich für das neue Flaggendesign begeistern (Abb. links).

Es ist davon auszugehen, dass der politische Gegner das Ergebnis als Niederlage der Regierung Key auslegen wird. Aus Sicht der Opposition wurde Keys Initiative von Anfang an als Irrweg kritisiert, ein kostspieliger zudem. Die Kosten werden von offizieller Stelle mit umgerechnet 17 Millionen Euro beziffert.

Aufgrund von Verfahrensfehlern beziehungsweise einem zu komplizierten Prozedere bei der Stimmabgabe beim ersten Referendum bleiben jedoch Zweifel. Ein fehlerfreier Prozess hätte den Wechsel hin zu einer neuen Nationalflagge womöglich positiv beeinflusst. So jedoch müssen alle Seiten mit dem Ergebnis leben. Es ist unwahrscheinlich, dass die derzeitige Regierung in naher Zukunft einen weiteren Anlauf unternehmen wird.

Was bleibt, ist ein ungemein spannender Designprozess und die Erkenntnis, dass Neuseelands Bürgern der Wunsch nach einer eigenständigen Identität, bezogen auf die Darstellung der Nationalflagge, offenbar weniger ausgeprägt ist als ihr Traditionsbewusstsein.

Der Flaggendesign-Prozess im dt

Dieser Beitrag hat 12 Kommentare

  1. Das Abstimmungsverfahren war eine Katastrophe. Ich bezweifle auch, dass der Prozess zur Findung von Entwürfen vernünftig war. Hier hätte viel mehr Wert auf eine Verquickung zwischen professioneller Gestaltung, historisch-kulturellen Aspekten und den Bedürfnissen der Bevölkerung gelegt werden sollen. Der am Ende favorisierte Entwurf war einfach nur noch schlecht und eine gestalterische Katastrophe, allen voran vor dem Hintergrund etablierter “Regeln” für die Darstellung von Flaggen innerhalb der Heraldik. Insofern bin ich als Freund der Ästhetik erleichtert, dass es vorerst bei der alten Flagge bleibt. Mein Lieblingsentwurf ist übrigens relativ früh ausgeschieden.

    1. Wenn du nach der Heraldik Regel gehst ist die deutsche Flagge auch falsch.
      Zudem finde ich den Vorschlag jetzt nicht so schlimm.

  2. Schade, ich fand die Farnblatt-Idee sehr schön. Jedenfalls emotionaler und lebendiger als den ollen Union Jack, an dem man sich längst sattgesehen hat. Ist Neuseeland eigentlich noch Kolonie? Aber wir Deutschen müssen diesbezüglich den Ball ja besonders flach halten: Drei horizontale Streifen sind ja auch nicht gerade der Gipfel der Kreativität.

    1. Bei einer Flagge geht es viel weniger um die Idee, sondern um die kulturell verankerten Bedeutungen die Identität stiftet. Deshalb darf man nicht die Idee zu Beurteilung heranziehen, sondern die Botschaften, die mit den einzelnen Symbolen verbunden werden.

    2. Hawaii ist auch keine Kolonie, hat aber auch den Union Jack. Das hat eben mit Geschichte zu tun.

      Ebne mal ein Beispiel aus der näheren Umgebung: Baden-Württemberg hat sogar den rot-weiß-roten österreichischen Bindenschild im Wappen, ich denke kaum, dass deswegen die Wiener Regierung noch Ansprüche auf Vorderösterreich geltend macht. Und schon gar nicht glaube ich, dass Baden-Württemberg damit sich oder seine Geschichte verleugnet – im Gegenteil!

  3. Schade, ich fand das einen sehr guten Vorschlag. Da wurde eine Chance vertan, den Union Jack endlich loszuwerden und etwas eigentständiges zu schaffen. Aber wahrscheinlich wollte insbesondere die europastämmige Bevölkerung an der alten Flagge festhalten, immerhin machen diese fast 68 % aus.

  4. @Ed:
    Ohne zu wissen, auf was sich Christoph bezog, aber das Problem mit dem Entwurf ist, dass er nicht eindeutig beschreibbar ist. Auch wenn die Vexillologie (=Flaggenkunde) etwas andere Regeln hat als die Heraldik (Wappenkunde), so gilt eigentlich, dass verbindlich der Wortlaut der Beschreibung ist – die Form und Anordnung der Einzelblätter des Farns lässt sich aber kaum in Worte fassen.
    @A. Karl:
    Nein, Neuseeland ist natürlich keine Britische Kolonie, aber da die Königin von England auch Staatsoberhaupt von Neuseeland ist, bleibt durchaus der Bezug zum Vereinigten Königreich. Im Gegensatz zu Australien sind die Bestrebungen dort auch relativ gering, stattdessen einen Präsidenten, eine Präsidentin zu wählen.

    1. Nur aus realem Interesse am Thema: Ist es in der Heraldik nicht auch “offen gelassen” wie, beispielsweise, der Löwe genau “gezeichnet” ist – solange erklärt wird dass es ein Löwe (im heraldischen Sinne) ist? Zudem erklärt die Blasonierung dann noch die Attribute, eben die Farbe, ob er “bewehrt” ist (dann auch unter Angabe der Farbe) evtl. ein- oder zwiegeschwänzt und ob noch ne Krone (wieder Hinweis zur Farbe) oder dergleichen? Würde es demnach nicht reichen das Farnblatt in der Verlaufsrichtung/Ausrichtung (Bsp.: “…ein von links aufsteigendes…” oder so ähnlich), der Blattzahl und der Farbe zu erklären um die Identifikation zu gewährleisten?
      Die Flagge von Nepal ist doch gemäß den Regeln der Vexillologie eigentlich ähnlich schwer zu erklären, oder vertue ich mich da?

Kommentare sind geschlossen.

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